ra-3 G. RadbruchC. LamprechtW. WindelbandH. MarcuseA. Müller    
 
SIEGFRIED KRACAUER
Georg Simmel (1)

"Simmel begibt sich in eine Schicht von Allgemeinheiten, die zwischen den höchsten Abstraktionen und den rein individuellen Begriffen etwa die Mitte einhält; d. h. er beraubt die Dinge nur gerade soviel ihres Vollgehalts als notwendig, um überhaupt irgendwelche gesetzmäßigen Verknüpfungen zwischen ihnen aufdecken zu können."

"Der eine Fall ist der des Empirikers, der sich mit der Aufdeckung von Tatsachenzusammenhängen begnügt, und es verschmäht, ihnen einen Sinn zu unterbreiten. Der andere Fall ist der des reinen Metaphysikers, der zwar einen absoluten Sinn der Welt erschließt, aber von ihm aus nicht zurückfindet zur Wirklichkeitsfülle, der vielleicht nur deshalb weltumspannende Gedanken zu erleben vermag, weil er sich dem Erlebnis der verschiedensten Einzelphänomene verweigert."

Man hat SIMMEL schon wiederholt als Kulturphilosophen bezeichnet. Ebensogut könnte man ihn den Philosophen der Seele, den des Individualismus oder den der Gesellschaft nennen. Alle diese Formeln aber sind ungenau und einseitig und reichen bei Weitem nicht aus, sein Stoffgebiet auch nur annähernd zu umgrenzen. Welches ist nun die eigentliche Materie seines Denkens?

Eine Reihe von Aufgaben und Grundproblemen sind von vornherein aus dem Bereich der Betrachtungen SIMMELs ausgeschaltet, um ihre Bewältigung hat sich der Philosoph nie bemüht. Ganz fern liegt es ihm, wenn man von den Bestrebungen seiner Spätzeit absieht, die Welt aus einer erhabenen metaphysischen Idee heraus zu verstehen, etwa nach der Art SPINOZAs, der der deutschen Idealisten oder der SCHOPENHAUERs. Er hat kein Bannwort für den Makrokosmos entdeckt, das sich alle Gestaltungen des Daseins unterwirft, den weiten umspannenden Weltbegriff bleibt er uns schuldig. Ebenso mangelt es ihm an einer Geschichtsauffassung großen Stils, die Ausdeutung des historischen Geschehens ist ihm fremd, die geschichtliche Situation, in der die Menschen sich jeweils befinden, stellt er nicht wesentlich in Rechnung. Zu den Naturwissenschaften fehlt ihm fast jede Beziehung. Weder erwachsen seine Gedanen der Beschäftigung mit biologischen Problemen, wie dies bei BERGSON z. B. der Fall ist, noch macht er jemals Gebrauch von den experimental-psychologischen Forschungsmethoden. Das Gebiet der rein geistigen Phänomene durchmißt der Philosoph längst nicht seinem vollen Umfang nach. So verweigert er seine Aufmerksamkeit den allgemeinen Strukturbeschaffenheiten des Bewußtseins, also etwa den Denkvorgängen, den Gefühlen, den Akten des Vorstellens, des Liebens und Hassens, usw. Wenn diese Wesenheiten in seinen Schriften auch häufig gestreift werden und man einer Reihe von Erörterungen begegnet, die auf sie Bezug haben, so bilden sie doch niemals einen Gegenstand gesonderter theoretischer Untersuchung. Eine solche Ablehnung der Phänomenologie im engeren Sinne führt aber SIMMEL keineswegs ins Lager jener Klasse von empirischen Psychologen, die, nach dem Muster der großen französischen Essayisten (so des LAROCHE-FOUCAULD, des CHAMFORT usw.), ihre Freude an der Ausmalung typischer Charaktere haben, seelische Einzelzüge liebevoll herausarbeiten und es unternehmen die moralischen Eigenschaften zu zergliedern. Wo man derartige Beschreibungen und Analysen bei SIMMEL antrifft, da wohnt ihnen, trotz ihrer Unentbehrlichkeit für den Gedankenzusammenhang, kein Selbstwert inne. Der Weg des Philosophen endet nicht bei ihnen, sondern leitet über sie hinweg anderen Zielen zu.

Ich versuche zunächst einen ungefähren Umriß von der Welt zu entwerfen, in der SIMMEL heimisch ist. Das Rohmaterial seines Denkens bildet die unerschöpfliche Vielheit von geistigen Lagen, seelischen Geschehnissen und Seinsarten, die sowohl innerhalb des Gemeinschaftslebens wie des intim persönlichen Lebens von Bedeutung sind. Und zwar entstammen die Tatsachen, an die der Philosoph seine Überlegungen anknüpft, in zahllosen Fällen dem Erfahrungs- und Erlebnisbereich des stark differenzierten Individuums. Der Mensch als Kulturträger und ausgereiftes geistiges Wesen, im Vollbesitz seiner Seelenkräfte wirkend und wertend, verbunden mit seinen Mitmenschen zu gemeinsamem Handeln und Fühlen steht immer im Mittelpunkt des Blickfeldes. Diese Welt hat einen oberen und einen unteren Abschluß. Nach oben grenz sie an das Reich des Kosmischen an; sie ist aus ihm ausgeschnitten und wird daher von ihm umgriffen; anders ausgedrückt: sie ist Gegenbild einer terrestrischen, keiner astronomischen Philosophie. Nach unten grenzt sie an das Reich des elementaren, ungeistigen Geschehens, des triebhaft Menschlichen an; alles, was nur Natur ist und nich Ausstrahlung einer entwickelten Seele, bleibt aus ihr verbannt.

Ein genauerer Überblick lehrt bald die verschiedenen Stoffkreise scheiden, in deren Mannigfaltigkeit sich SIMMEL bewegt. Gesellschaftliche Zustände und Bildungen wie das Verhalten der Menschen in ihnen haben, so scheint es zumindest zunächst, seine Aufmerksamkeit am stärksten beansprucht. Seine soziologischen Forschungen erstrecken sich fast über sein gesamtes Leben, erst im Alter wendet er sich mehr und mehr neuen Gegenständen zu. Schon die erste Schrift des Philosophen über "Soziale Differenzierung" behandelt gewisse Gesetzmäßigkeiten des Gemeinschaftslebens. In zweien seiner Hauptwerke, der "Philosophie des Geldes" und vor allem in seiner "Soziologie" setzt er diese Untersuchungen fort, geleitet von dem Bestreben, das Gewebe der gesellschaftlichen Beziehungen völlig sichtbar zu machen. Die Struktur aller möglichen menschlichen Verbindungen wird ergründet, die eigentümliche Beschaffenheit kleinerer und größerer sozialer Körper dargestellt, die Einwirkung der einen Gruppe auf die andere, der notwendige Zusammenhang zwischen den verschiedensten gesellschaftlichen Vorgängen aufgewiesen. Eine Reihe von Abhandlungen sind der Erkenntnis sozialer Einzelerscheinungen gewidmet; so beschreibt SIMMEL das Wesen der Mode, der Koketterie, der Geselligkeit usw. Besonders eingehend befaßt er sich mit dem für die Gegenwart so wichtigen Prozeß der Arbeitsteilung. Er verfolgt dessen Bedeutung für die Gemeinschaft durch sämtliche Schichten des gesellschaftlichen Seins hindurch und zeigt nicht zuletzt, wie dieser Prozeß, der im Zeitalter des Kapitalismus das äußere Verhältnis der Individuen zueinander regelt, auch ihr inneres Leben beeinflußt und charakteristisch prägt.

Der zweite Stoffkreis, den SIMMEL durchwandert, schließt all das ein, was auf den für sich seienden Einzelmenschen Bezug hat. Das Seelische in jeder Gestalt fesselt den Denker, seine Schriften sind eine wahre Fundgrube für den Psychologen. Ausgestattet mit einem ungemein feinen Beobachtungsvermögen und von einer Reizbarkeit ohnegleichen, versenkt er sich in die Tiefen menschlichen Wesens und verbreitet Licht über die in unserem Innern und oft unterhalb der Bewußtseinsoberfläche sich abspielenden Geschehnisse. Mit zarten Fingern greift er behutsam tastend in die Seele hinein, legt das Verdeckte frei, macht die geheimste Regung offenbar und entwirrt das verhäkelte Geflecht unserer Gefühle, Sehnsüchte und Begehrungen. Die hierher gehörigen Feststellungen SIMMELs betreffen sowohl den Menschen überhaupt wie auch einzelne bestimmte Individuen. Das eine Mal klärt der Philosoph psychische Sachverhalte von zumindest typischer Allgemeinheit auf, die, wenn nur die geeigneten Voraussetzungen für ihr Erscheinen gegeben sind, in der Seele eines jeden Menschen verwirklicht werden. Er zergliedert z. B. das Wesen der Weiblichkeit oder schildert die innere Verfassung gewisser Typen, wie des Geizigen und des Abenteurers. Das andere Mal durchdringt er die geistige Welt einiger großer Persönlichkeiten, deren Sein und Schaffen zu erhellen aus noch zu erörternden Gründen für seine eigene Entwicklung von Bedeutung ist. Stets kommt es ihm darauf an, den gesetzmäßigen Verlauf, sei es der allgemeinen menschlichen, sei es der individuellen Seelenwandlungen zu erforschen, seinen Blick auf die notwendigen Verkettungen unserer inneren Kräfte zu richten; niemals betrachtet er es als seine Aufgabe, das zufällige Beieinander einzelner Wesenszüge zu verzeichnen, wie es der bloße Empiriker darbietet.

