cr-2ra-1Ettinger-ReichmannSchuppeSchubert-SoldernW. WundtR. Herrmann    
 
FRIEDRICH ÜBERWEG
Philosophie des Gegebenen

"Gut ist das, was Lust erzeugt. Nur das Gefühl ist imstande, wertzuschätzen. Damit nun ein sittliches Sollen zustande kommt, muß eine unbedingte und allgemeingültige Wertschätzung den Willen der Menschen bewegen. Das absolut Wertvolle ist aber das Bewußtsein. Die Lust am Bewußtsein oder an der bewußten Existenz ist eine notwendige, aber freilich schließt die Ethik nicht mit diesem Wert des individuellen Bewußtseins, sondern Prinzip derselben ist der Wert des Bewußtseins überhaupt, da dieser den eigentlichen Kern im Bewußtsein jedes Einzelnen bildet."

"Schubert-Soldern leugnet, daß ein abstraktes Ich-Moment, ein allgemeines Bewußtsein, vorzufinden sei, und hält die Wahrnehmungswelt für eine bloße Abstraktion aus den individuellen Erfahrungen, die ohne Introjektion, d. h. Einlegung, nicht vollzogen werden kann und ihren Wert allein im einzelnen Individuum findet."

Ihren historischen Ausgangspunkt hat von KANT die  Philosophie des unmittelbar Gegebenen oder die  immanente Philosophie,  welche eine Wissenschaft der  reinen Erfahrung sein will. Es ist diese Richtung durch F. A. LANGE, von dem Manche ihren Anfang datieren, beeinflußt. Fast mehr als mit den Anschauungen KANTs hat die immanente Philosophie Ähnlichkeit mit denen BERKELEYs und HUMEs. Schon LOCKE hatte den subjektiven Charakter der Empfindung hervorgehoben; BERKELEY leugnet, daß dem Vorgestellten ein Vorgestelltes entspricht, aber ist insofern noch in einem Dualismus befangen, als er eine Verschiedenheit des Perzipierenden vom Perzipierten behauptet; HUME dagegen war der erste Vertreter einer rein immanenten Weltanschauung, indem er aussprach, daß nur die sogenannten Vorstellungen oder Objekte Wirklichkeit besitzen, das Subjekt aber nichts als ein Name im Zusammenhang dieser Objekte ist. Bei KANT, der den von HUME ausgesprochenen Gedanken nur in "scholastischer Form" vortrug, ist nach Ansicht der Philosophen der Immanenz diese Lehre "durch den metaphysischen Begriff des  Dings-ansich  verwirrt und verdunkelt".

Die immanenten Philosophie, die auch verwandt ist mit dem Positivismus, z. B. der Lehre von LAAS, will wesentlich eine Analyse der reinen Erfahrung, des unmittelbar und damit in Bewußtseinsbeziehungen, d. h. im Bewußtsein, Gegebenen. Die Begriffe "wirklich sein" und "bewußt sein" sind identische, ebenso "Objekt" und "Vorstellung", aber als die Gesamtheit der wirklichen Dinge, d. h. der bewußten Dinge, wird nicht das Subjekt, sondern das Weltganze bezeichnet, so daß die immanente Philosophie nicht etwa nur eine Erkenntnistheorie, sondern auch eine Weltanschauung ist.

