Vernunft
Immanuel Kant - Kritik der reinen Vernunft
p-2siehe auch Verstand, Sinn, Denken, Irrationalität, Gefühl, Logik, Theorie, Erkenntnis, Wahrheit, Glaube


001 "Wir erklärten, im ersten Teil unserer transzendentalen Logik, den Verstand durch das Vermögen der Regeln, hier unterscheiden wir die Vernunft von demselben dadurch, daß wir sie das Vermögen der Prinzipien nennen wollen." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Riga 1781, Seite 300

002 "Ich wollte, ich könnte all denen, die an ihre einzigartigen Köpfe und die harte Währung ihrer Gedanken glauben, zurufen: Seid guten Glaubens! Aber sie sind außer Kurs gesetzt, diese Münzen, mit denen ihr klimpert, ihr wißt es nur noch nicht." - Ingeborg Bachmann, Das dreißigste Jahr, München 1979, Seite 22

003 Die Vernunft der Aufklärung ersetzt den Glauben.

004 "In ihrem innersten Inneren ist Kants Moralphilosophie Ausdruck für das stolze Vertrauen des Rationalismus zu der naturgegebenen Vernunft des Menschen als einer ursprünglich und ewigen Macht, die unabhängig ist von aller Tradition, Geschichte, Autorität und Staatsgewalt. Unter einer Staatsform, die dem Individuum als solchem jede äußere Macht und jeden Einfluß verweigerte, behauptet das Individuum mit ums so größerem Pathos das unantastbare Recht der Vernunft, unabhängig von aller Faktizität und aller Institution, souverän das Wahre und Gültige zu bestimmen. Ungeachtet aller positiven Machtverteilung, ungeachtet der Bindungen tausendjähriger Gewohnheiten, ungeachtet aller Konvenienz, Entstehung und Veränderung behauptet sich die Vernunft als souveräner Herrscher in seinem eigenen Reich, einem Reich, das nicht von dieser Welt ist. Der Rationalismus ist das Urteil des Individuums über diese Welt und nach den politischen Verhältnissen ist es verständlich, daß dieses Urteil im Wesentlichen eine Kritik des Bestehenden im Namen der Gleichheit, Freiheit und Menschlichkeit wurde." - Alf Ross, Kritik der sogenannten praktischen Erkenntnis, Kopenhagen und Leipzig 1933, Seite 395f

005 Der Vernunft fällt die Zügelung der Leidenschaften zu.

006 "des Teufels Braut, die Vernunft, die schöne Metze; denn es ist die höchste Hure, die der Teufel hat." - Martin Luther

007 Die Vernunft ist nie allumfassend, da das Unvernünftige nie ausgeschlossen werden kann.

008 Vernunft und Rationalität sind keineswegs identisch.

009 Die Allgemeinheit maßt sich das Recht der Herrschaft über das Verstandlose und Unvernünftige an.

010 die Unmoral einer Gelegenheitsvernunft (okkasionelle Rationalität)

011 Der Vernünftige ist immer offen für Kritik.

012 Vernünftig ist, worüber sich die meisten Menschen einig sind; vernünftig hat nichts mit Vernunft, sondern mit Übereinstimmung zu tun.

013 Vernunft und Realität sind nichts anderes, als allgemeiner Konsens.

014 Die Vernunft ist sich ihrer Grenzen bewußt.

015 Begründungen sind letztlich Entscheidungen.

016 Berechenbarkeit ist das Kriterium von Rationalität.

017 Es gibt keine universale Wahrheit, keine universale Rationalität und keine universale Realität.

018 die kontrollierte Torheit des Don Juan

019 Das Böse ist eine List der Vernunft.

020 Die Hybris reiner Rationalität als Ratiofaschismus

021 Rational ist gleichbedeutend mit realistisch.

022 Der Rationalismus ist die Idee, daß es allgemeine Maßstäbe für Denken und Handeln gibt.

023 Rationalität ist nichts als eine Theorie unter anderen.

024 Der Endpunkt rationale Diskussionen wird durch Normen, Kriterien, Zwecke und Ziele gesetzt.

025 Rationales Denken dient einzig Rechtfertigungszwecken.

026 Die Natur ist nicht vernünftig.

027 Die Vernunft ist die höchste Autorität.

028 Vernunft braucht eine emotionale Grundlage.

029 "Das Windelbandsche 'Prinzip der Konsequenz' bedeutet ihm, daß alles Untersuchen und Überlegen, Beweisen oder Widerlegen aussichtslos wäre, wenn nicht ein vernünftiges Bewußtsein einen normativen Zwang anerkennen würde, daß z.B. mit dem Grunde die Folge gesetzt oder etwa mit der Folge auch der Grund aufgehoben ist."

