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LUDWIG FEUERBACH
(1804-1872)
Das Wesen der Religion
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17. Die Macht der Natur ist keine unbeschränkte, wie die göttliche Allmacht, d. h. die Macht der menschlichen Einbildungskraft; sie kann nicht alles beliebig zu jeder Zeit und unter jeden Umständen; ihre Hervorbringungen, ihre Wirkungen sind an Bedingungen geknüpft. Wenn daher jetzt die Natur keine Organismen mehr durch ursprüngliche Erzeugung hervorbringen kann oder hervorbringt; so folgt daraus nicht, daß sie dies auch einst nicht konnte. Der Charakter der Erde ist gegenwärtig der der Stabilität; die Zeit der Revolutionen ist vorüber; sie hat ausgetobt. Die Vulkane sind nur noch einzelne unruhige Köpfe, die auf die Masse keinen Einfluß haben und daher die bestehende Ordnung nicht stören. Selbst die großartigste vulkanische Begebenheit seit Menschengedenken, die Erhebung des JORULLO in Mexiko, war nichts weiter, als ein lokaler Aufstand. Aber wie der Mensch nur in ungewöhnlichen Zeiten ungewöhnliche Kräfte entwickelt, nur in Zeiten der höchsten Aufregung und Bewegung vermag, was ihm außerdem schlechterdings unmöglich ist, wie die Pflanze nur in gewissen Epochen, in den Epochen des Keimens, der Blüte und Befruchtung Wärme produziert, Kohlenstoff und Wasserstoff verbrennt, also eine ihrer gewöhnlichen pflanzlichen Verrichtung geradezu entgegengesetzte, eine  tierische  Funktion ausübt; so entfaltete auch die Erde nur in den Zeiten ihrer geologischen Revolutionen, in den Zeiten, wo alle ihre Kräfte und Stoffe in der höchsten Gährung, Wallung und Spannung begriffen waren, ihre zoologische Produktionskraft. Wir kennen die Natur nur in ihrem gegenwärtigen status quo; wie können wir also schließen, daß, was jetzt nicht von der Natur geschieht, auch überhaupt nicht, auch in ganz anderen Zeiten, unter ganz anderen Bedingungen und Verhältnissen nicht geschehen könne. (1)

18. Die Christen haben sich nicht genug darüber verwundern können, daß die Heiden  entstandene  Wesen als göttliche verehrten; sie hätten sie aber vielmehr deswegen bewundern sollen, denn dieser Verehrung lag eine ganz richtige Naturanschauung zugrunde. Entstehen heißt sich individualisieren; entstanden sind die individuellen Wesen, dagegen unentstanden die allgemeinen, individualitätslosen Grundstoffe oder Grundwesen der Natur, unentstanden die Materie. Aber das individualisierte Wesen ist der Qualität nach ein höheres, göttlicheres Wesen, als das individualitätslose. Schmachvoll ist allerdings die Geburt und schmerzlich der Tod: aber wer nicht anfangen und enden will, verzichte auf den Rang eines lebendigen Wesens. Ewigkeit schließt Lebendigkeit, Lebendigkeit Ewigkeit aus. Wohl setzt das Individuum ein anderes, es hervorbringendes Wesen voraus; aber das hervorbringende steht deswegen nicht über, sondern  unter  dem Hervorgebrachten. Das hervorbringende Wesen ist zwar die Ursache der Existenz und insofern erstes Wesen, aber es ist auch zugleich bloßes Mittel und Stoff, Grundlage der Existenz eines anderen Wesens und insofern ein untergeordnetes Wesen. Das Kind verzehrt die Mutter, verwendet ihre Kräfte und Säfte zu seinem Besten, schminkt seine Wangen mit ihrem Blut. Und das Kind ist der Stolz der Mutter, sie setzt es  über sich,  unterordnet ihre Existenz, ihr Wohl der Existenz, dem Wohl des Kindes; selbst die tierische Mutter opfert das eigene Leben dem Leben ihrer Jungen auf. Die tiefste Schmach eines Wesens ist der Tod, aber der Grund des Todes die Zeugung. Zeugen heißt sich wegwerfen, sich gemein machen, sich unter die Menge verlieren, anderen Wesen seine Einzigkeit und Ausschließlichkeit aufopfern. Nichts ist widerspruchsvoller, verkehrter und sinnloser, als von einem höchsten, vollkommensten geistigen Wesen die natürlichen Wesen hervorbringen zu lassen. Dieser Prozedur zufolge müßten konsequenter Weise, denn das Geschöpf ist ja ein Abbild des Schöpfers, auch die Menschenkinder nicht aus dem niedrigen, so tiefgestellten Organ der Gebärmutter, sondern aus dem höchsten organischen Wesen, dem Kopf entspringen.

