Widerspruch
Jacques Borelius - Über den Satz des Widerspruchs
p-2siehe auch Denken, Gegensatz, Logik, Paradox, Identität, Differenz, Konflikt


001 "Widersprüche gibt es nur in der Sprache, nur durch die Sprache. Die Natur, wie sie nur einmal da ist, ist auch einheitlich. Diese Einheit können wir nicht entdecken, wenn wir denken oder sprechen, diese Einheit können wir fühlen, wenn wir leben, ungetrennt von der Natur, wie Kinder im Mutterleibe der Natur. Man kann das auch Mystik nennen, erkenntniskritische, sprachkritische Mystik." - Gershon Weiler, Fritz Mauthner - Sprache und Leben, Salzburg/Wien 1986, Seite 104

002 "Wer sein Fach nicht als widersprüchlich gelernt hat, beherrscht es nicht." - George Bernard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 245

003 Je nach Fragestellung und Experiment treten die Elementarteilchen einmal als Korpuskel und dann als Welle in Erscheinung. Der Widerspruch ist bis heute nicht gelöst.

004 Widerspruch, Paradoxie und Absurdität als Methode in Dada und Zen.

005 Widerspruch gibt es nur in einer Logik.

006 Widersprüche entstehen hauptsächlich deshalb, weil versucht wird etwas mit Worten auszudrücken, was nicht mit Worten ausdrückbar ist.

007 Widersprüche lösen sich mit abnehmender Allgemeinheit auf.

008 "Ihr müßt mich nicht durch Widerspruch verwirren! Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren." - Johann Wolfgang von Frankfurt

009 Widersprüche gibt es nur im Denken, nicht in der Wirklichkeit.

010 "Satan hält das Widerspiel." - Sebastian Franck, Paradoxa, Berlin 1966, Seite 35

011 "Ich bin der Geist, der stets verneint." - Mephisto in Goethe, Faust

012 Es ist eine Funktion der Ideologie, die Widersprüche der Wirklichkeit zu verdecken.

013 Kunstwerke können einander nicht widersprechen.

014 Der Satz des Widerspruchs hat den der Identität zur Unterlage.

015 Widerspruch ist auf die Gesichtspunkte sprachlicher Logik beschränkt.

016 In den Tiefen der Psyche können scheinbare Widersprüche friedlich nebeneinander bestehen.

017 Eine rationale Welterklärung führt notwendigerweise zu Widersprüchen.

018 "Der bürgerliche Optimismus ist rein idealistisch, er bezieht sich nicht auf die reale gesellschaftliche Situation, sondern auf rein gedankliche Aufhebung der Widersprüche. Was in der Wirklichkeit widerspruchsvoll ist, kann aber auch in Gedanken nicht übereinstimmen; die ideelle Aufhebung der Widersprüche ist nochmals, diesmal im schlechten Sinne, rein ideell, sie ist die abstrakt antizipierte Vollendung eine konkret nicht vollendbaren unendlichen Progresses." - Franz Borkenau, Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild, Darmstadt 1971, Seite 327

019 Es sind mehrere geschlossene und logisch gleichwertige, aber einander widersprechende normative Ordnungen möglich, zwischen denen sich der Mensch letztlich nur mittels eines Willensentschlusses entscheiden kann.

020 Dem Willen zur Macht gilt das als irrational, was sich nicht seiner Herrschaft beugt oder sich ihr sogar widersetzt.

021 "Jede Antinomie wird von der Objektivierung erzeugt." - vgl. Nikolai Berdjajew, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 177

022 "Das Dämonische ist etwas, das sich nur in Widersprüchen bewegt und deshalb unter keinen Begriff, viel weniger unter ein Wort gefaßt werden." - vgl. Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen; Berlin/Heidelberg/New York 1971; Seite 124

023 "Haben sie schon je einen Gedanken zu Ende gedacht, ohne auf einen Widerspruch zu stoßen?" - Henrik Ibsen