030 Vernunft als Inbegriff der Herrschaftsfreiheit des Denkens.

031 Die Vernunft strebt im Gegensatz zum Verstand über die Wissensgrenze hinaus.

032 Die Vernunft ist das Vermögen, das Einheit stiftet und alles zu verbinden sucht.

033 Es gibt keinen Gegensatz zwischen Freiheit und Vernunft.

034 Vernünftig ist das, was zweckmäßig ist.

035 Konflikt zwischen Leidenschaft und Vernunft.

036 Die Vernunft ist einer der ideologischsten Begriffe unserer Geisteswelt.

037 Wo es an Selbstbeherrschung fehlt, ist die Vernunft nicht imstande, den Willen zu regieren.

038 Die Vernunft täuscht uns, das Gewissen täuscht uns nie.

039 Geist und Vernunft sind fingierte Synthesen und Einheiten.

040 Freiheit läßt sich ohne Vernunft ebensowenig denken, wie Vernunft ohne Freiheit.

041 Wer rationalisiert, verschleiert, was er nicht wahr haben möchte.

042 Der Rationalismus ist machtlos, die Mystik ziellos.

043 Gefühle gelten als geradezu beispielhaft für Unbeständigkeit, Unberechenbarkeit und Widersprüchlichkeit.

044 Der Glaube fordert sein Wissen gegen die Vernunft.

045 Wo Vernunft und Logik aufhören beginnt unser Unbewußtes.

046 Es ist das Interesse der Vernunft festgewordene Gegensätze aufzuheben.

047 Vernunft muß im Sinne einer höheren Erkenntnis verstanden werden, welche die Schranken und Widersprüche des bloß verstandesmäßigen Denkens aufhebt.

048 Freiheit ist die wichtigste Kategorie der Vernunft.

049 Die Vernunft begreift die Identität der Gegensätze.

050 Die Vernunft gebietet die Einhaltung des Friedens.

051 Die reine Vernunft führt uns in die Irre.

052 Die Basis der Vernunft heißt Moral.

053 Vernünftigkeit wird oft auf Zweckmäßigkeit reduziert.

054 Werte sind keine Eigenschaften der Dinge.

055 Die Vernunft setzt sich der Entzweiung durch den Verstand entgegen.

056 Die Vernunft ist auf das Ganze gerichtet, während der Verstand sich mit dem Einzelnen befasst.

057 Der Verlust der moralischen Freiheit zieht den Verlust der Vernunft nach sich.

058 Kampf des vernunftmäßig Moralischen mit dem bloß Sinnlichen als Grundkonzeption der Moral.

059 Festgewordene Gegensätze aufzuheben ist das einzige Interesse der Vernunft.

060 Vernunft meint zugleich den Willen zur Vernunft.

061 Es gibt eine Vielfalt gleichrangiger Werte, deren Forderungen einander widersprechen und deren Konflikt durch menschliche Vernunft nicht gelöst werden kann.

062 Die Vernunft soll fähig sein, das Übersinnliche zu erfassen.

063 "Die Vernunft ist die Sklavin der Leidenschaften."

064 Der Rationalist glaubt an Wahrheit und Vernunft.

065 Vernunft und Gefühl kämpfen einen oft tödlichen Kampf.

066 "Der Mensch hat gar keine "Vernunft" und auch gar keine Vorstellung von einer solchen, die das Allgemeine, das Abstrakte, das Übersinnliche, die Ideen, ohne alle Vermittlung von se und Wahrnehmung erkennen könnte."

067 Kampf zwischen Affekt und Vernunft

068 Affekte können nicht ohne weiteres unvernünftig genannt werden.

069 Tugend und Vernunft, von denen die edlen Tätigkeiten herkommen, beruhen nicht auf dem Besitz der Macht.

070 Die Leidenschaften kennen keinen Gehorsam und hören nicht auf die Stimme der Vernunft.

071 "Der Mensch ist vernunftsfähig und vernunftspflichtig."