19. Die alten Griechen leiteten alle Quellen, Brunnen, Ströme, Seen, Meere von Okeanos, dem Weltstrom oder Weltmeer ab und die alten Perser ließen alle Berge der Erde aus dem Berg Albordy entspringen. Ist die Ableitung aller Wesen von  einem  vollkommenen Wesen besseren Sinns, anderer Art? Nein! sie beruth ganz auf derselben Denkart. Wie der Albordy ein Berg so gut ist, als die aus ihm entstandenen Berge, so ist auch das göttliche Wesen als der Urquell der abgeleiteten Wesen so gut ein Wesen wie diese, der Gattung nach nicht von ihnen unterschieden; wie aber der Berg Albordy dadurch sich von allen anderen Bergen ausgezeichnet, daß er die Eigenschaften derselben im eminenten Sinn, d. h. in einem von der Phantasie aufs Höchste, bis in den Himmel, über Sonne, Mond und Sterne hinauf gesteigerten Grade besitzt, so unterscheidet sich auch das göttliche Urwesen von allen anderen Wesen dadurch, daß es die Eigenschaften derselben im allerhöchsten Grad, in schrankenlosem, unendlichem Sinn besitzt. So wenig aber ein uranfängliches Wasser der Quell der vielen verschiedenen Gewässer, ein uranfängliches Wasser der Quell der vielen verschiedenen Gewässer, ein uranfänglicher Berg der Ursprung der vielen verschiedenen Berge ist, so wenig ist  ein  uranfängliches Wesen der Urquelle der vielen verschiedenen Wesen. Unfruchtbar ist die Einheit, fruchtbar nur der Dualismus, der Gegensatz, der Unterschied. Was die Berge erzeugt, ist nicht nur ein von den Bergen Unterschiedenes, sondern in sich selbst sehr Verschiedenartiges, desgleichen was das Wasser erzeugt, sind nicht nur vom Wasser selbst, sondern auch untereinander verschiedene, ja entgegengesetzte Stoffe. Wie sich Geist, Witz, Scharfsinn, Urteil nur am Gegensatz, nur im Konflikt entwickelt und erzeugt, so erzeugte sich auch das Leben nur im Konflikt unterschiedener, ja entgegengesetzter Stoffe, Kräfte und Wesen.

20. "Wer das Ohr gemacht hat, wie sollte der nicht hören? wer das Auge gemacht, wie sollte der nicht sehen?" Diese biblische oder theistische Ableitung des hörenden und sehenden Wesens von einem sehenden und hörenden Wesen, in unserer modernen, philosophischen Sprache ausgedrückt: des geistigen, subjektiven Wesens von einem selbst wieder geistigen, subjektiven Wesen beruth auf demselben Fundament, sagt ganz dasselbe, als die biblische Erklärung des Regens aus himmlischen, über oder in den Wolfen aufgehäuften Wassersammlungen, als die persische Ableitung der Berge vom Urberge Albordy, als die griechische Erklärung der Quellen und Flüsse aus dem Okeanos. Wasser vom Wasser, aber einem unendlich großen, allumfassenden Wasser, Berge vom Berge, aber einem unendlichen, allumfassenden Berg; so Geist vom Geist, Leben vom Leben, Auge vom Auge, aber einem unendlichen, allumfassenden Auge, Leben und Geiste.

21. Den Kindern gibt man auf die Frage, woher die Kindlein kommen, bei uns diese "Erklärung", daß sie die Amme aus einem Brunnen holt, wo die Kindlein wie FICHTE herumschwimmen. Nicht anders ist die Erklärung, die uns die Theologie vom Ursprung der organischen oder überhaupt natürlichen Wesen gibt. Gott ist der tiefe oder schöne Brunnen der Phantasie, in dem alle Realitäten, alle Vollkommenheiten, alle Kräfte enthalten sind, alle Dinge folglich schon fertig wie Fischlein herumschwimmen; die Theologie ist die Amme, die sie aus diesem Brunnen hervorholt, aber die  Hauptperson,  die Natur, die Mutter, die mit Schmerzen die Kindlein gebiert, die sei neun Monate lang unter ihrem Herzen trägt, bleibt bei dieser ursprünglich kindlichen, jetzt aber kindischen Erklärung ganz aus dem Spiel. Allerdings ist diese Erklärung schöner, gemütlicher, leichter, faßlich und den Kindern Gottes einleuchtender, als die natürliche, die nur allmählich durch unzählige Hindernisse hindurch aus dem Dunkel zum Licht empordringt. Aber auch die Erklärung unserer frommen Väter von Hagelschlag, Viehseuchen, Dürre und Donnerwettern durch Wettermacher, Zauberer, Hexen ist weit "poetischer", leichter und noch heute ungebildeten Menschen einleuchtender, als die Erklärung dieser Erscheinungen aus natürlichen Ursachen.