Der dritte Stoffkreis des SIMMELschen Denkens schließlich, der von dem soeben berührten nicht ganz scharf zu sondern ist, umfaßt die Bereiche der objektiven Werte und die Leistungen der Menschen innerhalb dieser Bereiche. Fast alle Werke des Philosophen sind durchsprengt von erkenntnistheoretischen Untersuchungen, und zwar wendet er sich ihnen hauptsächlich in seinen Schriften über "Kant" und über die "Probleme der Geschichtsphilosophie" zu. Die "Soziale Differenzierung" und die "Soziologie" werden mit einer erkenntniskritischen Begründung seiner soziologischen Forschungsmethode eingeleitet, wie überhaupt SIMMEL von den Inhalten seines Denkens stets wegblickt auf den Prozeß des Denkens selber, dessen Verständnis ja erst den Erwerb so oder so beschaffener Inhalte erklärlich macht. Die Beziehung zwischen dem erkennenden Subjekt und dem erkannten Objekt gehört geradezu zu den Kernproblemen der Philosophie, und es ist höchst lehrreich zu beobachten, wie seine Anschauungen über diesen Gegenstand im Verlauf seiner Entwicklung an Fülle gewinnen und sich zum Teil gegenseitig berichtigen. Immer wieder ringt er auch danach, einen Wahrheitsbegriff zu finden, der seinen Relativismus zu unterbauen vermag. Die Beschäfigung mit diesen Fragen vollzieht sich häufig in Gestalt von Zwischenerörterungen; in einer für ihn sehr charakteristischen Weise unterbricht er seinen Aufenthalt in den Vordergründen des Daseins, kehrt sich von der Einzelerscheinung ab, bei der er soeben noch verweilte, und taucht zu einer theoretischen Betrachtung der Bedingungen des Erkennens nieder. - Das Gebiet der Ethik hat der Denker schon früh betreten, um es nie wieder völlig zu verlassen. In seinem Jugendwerk "Einleitung in die Moralwissenschaft" zergliedert er die sittlichen Grundbegriffe; in einer seiner letzten Abhandlungen "Das individuelle Gesetz" versucht er nachzuweisen, daß der Inhalt der sittlichen Forderung, der sich der Einzelmensch jeweils zu unterwerfen hat, eine Frucht seines individuellen Lebensprozesses ist. Beide Schriften umrahmen gleichsam das Schaffen des Denkers und kennzeichnen Anfang und Ende der von ihm zurückgelegten Bahn. Wir vorläufig schon erwähnt sein soll, hat SIMMEL sein eigenes Ethos niemals unmittelbar offenbart. Wohl aber fördert er die sittlichen Überzeugungen verschiedener großer Persönlichkeiten, so KANTs, SCHOPENHAUERs, NIETZSCHEs und GOETHEs zutage und verabsäumt es selten, auch die ethische Bedeutung der von ihm geschilderten mannigfachen geistigen Strömungen und seelischen Zustände herauszuarbeiten. Wie aus einem Spiegel strahlt uns oft genug und unverkennbar die ihm selber eingeborene Sittlichkeitsauffassung entgegen. - Die Auseinandersetzung SIMMELs mit ästhetischen Problemen beginnen erst in der zweiten Hälfte seines Wirkens größeren Umfang anzunehmen, ohne daß sie sich doch jemals zu einer Theorie der Kunst verdichten würden. Im Gegensatz zu seinen erkenntniskritischen Forschungen ist es dem Denker weniger um die Untersuchung der Bedingungen zu tun, unter denen ästhetisches Fühlen und Schaffen überhaupt möglich wird, als vielmehr um die Nachbildung der Erlebnisse, aus denen gewisse typische und individuelle Kunstleistungen erblühen. Er legt die Seelengründe bloß, in denen die Schöpfungen MICHELANGELOS, RODINs und REMBRANDTS verwurzeln und enthüllt damit zugleich das Wesen und den Sinn der Kunst eines jeden dieser Meister. Immer ist es sein Trachten, den Schleier von der Kernanschauung zu ziehen, auf der sich das Schaffen der von ihm gerade behandelten Künstler oder auch einer ganzen Epoche, wie z. B. der Renaissance, aufbaut. Gelegentlich unterschiebt er gewissen von uns ästhetisch gewürdigten Gebilden (so dem Henkel oder der Ruine) eine tiefere symbolische Bedeutung, die uns mit einem Schlag die Art der Einwirkung dieser Objekte auf unser Gefühl erklärt. Mit äußerster Geschmeidigkeit lebt er sich in die künstlerischen Erscheinungen ein und ringt dann nach Formeln, die den eigentümlichen Gehalt der betreffenden Phänomene in sich zu bergen fähig sind. - Das weite Gebiet der religiösen Fragen und Erlebnisse hat SIMMEL nur wenig durchpflügt. Es mag dies an der ganzen Beschaffenheit seines Wesens liegen, das zweifellos ursprünglicher religiöser Instinkte und Bedürfnisse bar gewesen ist. Immerhin bewährt der Denker auch hier, wo er sich seinem Gegenstand mehr als sonst wohl von außen nähert, eine unvergleichliche Kraft der Einfühlung. Wiederholt kommt er auf die Rolle zurück, die das religiöse Empfinden in soziologischer Hinsicht spielt, indem er etwa nachweist, welche Formen der Vergesellschaftung durch den Drang nach einem religiösen Sichausleben getragen werden. Helle Schlaglichter fallen auch (im "Rembrandt") auf das Wesen der reinen Gläubigkeit, die so tief in der Seele ihren Sitz hat, daß sie nicht mehr der Anlehnung an irgendein Dogma, an irgendeine positive Religion bedarf. SIMMEL hat diese keiner besonderen Gewandung benötigende Frömmigkeit, die eine Eigenschaft unseres Seins ist, in manche Gestalten REMBRANDTs hineingedeutet.

Nach der Erschauung des Weltmannigfaltigen, an dem sich der Philosoph schöpferisch erweist, gilt es nunmehr, die Art seiner Stoffgestaltung kennen zu lernen. Wie verarbeitet SIMMEL das ihm gegebene Rohmaterial, welchen Weg schlägt er ein von der einen ihm zugänglichen Erscheinung zur anderen, zu welchen Einheiten verdichtet sich ihm die Vielheit der Phänomene? Auf zwei verschiedene Weisen kann man den Gehalt der Leistungen eines Menschen ausschöpfen. Entweder man achtet vornehmlich auf das, worin diese Leistungen voneinander abweichen und sucht durch eine Hervorhebung der Wandlungen und Standpunktverschiebungen ein Verständnis der in ihnen sich offenbarenden geistigen Entwicklung ihres Zeugers zu erlangen, oder man betont das ihnen Gemeinsame, bemüht sich, das Leitmotiv ausfindig zu machen, das sie sämtlich durchklingt. Die Anwendung des letztgenannten Verfahrens empfiehlt sich überall dort, wo es darauf ankommt, zunächst einmal in die geistige Welt eines Denkers einzudringen und sich eine vorläufige Anschauung von ihrer eigentümlichen Beschaffenheit zu erwerben. Setzt man voraus, daß jede Seele eine lebendige Einheit bildet, die irgendwelche durchgängige Bestimmtheiten zeigt, selbst wenn ihre Entfaltung aus einer Folge gewaltsamer Umstürze besteht, so müssen auch ihre Äußerungen, trotz mannigfacher Widersprüche zwischen ihnen, durch ein Band zusammengehalten werden, das sie alle miteinander verknüpft und jene Einheit der Seele zu einem objektiven Ausdruck bringt. Das Wesen des Menschen vergegenständlicht sich etwa in einer Idee, die seine Schöpfung wie ein roter Faden durchzieht, oder spiegelt sich in einer sonstigen, stets aufs Neue aus seinen Kundgebungen herauskristallisierbaren Eigenheit wieder. Es mag oft schwerfallen, das Merkmal zu entdecken, das die Handlungen und Meinungen mancher Individuen als die Ausstrahlungen einer einzigen Persönlichkeit kennzeichnet. So gibt es Künstler, die derart wandelbar sind, daß ihr späteres Werk immer einer ganz anderen Seelenverfassung als das frühere zu entstammen scheint. Indessen können sich auch diese ichflüchtigen Naturen nicht entrinnen, ihr Hang zur Veränderung, ihr Selbstverrat noch ist eine Offenbarung ihres Selbst, und irgendwie haftet dem Inhalt des von ihnen Geleisteten schließlich doch ein einheitlicher Wesenszug an. Der Philosoph als der einem solchen Künstlertypus entgegengesetzte Typus Mensch, der das Endgültige erstrebt, und um dieses zu erreichen, fest im Mittelpunkt seines Wesens verwurzeln muß, der Wahrheit gewiß nur in dem Maße als er seiner selbst gewiß ist - der Philosoph neigt sicherlich am allerwenigsten zum Seelenwandel. Welche Art von Wahrheit er auch erlangt, diese muß ewig ein und dieselbe sein, gleichzeitig ist sie aber auch das Gegenbild seines geistigen Seins, das bei ihm mehr als bei anderen Menschentypen in Gestalt von bewußten Prinzipien, Maximen usw. zum Austrag gebracht wird. Wer in der Sehnsucht nach dem Absoluten lebt, der offenbart gerade die dauernden, sich inmitten aller Veränderungen gleichbleibenden Gehalt seines Innern. - Jeder, der sich nur ein wenig mit der Gedankenwelt SIMMELs vertraut gemacht hat, wird bald in den Bann einer eigentümlichen geistigen Atmosphäre geraten sein, die ihn mit nahezu körperlicher Greifbarkeit umfängt. Die Weseneinheit sämtlicher Werke des Denkers drängt sich ihm auf, er spürt heraus, daß mannigfachste Probleme in gleicher Weise bewältigt werden. Es ergeht ihm hierbei wie immer demjenigen, der fremde Lande aufsucht und bei dieser Gelegenheit mit einem ihm unbekannten Menschenschlag in Berührung tritt: er hat vorerst keinen Blick für die individuelle Verschiedenheit der Einwohner, allein ihre Gemeinsamkeiten, die ihm in ihrer Gesamterscheinung ungewohnt sind, lenken sein Augenmerk auf sich. Man erobert geistiges Neuland nur dadurch, daß man es zunächst als Ganzes umspannt. Erst wenn man seine Silhouette ertastet hat, vermag man die Teile, aus denen es besteht, deutlich wahrzunehmen und die zwischen ihnen sich anspinnenden Beziehungen im Einzelnen aufzufassen. Daß der einheitliche Charakter gerade der Schöpfungen SIMMELs sich so tief einprägt, liegt im ganzen Wesen seiner Philosophie begründet und wird noch an späterer Stelle eine Erklärung finden. Es ist nun aber keineswegs notwendig, daß der Quell dieser Einheit ein scharf in Begriffen heraushebbares Prinzip ist. Je unsystematischer ein Geist - und SIMMEL gehört durchaus zu den unsystematischen Denkern - desto weniger wurzeln seine Leistungen in Überzeugungen, die das volle Licht begrifflicher Klarheit vertragen; die lebendige Einheit des von ihm Geschaffenen kann zwar einfühlend nacherlebt, jedoch niemals aus einem dem Leben entfremdeten und erstarrten Grundbegriff abgeleitet werden. Immerhin ist es auch bei ihm möglich, wenn er überhaupt ein Philosoph sein soll, bis zu einer in begrifflicher Sphäre gelegenen Kernidee vorzustoßen, in der die meisten seiner Schöpfungen verankert sind, und derart gleichsam einen Querschnitt durch seine Philosophie zu legen, der freilich manche Teile des Gedankenzusammenhangs nicht mit schneidet. In genauer Analogie hierzu enthüllt nur in den seltensten Fällen der architektonische Querschnitt durch irgendein Gebäude die Struktur des ganzen Hauses, die Lagerung sämtlicher Innenräume. Einige Glieder des Baukörpers bleiben für gewöhnlich unsichtbar, um sie gewahr zu werden, ist man auf den Längsschnitt bzw. auf andere Querschnitte angewiesen. Einer von diesen nimmt aber wohl stets den Vorrang vor den übrigen ein, er versinnlicht uns das Gefüge der Hauptmassen des Bauwerks. Das im Folgenden von mir zu entwickelnde Kernprinzip des SIMMELschen Denkens hat die Bedeutung eines solchen ausgezeichneten Querschnitts, es führt uns in das Wesen der Philosophie SIMMELs ein, ohne sie jedoch vollkommen zu fundieren. Alle Äußerungen geistigen Lebens - so wäre das betreffende Prinzip etwa zu formulieren - stehen in unnennbar vielen Beziehungen zueinander, keine ist herauslösbar aus den Zusammenhängen, in denen sie sich mit anderen befindet. Diese Anschauung ist ein Grunderlebnis SIMMELs, auf ihr beruth sein Weltverstehen, von ihr geleitet findet man sich durch des Philosophen Gedankenlabyrinth mit seinen vielstrahligen Verzweigungen hindurch, einzelne Seitengänge und Nebenbahnen (so die erkenntnistheoretischen Untersuchungen über das Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt) allerdings unberührt liegen lassend.

