Theorie
Otto Liebmann - Die Klimax der Theorien
p-2siehe auch Denken, Allgemeinheit, Abstraktion, Praxis, Methode, Objektivität


001 Die einfachste Beobachtung ist denkstilbedingt.

002 "Die Feindschaft gegen das Theoretische ... richtet sich in Wahrheit gegen die verändernde Aktivität, die mit dem kritischen Denken verbunden ist. ... Bei der überwiegenden Mehrheit der Beherrschten steht die unbewußte Furcht im Weg, theoretisches Denken könnte die mühsam vollzogene Anpassung an die Realität als verkehrt und überflüssig erscheinen lassen." - Marx Horkheimer, Die gesellschaftliche Funktion der Philosophie, Ffm 1979, Seite 189

003 "Man will den konstanten Zusammenhang zwischen einem abgeschlossenen Bedingungskreis und einer genau abzugrenzenden Folgegruppe bestimmen. Darin besteht die allgemeine, tiefgehende und weitgreifende Macht der erklärenden Theorie." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als Ob, Berlin 1918, Seite 341

004 "Zwischen Theorie und Praxis ist ansich innigste Verbindung und Verwandtschaft; jene verhält sich zu dieser wie das Allgemeine zum Besonderen, wie die Regel zu ihrer Anwendung, wie das Mittel zu seinem Zweck." - Paul Johann Anselm von Feuerbach, Blick auf die deutsche Rechtswissenschaft, München 1810, Seite 3

005 Die Grundlage aller Induktionstheorien ist die Lehre vom Primat der Wiederholungen.

006 "Die erklärende Kraft der Theorien beruht einzig und allein auf dem Prinzip der Identität in der Zeit, das sie zur Geltung bringen wollen." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 99

007 "Es ist die nächste und in gewissem Sinne wichtigste Aufgabe unserer bewußten Naturerkenntnis, daß sie uns befähige, zukünftige Erfahrungen vorauszusehen, um nach dieser Voraussicht unser gegenwärtiges Handeln einrichten zu können ... Das Verfahren aber, dessen wir uns zur Ableitung der erstrebten Voraussicht stets bedienen, ist dieses: wir machen uns innere Scheinbilder oder Symbole der äußeren Gegenstände und zwar machen wir sie von solcher Art, daß die denknotwendigen Folgen der Bilder stets wieder die Bilder seien von den naturnotwendigen Folgen der abgebildeten Gegenstände ... Ist es uns einmal geglückt, aus der angesammelten bisherigen Erfahrung Bilder von der verlangten Beschaffenheit abzuleiten, so können wir an ihnen, wie an Modellen, in kurzer Zeit die Folgen entwickeln, welche in der äußeren Welt erst in längerer Zeit oder als Folgen unseres eigenen Eingreifens auftreten werden ... Die Bilder, von welchen wir reden, sind unsere Vorstellungen von den Dingen; sie haben mit den Dingen die eine wesentliche Übereinstimmung, welche in der Erfüllung der genannten Forderung liegt, aber es ist für ihren Zweck nicht notwendig, daß sie irgendeine weitere Übereinstimmung mit den Dingen haben. In der Tat wissen wir auch nicht und haben auch kein Mittel zu erfahren, ob unsere Vorstellungen von den Dingen mit jenen in irgend etwas anderem übereinstimmen, als allein in eben jener einen fundamentalen Beziehung." - Heinrich Hertz in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 266

