Albert SchäffleHeinrich Cohnvon EhrenfelsFriedrich von Wieser | |||
Zur Geschichte der Werttheorie in England [1 / 2 ]
Teil I Geschichtliche Darstellung der Theorien I. Kapitel Von Thomas Hobbes bis James Stuart Der erste englische Schriftsteller, der hier eine Erwähnung verdient, ist THOMAS HOBBES. In seinem Buch "De cive" erklärt er die Arbeit und Sparsamkeit einerseits, die natürlichen Erträge des Boden und des Meeres andererseits für die Quellen des Reichtums eines Landes. Er sagt wörtlich:
Interessantere Äußerungen finden wir schon bei RICE VAUGHAN in seiner 1623 geschriebenen, aber erst 1655 veröffentlichten Schrift "A discourse of Coin and Coinage".
"Dieselben Dinge können zu verschiedener Zeit außerordentlich im Preis differieren ... wie z. B. die Preisverhältnisse von Korn, Vieh und Fischen nicht dieselben bleiben werden und jedes von ihnen zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Ursachen im Preis differieren wird; wie Korn infolge ungünstigen Wetters, Vieh infolge einer Seuche, Fisch infolge eines Krieges; und jedes von ihnen wird noch infolge vieler anderer Zufälle (accidents) im Preis steigen und wieder sinken: Kleider, Leinwand, Leder usw. haben die gleiche Veränderlichkeit im Preis infolge derselben und anderer Ursachen, wie aufgelegter Steuern, neuer Erfindungen, durch welche die Waren leichter und schneller verfertigt werden können, infolge Wuchers, Betrugs, Mangels an Arbeitern." (3) Die Ursachen der Wertschwankungen der einzelnen Ware führt er ja dann noch näher an für Korn, Vieh und Fisch. Bemerkenswert scheint noch vor allem sein Hinweis darauf zu sein, daß die Erfindungen die Waren deshalb verbilligen, weil sie mit denselben leichter und rascher hergestellt werden können. Schon VAUGHAN beschäftigt das Suchen nach einem konstanten Preismaß und er glaubt, es im Preis der Löhne der Arbeiter und Bedienten, besonders derjenigen der niedrigen Art gefunden zu haben.
VAUGHAN ist auch der erste englische Ökonom, bei dem sich die Unterscheidung von innerem Wert (intrinsical value) und äußerem Wert (extrinsical value) findet, die sich seitdem durch die ganze englische ökonomische Literatur hindurchzieht, allerdings aber bei den einzelnen Autoren eine sehr verschiedene Bedeutung hat. VAUGHAN spricht von den Versuchen der Münzerleichterung durch die Fürsten oder Staaten und fährt dann fort:
Gleich beim nächsten Autor, den wir behandeln, findet sich die gleiche Unterscheidung zwischen "intrinsic" und "extrinsic value", bei WILLIAM PETTY, dem genialen Vorläufer von ADAM SMITH, dem bedeutendsten englischen Ökonomen des 17. Jahrhunderts. In einem Manuskript über den Diamantenhandel (British museum) sagt er:
2. Wenn Kaufleute in Indien ihr Geld mit größerem Profit in andere Waren anlegen können und sie infolgedessen nicht hierherbringen. 3. Wenn sie aus Kriegsfurcht gekauft werden, um ein Unterhaltsmittel für verbannte und verhaßte Personen zu bilden. 4. Sie sind teuer zur Zeit der Hochzeit irgendeiner Persönlichkeit, wo viele Personen in glänzendem Aufzug erscheinen müssen. Einige dieser Ursachen, wenn sie in einem Teil der Welt sehr stark auftreten, wirken auf die ganze Welt. Denn wenn der Diamantenpreis in Persien steigen würde, würde er wahrscheinlich ebenso in England steigen; denn die großen Kaufleute der ganzen Welt kennen einander, korrespondieren miteinander und sind Teilhaber (partners) an den meisten bedeutenden Stücken und sie handeln und intrigieren zusammen beim Kauf und Verkauf der Diamanten." (4)
"Korn ist billiger, wenn ein Mann Korn für zehn produziert, als wenn er es nur für sechs kann ... Korn wird zweimal so teuer sein, wenn 200 Arbeiter (husbandmen) dasselbe Werk verrichten, was 100 tun könnten." (6)
Würde auch, so führt er im Anschluß an die letztzitierte Stelle aus, zur Minenarbeit mehr Kunstfertigkeit, Geschicklichkeit erfordert als zur Feldarbeit, so würden doch auf jeden Fall 100 Mann, die beim Kornbau 10 Jahre lang beschäftigt würden, denselben Reingewinn machen, wie 100 beim Minenbau 10 Jahre lang beschäftigte Männer. In klassischer Weise hat dagegen PETTY als die Quellen des Reichtums, d. h. der Summe aller Gebrauchswerte eines Landes die menschliche Arbeit und den Boden bezeichnet und hierfür den außerordentlich plastischen Ausdruck gefunden: "Arbeit ist der Vater und das wirkende Prinzip des Reichtums und die Erde ist seine Mutter" (9). Da nun aber jedes Gut aus der Vereinigung von Arbeit und Erde hervorgeht, so kann auch nach PETTY der Wert eines jeden Gutes mit einer bestimmten Menge Land und einem bestimmten Maß an Arbeit bezeichnet werden "... so daß wir z. B. sagen können, ein Schiff oder ein Kleid ist so eine Menge Land oder ein solches Maß an Arbeit wert, da ja Schiffe sowie Kleider die Erzeugnisse des Bodens und menschlicher Arbeit sind." ((10) Mit diesem aus Land und Arbeit gemischten Wertmaß ist PETTY aber nicht zufrieden; er erklärt es vielmehr für "die wichtigste Aufgabe des politischen Ökonomen, eine Gleichheit und eine Gleichung (Par and Equation) zwischen Land und Arbeit herzustellen, so daß der Wert jedes Dings durch eins von beiden ausgedrückt werden kann." (11) Er wäre sehr froh, erklärt er an einer anderen Stelle, eine natürliche Gleichheit (natural Par) zwischen Land und Arbeit zu finden, so daß wir den Wert durch eins von ihnen allein ebenso gut oder besser ausdrücken könnten, als durch beide und eins auf das andere ebenso leicht und sicher reduzieren könnten, als wir Pence auf Pfund reduzieren. Als diese natürliche Gleichheit, als das allgemeine Wertmaß aber erklärt er seltsamerweise nicht die Arbeit selbst, sondern den durchschnittlichen Nahrungsbedarf eines erwachsenen Mannes.