Die unvermeidliche Folge der Lehre von der Immanenz müßte ein erkenntnistheoretischer Solipsismus sein, also die Anerkennung der Tatsache, daß der Erkennende nie aus einem ins Unbegrenzte zu erweiternden Umfang seines Erkennens hinauskann, weil mit Einschluß der fremden Subjekte - Iche - nur Erkenntnismomente in mir, dem Erkennenden, sind. Dieser notwendigen Konsequenz suchen die meisten Anhänger dieser Richtung zu entgehen, namentlich in idealistischer Weise SCHUPPE und REHMKE. Dagegen wird mehrfach ein Bewußtsein überhaupt neben und über dem individuellen Ich angenommen, in das z. B. SCHUPPE den Schwerpunkt seiner Philosophie legt. Seine erkenntnistheoretische Logik, die nicht psychologisch abgeleitet wird, ist eine Art Ontologie; sie geht auf das Wirkliche, gibt eine Erkenntnis des Seienden überhaupt und seiner höchsten Arten. Nach REHMKE ist uns die Außenwelt so unmittelbar gegeben, wie wir uns selbst, da die Seele die Dinge weder in sich hat, noch außerhalb: sie ist einfach. Den Standpunkt eines erkenntnistheoretischen Solipsismus vertritt reiner RICHARD von SCHUBERT-SOLDERN.
    Ein besonderes Organ für die immanente Philosophie wurde 1895 gegründet:  Zeitschrift für immanente Philosophie.  Unter Mitwirkung von  Wilhelm Schuppe  und  Richard von Schubert-Soldern  herausgegeben von  Max R. Kauffmann , Berlin, seit 1897 fortgeführt von  Wilhelm Schuppe . Vier Bände sind davon erschienen. Über die Richtung gibt kurz Aufschluß die von  Kauffmann  verfaßte Einführung in Heft 1 dieser Zeitschrift. Vgl. auch die Einleitung in das Werk  von Schubert-Solderns:  Das menschliche Glück und die soziale Frage. Ferner  Wilhelm Wundt,  Über naiven und kritischen Realismus. Siehe dazu  von Schubert-Solderns  "Erwiderung", ebd. und die Antwort von  Wundt,  ebd.; sowie  Wilhelm Schuppe,  "Die immanente Philosophie und Wilhelm Wundt", Zeitschrift für immanente Philosophie, Bd. 2. - Die Bezeichnung "Immanente Philosophie" haben einige ihrer Vertreter selbst gewählt. Zutreffender wird "Philosophie des Gegebenen" sein.

    Die durchaus phänomenale Auffassung der Natur vertritt  Anton von Leclair,  "Der Realismus der modernen Naturwissenschaft im Lichte der von Berkeley und Kant angebahnten Erkenntniskritik", Prag 1879, sowie "Beiträge zu einer monistischen Erkenntnistheorie", Breslau 1882.  Leclair  erkennt einen transzendentalen Faktor, ein extramentales Sein nicht an und lehnt alle Metaphysik ab. Sein Fundamentalsatz ist: Denken = Denken eines Seins; Sein = gedachtes Sein, womit ungefähr der Standpunkt  Berkeleys  eingenommen wird.

    Ähnliche erkenntnistheoretische Ansichten stellt  Wilhelm Schuppe  auf: "Das menschliche Denken", Berlin 1870, "Erkenntnistheoretische Logik", Bonn 1878, "Grundzüge der Ethik und Rechtsphilosophie", Breslau 1882, "Das metaphysische Motiv und die Geschichte der Philosophie im Umriß", Rede, Breslau 1882, "Der Begriff des subjektiven Rechts", Breslau 1887, "Das Gewohnheitsrecht", Breslau 1890, "Das Recht des Besitzes", ebd. 1891, "Grundriß der Erkenntnistheorie und Logik", Berlin 1894 (wiederholt die Hauptpunkte der "Erkenntnistheoretischen Logik", bringt aber auch manches Neues), "Begriff und Grenzen der Psychologie", Zeitschrift für immanente Philosophie, Bd. I, "Was ist Bildung?", Berlin 1900. Alles Sein, welches Objekt des Denkens werden kann, ist seinem Begriff nach schon Bewußtseinsinhalt, und ein Sein, welches nicht Bewußtseinsinhalt sein soll, ist ein undenkbarer Gedanke. Bewußtseinsinhalt setzt aber ein bewußtes Ich voraus. Ein Wunder des Daseins, das erste und einige, ist es freilich, wie das Ich überhaupt Zustände und einen Bewußtseinsinhalt haben kann. Wahr ist ein Gedanke, der ein Wirkliches zum Inhalt hat, und das Wirkliche ist ein Wahrgenommenes, das mit allem sonstigen Wahrgenommenen in einer ursächlichen Verbindung steht. Neben dem individuellen Bewußtseins nimmt  Schuppe  ein abstraktes Ich oder Bewußtsein, ein Bewußtsein überhaupt an, das sich im unmittelbaren Bewußtsein als etwas erweisen soll, was nur Subjekt sein, nur Eigenschaften haben, Tätigkeiten ausüben kann, niemals aber etwas Anderes zu seinem Substrat haben, an etwas Anderem haften, ihm als seine Eigenschaft oder Tätigkeit zukommen kann." Dieses Bewußtsein überhaupt hat aber keine konkrete Existenz, es ist eine Abstraktion, ein "abstraktes Moment", und seine konkreten Arten sind die einzelnen räumlich zeitlich bestimmten Bewußtseinsindividuen, die individuellen Iche. Dieses Bewußtsein überhaupt ist ein und dasselbe allen Individuen gemeinsame Wesen. "Es ist also dasselbe eine Ich oder Subjekt überhaupt, welches sich an so und so vielen Orten im Raum und Teilchen in der Zeit findet (dadurch eo ipso nicht mehr Bewußtsein überhaupt, sondern individuelles, nicht mehr reines Ich, sondern individuelles) und den ganzen Raum und die ganze Zeit außerhalb dieses Teilchen nur von ihm aus sieht, und eben deshalb löst sich der Raum und die Zeit aus dem individuellen Bewußtsein und gewinnt objektive, d. h. von den Individualitäten unabhängige, vom Bewußtsein überhaupt abhängige und zu ihm gehörige Existenz - ein und derselbe Raum und Zeit für alle." Zu ein und demselben Bewußtsein überhaupt, welches allen Individuen zugrunde liegt, gehört auch ein und dieselbe Wirklichkeit, die unabhängig ist von dem zu den Individuen Gehörigen, als die von diesen unabhängige gemeinsame objektive Welt. Ihr kommen die Bestimmungen zu, die als logische an das Bewußtsein überhaupt geknüpft sind; sie muß all das aufweisen, was Objekt und Bewußtsein ist.