22. "Der Ursprung des Lebens ist unerklärlich und unbegreiflich;" es sei; aber diese Unbegreiflichkeit berechtigt Dich nicht zu den abergläubischen Konsequenzen, welche die Theologie aus den Lücken des menschlichen Wissens zieht, berechtigt Dich nicht, über das Gebiet der natürlichen Ursachen auszuschweifen, denn Du kannst nur sagen: ich kann nicht aus  diesen  mir bekannten natürlichen Erscheinungen und Ursachen oder aus ihnen,  wie  sie mir bis jetzt bekannt sind, das Leben erklären, aber nicht: es ist schlechterdings, überhaupt nicht aus der Natur erklärbar, ohne Dir anzumaßen, den Ozean der Natur bereits bis auf den letzten Tropfen erschöpft zu haben, berechtigt Dich nicht, durch die Annahme  erdichteter  Wesen das Unerklärliche zu erklären, berechtigt Dich nicht, durch eine  nichts erklärende  Erklärung Dich und andere zu täuschen und zu belügen, berechtigt Dich nicht, Dein Nichtwissen natürlicher, materieller Ursachen in ein  Nichtsein  solcher Ursachen zu verwandeln, Deine  Ignoranz  zu vergöttern, zu personifizieren, zu vergegenständlichen in einem Wesen, welches diese Ignoranz aufheben soll und doch  nichts anderes ausdrückt, als die Natur dieser Deiner Ignoranz,  als den  Mangel  positiver, materieller Erklärungsgründe. Denn was ist das immaterielle, un- oder nicht körperliche, nicht natürliche, nicht weltliche Wesen, woraus Du Dir das Leben erklärst, anderes als eben der präzise Ausdruck der intellektuellen Abwesenheit materieller, körperlicher, natürlicher, kosmischer Ursachen? Aber statt so ehrlich und bescheiden zu sein, schlechtweg zu sagen: ich weiß keinen Grund, ich kann es nicht erklären, mir fehlen die Data, die Materialien, verwandelst Du diese Mängel, diese Negationen, diese Leerheiten, Deines Kopfes mittels der Phantasie in positive Wesen, in Wesen, die  immaterielle, d. h. keine materiellen, keine natürlichen Wesen sind,  weil  Du keine materiellen, keine natürlichen Ursachen weißt.  Die Ignoranz begnügt sich übrigens mit immateriellen, unkörperlichen, nicht natürlichen Wesen, aber ihre unzertrennliche Gefährtin, die üppige Phantasie, die es immer nur mit höchsten und allerhöchsten und überhöchsten Wesen zu tun hat, erhebt sogleich diese armen Geschöpfe der Ignoranz in den Rang von  über materiellen,  über natürlichen Wesen.

23. Die Vorstellung, daß die Natur selbst, die Welt überhaupt, das Universum einen wirklichen Anfang habe, daß also einst keine Natur, keine Welt, kein Universum gewesen, ist eine kleinliche Vorstellung, die nur da dem Menschen einleuchtet, wo er eine kleinliche, beschränkte Vorstellung von der Welt hat - ist eine  sinn- und bodenlose Einbildung  - die Einbildung, daß einst nichts Wirkliches gewesen ist, denn der Inbegriff aller Realität, Wirklichkeit ist eben die Welt oder Natur. Alle Eigenschaften oder Bestimmungen Gottes, die ihn zu einem gegenständlichen, wirklichen Wesen machen, sind selbst  nur  von der Natur abstrahierte, die Natur voraussetzende, die Natur ausdrückende Eigenschaften - Eigenschaften also, die wegfallen, wenn die Natur wegfällt. Allerdings bleibt Dir auch dann noch, wenn Du von der Natur abstrahierst, wenn Du in Gedanken oder in der Einbildung ihre Existenz aufhebst, d. h. Deine Augen zudrückst, alle bestimmten sinnlichen Bilder von den Naturgegenständen in Dir auslöschst, die Natur also nicht sinnlich (nicht  in concreto,  wie die Philosophen sagen) vorstellst, ein Wesen, ein Inbegriff von Eigenschaften, wie Unendlichkeit, Macht, Einheit, Notwendigkeit, Ewigkeit übrig; aber dieses nach Abzug aller sinnfälligen Eigenschaften und Erscheinungen übrig bleibende Wesen ist eben nichts anderes, als das  abgezogene Wesen der Natur  oder die Natur  in abstracto,  in Gedanken. Und Deine Ableitung der Natur oder Welt von Gott ist daher in dieser Beziehung nichts anderes, als die Ableitung des sinnlichen, wirklichen Wesens der Natur von ihrem  abstrakten, gedachten,  nur in der Vorstellung, nur in Gedanken existierenden Wesen - eine Ableitung, die Dir deswegen vernünftig erscheint, weil Du im Denken stets das Abstrakte , Allgemeine als das dem  Denken Nähere,  folglich  dem Gedanken nach Höhere  und  Frühere  dem Einzelnen, Wirklichen, Konkreten  voraussetzt,  obgleich es in Wirklichkeit gerade umgekehrt, die Natur früher als Gott, d. h. das Konkrete früher als das Abstrakte, das Sinnliche früher als das Gedachte ist. In der Wirklichkeit, wo es nur natürlich zugeht, folgt die Kopie auf das Original, das Bild auf die Sache, der Gedanke auf den Gegenstand; aber auf dem übernatürlichen, wunderlichen Gebiet der Theologie folgt das Original auf die Kopie, die Sache auf das Bild. "Es ist wunderlich", sagt der Heilige AUGUSTIN, "aber doch wahr, daß diese Welt uns nicht bekannt sein könnte, wenn sie nicht wäre, aber nicht sein könnte, wenn sie Gott nicht bekannt wäre." Das heißt eben: die Welt wird eher gewußt, gedacht, als sie wirklich ist; ja sie ist nur, weil sie gedacht wurde, das Sein ist eine Folge des Wissens oder Denkens, das Original eine Folge der Kopie, das Wesen eine Folge des Bildes.