024 Wer sich im Widerstreit befindet ist niemals unbefangen.

025 Im aber liegt der Ausweg.

026 Absurdität als Widerspruch an sich.

027 Der Geist muß Widersprüche zu höheren Einheiten zusammenfassen.

028 Wahrheit ist widerspruchslos.

029 Nüchternheit unterscheidet, Trunkenheit schafft Einheit.

030 Wer nicht widerspricht, ist einverstanden.

031 Dialektik als Logik des Widerspruchs.

032 Der Widerspruch ist zugleich allgemeine und konkrete Form des Kampfes.

033 "Seit langem, liebe Sophie, leide ich an der Unstimmigkeit zwischen meinem Leben und meinen Überzeugungen." - Tatjana Tolstoi, Ein Leben mit meinem Vater, München/Zürich 1980, Seite 231

034 Das Unbewußte kennt keinen logischen Widerspruch. Gegensätzliche Regungen bestehen nebeneinander, ohne einander aufzuheben.

035 Jede wirkliche Wahrheit zeigt sich in unserem Denken in Gestalt von Antinomien und Widersprüchen.

036 Vornehmlich gibt es drei Gruppen von Widersprüchen: 1) logische Widersprüche 2) Widersprüche in Theorien und 3) Phänomenwidersprüche.

037 Nicht zur Kenntnis genommene Widersprüche haben die Tendenz sich irrational zu melden.

038 Die verschiedenen Typen des Anarchismus weisen ein überaus widersprüchliches Gedankengut auf.

039 "Unauflösliche Widersprüche entstehen, wenn man die Tatsache des Flusses im Leben erklären will." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 192

040 Widersprüche stellen sich meist im Bereich des Willens ein.

041 In der Natur des Geistes liegt es, Zweiheit und Zerissenheit hervor zubringen und sich mit diesen Widersprüchen herumzuschlagen.

042 Das Unbedingte kann ohne Widerspruch gar nicht gedacht werden.

043 Die Wirklichkeit als Einheit der Widersprüche.

044 Im gewöhnlichen Leben werden unzählige Widersprüche unbemerkt ertragen.

045 Es ist logisch unmöglich, daß jemand gegen sein Interesse handelt.

046 Anderssein als Negation.

047 Die Negation ist das wichtigste gedankliche Instrument.

048 Der Widerspruch zwischen unseren Bedürfnissen und und unserer Liebe zur Unabhängigkeit.

049 Neurotisches Leiden entsteht, wenn der Widerspruch zwischen realem Handeln und einem internalisierten Normensystem unerträglich wird.

050 Jedes gesetzte Ding führt sein Gegenteil mit sich.

051 Die Menschen bemerken alle möglichen Widersprüche gar nicht.

052 Der Widerspruch ist eine Beziehung zwischen Urteilen.

053 Eine Möglichkeit nichts zu sagen ist, sich selbst zu widersprechen.

054 Eine adäquate Definition der Wirklichkeit erfordert die aktuelle Nichtidentität und den aktuellen Widerspruch.

055 Wir verdrehen Tatsachen, damit sie unserer Wirklichkeitsauffassung nicht widersprechen.

056 Der Widerspruch ist das Prinzip der Verneinung, die Identität das Prinzip der Übereinstimmung.

057 Alles Gedachte ist bestreitbar.

058 Die Selbstidentität des absoluten Widerspruchs im Taoismus.

059 Wenn wir Widersprüche beseitigen besteht die Gefahr, neue und weit schlimmere Widersprüche zu produzieren.

060 Dem inneren Widerspruch folgt ein Gefühl von Angst.

061 Überwindung der in der Wirklichkeit unaufhebbaren Widersprüche durch Abstraktion der Verhältnisse.

062 Im Einklang, nicht im Widerspruch.

063 In der Mythologie ist es ein Axiom, daß der Teil gleich dem Ganzen ist.

064 Der fundamentalste existenzielle Widerspruch ist der von Leben und Tod.

065 Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privaten Aneignung des Produkts.

066 Widerspruchsfreiheit ist bestenfalls eine Sprachgewohnheit.

067 Solange man es nur mit Worten zu tun hat ist die Logik unanfechtbar.

068 In der Sprache kann man nichts der Logik widersprechendes darstellen.

069 Alles Sprechen und Denken ist Widerspruch.

070 Zum Befehl gehört es, daß er keinen Widerspruch erlaubt.

071 Das logische Denken beginnt mit dem Begriff.

072 Der Widerspruch hängt an der Gleichzeitigkeit.

073 Der Verstand kann das Widersprüchliche nicht überspringen, sein Ort ist die Welt, in der alles im Gegensatz zueinander steht.