Es gibt zwei Arten von Beziehungen zwischen den Dingen, die beide von SIMMEL immer wieder herausgearbeitet werden. An erster Stelle nenne ich die Beziehungen der Wesenszusammengehörigkeit verschiedenster Phänomene. Aus dem Ganzen des geistigen Lebens läßt sich kein Einzelsein und kein Einzelgeschehen herausschälen, daß es nunmehr aus sich allein erklärt und für sich allein betrachtet werden könnte. Wenn man trotzdem stets Teile absondert aus dem Mannigfaltigkeitszusammenhang, in den sie einverwoben sind, und sie als scharf umrandete Wesenheiten auffaßt, so erfolgt das einmal aus leicht einsichtigen praktischen Bedürfnissen, ein andermal berechtigt hierzu die relative Insichgeschlossenheit vieler dieser Teile und Teilgruppen (z. B. einer Geschichtsepoche oder seelischer Eigenschaften). Meist aber bleiben die Menschen der innigen wechselseitigen Verbindung zwischen den vom Lebensganzen abgespalteten Stücken nicht eingedenkt. Diese werden vielmehr für unabhängig erklärt und verdichten sich allmählich zu starren Einheiten, deren Bedeutung sich unlöslich an mehr oder weniger willkürlich aus ihrer Bedeutungstotalität herausgegriffene Merkmale heftet, statt sich durch ein Hinblicken auf die Totalität selber zu erfüllen. So macht man z. B. Gefühle oder Charaktereigenschaften zu Gebilden von harter Kontur, zu scharf voneinander isolierten Dingen, die so zugeschnitten und zurechtgestutzt werden, daß ihr Begriff in nichts mehr hinweist auf das mit ihnen doch zugleich gegebene Seinsmannigfaltige. Es ist ein Grundbestreben SIMMELs, jedes geistige Phänomen seines fälschlichen Fürsichseins zu entheben und zu zeigen, wie es eingebettet ist in die großen Zusammenhänge des Lebens. Er übt damit eine sowohl verbindende wie auflösende Denktätigkeit aus. Jene, insofern er überall Beziehungen zwischen scheinbar Getrenntem enthüllt, diese, insofern er uns die Kompliziertheit vieler vermeintlich einfacher Objekte und Probleme bewußt macht. Beispielen für eine solche Verknüpfung der Phänomene begegnet man in den Schriften des Philosophen auf Schritt und Tritt. Sehr häufig sind sie in seinen soziologischen Untersuchungen anzutreffen, die ja hauptsächlich darauf abzielen, die notwendigen Zusammenhänge zwischen zahllosen sozialen Erscheinungen aufzudecken. SIMMEL weist etwa nach, wie eine ausgeprägte Geldwirtschaft auch das außerökonomische Verhalten der Individuen, den ganzen Lebensstil der Epoche bestimmt und erkundet derart den durch den Eintritt irgendeines einzelnen sozialen Ereignisses hervorgerufenen Zustand der sozialen Gesamtmannigfaltigkeit. Oder er befreit in Abhandlungen wie der über die Geselligkeit, über die Koketterie usw. eine Reihe von Phänomenen aus ihrer Isolierung indem er den ihnen allen gemeinsamen Sinn bzw. Entstehungsgrund bloßlegt aus dem sich das Eigensein eines jeden von ihnen erklären läßt. So wird Geschiedenes miteinander verbunden, Zerstreutes vereinigt und zu großen Büscheln zusammengefaßt und der Schleier zerteilt, der für gewöhnlich, dem Nebelmeer im Hochgebirge gleich, die Dingverkettungen so dicht umflort, daß nur noch die Gipel vereinzelter, für sich seiender Dinge über ihnhgebirge gleich, die Dingverkettungen so dicht umflort, daß nur noch die Gipel vereinzelter, für sich seiender Dinge über ihn herausragen. Auch den rein innerseelischen Beziehungen schenkt SIMMEL ständige Beachtung. Wenn er sich z. B. die Frage vorlegt, ob Tugend und Glückseligkeit sich irgendwie bedingen, eine Frage übrigens, die in einem verneinenden Sinn beantwortet wird, so ist das nur einer von vielen Fällen, in denen er Gewißheit über das Verhältnis zwischen den Gefühlen, Wollungen, Wertungen usw. des Menschen erlangen möchte. Mitunter beschreibt er irgendein Seelenganzes von eigentümlicher Beschaffenheit, das aus dem Ineinandergreifen bestimmter Wesenszüge entsteht; er entwirft eine Schilderung des Geizigen, des Blasierten und sonstiger allgemein-menschlicher Typen.

Den Beziehungen der Wesenszusammengehörigkeit stehen die der Analogie gegenüber. Wie der platte Alltagsverstand alle fließenden Übergänge zwischen den Phänomenen in Vergessenheit bringt, das Erscheinungsgewebe zerreißt und dessen nunmehr isolierte Teile, jeden für sich, in einen Begriff einschließt, so engt er unser Bewußtsein vom Weltmannigfaltigen auch noch nach einer anderen Dimension hin ein. Er macht von den Wirklichkeitsausschnitten, die er den verschiedenen Begriffen anvertraut hat, nur das Allernotdürftigste sichtbar, versieht den Begriff gleichsam mit einer Erkennungsmarke, auf der lediglich das verzeichnet ist, was dem gemeinen praktischen Bedürfnis beachtenswert dünkt. Die Dinge in ihren starren Begriffsgehäusen werden einsinnig, immer bloß eine Seite von ihnen ist uns zugekehrt, wir fassen sie so auf, wie wir sie nutznießen. Kein Wunder, daß sie unversöhnlich nebeneinander lagern! Ihre Vergleichbarkeiten treten zurück, von den vielen Bedeutungen, die sie besitzen, ist einzig diejenige übrig geblieben, die ihren Gebrauchszweck angibt, sie sind schmal und engbrüstig geworden. Je mehr sich dem Menschen die Wirklichkeit öffnet, umso fremder wird ihm die Durchschnittswelt mit ihren fratzenhaften Begriffsversteinerungen. Er erkennt, daß jedem Phänomen eine unendliche Fülle von Eigenschaften innewohnt, daß jedes den verschiedensten Gesetzen unterworfen ist. In dem Maße aber, wie er die Vielflächigkeit der Dinge gewahr wird, wächst für ihn die Möglichkeit, sie zueinander in Beziehung zu setzen. Von den sich ihm entschleiernden mannigfachen Bestimmtheiten eines Phänomens kommt irgendeine auch einem anderen Phänomen zu, überall, wohin er blickt, drängen sich ihm Verwandtschaften zwischen den Erscheinungen auf. SIMMEL ist unerschöpflich im Nachweis von Analogien. Niemals unterläßt er es zu zeigen, daß irgendwelche formale oder strukturelle Wesenseigenheiten eines Gegenstandes nicht nur durch diesen selbst, an dem sie aufgefunden worden sind, sondern noch durch eine ganze Reihe von Gegenstänen verwirklicht werden. Er hebt z. B. die Ähnlichkeit der Strukturverhältnisse des Kunstwerks mit denen mancher gesellschaftlicher Organisationen hervor, oder legt dar, wie beliebige Prozesse des sozialen und des binnenseelischen Lebens nach ein und demselben Schema verlaufen. Die Wirtschaftsordnung wird mit der Rechtsordnung verglichen, Analogien zwischen der Kunst und dem Spiel, dem Abenteuer und der Liebe werden sichtbar gemacht. Häufig muß SIMMEL das vertraute Durchschnittsbild des jeweils betrachteten Objekts erst völlig zerpflücken, damit überhaupt dasjenige an ihm hervortritt, worin es mit anderen Objekten übereinstimmt. Immer handelt es sich für den Denker hierbei um die Befreiung des Dings aus seiner Vereinzelung. Er wendet es solange hin und her, bis wir in ihm die Erfüllung einer noch vielerorts mitverkörperten Gesetzlichkeit erkennen und webt es derart in weite Zusammenhänge ein. Das so feine Gefühl für die Gleichförmigkeit der Phänomene ist aber wesensnotwendig an ein ebenso untrügliches Gefühl für Differenzen gekettet. Und so tritt SIMMEL auch als Scheider von Vordergrundsähnlichkeiten auf, wie sie allenthalben zwischen den Dingen bestehen, und erweist die Irrtümlichkeit mancher auf ihrer stillschweigenden Anerkennung beruhenden Lehren.

Es lohnt sich hier, mit wenigen Worten auf den Unterschied zwischen Analogie und Gleichnis einzugehen. Jene stellt zwei phänomene zusammen, die in irgendeiner Hinsicht dasselbe Verhalten aufweisen, dieses will die Bedeutung, die irgendein Phänomen für uns hat, durch ein Bild sinnfällig ausdrücken. Eine Analogie ist es z. B., wenn man die Lebensform der Spätantike mit der westeuropäischen Zivilisation vergleicht, oder eine Parallele zwischen der Reflexion des Lichts und der des Schalls zieht. Beide Male werden Erscheinungen ihres übereinstimmenden Ablaufs wegen in Verbindung gebracht. In einem Gleichnis dagegen, wie dem GOETHEschen etwa: "Gedichte sind gemalte Fensterscheiben usw." wird das Wesen des lyrischen Gedichts veranschaulicht, aber nicht unmittelbar und in dürren Worten, sondern auf dem Umweg über ein Phänomen, das den Sinn, den wir dem Gedicht beimessen, mehr oder weniger verhüllt durchscheinen läßt. Verhalten sich zwei Gegenstände a und b analog, so besagt dies, daß a wie auch b der gleichen allgemeinen Regel, dem gleichen allgemeinen Gesetz unterliegen. Niemals bezieht sich die Analogie auf das nur erlebbare Eigensein eines Dings, also auf seinen Wert, seine Beschaffenheit; sie berücksichtigt es vielmehr lediglich insofern, als es eine Funktion erfüllt, einen Typus verkörpert, sich einer Form einfügt: kurzum als Sonderfall eines Allgemeinen, dessen Erkenntnis Vorbedingung der Analogiebildung ist. Der Wert der Analogie gründet sich ausschließlich auf ihre objektive Gültigkeit, da sie lediglich die Vorgänge miteinander vergleicht, die wirklich nach ein und demselben Schema verlaufen. Wo eine echte Analogie vorliegt, da muß die von ihr behauptete Parallelität der Ereignisse tatsächlich bestehen, deren Gleichsinnigkeit ist jeder subjektiven Willkür entzogen, sie wird von uns aufgedeckt aber nicht frei gesetzt. Hiermit stimmt es ganz zusammen, daß man aufgrund von Analogien in begrenztem Umfang auf das Verhalten eines Phänomens schließen kann, tritt doch dieses überhaupt nur als die Realisierung einer seine Entfaltung regelnden allgemeinen Gesetzlichkeit in die Beziehung ein. Während die Analogie sich mit der Feststellung begnügt, daß irgendwelche Prozesse sich in derselben Weise abwickeln, bietet das Gleichnis die Erklärung einer Erscheinung dar; besser ausgedrückt: es umschreibt unseren Eindruck, unsere Auffassung von ihr, spiegelt ihre Bedeutung, ihren Gehalt im Bild wieder. Analoge Vorgänge sind einander nebengeordnet, die Glieder des Gleichnisses dagegen sind durchaus verschiedenwertig, und zwar versinnlicht das eine Glied das Wesen des anderen. Im Gleichnis soll gerade das Unvergleichliche eines Gegenstandes, seine innere Beschaffenheit Gestalt gewinnen. Je tiefer unser Erlebnis der Dinge ist, umso weniger geht es seiner vollen Ausdehnung nach in die abstrakten Begriffe ein; eingekleidet erst in das Bild, strahlt es uns hell entgegen, wir verhüllen es, um es nackt zu besitzen. Das Geheimste bedarf des Schleiers eines Gleichnisses, damit es ganz offenbar wird. Die Analogie ist richtig oder falsch, das Gleichnis schön oder häßlich. Mit anderen Worten: mag die Analogie noch so geistreich und überraschend sein, sie steht und fällt damit, daß sie sich sachlich bewahrheitet, wir erkennen sie, sie ist ein Verhalten der Erscheinungen selber. Das Gleichnis aber ist eine Schöpfung der Phantasie, der Bildkraft des Gemüts, wir bewerten es ästhetisch und fordern außerdem von ihm, daß es schlagend und einleuchtend ist, d. h. daß es das, was wir in einen Gegenstand hineindenken oder -fühlen, voll und unverfälscht sichtbar macht. Es ist keine Erkenntnis wie die Analogie, sondern ein Gefäß unserer Gedanken über die Dinge, ein Ausdruck unseres Inneren, eine Spiegelung des Ichs in der Welt der Erscheinungen. Die Analogie: eine Beziehung zwischen Objekten; das Gleichnis: die Darstellung der Beziehungen zwischen Subjekt und Objekt. Wunderbar halten sich im Gleichnis Grundphänomen und sinnerläuterndes Phänomen die Waage. Auch dieses hat ja eine Fülle von Bedeutungen, aber dadurch, daß es mit jenem zusammengebracht wird, erglänzt es gerade in der Bedeutung, die das Dunkel des Grundphänomens zu erhellen vermag. Von den beiden im Gleichnis zur Sinneinheit verwobenen Erscheinungen leiht die eine ihr Licht der anderen und nur ihr allein. Beide ersehen ihre Verschmelzung im Gleichnis, die eine, weil sie eine Klärung ihrer Trübheit erwartet, die andere, weil sie Lichtträger werden möchte. Jedes Ding kann Fackel sein, jedes hat seine eigene Fackel. Wie die Sprache immer ein getreuer Wegweiser des Ergründers von Wesenheiten ist, so hilft sie ihm auch bei der Unterscheidung zwischen der Analogie und dem Gleichnis auf die Spur. Das Wörtchen "wie", das in diesem fehlen darf, ist zur Verbindung analoger Vorgänge unerläßlich. Man kann sagen: Gedichte sind gemalte Fensterscheiben, weil das Bild hier wie überall die Stelle des Prädikats vertritt. Das "Wie" in der Analogie dagegen dient zur Kennzeichnung gleichförmigen Verhaltens, seine Ausmerzung ist unmöglich. Jedes Gleichnis läßt sich in eine (zumindest formale) Analogie verwandeln. Daher rührt auch die häufige Verwechslung beider Beziehungsarten. Man braucht nur die Intention zu ändern und dieselbe Materie, die vordem Gleichnis war, geht in die Analogie über. Der Satz "das Leben ist wie ein Strom" hat den Sinn eines Gleichnisses, wenn das Wort "Strom" den eines Bildes hat; er wird zu Analogie, wenn "Leben" und "Strom" als Parallelerscheinungen aufgefaßt werden, als Prozesse, die sich nach der gleichen allgemeinen Regel entrollen.