    In dem, was Jeder in sich findet, als sein Erlebnis, als Wahrnehmuen oder Gedanken, "kann Manches zum Bewußtsein überhaupt, das er ja auch nur in sich findet, gehören, als ein und dasselbe für Alle, Anderes aber kann", wenn auch nicht in seinem Dasein überhaupt, so doch in seiner besonderen Art und Färbung zur Individualität gehören und vor ihr herrühren. Das Letztere ist das eigentlich Subjektive, natürlich niemals ein und dasselbe für Alle. In ein und derselben Wahrnehmung, in demselben Gedanken oder Gefühl kann das Eine aus dem Bewußtsein überhaupt stammen, das Andere der Individualität zugehören. So sondern sich  Erkenntnistheorie und Logik  aus dem individuellen Bewußtsein, da sie ihre Quelle im allgemeinen Bewußtsein haben. Was nun in einem individuellen Bewußtsein dem Bewußtsein überhaupt, was der Individualität angehört, das muß untersucht werden. Es tritt immer beides zusammen auf, Jedes durch das Andere bestimmt, das Allgemeine und die besondere Färbung und Ausgestaltung. Die Lehre von der individuellen Gestaltung des allgemeinen Ich ist die  Psychologie. 

    Mit seinen erkenntnistheoretischen Resultaten hängt auch die Ethik  Schuppes  zusammen. Gut ist das, was Lust erzeugt, und dies wird gewollt. Nur das Gefühl ist imstande, wertzuschätzen. Damit nun ein sittliches Sollen zustande kommt, muß eine unbedingte und allgemeingültige Wertschätzung den Willen der Menschen bewegen. Das absolut Wertvolle ist aber das Bewußtsein. Die Lust am Bewußtsein oder an der bewußten Existenz ist eine notwendige, aber freilich schließt die Ethik nicht mit diesem Wert des individuellen Bewußtseins, sondern Prinzip derselben ist der Wert des Bewußtseins überhaupt, da dieser den eigentlichen Kern im Bewußtsein jedes Einzelnen bildet. Die Naturwissenschaft hat ein System kausaler Zusammenhänge der Empfindungen, das unabhängig von den Individualitäten ist, festzustellen. (Vgl. Richard Herrmann, "Schuppes Lehre vom Denken kritisch beleuchtet", Greifswald 1894 und Paul Natorp, Archiv für systematische Philosophie, Bd. III, 1897, Seite 103-121.