24. Wenn man die Welt oder Natur auf  abstrakte  Bestimmungen reduziert, wenn man sie zu einem metaphysischen Ding, also zu einem bloßen Gedankending macht und diese abstrakte Welt nun für die wirkliche Welt nimmt, so ist es eine logische Notwendigkeit, sie als  endlich  zu denken. Die Welt ist uns nicht gegeben durch das Denken, wenigstens das meta- und hyperphysische, von der wirklichen Welt abstrahierende, in diese Abstraktion sein wahres, höchstes Wesen setzende Denken; sie ist uns gegeben durch das Leben, durch die Anschauung, durch die Sinne. Für ein abstraktes, nur denkendes Wesen existiert kein Licht, denn es hat keine Augen, keine Wärme, denn es hat kein Gefühl, existiert überhaupt keine Welt, denn es hat keine Organe für sie, existiert eigentlich  gar nichts.  Die Welt ist uns also nur dadurch gegeben, daß wir  keine  logischen oder metaphysischen Wesen, daß wir  andere  Wesen, daß wir  mehr  sind, als nur Logiker und Metaphysiker. Aber gerade dieses Plus erscheint dem metaphysischen Denker als ein Minus, diese Negation des Denkens als absolute Negation. Die Natur ist für ihn nichts weiter, als das Entgegengesetzte, das  "Andere  des Geistes." Diese nur negative und abstrakte Bestimmung macht er zu ihrer positiven, zu ihrem Wesen. Es ist daher ein Widerspruch, das Ding oder vielmehr Unding, das nur die Negation des Denkens, das ein gedachtes, seiner Natur nach aber sinnliches, dem Denken, dem Geist widersprechendes Ding ist, als ein positives Wesen zu denken. Das Denkwesen ist dem Denker das wahre Wesen; es versteht sich also von selbst, daß das Wesen, welches kein Denkwesen ist, auch kein wahres, ewiges ursprüngliches Wesen ist. Es ist schon ein Widerspruch für den Geist, nur das Andere seiner selbst zu denken; er ist nur in Harmonie mit sich, nur in seinem  Esse,  wenn er nur sich selbst - Standpunkt der Spekulation - oder wenigstens - Standpunkt des Theismus - ein Wesen denkt, welches nichts anderes ausdrückt, als das Wesen des Denkens, welches nur durch das Denken gegeben, als an sich selbst nur ein, wenigstens passives, Denkwesen ist. So verschwindet die Natur in Nichts. Aber gleichwohl  ist  sie, obwohl sie nicht sein kann und nicht sein soll. Wie erklärt sich also der Metaphysiker ihr Dasein? durch eine scheinbar freiwillige, in Wahrheit aber seinem innersten Wesen widersprechende, nur aufgenötigte Selbstentäußerung, Selbstnegation, Selbstverleugnung des Geistes. Allein, wenn die Natur auf dem Standpunkt des abstrakten Denkens in Nichts verschwindet, so verschwindet dagegen auf dem Standpunkt der wirklichen Weltanschauung dieser weltschöpferische Geist in Nichts. Auf diesem Standpunkt erweisen sich alle Deduktionen der Welt aus Gott, der Natur aus dem Geist, der Physik aus der Metaphysik, des Wirklichen aus dem Abstrakten als  logische Spiele.