Diese Gleichung wendet er auch an, um den Wert von Erfindungen zu messen und um mathematisch das Verhältnis von Nachfrage und Angebot in Kunstwerken auszudrücken. Wenn jemand z. B. 100 Tage dazu braucht, um eine landwirtschaftliche Maschine zu erfinden und herzustellen und dann mit dieser Maschine in 900 Tagen doppelt so viel Land bestellen kann als ein anderer Mann ohne diese Maschine in 1000 Tagen, dann ist diese Erfindung eines Mannes ganze Lebensarbeit wert, weil ein Mann mit der neuen Erfindung so viel zustande bringen kann, als zwei Mann ohne sie. Zum Schluß sei noch auf die eigentümliche Art der Wertberechnung des Bodens eingegangen, die wir absichtlich bis zum Schluß der Betrachtung aufgeschoben haben, weil sie am wenigsten klar ist. Zweimal behandelt PETTY diese Frage: einmal fragt er nach dem Wert des Grund und Bodens schlechthin und berechnet ihn nach der Zahl von Menschen, die er zu ernähren vermag. "Land von derselben Quantität und Qualität ist im allgemeinen in England vier- oder fünfmal soviel wert als in Irland; aber nur ein Drittel oder ein Viertel soviel als es in Holland wert ist; die Ursache ist, daß England vier- oder fünfmal besser bevölkert ist als Irland, aber nur ein Viertel so gut wie Holland." (13) Deb Wert des Bodens nimmt er hier also abhängig an von der relativen Menge der Einwohner oder mit anderen Worten vom Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Ein andermal sucht er den natürlichen Wert eines Landbesitzes in sehr origineller Weise durch eine bestimmte Anzahl von Jahresernten festzustellen. Das betreffende Landgut kann nicht eine unbeschränkte Zahl von Jahresernten wert sein, weil dann ein Acker Landes im Wert gleich sein würde tausend Äckern von demselben Land. Deshalb nimmt er eine solche Zahl von Jahresernten an, als drei Personen, ein Großvater von 50 Jahren, ein Vater von 28 Jahren und ein Kind von 7 Jahren durchschnittlich leben werden. Dies sind nach den Mortalitätsgesetzen GRAUNTs 21 Jahre; 21 Jahresernten sind demnach der ungefähre natürliche Wert eines Landgutes. (14) In einigen Punkten weiter ausgebildet und schärfer formuliert ist die Wert- und Preistheorie bei dem auch als ökonomischer Schriftsteller vielfach hervorgetretenen Philosophen JOHN LOCKE (15). Seine Werttheorie ist eng verknüpft mit seiner rechtsphilosophischen Begründung der Entstehung des Privateigentums; Privateigentum erwerben die Menschen an den Dingen, weil und soweit sie dieselben durch ihre Arbeit von der Erde gleichsam losmachten und mit ihrer Arbeit verschmolzen. (16) Dies ist auch nicht so auffallend, wie es auf den ersten Blick scheinen kann; denn es ist die Arbeit in der Tat, welche jeder Sache ihren verschiedenen Wert (value) gibt.
"Was Brot mehr wert (worth) ist als Eicheln, Wein mehr als Wasser, Tuch oder Seidenzeug mehr als Blätter, Häute oder Moos, das ist völlig der Arbeit und Industrie zuzuschreiben." (17) Aufschluß darüber gibt uns seine Preistheorie, die schon sehr entwickelt ist.
