Fällt nun die äußere Realität als objektiv beweisbare Tatsache weg, dann ist damit auch der klassische Gegensatz von Subjektivität und Objektivität, bzw. innerer und äußerer Wirklichkeit hinfällig. Wenn die sogenannte Welt konstruiert wird, dann bin ich selbst Schöpfer dieser Welt. Und sieht man einmal von dem naiv-realen Einwurf ab, nach welchem dann jeder Mensch so etwas wie ein Zauberkünstler sein kann, der, wie im Märchen, aus dem Nichts einen dukatenscheißenden Esel in den Raum stellt, dann bin ich derjenige, der darüber entscheidet "was ist". Denn ein solches "ist" entspringt eher dem Sprachgebrauch [hier als griffige Formulierung gebraucht], als daß es etwas mit beweisbarem Wissen zu tun hätte. Das bloße "Sein" muß durch ein "Seinsollen" ersetzt werden, genauer durch ein "für mich sein sollen". Es liegt dann ganz allein an mir, darüber zu entscheiden, ob ich [ohne Hilfsmittel] fliegen kann und von einem Hochhaus springe, um diese Hypothese zu verifizieren. Was jetzt nicht heißen soll, daß jemand anderer nicht die Fürsorgepflicht hat, besonders wenn kleine Kinder so eine fixe Idee haben, jemanden durch Argumente [und wenn es sein muß durch Gewalt] davon abzuhalten. Wenn sich aber jemand nicht überzeugen läßt, dann wird es auch niemanden geben, der jemanden daran hindern kann, irgendwo runterzuspringen. Das Beispiel ist vielleicht etwas extrem, aber es zeigt das Prinzip. In der Regel verlaufen derartige Experimente [bei denen jemand seine eigenen Erfahrungen machen muß] nicht gleich tödlich, eher schmerzhaft, aber wenn ich daran denke, wieviele Leute aus ihren negativen Erfahrungen nichts lernen und vielmehr immer depremierter und demoralisierter werden, dann scheint mir ein grundsätzliches Umdenken gerade in diesem wesentlichen Punkt, wie er sich im Realitätsbegriff darstellt, nicht nur einen Versuch wert, sondern dringend geboten. Wenn die Welt z. B. nichts weiter als Wille und Vorstellung ist, dann steht einem Ich ein Nicht-Ich entgegen, bzw. einem Wollen ein Nichtwollen. Und dann ist die sogenannte äußere Realität nichts weiter als ein Widerstand, der überwunden werden muß oder eben nicht überwunden werden kann oder aber auch gar nicht überwunden werden soll und deshalb gar kein Widerstand ist und mit dem eigenen Wollen gar nichts zu tun hat.
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