25. Die Natur ist der erste und fundamentale Gegenstand der Religion, aber sie ist selbst da, wo sie unmittelbarer Gegenstand religiöser Verehrung ist, wie in den Naturreligionen, nicht Gegenstand  als Natur,  d. h. in der Weise, in dem Sinne, in welchem wir sie auf dem Standpunkt des Theismus oder der Philosophie und Naturwissenschaft anschauen. Die Natur ist vielmehr dem Menschen ursprünglich - da eben, wo sie mit religiösen Augen angeschaut wird - Gegenstand als  das, was er selbst ist,  als ein persönliches, lebendiges, empfindendes Wesen. Der Mensch unterscheidet sich ursprünglich nicht von der Natur, folglich auch nicht die Natur von sich; er macht daher die Empfindungen, die ein Gegenstand der Natur in ihm erregt, unmittelbar zu Beschaffenheiten des Gegenstandes selbst. Die wohltuenden, guten Empfindungen und Affekte verursacht das gute, wohltuende Wesen der Natur; die schlimmen, wehtuenden Empfindungen, Hitze, Kälte, Hunger, Schmerz, Krankheit ein böses Wesen oder wenigstens die Natur im Zustand des Böseseins, des Übelwollens, des Zorns. So macht der Mensch unwillkürlich und unbewußt - d. i. notwendig, obwohl diese Notwendigkeit nur eine relative, historische ist - das Naturwesen zu einem  Gemütswesen,  einem  subjektiven, d. i. menschlichen Wesen.  Kein Wunder, daß er sie dann auch ausdrücklich, mit Wissen und Willen zu einem Gegenstand der Religion, des Gebets, d. h. zu einem durch das Gemüt des Menschen, seine Bitten, seine Dienstleistungen bestimmbaren Gegenstand macht. Der Mensch hat sich ja schon dadurch die Natur willfährig gemacht, sich unterworfen, daß er sie seinem Gemüt assimiliert, seinen Leidenschaften unterworfen hat. Der ungebildete Naturmensch legt übrigens der Natur nicht nur menschliche Beweggründe, Triebe und Leidenschaften unter; er erblickt sogar in den Naturkörpern wirkliche Menschen. So halten die Indianer am Orinoko die Sonne, Mond und Sterne für Menschen -, "diese da oben", sagen sie, "sind Menschen wie wir" - die Patagonier die Sterne für "ehemalige Indianer", die Grönländer Sonne, Mond und Sterne für "ihre Vorfahren, die bei einer besonderen Gelegenheit in den Himmel versetzt wurden". So glaubten auch die alten Mexikaner, daß Sonne und Mond, die sie als Götter verehrten, einst Menschen gewesen wären. Seht! so bestätigen den im Wesen des Christentums ausgesprochenen Satz, daß der Mensch in der Religion nur zu sich selbst sich verhält, sein Gott nur sein eigenes Wesen ist, selbst die rohesten, untersten Arten der Religion, wo der Mensch die dem Menschen fernsten, unähnlichsten Dinge, Sterne, Steine, Bäume, ja sogar Krebsscheren, Schneckenhäuser verehrt, denn er verehrt sie nur, weil er sich selbst in sie hineinlegt, sie als solche Wesen oder wenigstens von solchen Wesen erfüllt denkt, wie er selbst ist. Die Religion stellt daher den merkwürdigen, aber sehr begreiflichen, ja notwendigen Widerspruch dar, daß, während sie auf dem theistischen oder anthropologischen Standpunkt das menschliche Wesen deswegen als göttliches verehrt, weil es ihr als ein vom Menschen unterschiedenes, als ein nicht menschliches Wesen erscheint, sie umgekehrt auf dem naturalistischen Standpunkt das nicht menschliche Wesen deswegen als göttliches Wesen verehrt, weil es ihr als ein menschliches erscheint.

26. Die Veränderlichkeit der Natur, namentlich in den Erscheinungen, welche am meisten den Menschen seine Abhängigkeit von ihr fühlen lassen, ist der Hauptgrund, warum sie dem Menschen als ein menschliches, willkürliches Wesen erscheint und von ihm religiös verehrt wird. Wenn die Sonne immer am Himmel stände, so würde sie nie das Feuer des religiösen Affekts im Menschen entzündet haben. Erst als sie ihm aus den Augen entschwunden war und den Schrecken der Nacht über ihn verhängt hatte und dann wieder am Himmel sich zeigte, erst da sank er auf die Knie vor ihr nieder, überwältigt von der Freude über ihre unerwartete Wiederkunft. So begrüßten die alten Apalachiten in Florida mit Lobgesängen die Sonne beim Auf- und Untergang und baten sie zugleich, daß sie zur gehörigen Zeit wiederkehren und sie mit ihrem Licht erfreuen möchte. Wenn die Erde immerfort Früchte trüge, wo wäre ein Grund zu religiösen Saat- und Erntefesten? Nur dadurch, daß sie bald ihren Schoß öffnet, bald wieder verschließt, erscheinen ihre Früchte als  freiwillige,  zu Dank verpflichtende Gaben. Nur der Wechsel der Natur macht den Menschen unsicher, demütig, religiös. Es ist ungewiß, ob das Wetter mir morgen zu meinem Unternehmen günstig ist, ungewiß, ob ich ernte, was ich säe; ich kann also nicht auf die Gaben der Natur wie auf einen schuldigen Tribut oder eine unausbleibliche Folge rechnen und pochen. Wo aber die mathematische Gewißheit ausgeht, da hebt - selbst heutigen Tags noch in schwachen Köpfen - die Theologie an. Religion ist Anschauung des Notwendigen - im Besonderen, Zufälligen - als eines Willkürlichen, Freiwilligen. Die entgegengesetzte Gesinnung, die Gesinnung der Irreligiosität und Gottlosigkeit stellt dagegen der Zyklop des EURIPIDES dar, wenn er sagt:  "die Erde muß, sie mag wollen oder nicht,  Gras zur Ernährung meiner Herde hervorbringen."