    Nahe steht mit seinen Anschauungen den Ansichten  Schuppes Johannes Rehmke,  "Philosophie des Weltschmerzes", 1876; "Die Welt als Wahrnehmung und Begriff", Berlin 1880; "Der Pessimismus und die Sittenlehre", Leipzig 1882; "Physiologie und Kantianismus" (Vortrag), Eisenach 1883; "Unsere Gewißheit von der Außenwelt" (Vortrag), Heilbronn 1894; "Lehrbuch der allgemeinen Psychologie", Hamburg 1894, "Grundriß der Geschichte der Philosophie", Berlin 1896; "Zur Lehre vom Gemüt", Zeitschrift für immanente Philosophie, Berlin 1897; "Außenwelt, Innenwelt, Leib und Seele", Rektoratsrede, Greifswald 1898, der ebenfalls einen erkenntnistheoretischen Monismus vertritt, wenn er sich auch nicht zu den eigentlichen Vertretern der Immanenz rechnet. Die Seele ist durchaus immateriell, nur Bewußtsein, und darf nicht dem Materiellen als ein anderes Wirkliches, das für sich bestände, gegenübergestellt werden, da dem Materiellen nur wieder ein Materielles gegeüberstehen kann. Ohne Außenwelt und Innenwelt, welche die Seele hat, kann diese gar nicht gedacht werden, denn ihr Sein ist dadurch bedingt, daß sie eine Welt hat. Hieraus erhellt sich, daß sie in der Gewißheit ihres Seins zugleich die Gewißheit der Außenwelt oder der Dingwirklichkeit hat, und so ist diese nicht minder klar als die von der Innenwelt oder dem Vorgestellten, d. h. den Gefühlen und den Strebungen. Im "Lehrbuch der allgemeinen Psychologie" will  Rehmke  auch eine  philosophische  Psychologie geben, über die allgemeinen Fragen, welche das Seelenleben uns stellt, verständigen; es soll dieses Werk "die allgemeine Wegleitung zur psychologischen Einzelforschung" sein. Unter entschiedener Bekämpfung des spinozistischen Parallelismus nimmt  Rehmke  eine Wechselwirkung zwischen Seele und Leib an. - "Grundfragen der Ästhetik im Lich der immanenten Philosophie" behandelt  Franz Marschner,  Zeitschrift für immanente Philosophie, Bd. IV, Seite 1-56.

    Verwandt mit  Leclairs, Schuppes, Machs  Standpunkt, auch mit dem von  Avenarius  ist der des konsequenten Denkers  Richard von Schubert-Soldern.  "Über Transzendenz des Objekts und Subjekts", Leipzig 1882; "Grundlagen einer Erkenntnistheorie", Leipzig 1884; "Reproduktion, Gefühl und Wille", Leipzig 1887; "Grundlagen zu einer Ethik", Leipzig 1887; "Der Gegenstand der Psychologie und das Bewußtsein", Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 8, 1884; "Ursprung und Element der Empfindung", Zeitschrift für immanente Philosophie, Bd. 1, 1896; "Über den Begriff der allgemeinen Bildung", Leipzig 1896; "Das menschliche Glück und die soziale Frage", Zeitschrift für die gesamten Staatswissenschaften, Tübingen 1896. Er leugnet, daß ein abstraktes Ich-Moment, ein allgemeines Bewußtsein, vorzufinden sei, und nimmt nur einen einheitlichen Zusammenhang alles Gegebenen, einen Bewußtseinszusammenhang, an, der seine Einheit durch die drei Momente des Raums, der Zeit und der Unterschiedenheit erhält. Diese drei sind selbst wieder durch die Einheit der Zeit zu einer umfassenden Einheit verbunden. Andererseits hält er die Wahrnehmungswelt für eine bloße Abstraktion aus den individuellen Erfahrungen, die ohne Introjektion, d. h. Einlegung, nicht vollzogen werden kann und ihren Wert allein im einzelnen Individuum findet. Die Lösung des Problems des Solipsismus wird darin gesucht, daß zwar nichts außerhalb des Bewußtseins erkannt werden, daß aber das Erkannte eine vom individuellen Ich unabhängige Wirksamkeit haben kann. Der Solipsismus ist erkenntnistheoretisch nicht zu überwinden, da jeder Versuch, über den Ichzusammenhang hinauszukommen, nicht zu einem Durchbruch, sondern nur zu einer Erweiterung desselben führt; metaphysisch und praktisch aber ist er überhaupt nicht vorhanden. Auf diesen beiden Gebieten wäre er Wahnsinn und nicht Wissenschaft. Der metaphysische Solipsismus müßte behaupten, daß in einem transzendenten Ding, in meinem Kopf oder in einem Seelenatom, die ganze vorhandene Welt als Erscheinung gegeben ist, daß auch alle Mitmenschen nur solche Erscheinungen sind, daß die ganze Welt nur ein Vorgang in mir als einem transzendenten Wesen ist, daß außerhalb dieses Wesens nichts besteht; der praktische müßte behaupten, daß mein individuelles Ich Macht über die ganze übrige Welt hat, sie gestalten kann, wie es will. Von beidem behauptet der erkenntnistheoretische Solipsismus das Gegenteil. Die ethischen Anschauungen  von Schubert-Solderns  laufen auf einen "empirischen, nicht aber bloß induktiven eudämonistisch" hinaus. In der Psychologie weist er den transzendenten Hintergrund  Schuppes  ab und betont die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Selbstbeobachtung nicht nur als Grundlage für die Geisteswissenschaften, sondern in gewissem Grad für jede Wissenschaft überhaupt.