008 Harmlose Gemüter durchschauen den Definitionscharakter vieler wissenschaftlicher Theoreme nicht.

009 Begriffe haben ihren Sinn nur im Rahmen einer Theorie.

010 "Ein theoretisches System erhebt, nicht den Anspruch, die Wirklichkeit als solche oder einen Teil der Wirklichkeit darzustellen; es will vielmehr nur unter gewissen Gesichtspunkten ein Abbild der Wirklichkeit sein, es will, wie  Schumpeter  sagt, auf die Wirklichkeit passen, für sie  gelten Der Forscher hat dabei die Aufgabe, das System mit Rücksicht auf diesen Anspruch zweckmäßig zu konstruieren, d. h. die Ausgangspunkte des theoretischen Denkens so festzulegen, daß das Ergebnis eben wirklich auf die reale Welt paßt. Die Prüfung, ob dieses Ziel erreicht, ob jener Anspruch der Theorie erfüllt wird, geschieht durch die Verifikation der Theorie." - Eduard Heimann, Methodologisches zu den Problemen des Wertes und des wirtschaftlichen Prinzips, Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd. 37, Tübingen 1913, Seite 803

011 "Die theoretische Arbeit, überzeuge ich mich täglich mehr, bringt mehr zustande in der Welt als die praktische; ist das Reich der Vorstellung revolutioniert, so hält die Wirklichkeit nicht aus." - G. W. F. Hegel

012 Es gibt unüberwindliche Einwände gegen jede Art von verallgemeinernder Theorie.

013 "Kein Niveau ist also hoch genug, um die Spannung zwischen Anschauung und Theorie zu überwinden, keines so gering, um sie überflüssig erscheinen zu lassen." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 123

014 Die Systematik der Theorie versucht immer wieder Denkgebilde hervorzubringen, die unter den Bedingungen einer gewollten Wirkung stehen.

015 "So berührt sich die Theorie als Sicherung der Gegenständlichkeit, der gegenständlichen Identität des Wahrnehmungsbestandes." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 234

016 "Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß die Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 99

017 "Schon die bloße Gegebenheit der Erscheinung ist ein theoretisches Datum." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 106

018 "Die Anpassung der Gedanken an die Tatsachen bezeichnen wir als Beobachtung, die Anpassung der Gedanken aneinander als Theorie." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 165

019 "Sinnesdaten sind psychologisch gesprochen das Ergebnis unseres Glaubens an die Existenz gewisser theoretischer Entitäten." - Paul Feyerabend in Topitsch, Ernst (Hg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Wien 1960, Seite 50

020 "Jede Theorie entfernt sich schon in ihren ersten Sätzen von allen Tatbeständen und richtet sich auf etwas, das sich nie und nirgends hat begeben." - vgl. Ernst Cassirer in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 265

021 Tatsachen existieren nur als Anwendungen von Theorien.

022 Die theoretische Vereinheitlichung ist nur über die Abstraktion zu gewinnen.

023 Die Entgegensetzung von theoretisch und praktisch ist auf dem Boden der Wertfreiheit der Tatsachen gewachsen und jetzt hinfällig.