Man kann noch durch die kleinste Nebenpforte in den Mittelpunkt des menschlichen Wesens gelangen. Aus dieser ganzen Betrachtung läßt sich ein folgenschwerer Schluß auf das Wesesn von Denkern ziehen, die entweder überwiegend in Analogien oder zur Hauptsache in Gleichnissen leben. Vorausgesetzt, daß der Philosoph zur Erkenntnis jener den Entdeckerblick, zur Schau dieser die nötige Phantasie und Gabe der Gestaltung besitzt, so wird er sich der Analogie zuwenden, wenn es ihm lediglich auf die Herausarbeitung der Beziehungen zwischen den Dingen ankommt, er wird das Gleichnis bevorzugen, wenn er den ihm offenbar gewordenen Kerngehalt der Dinge darstellen will. Der Mensch der Analogie gibt niemals eine Erklärung der Welt, ihm fehlt die Wucht der angestammten Idee, es genügt ihm, die Gesetze des Geschehens zu erkennen und, indem er auf die Fülle des Geschehens selber hinblickt, das Gleichförmige zu paaren; stets behält er sein Ich zurück. Der Mensch des Gleichnisses ist viel weniger objektiv gesinnt, er läßt die Welt auf sich wirken, sie hat einen Sinn für ihn, den er darbieten möchte, seine Seele ist erfüllt vom Absoluten, sein Ich begehrt danach auszuströmen. Die im Verhältnis zu der spärlichen Anzahl von Gleichnissen so große Menge der Analogien bei SIMMEL weist also schon darauf hin - ich nehme diese Tatsache hier vorweg -, daß der Denker sich der Weltdeutung enthält, daß sein Selbst nicht diejenige metaphysische Tiefe besitzt, die ihm einzig und allein gestatten würde, den Erscheinungen als ein Wertender gegenüberzutreten. Wie anders etwa SCHOPENHAUER! Er ist eine Gleichnisnatur durch und durch, ein Schlüsselwort ist ihm gegeben, mit dessen Hilfe er den Sinn alles Erscheinenden aufschließt, um ihn im Bilde uns zu übermitteln. -

Die Bloßlegung der zwischen den Erscheinungen sich schlingenden Fäden bildet nur die eine (unendliche) Aufgabe, die SIMMEL aus seiner Grundüberzeugung erwächst. Seine andere Aufgabe muß es sein, das Mannigfaltige als Totalität zu begreifen und dieser Totalität irgendwie Herr zu werden, ihr Wesen zu erfahren und auszudrücken. Aus dem Prinzip, daß alles mit allem in Beziehung steht, folgt unmittelbar die Einheit der Welt. Jeder Einzelzusammenhang weist auf sie hin, er ist nur ein Fragment des großen Weltganzen, ohne dessen vorherige Er- und Umfassung man immer nur bruchstückartige unabgeschlossene Komplexe zutage fördern kann. Gerade die behauptete durchgängige Verknüpftheit der Phänomene nötigt zur Erschauung ihrer Gesamtheit, denn zieht man diese nicht in Betracht, so gelangt man höchstens zur Erkenntnis von Teileinheiten, die allerorten über sich hinausdeuten; dem eigentlich philosophischen Drang nach einer Bewältigung der Totalität ist aber hiermit nicht Genüge getan. Ich werde noch zu zeigen haben, wie SIMMEL stets aufs Neue danach ringt, sich vom Einzelobjekt loszulösen, um die Welt in ihrer Ganzheit zu umspannen. Sein Ziel zu erreichen, schlägt er zwei Wege ein: den erkenntnistheoretischen und den metaphysischen. Jener führt ihn zur echt relativistischen Leugnung des Absoluten, zum Verzicht auf ein selbsteigenes Begreifen von Totalität und zur Darbietung mannigfacher typischer Weltbilder; dieser führt ihn zu einer Metaphysik des Lebens, zu einem groß angelegten Versuch, das Erscheinende aus einem absoluten Prinzip heraus zu verstehen. Ein kurzer Vorblick auf die erst in der allerletzten Schaffenszeit zum Ausdruck gelangende Lebensphilosophie des Denkers mag darüber belehren, inwieweit überhaupt die Welt als Einheit in sein Bewußtsein getreten ist. Alle objektiven Gebilde, alle Ideen und geistigen Mächte, alle festen Gestaltungen des Daseins sind ursprünglich aus dem Strom des Lebens emporgetaucht, der ewig rastlos dahinflutet. Dieses "Leben", das auch die Individuen durchrauscht, ist der Grund der Welt und zwar, was nicht vergessen werden darf, der SIMMELschen Welt, d. h. der Gesamtheit derjenigen Zustände und Vorgänge, die auf den Menschen als geistiges Wesen einen direkten Bezug haben. Für den Denker spaltet sich nun die Totalität in den polaren Gegensatz zwischen den objektiven Gesetzmäßigkeiten, den starren uns beherrschenden Formen einerseits und dem unablässigen Durchbrochenwerden der gerade erstarrten Formen, dem ständigen Wandel unserer kulturellen und seelischen Lage andererseits. Die Welt muß ihm als begriffen gelten, wenn er nachweisen kann, daß die Bewegung des Lebens zwischen diesen beiden Polen der Totalität vermittelt, daß der Lebensprozeß selber den das Mannigfaltige zerklüftenden Gegensatz erzeugt, der also nicht bis in die letzte Tiefe der Welt hinabreicht. Wie ist es aber möglich, daß nicht nur das Vergängliche, sondern auch das Verharrende dem Leben entquillt? Alles vom Leben Emporgeschleuderte hat nach SIMMEL die Neigung sich zu verfestigen, zu einem sich selbst genügenden Gebilde zu werden und das Leben, dessen Frucht es doch anfänglich war, sich untertan zu machen, es in seine Form hineinzuzwängen. Das Leben ist eben stets mehr als Leben, es reißt sich von sich selber los und tritt sich als hart umrissene Gestalt gegenüber, es ist der Fluß und zugleich das Festland, es beugt sich den aus seinem eigenen Schoß hervorgegangenen Schöpfungen und befreit sich wiederum aus ihrer Gewalt. Der Denker faßt den Begriff des Lebens so weit, daß auch die den Lauf des Lebens regelnden Wahrheiten und Ideen noch unter ihn fallen, nichts ist der Machtsphäre dieses Begriffs mehr entzogen, die Totalität ist durch ihn auf ein einziges Urprinzip zurückgeführt. So sehr die Weltformel, bei der SIMMEL schließlich einmündet, von seinem Streben nach Umspannung des Mannigfaltigkeitszusammenhangs zeugt, sein Einheitsbegehren findet in ihr, wie hier zumindest angedeutet sein soll, keine uns befriedigende Erfüllung. Sicherlich hat niemand tiefer als er selbst gefühlt, daß einzig der Mensch absoluter Werte und Gewißheiten das Mannigfaltige einzurahmen, die Totalität zu bannen vermag, aber seinem eigenen Vorstoß in das Reich des Absoluten ist der letzte Erfolg versagt geblieben und hat ihm, infolge der ganzen Beschaffenheit seines Wesens versagt bleiben müssen.

Da es SIMMEL nicht vergönnt ist, die Welt zu umschließen, sucht er sie durch ein allseitiges Ausschweifen vom Einzelphänomen aus zu erobern. Sein Kernprinzip selber heischt ja von ihm die Bewältigung der Totalität. Dieser inne zu werden, gibt es überhaupt nur zwei Verfahren: entweder man faßt einen Begriff von ihrer Ganzheit und gliedert ihm alles Besondere ein, oder man hebt beim Besonderen an und dringt von ihm aus in immer abgelegenere Gebiete des Mannigfaltigen vor, derart nach und nach die Ganzheit in das Blickfeld zwingend. Welches sind nun die Einheiten, von denen SIMMEL in die Welt ausstrahlt, um welche Mittelpunkte zieht er seine Kreise? Durchwandert man die Erscheinungswelt, so stößt man auf eine unendliche Fülle von Phänomenen, deren jedes sein eigentümliches Wesen besitzt und mit anderen Phänomenen in engster Verbindung steht. Der Stoffbereich des Denkers umfaßt, wie ich dargelegt habe, den weiten Bezirk der soziologischen Erscheinungen, die Werterlebnisse des Menschen, zahllose seelische Einzelzüge usw. Aus der Mitte dieser Phänomene erheben sich die Individuen, die sich dadurch deutlich von der Menge der übrigen Wesenheiten unterscheiden, daß sie organisch gewachsene Einheiten, Totalitäten bestimmten Gepräges bilden. Je nach dem Standort, von dem aus man das Mannigfaltige überschaut, gehören auch sie der Welt als deren Glieder an, oder befinden sich ihr als Welten für sich gegenüber, entweder sie sind Teile oder sie sind Ganzheiten. Wann immer SIMMEL individuelle Gestalten betrachtet, spaltet er sie vom Makrokosmos ab und löst sie aus ihrer Verwobenheit mit den Erscheinungen heraus; sie gelten ihm als selbständige Einheiten, er verschmäht es, den individuellen Mikrokosmos in die Alltotalität einzubeziehen. Will man das Ausschwärmen SIMMELs in die Welt schildern, so hat man also zunächst seine Würdigung großer geistiger Gestalten unberücksichtigt zu lassen, ist doch der Einzelmensch für ihn nicht Weltinhalt, sondern ein abgerundetes souveränes Gebilde, das lediglich aus sich selber heraus begriffen werden kann. Was im Folgenden als "Welt" oder "Totalität" bezeichnet wird, ist die vom Subjekt erkannte Mannigfaltigkeit mit Ausnahme der Individualitäten.