27. Das Gefühl der Abhängigkeit von der Natur in Verbindung mit der Vorstellung der Natur als eines willkürlich tätigen, persönlichen Wesens ist der Grund des  Opfers,  des wesentlichen Aktes der Naturreligionen. Die Abhängigkeit von der Natur empfinde ich besonders im Bedürfnis derselben. Das Bedürfnis ist das Gefühl und der Ausdruck meines Nichtsseins ohne die Natur? aber unzertrennlich vom Bedürfnis ist der Genuß, das entgegengesetzte Gefühl, das Gefühl meines Selbstseins, meiner Selbständigkeit im Unterschied von der Natur. Das Bedürfnis ist daher gottsfürchtig, demütig, religiös, aber der Genuß hochmütig, gottvergessen, resprektlos, frivol. Und diese Frivolität oder wenigstens Respektlosigkeit des Genusses ist eine praktische Notwendigkeit für den Menschen, eine Notwendigkeit, auf die sich seine Existenz gründet - eine Notwendigkeit, die aber im direkten Widerspruch steht mit seinem theoretischen Respekt vor der Natur als einem im Sinne des Menschen lebendigen, egoistischen, empfindlichen Wesen, das sich ebensowenig etwas will gefallen und nehmen lassen, als der Mensch. Die Aneignung oder Benützung der Natur erscheint daher dem Menschen gleichsam als eine Rechtsverletzung, als eine Aneignung fremden Eigentums, als eine Freveltat. Um daher sein Gewissen und den in seiner Vorstellung beleidigten Gegenstand zu beschwichtigen, um ihm zu zeigen, daß er ihn aus Not, nicht aus Übermut beraubt hat, schmälert er sich den Genuß, gibt er dem Gegenstand wieder etwas von seinem entwendeten Eigentum zurück. So glaubten die Griechen, daß, wenn ein Baum gefällt würde, die Seele desselben die Dryade [Baumgeist - wp] wehklage und das Schicksal um Rache gegen den Frevler anrufe. So traute sich kein Römer auf seinem Acker einen Hain umzuhauen, ohne ein junges Schwein zur Versöhnung des Gottes oder der Göttin dieses Hains zu opfern. So hängen die Ostiaken, wenn sie einen Bären erlegt haben, das Fell auf einen Baum, erweisen demselben allerlei Ehrenbezeugungen und entschuldigen sich aufs beste bei dem Bären, daß sie ihn getötet haben. "Sie glauben dadurch den Schaden, den ihnen der Geist dieses Tieres zufügen könnte, auf eine höfliche Art abzuwenden." So versöhnen nordamerikanische Stämme durch ähnliche Zeremonien die Manen [Totengeister - wp] der getöteten Tiere. So war "unseren Vorfahren der Ellhorn ein heiliger Baum, wo sie aber denselben umhauen mußten, pflegten sie vorher das Gebet zu tun: "Frau Ellhorn gibt mir was von Deinem Holz, dann will ich Dir von meinem auch was geben, wenn es wächst im Walde." So baten die Philippinen die Ebenen und Berge um Erlaubnis, wenn sie über selbige reisen wollten und hielten es für ein Verbrechen, irgendeinen alten Baum umzuhauen. Und der Brahmane traut sich kaum, Wasser zu trinken und die Erde mit seinen Füßen zu betreten, weil mit jedem Fußtritt, jedem Schluck Wasser empfindenden Wesen, Pflanzen und Tieren Schmerz und Tod bereitet wird und muß daher Buße tun, "um den Tod der Geschöpfe auszusöhnen, die er wider sein Wissen bei Tag oder bei Nacht vernichten könnte. (2)

28. Im Opfer versinnlicht und konzentriert sich das ganze Wesen der Religion. Der Grund des Opfers ist das  Abhängigkeitsgefühl  - die Furcht, der Zweifel, die Ungewißheit des Erfolges, der Zukunft, die Gewissenspein über eine begangene Sünde - aber das Resultat, der Zweck des Opfers ist das  Selbstgefühl  - der Mut, der Genuß, die Gewißheit des Erfolgs, die Freiheit und Seligkeit. Als Knecht der Natur schreite ich zum Opfer; aber als Herr der Natur scheide ich vom Opfer. Das Gefühl der Abhängigkeit von der Natur ist daher wohl der  Grund;  aber  die Aufhebung dieser Abhängigkeit,  die  Freiheit  von der Natur ist wohl die Basis, die  Grundlage  der Religion und zwar aller Religion, auch der christlichen, aber die  Gottheit des Menschen  ist der  Endzweck der Religion. 