"Der Wert einer Sache mit sich selbst oder mit einem festen Maß (standing measure) verglichen ist umso größer, je geringer ihre Quantität ist im Verhältnis zum Absatz (vent); wenn man sie aber mit einer anderen Sache vergleicht oder vertauscht, so muß auch deren Menge und Absatz bei der Berechnung ihres beiderseitigen Wertes berücksichtigt werden." Auch LOCKE beschäftigt sich mit dem Problem des "natürlichen inneren Werts" (natural intrinsic value) des Bodens und der anderen Waren. Jener hängt einzig und allein von seinem unter gleichen Umständen gewonnenen Ertrag an Produkten ab; der von einem Stück Land gezogene Gewinn aber wird durchaus von der geographischen Lage desselben bestimmt. Im übrigen definiert er den natürlichen inneren Wert als die Fähigkeit einer Sache, der Notdurft oder der Annehmlichkeit des menschlichen Lebens zu dienen, leugnet aber entschieden, daß irgendeine Sache einen solchen inneren Wert habe, um eine bestimmte Menge derselben unwandelbar einer bestimmten Menge von einer anderen Sache gleichwert zu machen, (19) und daß die Veränderungen im Marktwert (marketable value) einer Ware von Veränderungen in ihrem inneren Wert herrührten. Vielmehr könne das Vorhandensein, die Vermehrung oder Verminderung einer guten Eigenschaft in einer Waren den Preis derselben nur insofern erhöhen oder erniedrigen, als dadurch Quanität oder Absatz, im Verhältnis zueinander, größer oder kleiner werden. Dagegen gibt er zu, daß der Absatz jeder Ware von ihrer Notwendigkeit oder Nützlichkeit nach der Meinung der Menschen abhängt. Als Beispiel dieser Regel führt LOCKE schon das Wasser an, das unentbehrlich ist, aber nur da einen Wert erlangt, wo seine Menge er Konsumtion gegenüber sehr gering geworden ist. Mit einigen Worten müssen wir hier auch der Philosophen BERKELEY und HUME gedenken, die sich beide in kürzeren Schriften mit ökonomischen Gegenständen befaßt haben. Die vier Elemente und die menschliche Arbeit, erklärt BERKELEY, sind die wahre Quelle des Reichtums. (20)
Von viel größerer Bedeutung für unsere Materie ist der als Vorläufer der Physiokraten zu betrachtende RICHARD CANTILLON, der seinerseits wieder unzweifelhaft in hohem Maße von WILLIAM PETTY beeinflußt ist. Sein "Essai sur la Nature du Commerce en Général" (London 1755), worin er zunächst die Rolle der verschiedenen Produktionsfaktoren analysiert, beginnt mit dem Satz:
Indem nun CANTILLON den Wert der Bodenprodukte mit dem Bodenwert selbst identifiziert, schließt er, daß der Wert der Arbeit eines solchen Tagelöhners gleichwertig sei dem Wert des Bodens, der genügt, um ihn und seine Familie zu ernähren und fortzupflanzen. "Man sieht", bemerkt er, "daß der Wert der Tagelöhnerarbeit in Beziehung steht zum Produkt der Erde und daß der innere Wert einer Sache gemessen werden kann durch die Menge Boden, die zu ihrer Produktioin verwandt wird und durch die Menge Arbeit, die in sie eingeht, das heißt nochmals durch die Menge Boden, dessen Produkt man denjenigen zuweist, die die Arbeit geleistet haben." (31) Man kann aber nicht bestimmen, einer wie großen Menge Boden die Arbeit eines Tagelöhners an Wert gleich ist, da dies in den verschiedenen Ländern sehr verschieden ist. Auf besserem Boden wird die Arbeit einer kleineren, auf schlechterem Boden einer größeren Menge Landes an Wert gleich sein. Ob CANTILLON die Lösung des gesetzten Problems jedoch besser gelungen sei, als WILLIAM PETTY, wird demnach wohl nicht zweifelhaft sein können. Es sei nur kurz darauf hingewiesen, daß er zwei grobe Verwechslungen begeht, einmal, indem er den Wert oder Preis der Arbeit mit dem Wert der durch diese Arbeit erzeugten Produkte identifiziert und zweitens, indem er den Wert der Bodenprodukte dem Bodenwert gleichsetzt. Vielmehr ist das ganze Problem einer Lösung überhaupt unfähig, weil es von ganz falschen, der Wirklichkeit nicht entsprechenden Voraussetzungen ausgeht. Mannigfache Berührungspunkte mit PETTY