Zur Basis für seine Streifzüge in die Welt erwählt der Denker gewisse Allgemeinbegriffe, die es ihm ermöglichen, den gesetzmäßigen Zusammenhang der Erscheinungen zu erschließen. Diesen aufzuweisen, darf man das konkrete Einzelgeschehen nicht in seiner einmaligen Unvergleichlichkeit erleben, sondern muß es als die Erfüllung irgendeiner in breiten Gebieten der Welten beheimateten allgemeinen Wesenheit auffassen, an der allein, eben ihrer Allgemeinheit wegen, die Gesetze zu haften vermögen. SIMMEL sucht die ihm aus seinem Erkenntnisziel erwachsende Aufgabe zunächst dadurch zu lösen, daß er zu Begriffen aufsteigt, die zwar ein in Wirklichkeit vorkommendes Phänomen kennzeichnen, nicht aber dessen rein individuellen Gehalt mit ausdrücken. Hierher gehörige Themata seiner soziologischen Forschungen lauten z. B. "der Arme", "der Fremde", "das Geheimnis und die geheime Gesellschaft". Noch häufiger macht der Philosoph ein abstraktes Moment derartiger Allgemeinbegriffe zum Ausgangspunkt seiner Betrachtungen. Im Abstraktum wird das, was wir an einem Objekt als unselbständiges Bestimmungsstück von dessen Wesen erkannt haben, abgetrennt von ihm und zur Würde einer Kategorie erhoben, der sich eine Mannigfaltigkeit von Objekten einreiht. Zu den abstrakten Momenten des Kunstwerks etwa darf man also die gegenseitige Abhängigkeit seiner Teile, seine Einheit, seine sich selbst genügende Vollkommenheit rechnen, weiterhin ist das Kunstwerk Seelenausdruck, Zeitspiegel usw. Solche Abstrakta bilden bei SIMMEL den Kristallisationskern von Untersuchungen wie z. B. den folgenden: "Über Kollektivverantwortlichkeit", "Die Erweiterung der Gruppe und die Ausbildung der Individualität", "Das soziale Niveau", "Die Kreuzung sozialer Kreise", "Quantitative Bestimmtheit der Gruppe", "Über- und Unterordnung". Jede Erscheinung ist die Verkörperung einer Fülle von Begriffen, jede wird durch eine grundsätzlich nicht abschließbare Reihe abstrakter Momente näher bestimmt. Welchen Allgemeinheiten man sich zuwendet, hängt außer von der Wesensbeschaffenheit des Erkennenden auch noch von seinen Denkzielen ab. SIMMEL begibt sich in eine Schicht von Allgemeinheiten, die zwischen den höchsten Abstraktionen und den rein individuellen Begriffen etwa die Mitte einhält; d. h. er beraubt die Dinge nur gerade soviel ihres Vollgehalts als notwendig, um überhaupt irgendwelche gesetzmäßigen Verknüpfungen zwischen ihnen aufdecken zu können. Da es sein Bestreben bildet, die Individualität der Erscheinungen nach Möglichkeit mit in Ansatz zu bringen, genügt es ihm natürlich nicht, sie Formen einzugliedern, die so weit sind, daß das besondere Eigensein der Objekte in ihnen nicht mehr zur Geltung kommt. Hierin unterscheidet er sich von den im Transzendental-Idealismus wurzelnden Denkern, die mit Hilfe weniger weitmaschiger Oberbegriffe die materielle Weltmannigfaltigkeit einzufangen trachten, wobei gerade die Daseinsfülle der Phänomene durch ihre Netze hindurchgleitet und ihnen verloren geht. SIMMEL schmiegt sich seinen Gegenständen ungleich dichter an, freilich erkauft er diese Lebensnähe mit dem Verzicht auf zusammenfassende Prinzipien, er senkt sich in die Vielgestaltigkeit ein und gibt so die allüberwölbende Einheit preis. Von den ihm als Mittelpunkten dienenden Allgemeinbegriffen ausgehend, unterwirft sich nun der Denker den Weltstoff. Sein Verfahren ist etwa wie folgt beschaffen: Er führt uns alle nur erdenklichen Zuständlichkeiten, Verhaltensweisen usw. vor Augen, in denen der gerade ihn beschäftigende Kernbegriff eine entscheidende Rolle spielt, um derart den gesetzmäßigen Verlauf der diesem Begriff untergeordneten Phänomene aufdecken zu können. Wie der Chemiker einen ihm unbekannten Stoff Verbindungen mit sämtlichen anderen Stoffen eingehen läßt, damit er ein Bild vom Wesen und den Eigenschaften des fraglichen Körpers von seinen Reaktionen auf die Summe der übrigen chemischen Substanzen gewinnt, so stellt SIMMEL Experimente mit dem Begriff an, bringt ihn in die mannigfachsten Situationen und richtet Frage um Frage an ihn. An jedem Ort und in jeder Schicht der Totalität, wo immer dem Begriff irgendeine Bedeutung zukommt, wird sein Verhalten geprüft, von den verschiedensten Standpunkten aus wird er betrachtet. In der dem Bereich dieser Erörterungen einzugliedernden kleinen Abhandlung über: "Das soziale und das individuelle Niveau" (2) z. B. kennzeichnet SIMMEL zunächst die Primitivität der Ziele einer Masse und legt die Folgen dar, die sich für deren Wollen daraus ergeben, daß es nur von den allgemeinsten Grundtrieben bestimmt wird. Weiterhin untersucht er, was von dem vollgehaltigen Wesen des Individuums in Wirksamkeit bleibt, wenn dieses sich in einen Massenteil verwandelt. Die elementaren Instinkte gehen in den Gesamtgeist über, die feineren seelischen Eigenschaften des Einzelnen müssen bei seiner Herabsenkung zum sozialen Niveau preisgegeben werden. Wie bewertet man das Primitive, das Allgemeingut ist, und das Differenzierte, das dem privaten Ich eignet? Beides unter Umständen gleichhoch. Jenes gilt als ehrwürdig, es ist geweiht seines Alters, seiner Verbreitung, seiner Unwiderleglichkeit wegen; dieses wird geachtet, weil es eine höhere Geistigkeit verrät, selten ist, unsere Tätigkeit herausfordert usw. Hier reiht sich eine genauere Darstellung der Veränderungen an, die das Wesen des zum Massenglied gewordenen Individuums erleidet. Der Intellekt wird erheblich eingeschränkt, dagegen steigert sich oft die Fähigkeit des Fühlens, die Empfindlichkeit, die Leidenschaftlichkeit. Die Menge lügt nicht, aber es fehlt ihr das Verantwortungsbewußtsein; kritiklos überläßt sie sich dem unmittelbaren Eindruck, die moralischen Hemmungen sind ausgeschaltet. Die Höhe des sozialen Niveaus im Vergleich mit der des individuellen ergibt sich aus der Formel: "Was allen gemeinsam ist, kann nur der Besitz des am wenigsten Besitzenden sein." Sie liegt stets weit unterhalb des theoretischen Durchschnittsniveaus, erniedrigt sich aber niemals ganz bis zum Niveau des am tiefsten stehenden Gemeinschaftsangehörigen. Schließlich weist SIMMEL auf eine häufig anzutreffende Ausnahme von dieser Formel hin. Manche Menschen verweigern sich dem Gesamtgeist, sie machen die Niveausenkung nicht mit, weil sie ganz in steter Auswirkung ihrer wertollsten Kräfte leben und viel zu ausgeprägte Persönlichkeiten sind, um den höheren Teil ihres Wesens je zugunsten des niederen Teils aufopfern zu können. - SIMMEL benutzt also den Begriff des sozialen Niveaus dazu, eine Fülle von Wesensbestimmtheiten des Mannigfaltigen zu ermitteln; wo immer der Begriff innerhalb der Totalität verwirklicht wird, erkundet er die Art seiner Verwirklichung und vertreitert sich so gleichsam von einem Punkt aus in die Welt. Indem er sein Objekt, in unserem Beispiel das "soziale Niveau", stets veränderten Bedingungen aussetzt, weist er immer neue Eigentümlichkeiten an ihm auf, für die er, nachdem er sie zunächst ganz allgemein festgestellt hat, sodann Bestätigungen in der Erfahrung sucht. Auf diese Weise gelingt es ihm, die Gesetze und Formen zu finden, nach denen Vorgänge ablaufen, die oft an der Oberfläche scheinbar nichts miteinander gemein haben. Die Ergründung der Beschaffenheiten des sozialen Niveaus führt ihn zur Bloßlegung zahlreicher Beziehungen der Wesenszusammengehörigkeit; er macht etwa die Tatsache sichtbar, daß die zu einer Masse vereinigten Individuen ihrer höchsten geistigen Eigenschaften beraubt werden, oder zeigt, daß anfänglich geschlossene Körperschaften sich aus dem Bedürfnis nach Differenzierung heraus bald in einzelne Körperschaften zerspalten usw. Jede solche Beschaffenheit des sozialen Niveaus wird durch eine Reihe verschiedenster Phänomene verkörpert, die in Beziehungen der Analogie zueinander stehen, da sie ein und derselben Gesetzmäßigkeit, Form oder Struktur unterworfen sind.

Inessen begnügt sich SIMMEL meistens nicht damit, den verschiedenen Realisierungen eines Allgemeinbegriffs innerhalb der Erscheinungswelt nachzuspüren, er sucht auch das Warum des Dingzusammenhangs zu ergründen. Er möchte das Verbundensein der Phänomene nicht bloß feststellen, sondern außerdem erklären, möchte die zwischen den Erscheinungen obwaltenden Wechselwirkungen gleichsam auf eine Generalformel zurückführen, aus der heraus sämtliche entschleierte Gesetzmäßigkeiten zu verstehen sind. Dieses Ziel zu erreichen, unterbaut SIMMEL häufig einer Mannigfaltigkeit von Vorgängen, Zuständen usw. einen einheitlichen Sinn, den er zum Kern für sein Ausstrahlen in die Totalität macht. Gesetzt, der Denker verzichtet auf eine solche Sinndurchdringung, so kann er von jedem beliebigen Allgemeinbegriff oder abstrakten Moment aus sich in die Welt verbreitern, indem er alsdann einfach alle Tatsachen freilegt, auf die der betreffende Mittelpunktsbegriff noch irgendwie hinweist. Mehr zu leisten ist nicht seine Aufgabe und verbietet sich ihm auch überall dort von selber, wo die Einheit des Begriffs, unter den sämtliche aufgedeckten Tatsachen fallen, nicht zugleich eine Einheit des Sinnes ist. In einer Reihe soziologischer Untersuchungen bschränkt sich SIMMEL darauf, an der Außenseite der Erscheinungen entlang zu wandern; der jeweils ihm als Leitfaden dienende Begriff ist keiner tieferen Ausdeutung fähig, daher dann auch den vom Begriff aus erschließbaren Phänomenen der gemeinsame Bedeutungshintergrund fehlt. Diese Sachlage ändert sich sofort, wenn der Begriff, statt eine künstliche Bildung, eine willkürliche Abstraktion zu sein, Wirklichkeiten bezeichnet, die an und für sich eigentümliche Wesenheiten sind. Man vergleiche etwa ein Thema wie "Die Kreuzung sozialer Kreise" mit einem anderen "Das Abenteuer". Dort wird an einen Grundbegriff angeknüpft, der rein aus den Erkenntnisinteressen des Philosophen heraus geboren ist und die Aufmerksamkeit auf eine Mannigfaltigkeit hinlenkt, die keine natürliche Einheit bildet. Der hier verwandte Grundbegriff hingegen meint eine Wirklichkeit von erlebbarer Einheit, und nur einer solchen läßt sich eine Bedeutung unterbreiten, nur eine solche kann von einer ihr Sinn schenkenden Auffassung getragen werden. In einer Studie über "Geselligkeit" (3) z. B. deutet SIMMEL diese als eine Spielform der Vergesellschaftung und gelangt damit zu einer Erklärung des Wesens aller geselligen Erscheinungen. Oder es dünkt ihm der Sinn des Henkels zu sein, das Zusammentreffen der Welt des Kunstwerks mit der des praktischen Lebens zu symbolisieren (4). In Beispielen wie den genannten handelt es sich für den Denker stets darum, die von ihm erlebte Sinneinheit einer Gruppe von Phänomenen begrifflich auszudrücken, sie in eine Formel zu bannen, die sein Erlebnis in der Sphäre des Begriffs rein widerspiegelt. Die durch das Wort Geselligkeit etwa umfaßte Vielheit zwischenmenschlicher Verhältnisse, geistiger Prozesse usw. bildet für ihn genauso eine geschlossene Bedeutungstotalität wie das Individuum. Kann er auch nicht die ganze Weltfülle auf den Nenner einer Bedeutung bringen, so erblickt er doch überall in der Welt Mannigfaltigkeitskomplexe, in die er sich einzuleben vermag. Er schält den Wesenskern eines derartigen Komplexes klar heraus und macht den Begriff von ihm zum Erklärungsprinzip der dem betreffenden Komplex angehörigen Erscheinungen. Da es aber innerhalb der Gesamttotalität keine scharf voneinander geschiedene Gruppen gibt, sondern alle Phänomene mit allen in Beziehung stehen, strahlt der Denker von jedem Prinzip, das zunächst nur der Sinnmittelpunkt einer Erscheinungsgruppe begrenzten Umfangs ist, schließlich weit und immer weiter in das Weltganze aus.