024 "Nach Duhem beschreibt kein Satz der Physik etwas, was Inhalt der unmittelbaren Beobachtung ist, kein Urteil der Physik bezieht sich auf jene Elemente, die in der  phänomenologischen Physik  Machs den Kern und den Inhalt alles Wirklichen darstellen. Nicht erst die allgemeinen, sondern schon die besonderen physikalischen Aussagen können von Machs System nicht zureichend erklärt werden. Ein Urteil über Tatsachen läßt sich - wie Duhem immer wieder zeigt - von dem über Prinzipien nicht trennen. Denn es gibt keine faktische Feststellung, die nicht bereits eine prinzipielle Behauptung einschließt. Jedes Urteil über einen Einzelfall schließt schon ein ganzes System der Physik ein. Es gibt keine Beobachtung und Messung vor aller Theorie und unabhängig von ihren Voraussetzungen. Kein noch so einfacher physikalischer Satz läßt sich als eine Summe von Wahrnehmungstatsachen betrachten - wie es Mach wollte -, läßt sich als ein Aggregat von Beobachtungen verstehen. So wird uns vom Physiker nicht mitgeteilt, daß beim Ablesen der Meßinstrumente dieser oder jener Sinneseindruck im Beobachter aufgetaucht ist, sondern daß ein elektrischer Strom bestimmter Intensität durch ein Magnetfeld hindurchgegangen ist, daß der Druck, das Volumen, die Temperatur eines Gases sich unter gewissen Versuchsbedingungen in dieser oder jener Weise verändert haben. Um aber den Sinn solcher Aussagen über Strom, Druck, Volumen usw. zu verstehen, dazu gehört nicht der Hinweis auf Wahrnehmungsdaten. Denn schon der Gebrauch dieser Begriffe schließt höchst komplizierte theoretische Voraussetzungen ein, so daß in ihm ein ganzes System physikalischer Urteile eingeschlossen ist. Was der Physiker als Resultat eines Experimentes anspricht, ist nicht ein Bericht über einzelne Tatsachen, die er konstruiert hat; es ist vielmehr die Interpretation dieser Tatsachen, d. h. die Versetzung derselben in eine ideale, abstrakte, symbolische Welt. So könnten wir also, resümiert Cassirer, niemals die Wahrheit oder Unwahrheit einer Theorie dadurch bestimmen, daß wir sie an der Welt der Fakten als einer  für sich  gegebenen, von allen Voraussetzungen der Theorie unabhängigen Wirklichkeit messen. Eine physikalische Theorie lasse sich nur an anderen Theorien messen, ein physikalisches System lasse sich, wenn wir seinen Wahrheitswert bestimmen sollen, immer nur mit einem anderen System, mit einem ganzen Inbegriff theoretischer Grundsätze und Lehrsätze vergleichen." - Kurt Hübner, Cassirers Beitrag zur Philosophie der Physik in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 267

025 "Gott ist der den Mangel an Theorie ersetzende Begriff." - Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums, Stuttgart 1984, Seite 295

026 Abstrakt heißt theoretisch.

027 Für die traditionelle Theorie war die Geltung der Allgemeinbegriffe durch die Hypothese der Gleichheit von Begriff und realer Wesenheit vermittels der Verdinglichung des Begriffs und der Rationalisierung des Dinglichen gestützt.

028 Wissen bedeutet für Schleiermacher die Produktion eines Zustand der Unveränderlichkeit und Allgemeinheit einer Theorie.

029 "Tatsachen verwandeln sich nicht unversehens in Begriffe und Theorien; außerhalb des Systems von Begriffen und Theorien gibt es keine wissenschaftlichen Tatsachen, nur das Chaos. Ein unabdingbares apriorisches Element findet sich in aller wissenschaftlichen Arbeit. Man muß Fragen stellen, bevor man sie beantworten kann. Alle Fragen sind Ausdruck unseres Interesses an der Welt; sie sind im Grunde Wertungen. Wertungen sind daher notwendig in das Gedankengebäude mit eingeschlossen, wenn wir die Wirklichkeit beobachten und die theoretische Analyse vorantreiben; sie bilden mehr als das Gerüst, wenn wir aus Tatsachen Wertungen und politische Forderungen ableiten." -Gumy2:Vorwort zur englischen Ausgabe, S.IXf)

030 Jede Messung empfängt ihren physikalischen Sinn immer erst durch die Deutung, welche ihr eine Theorie verleiht.

031 Die Theoriebildung beginnt nicht erst mit dem sprachlich artikulierten Denken, sondern fängt schon innerhalb der Wahrnehmungstätigkeit an.

032 "Der Weg der Wissenschaft führt von den weniger allgemeinen Theorien zu den allgemeineren." - vgl. Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 221

033 Die gegenständliche ist die theoretische Welt.

034 "Die Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund. Es ist eher ein Sumpfland, über dem sich die kühne Konstruktion ihrer Theorien erhebt; sie ist ein Pfeilerbau, dessen Pfeiler sich von oben her in den Sumpf senken - aber nicht bis zu einem natürlichen, gegebenen Grund. Denn nicht deshalb hört man auf, die Pfeiler hineinzutreiben, weil man auf eine feste Schicht gestoßen ist: wenn man hofft, daß sie das Gebäude tragen werden, beschließt man, sich vorläufig mit der Festigkeit der Pfeiler zu begnügen." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 75f

035 "Die Theorie ist das Netz, das wir auswerfen, um "die Welt" einzufangen, - sie zu rationalisieren, zu erklären und zu beherrschen." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 31

036 Denksysteme sind immer rund und abgeschlossen, ist der Ausgangspunkt einmal akzeptiert, geht die Gebetsmühle immer wieder von neuem los.