072 Die Vernunft bestimmt die Grenzen der Vernunft.

073 Vernunft ist der ethische oder gesellschaftliche Gebrauch den wir von unserem Verstand und unserer Intelligenz machen.

074 Die Vernunft beschäftigt sich mit dem Ganzen, der Verstand mit dem Einzelnen.

075 Ambivalenzen zu ertragen ist die Aufgabe der Vernunft.

076 "Ohne Abstraktion wäre weder Vernunft noch Sprache."

077 Die Macht der Vernunft steht gegen die Macht der Gewalt.

078 Sinnlichkeit und Verstand sind die zwei Grundformen menschlicher Erkenntnis.

079 "Es gibt das Gesetz in meinem Geist, das das Gute gebietet, und das Gesetz in meinen Gliedern, das diesem Gebot zuwiderhandelt."

080 Der Kultus der Göttin der Vernunft war der Gipfelpunkt der Aufklärung.

081 Die Vernunft dient eher zur Beschränkung des Verstandes, als zu seiner Erweiterung.

082 das Ideal der reinen Vernunft.

083 Die Vernunft vermittelt zwischen Wollen und Sollen.

084 Herrschaft der Vernunft über die Leidenschaften.

085 "Leben kann nicht vor den Richterstuhl der Vernunft gebracht werden."

086 Wo die Autoritäten fallen, muß man sich auf seine eigene Vernunft verlassen.

087 "Das Vernünftige ist die Landstraße, wo jeder geht und wo niemand sich auszeichnet."

088 Es ist nur vernünftig, die Freiheit Wirklichkeit werden zu lassen.

089 Geltung nicht mehr durch Gewalt, sondern durch Einsicht und Gründe.

090 Die Vernunft soll das eigene Gesetz sein.

091 Auf der Ebene der Vernunft gibt es einen Zusammenfall der Gegensätze.

092 "Das Recht, nichts anzuerkennen, was Ich nicht als vernünftig einsehe, ist das höchste Recht des Subjekts."

093 Die breite Masse spricht man nicht an durch einen Appell an die Vernunft, sondern durch Anregung der Einbildungskraft.

094 Die Vernunft lehrt uns widerstrebende Triebe miteinander zu koordinieren.

095 Die Vernunft wirkt auf den Willen.

096 Die Basis des Guten liegt in der Vernunft, die des Bösen in der Gemütsart.

097 Die Freiheit des Willens ist für Kant ein Postulat der praktischen Vernunft.

098 Vernunft basiert auf Werterkenntnis, nicht wie der Verstand auf ursächlicher Erkenntnis.

099 "Ein Wille ist vernünftig, wenn er nur das will, was er vermag."

100 Vernunft ist sprachlich bedingt.

101 Vernunft ist das Denken, welches über den Verstand hinausgeht.

102 Erziehung heißt Einsicht zu wecken.

103 Naturgesetze werden vom Verstand geschaffen, die Freiheit von der Vernunft.

104 Seit Hume haben sich viele Logiker mit der Induktion (Schluß vom Einzelnen aufs Allgemeine) befaßt und mit der Frage, ob sie logisch zu rechtfertigen ist, ob wir nur glauben oder ob wir 'Grund' haben zu glauben.

105 der Dualismus von Sinnlichkeit und Verstand.

106 Die Urteilskraft ist das Mittelglied zwischen Verstand und Vernunft.

107 "Die Gesetzgebung durch Naturbegriffe geschieht durch den Verstand, und ist theoretisch. Die Gesetzgebung durch den Freiheitsbegriff geschieht von der Vernunft, und ist bloß praktisch."

108 "Der gemeine Menschenverstand, den man, als bloß gesunden (noch nicht kultivierten) Verstand, für das geringste ansieht, dessen man nur immer sich von dem, welcher auf den Namen eines Menschen Anspruch macht, gewärtigen kann, hat daher auch die kränkende Ehre, mit dem Namen des Gemeinsinnes (sensus communis) belegt zu werden; und zwar so, daß man unter dem Worte 'gemein' (nicht bloß in unserer Sprache, die hierin wirklich eine Zweideutigkeit enthält, sondern auch in mancher andern) so viel als das vulgäre, was man allenthalben antrifft, versteht, welches zu besitzen schlechterdings kein Verdienst oder Vorzug ist."