074 Der Widerspruch treibt das Neue hervor.

075 In der Zeit ist der Widerspruch unvermeidlich.

076 Abbruch des Problemdenkens zugunsten des Systemdenkens.

077 Logische Widersprüche werden nicht gelöst, solange noch versucht wird, echte Erfahrung mit sprachlichen Mitteln auszudrücken.

078 Den Widerspruch zur Konfusion steigern.

079 In der Sprache gibt es keinen wirklichen Weg zur Versöhnung der Standpunkte.

080 Identitätsprinzip versus Widerspruchsprinzip.

081 Die Spannungen und Widersprüche des Lebens müssen ertragen werden.

082 Lernen mit Widersprüchen zu leben, ohne sie gewaltsam aus der Welt zu schaffen.

083 Leugnen der Widersprüche.

084 Wenn ein Mensch alle möglichen Widersprüche fühlen würde, würde er merken, daß er verrückt ist.

085 Nichtverstehen ist eine Entdeckung von Widersprüchlichkeit.

086 Widerspruch von radikal individueller Wirklichkeit und allgemeinem Diskurs.

087 Der Widerspruch ist die am besten bekannte Form der Unvereinbarkeit (Unverträglichkeit).

088 Das Negative ist des Denkens ewige Unruhe.

089 Allzuviele widerstreitende Ansichten lösen am Ende jedes Sinnsystem auf.

090 In der Theorie wird von Widersprüchen abstrahiert.

091 Wahnsinn, wenn das Denken eines Menschen dauernd in entschiedenem Widerspruch zu seinem Handeln steht.

092 Mit dem Widerspruch hört die Ordnung auf.

093 Das Absolute kann keine Widersprüche zulassen.

094 Der Widerspruch steckt wie immer in der Sprache.

095 Der Mensch zweifelt, sobald Einwände auftauchen.

096 Das meiste, was uns rätselhaft erscheint, sind von uns selbst geschaffene Widersprüche.

097 Ein Ding mit einer Eigenschaft ist ein logischer Widerspruch.

098 Der Widerspruch ist das treibende Motiv des Denkens.

099 In jedem Unterschied steckt ein Widerspruch. Der Unterschied selbst ist schon ein Widerspruch.

100 der Widerspruch, der sie zerriss...

101 "Freie Erziehung ist immer eine Erziehung zur Kontroverse." - George Bernard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 245

102 Widersprüchlichkeit wird vom Anarchismus anerkannt.

103 Die Veränderung und das Geschehen kann nicht ohne logischen Widerspruch gedacht werden. Die Idee der Veränderung enthält einen logischen Widerspruch.

104 Alles, was auf dem Satz des Widerspruchs beruth ist analytisch.

105 Die sich zwangsweise vergößernde Differenz zwischen Möglichem und Wirklichem ist Quelle wachsender Unzufriedenheit.

106 Der Widerspruch ist eine Grundgegebenheit des Seins.

107 Unauflösbarer Widerspruch zwischen positiver Religion und menschlicher Freiheit.

108 Denken treibt in die Richtung der Aufhebung aller Widersprüche.

109 Auslöschen aller Widersprüche um bei einer widerspruchslosen Einheit anzugelangen.

110 Identität oder Widerspruch

111 Gefühle sind beispielhaft für Widersprüchlichkeit.

112 Der Widerspruch ist wesentliches Element der Logik.

113 Im ethischen Relativismus widersprechen sich ethische Urteile oft in grundlegender Weise.

114 Jedes Problem beruth auf der Entdeckung eines inneren Widerspruches.

115 Begriffe führen allein schon zu Widersprüchen.

116 Im Überunendlichen entspricht der Teil gleich dem Ganzen.

117 Diktaturen entledigen sich der positiven Theorie und bedienen sich der "normativen" Wissenschaft.

118 Die Widersprüchlichkeit der Grundnormen beruth auf der Inkompatibilität von Normen, die schwer zu beseitigen sind.

119 "Etwas der Logik Widersprechendes in der Sprache darstellen, kann man ebensowenig, wie in der Geometrie eine den Gesetzen des Raumes widersprechende Figur durch ihre Koordinaten darstellen; oder die Koordinaten eines Punktes angeben, welcher nicht existiert." - Ludwig Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen, Ffm 1981, § 3.032