29. Die Religion hat zu ihrer Voraussetzung den  Gegensatz  oder  Widerspruch  zwischen  Wollen  und  Können, Wünschen  und  Erreichen, Absicht  und  Erfolg, Vorstellung  und  Wirklichkeit, Denken  und  Sein.  Im Wollen, Wünschen, Vorstellen ist der Mensch  unbeschränkt, frei, allmächtig - Gott;  aber im Können, Erreichen, in der Wirklichkeit bedingt, abhängig, beschränkt -  Mensch  - Mensch im Sinne eines endlichen, Gott entgegengesetzten Wesens. "Der Mensch  denkts,  Gott  lenkts".  "Der Mensch entwirft und ZEUS vollendet es." Das Denken, das Wollen ist  mein;  aber das, was ich will und denke, ist  nicht  mein, ist  außer  mir, hängt nicht von mir ab. Die Aufhebung dieses Widerspruchs oder Gegensatzes ist die Tendenz, der Zweck der Religion; und das Wesen eben, worin er aufgehoben ist, worin das meinen Wünschen und Vorstellungen nach Mögliche, meinen Kräften nach aber für mich Unmögliche möglich oder vielmehr wirklich ist - das ist das  göttliche Wesen. 

30. Das vom menschlichen Willen und Wissen Unabhängige ist die ursprüngliche, eigentliche, charakteristische Sache der Religion - die Sache Gottes. "Ich habe gepflanzt", sagt der Apostel PAULUS, "APOLLO hat begossen, aber  Gott hat das Gedeihen gegeben.  So ist nun weder der da pflanzet, noch der da begießet etwas, sondern  Gott, der das Gedeihen gibt."  Und LUTHER: "Wir sollen ... Gott loben und danken, daß er Korn wachsen läßt und erkennen, daß es  nicht unsere Arbeit,  sondern seines  Segens und seiner Gaben ist,  daß Korn und Wein und allerlei Früchte wachsen, davon wir essen und trinken und alle Notdurft haben." Und HESIOD sagt, daß der fleißige Landmann reichlich ernten wird, wenn ZEUS ein gutes Ende gewährt. Das Ackern, das Säen und Begießen der Saat hängt also von mir ab, aber nicht das Gedeihen. Dieses steht in Gottes Hand; darum heißt es: "an Gottes Segen ist alles gelegen." Aber was ist Gott? Ursprünglich nichts anderes, als die Natur oder das Wesen der Natur, aber als ein Gegenstand des Gebetes, als ein erbittliches, folglich  wollendes  Wesen. ZEUS ist die Ursache oder das Wesen der meteorologischen Naturerscheinungen, aber darin liegt noch  nicht  sein  göttlicher,  sein  religiöser  Charakter; auch der Nichtreligiöse hat eine Ursache des Regens, des Donnerwetters, des Schnees. Dadurch und darin erst ist er Gott, daß er der Herr der meteorologischen Naturerscheinungen ist, daß diese Naturwirkungen von seinem Gutdünken abhängen, Willensakte sind. Das vom Willen des Menschen Unabhängige macht also die Religion auf Seiten des Gegenstandes (objektiv) abhängig vom Willen Gottes; auf Seiten des Menschen (subjektiv) aber abhängig vom  Gebet,  denn was vom Willen abhängt, ist Gegenstand des Gebetes, etwas Abänderliches, Erbittliches.  "Lenksam sind selber die Götter.  Diese vermag durch Räuchern und demutsvolle Gelübde, durch Weinguß und Gedüft ein  Sterblicher umzulenken." 