und CANTILLON hat WILLIAM HARRIS. Auch er betrachtet Land und Arbeit zusammen als die Quellen des Reichtums. "Ohne eine Mitwirkung von Land würde es keinen Lebensunterhalt geben, und nur einen sehr ärmlichen und unbehaglichen, ohne Arbeit. So daß Wohlstand oder Reichtum entweder in einem Eigentum an Land oder an den Produkten von Land und Arbeit besteht." (32) Die verhältnismäßigen Werte von Land und Produkten differieren außerordentlich in den verschiedenen Ländern; je nachdem der Boden mehr oder weniger fruchtbar und die Einwohner mehr oder weniger fleißig und geschickt sind. Was den Tauschwert (intrinsic value or prime cost) der Dinge betrifft, so betont HARRIS zum ersten Mal ausdrücklich, daß er sich nicht nach ihrem wirklichen Nutzen bei der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse richtet, sondern vielmehr in Proportion steht zum Boden, der Arbeit und Geschicklichkeit, die zu ihrer Produktion erforderlich sind. "Gemäß dieser Proportion ungefähr ist es, daß Dinge oder Waren gegeneinander ausgetauscht werden; und durch die genannte Skala werden die inneren Werte der meisten Dinge hauptsächlich geschätzt." Als Beispiel erwähnt HARRIS u. a. das Wasser, das einen hohen Grad an Nützlichkeit besitzt, aber keinen Tauschwert (great use but no value) und als Gegenstück die Diamanten, die einen geringen Grad von Nützlichkeit, aber großen Tauschwert besitzen. Während so HARRIS zunächst die Austuaschverhältnisse der Waren sich nach den zu ihrer Produktion verwandten relativen Mengen von Land, Arbeit und Geschicklichkeit richten läßt, konstatiert er ein paar Seite später, daß Arbeit bei den meisten Produkten den größten Wertteil ausmache und daß demgemäß der Wert der Arbeit als der Hauptmaßstab angesehen werden müsse, der die Werte aller Waren reguliere. (33)
Indem HARRIS so die Arbeit oder den Wert der Arbeit, welche Begriffe er synonym gebraucht, als Wertregulator annimmt, verkennt er jedoch keineswegs die Schwierigkeit, die sich dadurch erhebt, daß es die verschiedenen Arbeitsqualitäten gibt und daß dem entsprechend der Wert der Arbeit in den verschiedenen Fällen sehr bedeutend differiert. Je nach den Lern- und Aufzugskosten, nach dem Risiko, nach der Geschicklickeit werden die Arbeiter verschieden entlohnt, die Mechaniker z. B. verdienen mehr als die gewöhnlichen Arbeiter usw.
Streng getrennt vom Wert, d. h. Tausch wert der Ware, behandelt HARRIS den Preis der Ware. Dieser unterscheidet sich vom Wert dadurch, daß er die Abweichungen des Austauschverhältnisses einer Ware von ihrem natürlichen, durch die Arbeit, bzw. den Arbeitslohn regulierten Austauschverhältnis, eben von ihrem inneren Wert darstellt. Diese Abweichungen hängen ab vom Verhältnis der Nachfrage nach einer Ware zu ihrer vorhandenen Quantität.
2) auf ihre Modifikation, das heißt, auf die darauf verwandte Arbeit des Menschen. Jenes nenne ich den inneren Wert (intrinsic worth), dieses den Gebrauchswert (useful value) ... Der Wert der Modifiation ist nach Maßgabe der dazu erforderlich gewesenen Arbeit zu schätzen." (41) Und weiter: "The intrinsic value, therefore, is constantly something real in itself: the labor employed in the modification represents a portion of a man's time, which having been usefully employed, has given a form to some substance which has rendered it useful, ornamental, or in short, fit for man, mediately or immediately." (42) Wir haben hier zum ersten Mal, allerdings in widerspruchsvoller