    Auf dem Standpunkt eines erkenntnistheoretischen Solipsismus wie  von Schubert-Soldern  steht  Max Kauffmann  (1896 in den Alpen verunglückt), "Immanente Philosophie", Bd. 1, Analyse der Metaphysik, Leipzig 1893. Eine Verschiedenheit von Subjekt und Objekt existiert nicht; bei der Bildung der Begriffe "Ich" und "Nicht-Ich" werden von vornherein alle empirischen, wirklichen Tatsachen dem Ich zugeteilt, während den zum Nicht-Ich gehörigen Dingen ein ausschließlich hypothetisches, transzendentes Dasein zukommt. In seiner Begriffslehre ist  Kauffmann  entschiedener Nominalist, wie er überhaupt von  Berkeley  und  Hume  am stärksten beeinflußt ist. Abhängig von  Laas  und  Schubert-Soldern  scheint  Martin Keibel  in seiner Erkenntnistheorie zu sein. "Wert und Ursprung der philosophischen Transzendenz", Berlin 1886; "Die Religion und ihr Recht gegenüber dem modernen Moralismus", Halle 1896. In letzterer Schrift verteidigt er die Bedeutung einer selbständigen Religion gegenüber den Versuchen, diese durch Moral zu ersetzen, und schließt sich in seinen Ansichten über die Entstehung der Religion an  Wilhelm Bender  an; "Die Abbildungstheorie und ihr Recht in der Wissenschaftslehre", Zeitschrift für immanente Philosophie, Bd. 3, 1898. Beim Abbilden soll es auf eine ideale Erfahrung hinauslaufen, nicht aber auf ein Transzendentes.

    Der Philosophie des Gegebenen huldigt auch, wenngleich mit eigenen Variationen,  Ilariu Socoliu,  "Grundprobleme der Philosophie kritisch dargestellt und zu lösen versucht", Bern 1895, früher erschienen unter dem Titel:  J. Segall-Socoliu,  Zur Verjüngung der Philosophie [Psychologische Untersuchungen auf dem Gebiet des menschlichen Wissens], Berlin 1893, der die Lehre von der Immanenz und vom Monismus zu vereinigen sucht mit einem Realismus ("Vorhandensein der ausgedehnten Wahrnehmungsinhalte in einer transsubjektiven, d. h. äußeren Welt"), Rationalismus und einem teleologischen Mechanismus. - Manche kleinere Schriften, deren Verfasser sich mehr oder weniger zur Richtung der Immanenz bekennen, müssen hier übergangen werden. Erwähnt sei noch, daß ähnliche Ansichten auch in Frankreich und England vertreten sind.


LITERATUR Friedrich Überweg, Grundriß der Geschichte der Philosophie, Bd. 4, § 24. "Immanente Philosophie oder Philosophie des Gegebenen", hg. von Max Heinze, Berlin 1902