037 Jede theoretische Gleichsetzung enthält notwendig eine gewisse Abstraktion vom Besonderen, Unterscheidenden und damit eine Ungerechtigkeit.

038 von Neumannscher Beweis: "Nicht nur die Messung ist unmöglich, sondern auch jede vernünftige theoretische Definition." - Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981

039 Die Methode des Theoretikers bringt es mit sich, daß er als Fundament allgemeine Voraussetzungen, sogenannte Prinzipien braucht, aus denen er Folgerungen deduzieren kann.

040 Die sinnlichen Daten hängen von den Theorien ab, mit denen sie gedeutet werden.

041 "Das Höchste wäre zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist." - Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre

042 "Wer von der Theorie ausgeht, daß die Formen des Denkens (die Wörter) mit den "Formen" des Seins identisch sind, "sieht sich dann auch genötigt in irgendeiner Form ein "allgemeines" Bewußtsein anzunehmen, dessen Gedanken und Denkformen eben die Formen und Gesetze der Wirklichkeit sein sollen, wobei die menschlich-subjektiven Bewußtseine meist als weniger vollkommene Individuationen des allgemeinen Bewußtseins angenommen werden." - vgl. Bela Juhos in Ernst Topitsch (Hg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Wien 1960, Seite 101-158

043 Die Form und die Theorie einer Frage ist bereits einer Theorie entsprungen.

044 Eine Beobachtung erhält erst dann ihren Wert, wenn sie durch eine Theorie erläutert und erklärt wird.

045 Jedes geschlossene System ist eine Selbsttäuschung.

046 Jede Theorie bewegt sich zwischen einem Maximum an Allgemeinheit und einem Mindestgrad an Abstraktion

047 "Wäre die Sprache wirklich, so entspräche die Logik der Welt." - Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, Bd. 1, Ffm/Berlin/Wien 1982, Seite 701

048 Alle Theorien haben die Tendenz sich zu schließen.

049 Jede Tatsache hängt von theoretischen Annnahmen ab.

050 Für den Anarchismus gibt es keine theoretischen Probleme, sondern nur praktische.

051 Beobachtungsbegriffe sind nicht nur theoretisch geladen, sondern ganz und gar theoretisch. Alle Begriffe sind im Grunde theoretische Begriffe, ja ganze Theorien.

052 "Wir vertreten keine abgeschlossene Lehre und werden auch nie eine vertreten." - der unbekannte Anarchist

053 "Jede Beobachtung ist immer schon eine Interpretation im Lichte gemachter Erfahrungen und erworbenen Wissens. Wir können Tatsachen nur im Licht von Theorien auffassen und feststellen." - Karl Raimund Popper

054 Kant, Hegel, Peirce, Husserl und Adorno u.a. "haben von verschiedenen Ausgangspunkten her den Nachweis erbracht, daß es unvermitteltes Wissen nicht gibt. Die Suche nach der originären Erfahrung eines evidenten Unmittelbaren ist vergeblich. Noch die einfachste Perzeption ist nicht nur durch die physiologische Ausstattung kategorial vorgeformt - sie ist durch vorgängige Erfahrung, durch tradiertes und Gelerntes ebenso bestimmt, wie durch Antizipiertes, durch den Horizont der Erwartungen, ja der Träume und Ängste." - Jürgen Habermas in Adorno/Dahrendorf/Pilot, Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Ffm 1989, Seite 239