Fassung, die sogenannte "Produktionskostentheorie" vor uns, die dann zunächst von SMITH weiter ausgebildet wurde. Bezeichnend für STUARTs theoretische Unklarheit ist auch die Tatsache, daß er den Wert aller Industrieprodukte in Beziehung setzt zum Preis der Lebensmittel, also zum Preis der Arbeit. Nahezu erschöpfend hat STUART jedoch die Preistheorie behandelt, für die er auch eine ganz neue Terminologie einführt. Er betrachtet zuerst die Nachfrage (demand), die entweder einfach oder zusammengesetzt ist (simple or compound). Einfache Nachfrage ist eine solche, wo für jede auf dem Markt befindliche Ware ein Nachfragender vorhanden ist; zusammengesetzte oder hohe eine solche, wo für jede auf dem Markt befindliche Ware mehrere Nachfragende vorhanden sind, so daß sie eine Konkurrenz (competition) hervorbringen. Wenn keine Konkurrenz zwischen den Käufern besteht, kann man also sagen, daß die Nachfrage nur einfach ist, es mag im übrigen die Zahl der Käufer und die Quantität der gesuchten Ware so groß sein, wie sie will. Nachfrage bezieht STUART auf beide Seiten, bald auf Käufer, bald auf Verkäufer:
Was nun die Konkurrenz betrifft, so gibt es auch hier einfache und doppelte. Einfach ist die Konkurrenz, wenn sie auf der einen Seite des Kontrakts stärker ist als auf der anderen, sie ist also das, was vorher mit zusammengesetzter Nachfrage bezeichnet wurde. Eine doppelte Konkurrenz hingegen liegt, wenn die Konkurrenz in einem gewissen Grad auf beiden Seiten des Kontrakts zugleich Platz greift oder wechselweise von einer Seite zur anderen schwankt. Sie schränkt die Preise auf den adäquaten Wert der Waren ein. (45) "Die doppelte Konkurrenz können wir fast bei jedem Handelsgeschäft wahrnehmen, sie ist dasjenige, was dem übermäßigen Steigen und Fallen der Preise vorbeugt." (46) Konkurrenz ist also nach STUART bei jedem Kauf, bzw. Verkauf stets auf beiden Seiten' vorhanden, nur äußert sie sich im einen Fall auf der einen Seite viel stärker als auf der anderen, im anderen Fall dagegen auf beiden Seiten gleich stark, wodurch ihre Wirkung paralysiert wird. In der Wirklichkeit sind jedoch diese beiden Fälle gar nicht streng zu trennen. Sie stellen vielmehr nur verschiedene Stadien desselben Aktes vor. Der erste Fall (einfache Konkurrenz) wird sich dann ergeben, wenn plötzliche, rasche Wechsel in der Nachfrage bzw. der Versorgung eintreten, z. B. ganz besonders auf Seiten der Käufer bei Stockung in der Versorgung mit Lebensmitteln etc.; er kann aber nur ganz vorübergehend bestehen, denn sofort wird der zweite Fall (doppelte Konkurrenz) in Wirkung treten und durch die auf beiden Seiten entstehende Konkurrenz die Tendenz haben, die Preise auf ihren gewöhnlichen Stand zu bringen. Der erste Fall dürfte also, wenn wir einen derartigen Vorgang betrachten, eine sehr enge zeitliche Beschränkung erfahren. Das sind im wesentlichen die Ansichten JAMES STUARTs über Wert und Preis. Daß alle die ökonomischen Bedingungen, auf denen die Wert- und Preisgesetze beruhen, nicht ewige, unwandelbare, sondern relative, historische sind, ist ihm keineswegs entgangen. Sie sind gegründet auf den Beindungen des Tauschs, des Warencharakters der Güter, der seinerseits die Arbeitsteilung zu seiner Voraussetzung habe. Es sei aber eine Wirtschaftsverfassung denkbar und habe tatsächlich bestanden, wo ein jeder sich mit den Lebensnotwendigkeiten durch eigene Arbeit versorgt habe, wo kein Tausch und daher kein bestimmter Preis bestand.