Ich verdeutliche seinen Gang durch die Welt an einem ausgewählten Beispiel. Das Wesen der Mode liegt nach SIMMEL darin beschlossen, daß sie den Drang zur Nachahmung und den zur Differenzierung befriedigt (5). Sie ist die einheitliche Erscheinungsform beider sozialen Grundtriebe, beide werden durch sie zu einem einzigen Tun vereinigt. In Bezug auf diese Wesensbestimmtheit ergibt sich sofort eine Analogie zwischen der Mode und der sozialen Ehre, welche Phänomene offenbar das gemeinsam haben, daß sie ein Produkt klassenmäßiger Scheidung sind, daß sie also dazu dienen, "einen Kreis in sich zusammen- und ihn zugleich von anderen abzuschließen". Aus der Wesensformel folgt ohne Weiteres, daß die Gebilde der Mode niemals ihren Grund in irgendwelchen sachlichen Notwendigkeiten haben, sie sind ein Erzeugnis sozialer, formal-psychologischer Bedürfnisse. Diese Feststellung erlaubt dem Denker, eine Parallele zwischen der Mode und der Pflicht zu ziehen; beiden Erscheinungen stimmen in ihrer "Realitätsfremdheit" überein, in ihrer Gleichgültigkeit gegen das Was, gegen die Materie, an der sie sich verwirklichen. Man erkennt hier deutlich das Verfahren SIMMELs. Von jeder neu aufgedeckten Beschaffenheit und Verhaltensweise seines Gegenstandes zeigt er, daß sie auch durch andere Gegenstände verkörpert sind und spannt so ein Netz von Analogien über die Welt aus. Leicht erklärlich, daß Gebiete wie Religion und Wissenschaft, in denen es sich um rein sachliche Entscheidungen handelt, von der Herrschaft der Mode befreit sind, oder daß doch zumindest deren Herrschaft innerhalb solcher Bereiche keine Daseinsberechtigung hat. Die Mode kommt nur den oberen Ständen zu, bei denen das Bedürfnis nach Abhebung am stärksten entwickelt ist. Daß man die Mode in der Tat als eine Auswirkung der beiden gekennzeichneten Grundtriebe aufzufassen hat, bestätigt sich unter anderem an der Unveränderlichkeit der Trauerkleidung, deren Sinn es ist, den Gemütszustand der Trauer zu veranschaulichen und die darum von SIMMEL eine "Negationserscheinung der Mode" genannt wird. Wenn eine Mode sich einmal durchgesetzt hat, so wird sie bald allgemein nachgeahmt, die Gesamtheit sucht sich ihrer zu bemächtigen. In dem Augenblick aber, in dem sie ein Besitztum der Massen wird, ist sie nicht mehr Mode, d. h. sie gewährt dann dem Abhebungsbedürfnis der oberen Stände keine Form mehr, die seine Kundgabe ermöglicht. Die Mode "gehört damit dem Typus von Erscheinungen an, deren Intention auf eine immer schrankenlosere Verbreitung, eine immer schrankenlosere Verbreitung, immer vollkommenere Realisierung geht - aber mit der Erreichung dieses absoluten Ziels in einen Selbstwiderspruch und Vernichtung fallen würde.". Analog hierzu verhalten sich etwa die sittlichen Bestrebungen oder die wirtschaftliche Arbeit. Die Einsicht in das Wesen der Mode verhilft zum Verständnis ihres Überhandnehmens im Zeitalter der Zivilisation, in einer Epoche also, die für SIMMEL noch Gegenwart bedeutete. Es fehlen uns, so führt er aus, die tiefwurzelnden Überzeugungen, die unser ganzes Leben in einem metaphysischen Grund verankern. Da wir nicht von innen her bestimmt sind, kann die Mode auf den meisten Gebieten des Daseins die Herrschaft an sich reißen, und mannigfache Tätigkeiten und Äußerungen nach ihrem Sinn lenken. Außerdem: wir sind reizbar geworden, wir lieben den Wechsel, vielleicht deshalb, weil wir der Seelenlehre entfliehen wollen; solche Eigenschaften und Neigungen aber begünstigen das Entstehen der Mode, die, um sich in der Macht zu behaupten, nicht zumindest auf unsere leichte Wandlungsfähigkeit, unsere Lust am Neuen angewiesen ist. Welche Gruppe innerhalb der Gesellschaft wird hauptsächlich Träger der Mode sein? Der Mittelstand. Die unteren Stände sind zu schwer beweglich, weil ökonomische Lasten sie drücken, die höchsten Stände ihrer konservativen Gesinnung wegen. Der Drang sich abzuheben, wächst in dem Maße, als die Menschen dicht beisammen wohnen, daher ist die Mode eine großstädtische Erscheinung. SIMMEL geht nun dazu über, die verschiedenen typischen Einstellungen des Individuums zur Mode der Betrachtung zu unterwerfen. Der Einzelne, der sich nach der Mode richtet, zeichnet sich vor anderen aus, jedoch nicht als Einzelner, sondern als Glied einer bestimmten Gruppe. Hieraus erklärt sich die Beurteilung, die er erfährt. "Man beneidet den Modischen als Individuum, man billigt ihne als Gattungswesen." Nachdem SIMMEL die seelischen Beschaffenheiten des Modehelden zutage gefördert hat, macht er auf die Tatsache aufmerksam, daß der absichtlich Unmoderne genauso die Mode bejaht, wie der sich schlicht zu ihren Inhalten Bekennende. Das Handeln auch dieses Typus Mensch entspringt den Bedürfnissen nach Differenzierung und Übereinstimmung, er ist ein Modeheld mit umgekehrtem Vorzeichen. Ebenso quillt der Atheismus nicht selten aus einem religiösen Drang hervor; seelische Grundtriebe verwirklichen sich häufig an einander entgegengesetzen Inhalten. Daß die Frauen sich mehr als die Männer der Mode beugen, erklärt sich aus der dem weiblichen Geschlecht eingeborenen Unsachlichkeit und aus seiner Abhängigkeit vom sozialen Milieu. Die Emanzipiert, die an den Bestrebungen des Mannes teilhaben will, muß sich ganz folgerichtig auch gegen den Machtanspruch der Mode auflehnen. Da diese immer nur die Oberfläche der Persönlichkeit ergreift, dient sie in vielen Fällen dem tiefer angelegten Menschen als Maske. Er benutzt sie um sich zu verbergen, ihr sich zu unterwerfen, bedeutet für ihnen einen "Triumph der Seele über die Gegebenheiten des Daseins". Eine Mode mag fast schamlos sein, sie verletzt doch niemals das Schamgefül, das nach SIMMELs allerdings unzulänglicher Definition wesensmäßig auf dem Sichabheben des Einzelnen beruth. Tiefausgeschnittene Ballkleider berühren deshalb sofort peinlich, wenn sie bei unfestlichen Gelegenheiten, für die sie nicht bestimmt sind, getragen werden. Die Mode gehört wie das Recht zu den das äußere Verhalten des Menschen regelnden Formen des Gemeinschaftslebens. Je freiwilliger man diese Formen anerkennt, ein umso größeres Maß von innerer Freiheit gewinnt man. Auch das Einzelindividuum schafft sich wohl eine "Personalmode", um dem Bedürfnis nach Vereinheitlichung der Seelenregungen wie dem Bedürfnis nach Betonung irgendeines Wesenszuges zu genügen, der ihm gerade bedeutsam dünkt und den es daher zum Austrag bringen möchte. Es legt sich einen gewissen Stil zu, bevorzugt zuzeiten bestimmte Redewendungen, läßt die eine oder die andere seiner Eigenschaften besonders stark hervortreten. Jede Mode gebärdet sich so, als ob ihr ein ewiges Leben beschieden wäre, trotzdem Vergänglichkeit ihr notwendiges Los ist. Nach SIMMEL rührt dies daher, daß der Mode als allgemeinem Begriff in der Tat Unsterblichkeit zukommt, weil sie menschlichen Grundtrieben eine Form für ihre Verkörperung gewährt. Die Moden wechseln, aber die Mode bleibt, und aus dieser ihrer Erhabenheit über die Zeit leiten offenbar ihre flüchtigen Gehalte jeweils den Anspruch her, immerdar zu dauern ...

Nicht immer mach SIMMEL Einheitsarten wie die soeben herausgearbeiteten, also Einheiten des Begriffs und der Bedeutung, zu Ausgangspunkten für sein Vordringen in die Totalität. Er zergliedert wohl auch unechte Einheiten, die eine de facto gar nicht zusammengehörige Mannigfaltigkeit umspannen. Die meisten Begriffe des alltäglichen Lebens sind ja nicht aus der unmittelbaren Anschauung des Gegebenen geboren, vielmehr wird die ihnen zugrunde liegende Materie nur ganz unbestimmt und undeutlich ins Bewußtsein erhoben; sie sind kein Erlebnis, sondern Gebrauchsmünzen. In seinem Frühwerk "Einleitung in die Moralwissenschaft" z. B. bemüht sich SIMMEL darum, den Nebel verschwommener Vorstellungen, der sich um gewisse moralische Grundbegriffe (etwa um Egoismus und Altruismus) angesammelt hat, dadurch zu zerstreuen, daß er die Mannigfaltigkeit der diese Begriffe unterbauenden sittlichen Tatsachen enthüllt. Statt die betreffenden Begriffe unbesehen hinzunehmen, und sie zum Kern irgendwelcher ethischen Lehren zu machen, steigt er zu ihren Fundamenten nieder und zerstört, indem er die Wirklichkeit selber belichtet, eine Reihe von Theorien, die jenem dunstigen Begriffsreich entstammen, das sich zwischen das erkennende Subjekt und die Realität einschiebt. Sein Verfahren hierbei gleich im Übrigen dem oben beschriebenen, nur handelt es sich ihm mehr um die Auflösung einer aus Scheinbegriffen konstruierten Welt als um die Erhellung der innerhalb der Welt bestehenden Sinnzusammenhänge. Ich komme auf diese Bestrebungen an anderer Stelle zurück.