055 "Jede Beschreibung impliziert eine Entscheidung über das Meßinstrument, eine Entscheidung über die Frage, die wir stellen wollen. In diesem Sinne verschafft uns die Antwort, das Resultat der Messung, keinen Zugang zu einer gegebenen Realität. Wir haben zu entscheiden, welche Art von Messung wir durchführen wollen und welche Art von Frage wir an das System stellen. Nach der klassischen Auffassung besteht die einzig objektive Beschreibung in der vollständigen des Systems, wie es ist, unabhängig von der Entscheidung, auf welche Weise beobachtet wird. Bohr hat stets betont, daß die positive Entscheidung, die mit der Messung in die Quantenmechanik eingeführt wird, etwas Neues sei. Der Physiker hat zu entscheiden, welche Sprache, welches makroskopische Meßinstrument er wählt. Bohr drückte diesen Gedanken durch das Komlementaritätsprinzip aus, das als eine Erweiterung der Heisenbergschen Unschärferelation betrachtet werden kann. Wir können Koordinaten oder Impulse messen, aber nicht beides. Eine einzige theoretische Sprache, welche die Variablen, denen ein wohldefinierter Wert zugeschrieben werden kann, miteinander verknüpft, kann den Inhalt eines physikalischen Systems nicht erschöpfen." - vgl. Prigogine/Stengers, Dialog mit der Natur, München 1990, Seite 236f

056 "Nichts ist praktischer, als eine gute Theorie." - Kurt Lewin

057 "Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben." - Lenin

058 Wahrnehmungen sind nicht wahr, sondern angenommen.

059 Der Relativismus bedeutet Verzicht auf wissenschaftliche Begründung letzter Stellungnahmen, nicht Verzicht auf die Stellungnahme selbst.

060 Der Theoretiker neigt eher zum Allgemeinen, wogegen sich der Praktiker vorwiegend dem Besonderen zuwendet.

061 Das Interessante an den Theorien ist immer das mehr oder weniger spekulative Stück, das ihre Einheit komplettiert.

062 Angelegenheiten der Existenz sind niemals bloß theoretisch.

063 Mit dem Unterschied von Subjekt und Objekt schwindet auch der von Theorie und Praxis.

064 Eine Theorie sucht nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten.

065 Ideologie als Scheintheorie und als unechte Theorie.

066 Jede theoretische Überzeugung hat ethischen Charakter.

067 Theorie und Praxis sind nicht voneinander zu trennen.

068 "Wir brauchen keine theoretische, sondern eine demokratische Lösung." - Paul Feyerabend, Erkenntnis für freie Menschen, Ffm 1980, Seite 143

069 Echte Theorie ist Praxis.

070 Die Logik als Theorie des Denkens wird allzuleicht als Lehre von der Wirklichkeit aufgefaßt.

071 Der primäre Ort der Theorie der Realität ist das Problem der Subjektivität.

072 Die Wege der reinen Theorie bringen uns nicht weiter.

073 Der Übergang vom Planen zum Tun.

074 Interesse ist ein die Objektivität der Erkenntnis trübendes Moment.

075 fertige, abgelöste Denkergebnisse.

076 Theorie erkennt - Praxis anerkennt.

077 Eine Theorie, die umfassend genug wäre, die Tatsache ihrer eigenen Existenz mit einzubeziehen, würde einen unendlichen Regress bedeuten.

078 Anders reden, als man denkt.

079 Die Mystik ist der Glaube, daß aller Lehrgehalt in der Seele geboren wird.

080 Theoria als Schau der Phänomene.

081 Jede Theorie ist ein schematisiertes Abbild der Wirklichkeit und beruht auf der Technik, die relevanten Merkmale auszuwählen, und andere für die jeweilige Denkschule zu vereinfachen oder zu ignorieren.