1) THOMAS HOBBES, De cive, Kap. XIII, § 14 2) RICE VAUGHAN, A discourse of Coin and Coinage, Seite 19 3) VAUGHAN, a. a. O. Seite 103 4) Vgl. W. L. BEVAN, Sir William Petty, a study in english economic Literature, Publications of the american economic association, Vol. IX, No. 4, Seite 63 5) A treatise of taxes and contributions, Seite 50. Zitiert wird hier nach "The economic writings of Sir William Petty. Ed. by CH. H. HULL, Cambridge 1899 6) PETTY, a. a. O. Seite 90 7) Es sei hier darauf hingewiesen, daß PETTY die Ausdrücke "value" und "worth" ganz unterschiedslos gebraucht. Bezeichnend dafür besonders folgende Stelle: "Es kann durchaus sein, daß der Wohnungsbau aller Städte und Marktplätze die doppelte Anzahl derjenigen Londons beträgt, ohne von größerem Wert zu sein." - Verbum sapienti, Teil 1, Seite 106. Überhaupt scheint uns ZUCKERKANDL MARX gegenüber im Recht zu sein, wenn er sagt, daß die englischen Ökonomen im 17. Jahrhundert keinen Unterschied zwischen "value" und "worth" gemacht haben; besonders trifft das für PETTY und LOCKE zu. 8) PETTY, a. a. O. Seite 43 9) PETTY, a. a. O. Seite 68 10) PETTY, a. a. O. Seite 44 11) PETTY, The political anatomy of Ireland, Seite 180. Ähnlich in "A treatise etc.", Seite 44 und 49 12) PETTY, The political economy of Ireland, Seite 181 13) PETTY, Political Arithmetics, Seite 286 14) A treatise etc. Seite 45 15) Nach ROSCHER "der früheste große Systematiker der Volkswirtschaftslehre". Zur Geschichte der Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1851, Seite 93 16) JOHN LOCKE, On civil government § 27, Seite 196. Zitiert hier nach der 7. Ausgabe von "Two Treatise on government" vom Jahre 1772 17) LOCKE, a. a. O. §§ 40, 43. 18) LOCKE, a. a. O. Seite 245 19) LOCKE, a. a. O. Seite 247 20) The Querist, London 1751, # 4 21) The Querist, a. a. O., # 38 22) Whether the Value or Price of things, be not a compounded Proportion, directly as the demand and reciprocally as the Plenty?, The Querist, a. a. O. # 24 23) DAVID HUME, Nationalökonomische Abhandlungen, deutsch von H. NIEDERMÜLLER, Leipzig 1877, Seite 31 24) HUME, a. a. O. Seite 10 25) CANTILLON, Seite 1: "Le travail de l'Homme donne la forme de richesse á tout cela." 26) CANTILLON, a. a. O. Seite 36: "Le prix ou la valeur intrinséque d'une chose, est la mesure de la quantité de terre et du travail, qui entre dans sa production en égard á la bonté ou produit de la terre et á la qualité du travail." 27) CANTILLON, a. a. O. Seite 127 28) CANTILLON, a. a. O. Seite 38 29) CANTILLON, a. a. O. Seite 40 - 55 30) Vgl. hierzu auch ADAM SMITH, Wealth of Nations, Kap. VIII 31) CANTILLON, Seite 53 32) WILLIAM HARRIS, An Essay upon Money and Coins, London 1759, Seite 2: "Without a competence of land, there would be no subsistance; and but a very poor an uncomfortable one, without labour. So that wealth or riches consist either in a propriety in land, or in the products of land and labour." 33) HARRIS, a. a. O. Seite 9 34) HARRIS, a. a. O. Seite 9 35) HARRIS, a. a. O. Seite 11 36) HARRIS, a. a. O., Seite 41: "Though we reckon by money, yet labour and kill are the main standards by which values of all or most things are ultimately ascertained." 37) HARRIS, a. a. O. Seite 75 38) HARRIS, a. a. O. Seite 77 39) KARL MARX, Zur Kritik der politischen Ökonomie, Stuttgart 1897, Seite 40 40) HARRIS, a. a. O. Seite 41) JAMES STUART, An Inquiry into the principles of political economy etc., London 1767, Seite 130. Zitiert wird hier nach der englischen Ausgabe des Werkes, die 1796 in Basel erschien. 42) STUART, a. a. O. Seite 131 43) STUART, a. a. O. Seite 243 44) STUART, a. a. O. Seite 290 45) STUART, a. a. O. Seite 260 46) STUART, a. a. O. Seite 261 |