Das hervorragendste Beispiel für die in der angedeuteten Weise sich vollziehende Eroberung der Totalität bietet die "Philosophie des Geldes". Im Vorwort zu diesem Werk heißt es:
    "So ist also das Geld hier nur Mittel, Material oder Beispiel für die Darstellung der Zusammenhänge, die zwischen den äußerlichsten, realistischsten, zufälligsten Erscheinungen und den ideellsten Potenzen des Daseins, den tiefsten Strömungen des Einzellebens und der Geschichte bestehen."
Und in der Tat: alle dem Denker überhaupt zugänglichen Stoffkreise werden hier durchwandert und die zahllosen Beziehungen aufgewiesen, die sich zwischen den ebenso zahllosen Erscheinungen innerhalb dieser Gebiete anknüpfen. SIMMEL legt einen Querschnitt um den andern durch das gesellschaftliche und individuelle Leben der Menschen im Zeitalter der ausgeprägten Geldwirtschaft. Seine Betrachtungen erfolgen aber weder von einem nationalökonomischen noch von einem historischen Standpunkt aus, sondern erwachsen aus der rein philosophischen Absicht, die Verwobenheit sämtlicher Teile des Weltmannigfaltigen zum Bewußtsein zu bringen. In keinem seiner sonstigen Werke entwirft der Denker ein so umfassendes Bild von einem Ineinandergreifen und der Verflochtenheit der Phänomene. Er arbeitet ihr Wesen deutlich heraus, um es gleich wieder in eine Fülle von Zusammenhängen einzuschmelzen, zeigt, wie sie sich gegenseitig bedingen und enthüllt die vielen ihnen innewohnenden gemeinsamen Bedeutungen. Zu diesem Phänomen gehören etwa der Tausch, der Besitz, der Geiz, die Verschwendung, der Zynismus, die individuelle Freiheit, der Stil des Lebens, die Kultur, der Persönlichkeitswert usw. Teils strahlt SIMMEL vom Begriff des Geldes selber nach allen möglichen Richtungen in das Mannigfaltige aus, d. h. er würdigt die Beschaffenheiten des Geldes, dessen Beziehungen zu den Objekten, seinen Funktionscharakter, seine Stellung in den Zweckreihen; teils läßt er von gewissen ihm wesentlichen Erscheinungen, sie zu neuen Mittelpunkten machend, den Blick zum Geld zurückwandern, so z. B. dann, wenn er die Bedeutung der kapitalistischen Wirtschaftsform für die Ausbildung der Individualität, für die Gestaltung unseres inneren und äußeren Lebens bloßlegt. Die unerschöpfliche Menge eingestreuter Analogien weist immer wieder auf den einheitlichen Kerngedanken des ganzen Werkes hin, der sich auch kurz wie folgt ausdrücken läßt: Von jedem Punkt der Totalität aus kann man zu jedem anderen Punkt gelangen, ein Phänomen trägt und stützt das andere, es gibt nichts Absolutes, das unverbunden mit den übrigen Erscheinungen existiert und an und für sich Geltung besitzt. Dieser in der "Philosophie des Geldes" nicht nur praktisch betätigte, sondern auch theoretisch begründete Relativismus wird noch eingehender darzustellen sein.

Was nun die Art von SIMMELs Weltdurchdringung im allgemeinen anbelangt, so leuchtet zunächst ein, daß sich die Entfaltung der Totalität umso vollkommener gestalten muß, je weiter scheinbar die Phänomene auseinanderliegen, deren Verknüpftheit jeweils veranschaulich werden soll. Es ist sehr bezeichnend für den Denker, daß er sich bei seinem Gang durch die Welt stets darum bemüht, entfernteste Dinge zusammenzubringen. Immer will er, man fühlt es deutlich, eine Ahnung von der einheitlichen Verbundenheit des Mannigfaltigen in uns erwecken, will dessen Ganzheit, die ihm doch niemals voll erschließbar ist, zumindest annäherungsweise übermitteln. Und so sucht er dann mit Vorliebe die Beziehungen zwischen Gegenständen zu erkunden, die sich an der Oberfläche durchaus fremd sind und den verschiedensten Stoffbezirken entstammen. Besonders gerne springt er von irgendeiner beliebigen Seinsschicht in den Erlebnisbereich der intimen Persönlichkeit über. Im Flug gleitet er über Abgründe hinweg von einem Pol zum anderen, eine feine, rein individuelle Regung mit einer Äußerung gesellschaftlichen Lebens verbindend und von dieser wieder seine Brücken schlagend zum Gedankenmotiv einer Weltanschauung. Leicht und sicher bewegt sich sein Geist hinüber und herüber durch diese mannigfachen Sphären und überall blitzen Verwandtschaften und Ähnlichkeiten auf.

Bei so gearteten Denkabsichten muß es - man darf das beinahe a priori aus dem Wesen dieses Denkens folgern - dem Philosophen verhältnismäßig gleichgültig sein, welche Probleme er zur Bearbeitung wählt, vorausgesetzt nur, daß sie überhaupt den ihm zugänglichen Stoffbereichen angehören. Jede beliebige Einzelerscheinung kann Angriffspunkt für die philosophische Untersuchung werden, läßt sich doch von ihr so gut wie von irgendeiner anderen in die Zusammenhänge der Lebenstotalität vorfühlen, die sie alle umgreift. Sein jeweiliges Denkobjekt, das er darum auch häufig genug zum Rang eines bloßen Beispiels erniedrigt, wird ihm nur dadurch zum Gegenstand, daß es eine mehr oder weniger geschlossene Gruppe von Beziehungen bildet, die nach allen Seiten über sich hinausweist auf die sie umfassende Beziehungsvielheit des Weltganzen. Man versteht von hier aus, warum trotz der verschiedensten von SIMMEL behandelten Stoffe - kaum ein Denker hat den Kreis der Gegenständlichkeiten, auf die sich seine Reflexion richtet, so weit gesteckt - seinen Werken durchweg ein so stark ausgeprägter einheitlicher Zug innewohnt. Es liegt das daran, daß die Phänomene größtenteils in ihrer Eigenschaft als Komplexe von Verknüpfungen auftreten. Sie sind vielfach nicht mehr als bloße Knoten- und Durchgangspunkte für die Erforschung der Struktur des Gesamtmannigfaltigen, aus dessen Geflecht sie herausgelöst sind, um ihm nachträglich wieder einverwoben zu werden.

Das Verfahren, nach dem SIMMEL sich in die Totalität verbreitert, zeitigt Ergebnisse, die von einer eigentümlichen Unfaßlichkeit sind. Dieses Wandern von Beziehung zu Beziehung, dieses Ausschwärmen in Ferne und Nähe, die Kreuz und Quer, es gewährt dem Geist, der ein Ganzes umgreifen möchte, keinen Halt, er verliert sich im Endlosen. Da es der einzige Sinn der zwischen den Erscheinungen angesponnenen Fäden ist, verborgene Zusammenhänge sichtbar zu machen, verlaufen sie ziemlich regellos und willkürlich, das Unsystematische wird bei ihnen geradezu System, es ist ganz gleichgültig, wohin man, sie auswerfend und anknüpfend, gelangt, wenn man nur überhaupt irgendwohin gelangt. Dieses Gewebe ist nicht nach einem Plan geschaffen wie eine festgefügte Gedankenordnung, es hat vielmehr keinen anderen Zweck als den da zu sein und durch sein Dasein von der Verbundenheit aller Dinge zu zeugen. Locker und leicht erstreckt es sich in die Breite und Tiefe und erweckt die Vorstellung einer Welt, von der ein seltsames Flimmern ausgeht wie von einer sonnigen Landschaft, in der die harten Konturen der Gegenstände aufgelöst sind und die nur noch ein einziges Gewoge zitternden Lichtes ist, das die Einzeldinge überspielt. Dieses Flimmern wird besonders dadurch hervorgerufen, daß SIMMEL fortwährend den Gang seines Denkens unterbricht, um in den verschiedensten Sphären Analogien zu einem gerade hervorgehobenen Verhalten aufzuweisen. Als Frucht derartiger Streifzüge erwächst in uns das Gefühl für die Verschlungenheit der Elemente des Mannigfaltigen. Wir spüren es: jede Erscheinung spiegelt jede wieder, variiert eine Grundmelodie, die auch sonst noch vielerorts erklingt.

Trotzdem SIMMEL, wie ich dargelegt habe, die Phänomene auf verschiedene Art miteinander verbindet, wohnt doch fast all den Bahnen, die er zwischen den zahllosen Punkten des Mannigfaltigen anlegt, ein bestimmter Richtungssinn inne. In der Vorrede zu seinem "Rembrandt" sagt der Denker, er erblicke eine wesentliche Aufgabe der Philosophie darin, "vom unmittelbar Einzelnen, dem einfach Gegebenen das Senkblei in die Schicht der letzten geistigen Bedeutsamkeiten zu schicken". Es wäre ja denkbar, daß SIMMEL bei seinem Durchschweifen der Totalität sich entweder ganz im Bereich der Einzeldinge aufhielte, sorgsam deren wechselseitige Beziehungen feststellend, oder daß er in der Sphäre der Ideen verweilte, ohne je die von diesen gemeinten Gegenstände mit zu berücksichtigen. Der eine Fall ist der des Empirikers, der sich mit der Aufdeckung von Tatsachenzusammenhängen begnügt, und es verschmäht, ihnen einen Sinn zu unterbreiten. Der andere Fall ist der des reinen Metaphysikers, der zwar einen absoluten Sinn der Welt erschließt, aber von ihm aus nicht zurückfindet zur Wirklichkeitsfülle, der vielleicht nur deshalb weltumspannende Gedanken zu erleben vermag, weil er sich dem Erlebnis der verschiedensten Einzelphänomene verweigert. SIMMEL dagegen ist der geborene Vermittler zwischen der Erscheinung und den Ideen. Von der Oberfläche der Dinge dringt er allenthalben mit Hilfe eines Netzes von Beziehungen der Analogie und der Wesenszusammengehörigkeit zu ihren geistigen Untergründen vor und zeigt, daß jene Oberfläche Symbolcharakter besitzt, daß sie die Sichtbarwerdung und Auswirkung dieser geistigen Kräfte und Wesenheiten ist. Das geringfügigste Ereignis weist hinab in die Schächte der Seele, jedem Geschehen kann von irgendeinem Standpunkt aus ein bedeutender Sinn abgewonnen werden. Ein Licht von innen her macht so die Erscheinungen bei SIMMEL aufglühen wie Tuch und Geschmeide auf manchen Bildern REMBRANDTs. Alle Stumpfheit und Armseligkeit weicht von der Außenseite der Welt; es ist als sei sei plötzlich durchsichtig wie Glas geworden und man könne in sie hinein und hinter sie blicken in sonst verborgene Seinsschichten, deren Offenbarung und zugleich deren Hülle sie ist.

Die Sinneinheit, die SIMMEL der Welt versagt, schenkt er den Individuen. Er entreißt sie den Zusammenhängen des Mannigfaltigen und stellt sie diesem gegenüber als in sich geschlossene Totalitäten, die nach eigenen Gesetzen werden und vergehen. Bei der Erforschung des einzelmenschlichen Mikrokosmos schlägt er genau das umgekehrte Verfahren ein wie bei der Eroberung des Makrokosmos. In diesen strahlt er aus, jenen umfängt er durch eine Wesensformel. Abgesehen von der geistigen Individualität Rechenschaft ablegt, durchaus überein mit der Art, in der er die inneren Zusammenhänge irgendwelcher eine Bedeutungseinheit bildenden Mannigfaltigkeitsgruppen erschließt. So sucht er etwa den gemeinsamen Erklärungsgrund der vielen Erscheinungen und Verhaltensweisen zu ermitteln, die unter den Begriff der Mode fallen; das soziologische Phänomen wie der Mensch als geistige Totalität: sie sind für ihn Individualitäten, deren Wesen man erkennen muß, damit man den einheitlichen Sinn erfaßt, der allen ihren Äußerungen gleichmäßig zukommt. Nur löst SIMMEL die menschliche Individualität völlig aus dem Weltganzen heraus, während er jeden anderen individuellen Komplex gerade um seines Einverwobenseins in dieses Ganze willen betrachtet. Auch auf die einzelmenschliche Gestalt nun findet das Kernprinzip des Denkers Anwendung, daß alles mit allem in Beziehung steht. Handlungen, Gefühle, und Gedanken eines Menschen sind unzertrennlich miteinander verquickt und um das Warum ihrer Verknüpftheit einzusehen, gilt es offenbar, das Wesen herauszuarbeiten, dessen Ausdruck sie sind. Eine Reihe von Werken SIMMELs haben, wie bereits erwähnt, große Gestalten zum Gegenstand; so sein "Kant", sein "Schopenhauer und Nietzsche", sein "Goethe", seine "Rembrandt". In ihnen gibt er begreiflicherweise weder eine Biographie dieser Männer noch vorwiegend eine sachliche oder kritische Würdigung ihrer Leistungen. Vielmehr drängt es ihn dazu, das intuitive Erlebnis vom geistigen Sinn der betreffenden Gestalten zu formulieren und dann darzulegen, wie der erschaute Sinn sich in den verschiedenen Äußerungen dieser Persönlichkeiten verkörpert und verkörpern muß. Das innerste Sein der Individualität möchte er entschleiern, ihren Wesenskern ans Licht ziehen, auf den das Individuum selber (aus Gründen, die hier unerörtert bleiben müssen) nicht hinblicken kann.