082 Verbegrifflichung als Schaffung von Denkformen.

083 Der Theoretiker bewertet alles vom Ja-Nein-Standpunkt aus, alles ist Zustimmung oder Ablehnung.

084 Theorien pflegen mit dem Anspruch aufzutreten das Ganze zu beherrschen.

085 Das theoretische Denken führt uns ständig in die Irre. Man ist geneigt die Denkarbeit schon für die Wirklichkeit zu halten.

086 Jede Theorie ist an sich autoritär.

087 Die Befassung mit Theorie ist ein Privileg.

088 Erst die Theorie entscheidet darüber, was wir beobachten können.

089 Es gibt keinen Abgrund zwischen dem Gedanken und der Tat. Die Konception enthält bereits den Beginn der Tat.

090 Die Klassifikation als Homogenisierungsmethode dient eher der theoretischen, als der praktischen Eroberung der Realität.

091 Die Lösung theoretischer Gegensätze ist nur auf praktische Weise möglich.

092 Alle menschliche Tätigkeit findet entweder im Denken oder im Handeln statt.

093 Eine Theorie kann immer nur durch eine andere Theorie widerlegt werden, nicht aber durch die Praxis. Praxis ist ja die Behandlung von Einzelfällen, die Theorie stellt dagegen allgemeine Regeln auf.

094 "Der angeblich mögliche Gegensatz von Theorie und Praxis läuft auf den banalen Satz hinaus: es ist möglich, daß etwas auf den ersten Blick als relativ allgemeine Regel einleuchtet, daß aber diese Theorie bei kritischer Prüfung, als Anlass von Einzelfällen her, als unhaltbare Lehre sich herausstellt." - Rudolf Stammler, Lehrbuch der Rechtsphilosophie, Berlin 1970, Seite 313

095 Aus der praktischen Wirksamkeit ist nicht auf die theoretische Richtigkeit zu schließen.

096 Jede Theorie hat allgemeinen Charakter.

097 Der Begriff einer vom Interesse durchherrschten Theorie ist unvereinbar mit dem Ideal einer objektiven Wissenschaft.

098 "Der experimentelle Dialog mit der Natur, den die moderne Wissenschaft entdeckte, beruth weniger auf passiver Beobachtung als vielmehr auf praktischer Tätigkeit. Es kommt darauf an, die physikalische Realität zu manipulieren, sie derart zu inszenieren, daß sie so eng wie möglich einer theoretischen Beschreibung entspricht. Das untersuchte Phänomen muß präpariert und isoliert werden, bis es einer idealen Situation nahekommt, die zwar physikalisch unerreichbar sein mag, aber dem angenommenen begrifflichen Schema entspricht." - Prigogine/Stengers, Dialog mit der Natur, München 1990, Seite 47

099 Eine Theorie ist die Zusammenfassung von Beobachtungen unter dem Prinzip der Denkökonomie.

100 Jede Theoriebildung ist selektiv, indem bestimmte Aspekte der Wirklichkeit herausgehoben, andere dagegen im Hintergrund gelassen werden.

101 Die Psychologie ist eine Legitimationstheorie.

102 Wie soll man vermeiden, daß die Theoretiker sich ihre intellektuelle Überlegenheit zunutze machen?

103 Theorie ist das Resultat der Verallgemeinerung von Einzelbeobachtung.

104 Anarchistische Praxis ist die Zerstörung von Theorie.

105 Wenn eine Theorie erst einmal erklärt ist, ist sie schon ein in Begriffe gefasster Leichnam.

106 Eine Theorie muß immer nachvollziehbar sein, das unterscheidet sie von der Glaubenslehre.

107 die Wirklichkeit für meßbar halten, d.h. Rechenbarkeit aller Sachverhalte.

108 Es gibt einen Gegensatz von Alltagsverstand und theoretischem Denken.

109 Inkommensurable Theorien haben keine logischen Beziehungen zwischen ihren Sätzen.

110 Theorien sind allgemeine Aussagen.

111 Die Alltagssprache kann mit wissenschaftlichen Theorien kaum in Einklang gebracht werden. Das ist auch der Grund für die sogenannte Unverständlichkeit der Theorien.