31. Gegenstand der Religion ist, wenigstens da, wo sich der Mensch einmal über die unbeschränkte Wahlfreiheit, Ratlosigkeit und Zufälligkeit des eigentlichen Fetischismus erhoben hat, nur oder doch hauptsächlich das, was Gegenstand menschlicher Zwecke und Bedürfnisse ist. Die dem Menschen notwendigsten Naturwesen genossen eben darum auch die allgemeinste und vorzüglichste religiöse Verehrung. Was aber ein Gegenstand menschlicher Bedürfnisse und Zwecke, ist eben damit auch ein Gegenstand  menschlicher Wünsche.  Regen und Sonnenschein ist mir Not, wenn meine Saat gedeihen soll. Bei anhaltender Trockenheit wünsche ich daher Regen, bei anhaltendem Regen Sonnenschein. Der Wunsch ist ein Verlangen, dessen Befriedigung - wenn auch nicht immer an und für sich selbst, doch in diesem Augenblick, in diesen Umständen, diesen Verhältnissen, wenn auch nicht absolut, doch so, wie es der Mensch auf dem Standpunkt der Religion wünscht - nicht in meiner Gewalt ist, ein Wille, aber ohne die Macht, sich durchzusetzen. Allein was mein Leib, meine Kraft überhaupt nicht vermag, das vermag eben der Wunsch selbst. Was ich verlange, wünsche, das bezaubere, begeistere ich durch meine Wünsche (3). Im Affekt - und nur im Affekt, im Gefühl wurzelt die Religion - setzt der Mensch sein Wesen außer sich, behandelt er das Leblose als Lebendiges, das Unwillkürliche als Willkürliches, beseelt er den Gegenstand mit seinen Seufzern, denn es ist ihm unmöglich, im Affekt an ein gefühlloses Wesen sich zu wenden. Das Gefühl bleibt nicht auf der Mensur, die ihm der Verstand vorschreibt; es übersprudelt den Menschen; es ist ihm zu eng im Brustkasten; es muß sich der Außenwelt mitteilen und dadurch das fühllose Wesen der Natur zu einem mitfühlenden Wesen machen. Die vom menschlichen Gefühl  bezauberte,  dem Gefühl entsprechende, assimilierte, also selbst gefühlvolle Natur ist die Natur,  wie sie Gegenstand der Religion, göttliches  Wesen ist. Der Wunsch ist der  Ursprung,  ist das  Wesen selbst der Religion  - das  Wesen der Götter nichts anderes, als das Wesen des Wunsches.(4) Die Götter sind übermenschliche und übernatürliche Wesen; aber sind nicht auch die  Wünsche übermenschliche und übernatürliche Wesen?  Bin ich z. B. in meinem Wunsch und meiner Phantasie noch ein Mensch, wenn ich ein unsterbliches, den Fesseln des irdischen Leibes entbundenes Wesen zu sein wünsche? Nein! wer keine Wünsche hat, der hat auch keine Götter. Warum betonten die Griechen so sehr die Unsterblichkeit und Seligkeit der Götter? weil sie selbst nicht sterblich und unselig sein wollten. Wo Du keine Klagelieder über die Sterblichkeit und das Elend des Menschen vernimmst, da hörst Du auch keine Lobgesänge auf die unsterblichen und seligen Götter. Das Tränenwasser des Herzens nur verdunstet im Himmel der Phantasie in das Wolkengebilde des göttlichen Wesens. Aus dem Weltstrom Okeanos leitet HOMER die Götter ab; aber dieser götterreiche Strom ist in Wahreit nur ein Erguß der menschlichen Gefühle.
LITERATUR Ludwig Feuerbach, Das Wesen der Religion, Leipzig 1849
    Anmerkungen
    1) Es versteht sich von selbst, daß ich mit diesen weniger Worten das große Problem von der Entstehung des organischen Lebens nicht abgefertigt wissen will; aber sie genügen für mein Thema; denn ich gebe hier nur den  indirekten  Beweis, daß das Leben keinen anderen Ursprung haben könne, als die Natur. Was die direkten, naturwissenschaftlichen Beweise betrifft, so sind wir zwar noch lange nicht am Ziel, aber doch im Verhältnis zu früheren Zeiten, namentlich durch in neuester Zeit nachgewiesene Identität der unorganischen und organischen Erscheinungen weit genug, wenigstens so weit, daß wir vom natürlichen Ursprung des Lebens überzeugt sein können, wenn uns gleich die Art und Weise dieses Ursprungs noch unbekannt ist oder selbst auch unbekannt bleiben sollte.
    2) Es gehören hierher auch die vielen Anstandsregeln, die in den alten Religionen der Mensch der Natur gegenüber beobachten muß, um sie nicht zu verunreinigen und zu verletzen. So durfte z. B. kein Ormuzdiener die Erde mit  bloßen Füßen  betreten, weil die Erde heilig war, kein Grieche mit ungewaschenen Händen durch einen Fluß gehen.
    3)  Wünschen  heißt in der alten (deutschen) Sprache  zaubern. 
    4) Die Götter sind die Segen verleihenden Wesen. Der Segen ist der Erfolg, die Frucht, der Zweck einer Handlung, der von mir unabhängig ist, aber gewünscht wird. "Segnen, sagt LUTHER, heißt eigentlich etwas  Gutes wünschen."  "Wenn wir segnen, so tun wir nichts mehr, denn daß wir  Gutes wünschen, können  aber das  nicht  geben, was wir wünschen, aber  Gottes Segen klingt zur Mehrung und ist bald kräftig." Das heißt: die Menschen sind die wünschenden, die Götter die wunscherfüllenden Wesen. So ist selbst im gemeinen Leben das unzählige Mal vorkommende Wort: Gott, nichts anderes als der Ausdruck eines Wunsches. Gott gebe dir Kinder, d. h. ich wünsche dir Kinder, nur ist hier der Wunsch subjektiv, nicht religiös, pelagianisch, dort objektiv, darum religiös, augustinisch ausgedrückt.


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