109 "Die Vernunft geht in ihrer äußersten Forderung auf das Unbedingte; da hingegen der Verstand ihr immer nur unter einer gewissen Bedingung, die gegeben werden muß, zu Diensten steht."

110 Die objektive Realität der reinen Verstandesbegriffe steht in Frage.

111 In letzter Instanz kann sich das politische Handeln nicht rational begründen, es realisiert vielmehr eine Entscheidung zwischen konkurrierenden Wertordnungen und Glaubensmächten, die zwingender Argumente entraten und einer verbindlichen Diskussion unzugänglich bleiben.

112 Das Rationale und das Ausgeglichene wird höherwertiger gehalten als das Irrationale und Spannungsvolle.

113 Im Geist des Rationalismus wurde die Welt, das Leben, die Menschen 'more geometrico', d.h. in universell vergleichbaren Größen beschreiben. Das Meßbare tritt an die Stelle der 'okkulten' Qualitäten, das Allgemeine an die Stelle des unverwechselbaren Individuellen, die Prinzipien an die Stelle des konkreten Lebens.

114 Werturteile sind nicht letztbegründbar.

115 Das zweckrationale Handeln ist an Erwartungen orientiert.

116 "Das spezifische Interesse des rationalen kapitalistischen 'Betriebes' liegt an 'rationalen' Ordnungen, deren praktisches Funktionieren wie eine Maschine berechnet werden kann."

117 Der Rationalismus sieht die Welt als notwendig und zusammenhängend.

118 "Die Krise der Vernunft ist eine Krise der Wertsysteme und ihrer Geltung und Durchsetzbarkeit, eine Krise der für die Menschheit sinnvollen Zielsetzungen und insbesondere eine Konsequenz der mangelnden Durchsetzungskraft von humanen, moralischen und liberalen Überzeugungen."

119 die Ideale von Vernunft und Vernünftigkeit

120 "Die Urteilskraft ist das Mittelglied zwischen Verstand und Vernunft."

121 Die Vernunft betrifft das Sein-Sollen.

122 "Das moralische Gesetz ist eine formale Vernunftbedingung des Gebrauchs unserer Freiheit."

123 "Die Vernunft ist ein praktisches Vermögen, d.i. als Vermögen den freien Gebrauch unserer Kausalität durch Ideen (reine Vernunftbegriffe) zu bestimmen, enthält nicht allein im moralischen Gesetze ein regulatives Prinzip unserer Handlungen, sondern gibt auch dadurch zugleich ein subjektiv-konstitutives, in dem Begriffe eines Objekts an die Hand, welches nur Vernunft denken kann, und welches durch unsere Handlungen in der Welt nach jenem Gesetze wirklich gemacht werden soll. ... Wir sind also a priori durch die Vernunft bestimt, das Weltbeste, welches in der Verbindung des größten Wohls der vernünftigen Weltwesen mit der höchsten Bedingung des Guten an denselben, d.i. der allgemeinen Glückseligkeit mit gesetzmäßigsten Sittlichkeit, besteht, nach allen Kräften zu befördern."

124 Vernunft ist wesentlich Wille zur Vernunft.

125 Einsicht = inspectio

126 "Got ist ein vernünfticheit."

127 "Der Mensch ist das, was er ist, durch die Vernunft."

128 "Die sittliche Leistung besteht gerade darin, sich von der Natur nicht zwingen zu lassen, sondern sie der Vernunft zu unterwerfen."

129 Die Vernunft ist ein Wert.

130 vernünfteln und beweistümeln

131 Die Tatsache, daß der Mensch mit Vernunft und Phantasie ausgestattet ist, führt zu dem Bedürfnis der Identität mit sich selbst.

132 "Die Lust ist das für sich Maßlose und erst durch die Idee kommt Maß in sie hinein."

133 "Vernunft ist Sprache; an diesem Markknochen nage ich und werde mich zu Tode darüber nagen."

134 Man muß einen Unterschied machen zwischen dem, was der Vernunft unbegreiflich ist und dem, was ihr zuwiderläuft.

135 Die Vernunft als Synthese der Gegensätze.

136 "Sprachkritik begreift Menschenvernunft und Menschensprache als ein und dieselbe Erscheinung."

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.