In welchem Umfang sich die Erscheinung eines Menschen zum Bild verdichtet und als Einheit erlebt wird, richtet sich nach der Beschaffenheit des Menschen und nach dem Standpunkt, den man ihm gegenüber einnimmt. Man mag vorwiegend seinen Werken Beachtung schenken, oder aus ihnen nur den eigentümlichen Gehalt seiner Weltanschauung herausziehen, man mag auch den Sinn seines vollgelebten Lebens ergründen usw. Zunächst liegt es am Menschen selber, was sich an ihm uns als seine eigentliche Individualität einprägt.

Es gibt zwei Typen schaffender Persönlichkeiten, die sich in Bezgug auf die Offenbarung ihres geistigen Wesens verschieden verhalten. Bei den einen geht dieses gleichsam völlig in das Werk über. Man brauchte nichts von ihrem realen Leben zu wissen und könnte doch den Sinn ihrer Existenz ganz aus ihrer Leistung erschließen, die, abgespalten von der Daseinswirklichkeit ihres Zeugers, als selbständiges Gebilde fortdauert. Das, was an einem Menschen geistig bedeutsam ist, objektiviert sich hier restlos, löst sich ab von der Person, um in die Schöpfung hinüberzugleiten, in der es wie in einem Kristall aufbewahrt wird. Der Genius des anderen Menschentypus dagegen spricht sich nicht nur im Werk aus, sondern gibt sich im gesamten Entwicklungsgang dieser Persönlichkeiten kund, verkörpert sich in der Totalität ihres konkreten Daseins. Durch das von ihnen etwa Geleistete wird bei weitem nicht ihre Bedeutung erschöpft, die aufzuspüren und zu begreifen es vielmehr des Blickes auf alle ihre Lebensäußerungen bedarf. Welche Wesenszüge und Auswirkungen eines Menschen sich jeweils zur individuellen Einheit zusammenballen, hängt natürlich ebenso sehr von der geistigen Haltung dessen ab, der diesen Menschen zu erkennen trachtet. Je nach der Art seiner Grunderlebnisse wird er das Hauptaugenmerk bald dem einen, bald dem anderen Teil der von ihm zu erforschenden individuellen Mannigfaltigkeit zuwenden, manche Seiten seines Objekts drängen sich in den Vordergrund, andere erscheinen nur in der Verkürzung, werden überschnitten oder verschwinden gar. Jedes Phänomen, sei es eine Sache, sei es ein Individuum, ist eben in einer Epoche der Sinnentfremdung unendlich vieldeutig, und die Vorstellung, die man von ihm gewinnt, ist die Resultierende aus seinem eigenen Wesen und dem seines Betrachters.

Fast alle Gestalten, denen sich SIMMEL im Verlauf seiner gedanklichen Entwicklung genähert hat, sind von ihm als Werkindividualitäten erfaßt worden. Handle es sich nun um KANT, um SCHOPENHAUER, NIETZSCHE und REMBRANDT oder um einen der in dem Buch "Hauptprobleme der Philosophie" gewürdigten Denkertypen - er berücksichtigt lediglich die Leistungen dieser Geister, ohne den Tatsachen ihres Lebens irgendwie nachzufragen. Da es sein Ziel ist, die Beziehungen der Wesenszusammengehörigkeit zwischen den einzelnen Schöpfungen einer solchen Persönlichkeit aufzudecken, muß er vor allem den einigenden Ideenmittelpunkt der betreffenden Schöpfungen, oder was sonst ihm als deren Kern ersheint, herausschälen, um dann nachzuweisen, wie von der Beschaffenheit des Kerns das Werkganze bis in seine letzten Ausstrahlungen und Verästelungen abhängt, wie es notwendig in eben diesem und keinem anderen Ideengrund wurzelt. Vom genannten Bestreben geleitet, löst er den ineinander verhäkelten Zusammenhang des Werks völlig auf und konstruiert ihn dann wieder neu, indem er lauter Strukturlinien von einem ideellen Zentrum aus zu der sichtbaren Oberfläche zieht (6). Die Verbindungen, die er so herstellt, entsprechen keineswegs den im Werk selbst offen zutage tretenden Verknüpfungen, die dessen Schöpfer willentlich hervorgerufen hat. Sie sind vielmehr in das Werk hineingeschaut und führen gleich Radien von den verschiedenen Teilen des Leistungsbegriffs zu ein und demselben Mittelpunkt, nämlich zu der in der Leistung ausgedrückten Grundidee hin, die ebenfalls intuitiv erkannt ist. Alle Querverbindungen zwischen den Elementen des Werkganzen werden auf dem Umweg über das Zentrum angebahnt. Schlichte Nachzeichnung des sachlichen Gehalts der Schöpfungen ist niemals Selbstzweck der Darstellung. Zur Hervorhebung irgendeiner Einzelheit aus dem Inhaltsmannigfaltigen kommt es nu, wenn gerade ein von der Mittelpunktsidee aus angelegter Weg bei ihr einmündet, d. h. wenn es von Bedeutung ist, die Beziehung der Einzelheit zu der das ganze Werk durchleuchtenden Idee zu beschreiben. Im Übrigen gleicht die Methode, die SIMMEL bei der Erforschung der Individualität anwendet, dem oben am Beispiel der Mode erläuterten Verfahren, nur liegt ihm wohl, da er die geistige Gestalt als eine gegen die Totalität abgegrenzte, rein auch sich selbst beruhende Beziehungsvielheit von einheitlicher Bedeutung begreift, weniger an der Auffindung von Analogien, mit deren Hilfe er die ganze Breite der Welt durchmessen kann. Das Wesen der REMBRANDTschen Kunst etwa erblickt der Denker in der Art, wie durch sie das Leben bewältigt wird. REMBRANDT, so dünkt ihm, erfaßt die absolute Lebenskontinuität, bei ihm scheint "der dargestellte Moment den ganzen, bis zu ihm sich hinlebenden Impuls zu enthalten, er erzählt die Geschichte dieser Lebensströmung". Vom Grundwesen REMBRANDTschen Schaffens dringt SIMMEL dann zu den verschiedenen künstlerischen Offenbarungen des Meisters vor, so zur Reihe der Selbstporträts, den religiösen Werken, den Handzeichnungen usw. Sie alle, in ihrem Eigensein, und ihren Zusammenhängen, werden aus der mit der Existenz des Künstlers zugleich gegebenen Idee begriffen, deren Ausdruck und Symbol sie sind.

Ein einziges Mal, in seinem "Goethe" nämlich, hat SIMMEL eine Lebensindividualität an der Wurzel zu packen versucht. Das Geheimnis von GOETHEs Gestalt liegt nach ihm u. a. darin beschlossen, daß der Dichter, "ganz dem eigenen Gesetz gehorchend, eben damit dem Gesetz der Dinge entspricht", daß jedes seiner Erlebnisse, alles auch, was von außen an ihn herantritt, sich auf eine wunderbar-schicksalsmäßige Weise in den Strom seiner Gesamtpersönlichkeit einfügt und, eingeschmolzen in ihn, einen schöpferischen Ausdruck findet. Die einmalige Daseinswirklichkeit selbst ist das Urphänomen, sie hat einen erlebbaren Sinn, der in Formeln gebannt wird. Seelische Entfaltung, Verhältnis zur Umwelt der Natur und der Menschen, Art der Gefühle, Grad der Hingabe und Selbstbewahrung usw.: alles am Leben GOETHEs ist wesentlich und trägt Symbolcharakter, d. h. es will gedeutet sein aus dem Geist, dessen es voll ist.

Ich werfe schließlich, in Ergänzung des durch die SIMMELsche Philosophie gelegten Querschnitts, einen flüchtigen Vorblick auf die Art, in der sich der Denker durchweg seines Stoffes bemächtigt. Er schaut ihn in innerer Wahrnehmung an und beschreibt das Geschaute. Wie noch näher auszuführen sein wird, widerstrebt ihm die systematische Ableitung einzelner Tatsachen in begrifflich strenger Form aus allgemeinen Oberbegriffen. Alle seine gedanklichen Entwicklungen schmiegen sich eng an die unmittelbar erfahrene, freilich nicht jedermann zugängliche Lebenswirklichkeit an, und noch die abstraktesten Darlegungen haben keine andere Quelle als die sie voll erfüllende Anschauung. Niemals vollzieht SIMMEL Denkakte, die nicht durch irgendein Wahrnehmungserlebnis gestützt werden und nicht entsprechend durch ein solches realisiert werden könnten. Er zeichnet stets Gesehenes nach, sein ganzes Denken ist im Grunde nur ein Erfassen der Objekte durch das Hinblicken auf sie.

Wer sich des Kernprinzips SIMMELschen Denkens erst einmal bewußt geworden ist, dem offenbaren sich damit auch die tieferen Gründe für die ganze Erscheinungsform dieser Philosophie. Oft genug hat man ja dem Denker die Gesuchtheit seines Stils, seine mitunter spitzfindige Subtilität zum Vorwurf gemacht. Als ob das alles nur ein zufälliges Bauwerk wäre und ebensogut fehlen könnte, ohne daß sich am Gedankenkern etwas ändert! Wenn scheinbar triviale Tatsachen manchesmal in recht komplizierten Wendungen umschrieben werden, so erklärt sich das aus dem Bestreben des Philosophen, auch noch das einfachste Phänomen als Symbol zu verstehen, als etwas, das auf viele andere Zustände oder Ereignisse hindeutet. Es in seinem handgreiflichen Eigensein zu erfassen, daran ist ihm nichts gelegen, er möchte vielmehr die ganze Weltfülle in es hineinströmen lassen. Die weit hergeholten, Sphären überfliegenden Analogien, die sich allenthalben bei SIMMEL finden, darf darum nicht als Frucht barocker Willkür, als geistreichelndes Abirren vom Ziel der jeweiligen Untersuchung auffassen, sie sind vielmehr zum guten Teil dieses Ziel selber.
LITERATUR: Siegfried Kracauer, Georg Simmel, Logos, Bd. 9, Tübingen 1921
    Anmerkungen
    1) Die folgende Abhandlung bildet das 1. Kapitel eines noch unveröffentlichten Manuskripts über die Philosophie Georg Simmels und ihren Zusammenhang mit dem geistigen Leben der Zeit.
    2) Enthalten in dem Göschen-Bändchen: "Grundfragen der Soziologie", 1912.
    3) Enthalten in dem Göschen-Bändchen "Grundfragen der Soziologie".
    4) Der Aufsatz "Der Henkel" enthalten in "Philosophische Kultur".
    5) Der Aufsatz "Die Mode" enthalten in "Philosophische Kultur - Gesammelte Essais, Leipzig 1911.
    6) In den Vorlesungen über Kant heißt es: "Es muß die Form seiner eigenen (Kants) Darstellung völlig zerbrochen werden ...!, damit uns nämlich ihr überindividueller Gehalt entgegenleuchtet.