120 Gott ist der Vereinigungspunkt aller Widersprüche.

121 Der Widerspruch ist ein logischer Begriff: zwei Aussagen können einander widersprechen. Real Seiendes kann zueinander nicht im Widerspruch, sondern nur im Gegensatz stehen.

122 "Die Anpassung der Gedanken aneinander erschöpft sich nicht in der Abschleifung der Widersprüche. Jede Zersplitterung der Aufmerksamkeit, jede Belastung des Gedächtnisses durch zu vielerlei, wird unangenehm empfunden, auch wenn keine Widersprüche mehr vorhanden sind." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 176

123 Im praktischen Leben zeigt sich vereint, was den Gesetzen der Logik nach nur schwer möglich ist.

124 "Omnis determinatio est negatio." (Jede Begrenzung oder Bestimmung ist zugleich eine Negation.) - Spinoza

125 Die Macht der Negativität ist das Lebenselement des Geistes.

126 Widersprüche werden nicht vom unmittelbaren Bewußtsein, sondern erst von der Reflexion entdeckt.

127 Zerstreut und widersprüchlich.

128 Widersprüche entstehen durch Nichtbeachtung des Zeitmoments.

129 Der Widerspruch ist zunächst eine logische Kategorie, während der Gegensatz der äußeren Realität angehört.

130 Der Widerspruch gehört in die Logik.

131 Wollen heißt Widersprüche wecken.

132 "Der Widerspruch ist in jeder seiner Seinsformen, er ist die allgemeine Grundform des menschlichen Daseins." - Franz Borkenau, Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild, Darmstadt 1971, Seite 322

133 Innere Widersprüche zu äußeren zu verfremden.

134 Die Spannung zwischen Wesen und Erscheinung.

135 Das Widersprüchliche ist eine Kategorie, die dem Denken und nicht der Wirklichkeit angehört.

136 Widersprüche ergeben sich aus verschiedenen Bezugspunkten.

137 Widersprüche entstehen immer erst, wenn versucht wird verschiedene Tendenzen zu einem einheitlichen theoretischen System zusammenzufassen.

138 Die Psychoanalyse erfasst die Resultate gesellschaftlicher Widersprüchlichkeit im Individuum.

139 Grundwiderspruch zwischen Norm und Trieb.

140 Zwischen Wissen und Glauben besteht kein Widerspruch. Religion ist auch nur eine Form der Wirklichkeit.

141 "Es gibt keinen Augenblick, indem nicht jeder von uns widersprüchlich lebt, im Konflikt zwischen Unterdrückung und Freiheit auf allen Ebenen der Wirklichkeit." - Raoul Vaneigem, Handbuch der Lebenskunst für die junge Generation, Hamburg 1977, Seite 10

142 Aristoteles bezichtigt Heraklit des Verbrechens gegen die Vernunft, weil er gegen den Satz des Widerspruchs verstoßen hat.

143 "Das Werden und die Bewegung, anscheinend unmittelbar gegeben und anschaulich, verwickeln, wenn sie gedacht werden sollen, in Widersprüche rein logischer Art. Der sich bewegende Körper muß an einem Orte gedacht werden, er muß, da er sich bewegt, aber zugleich in einem kleinen Zeitteil an einem andern Orte sein. Im Werden ist etwas und es ist, da es anders wird, zugleich nicht. Aus Sein und Nichtsein setzt es sich zusammen, und das ist kein Widerspruch." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 234f

144 "Die Identität ist das Gut, ist der Wert. Der Widerspruch ist der Schutz, ist das Recht." - Hermann Cohen in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 125

145 Die Spaltung von Sein und Sollen ist für Marx das typische Merkmal des Idealismus, die Hegel in der Dialektik überwunden zu haben glaubte.

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.