112 Alle Begriffe und Theorien, mit denen wir die Natur beschreiben sind nur begrenzt gültig.

113 Wir mußten die Welt in der Theorie zerstören, bevor wir sie auch in der Praxis zerstören konnten.

114 Ein Wechsel in der Sprache kann unsere Auffassung des Kosmos umformen.

115 Theorien sind Gedankensysteme.

116 Idealtypen sind keine Begriffe, sondern stellen vielmehr Theorien dar.

117 theoretische Erklärungen anhand von Gesetzmäßigkeiten.

118 Ideologie ist Pseudotheorie.

119 Beobachtungsdaten sind theorieimprägniert.

120 Das Interesse allein gibt dem Wissen Bedeutung.

121 Theorie und Praxis sind keine getrennten Faktoren, sondern stehen miteinander in Wechselwirkung.

122 Ethische Erkenntnis ist niemals bloße Theorie.

123 "Ideen sind nicht Erkenntnisbegriffe, sie fallen nicht in das Gebiet der theoretischen, sie gehören zum Bereich der praktischen Vernunft." - Alois Riehl, Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig/Berlin 1919, Seite 168

124 durchdenkbare Theoreme und nicht durchdenkbare Mythologeme

125 Die Welt eines Organismus ist eine natürliche Welt, sie handelt blind. Die Welt einer Theorie ist eine soziale Welt.

126 Eine Theorie versucht die Beziehungen zwischen Zufall und Denken zu ermöglichen.

127 Das Streben nach Theorie ist ein Streben nach Einheit hinter der scheinbaren Kompliziertheit.

128 Die Ebene der Alltagserfahrung ist von der theoretischen Ebene zu trennen. Der Übergang von der einen Ebene zur anderen ist nur durch einen irrationalen Sprung zu bewerkstelligen.

129 Die Theorie beweist sich an ihrer Nützlichkeit.

130 Wahrnehmen, Fühlen und Denken lassen sich nur auf einer theoretischen Ebene trennen.

131 Die Realität spottet jeder Theorie.

132 Wir haben ein Bedürfnis nach zusammenhängendem Wissen.

133 Jeder allgemeine Satz hat den Charakter einer Theorie.

134 Begriffe sind theorieimprägniert.

135 Formcharakter des Theoretischen

136 "Daß Theorien nicht verifizierbar sind, wird nicht selten übersehen; werden aus der Theorie deduzierte Prognosen verifiziert, so spricht man oft von einer Verifikation der Theorie." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 199

137 Die Semiotik ist nicht nur eine Theorie, sondern eine ständige Praxis.

138 Es gibt keine reine Erfahrung, genausowenig, wie es ein reines Denken gibt.

139 Theorie als Orientierungsrahmen und Sinngebungsgefüge.

140 Dogmatismus ist theoretische Unfähigkeit als auch moralischer Mangel.

141 "Das Wort ist der Schatten der Tat." - Demokrit in Diels, Fragmente 145

142 Das Problem der Brücke zwischen Erkenntnis und Entscheidung ist das von Theorie und Praxis.

143 Über Theorien kann man streiten, über Definitionen besser nicht.

144 Erkenntnistheorie ist die Theorie von der Erkenntnis einer gemeinsamen objektiven Welt.

145 In den klassischen Unterscheidungen war "theoretisch", was sich auf Ursache und Wirkung bezog, "praktisch" dagegen galt in Hinsicht auf Mittel und Zwecke.

146 Mit Hilfe der Sprache können Dinge in ihrer Abwesenheit behandelt werden.

147 Theorien als Systematisierungen von Tatsachen und Systematisierungen von Systematisierungen.

148 Keine Theorie erklärt sinnliche Qualitäten.

149 Nichts ist im Intellekt, was nicht vorher in den Sinnen war.

150 Im praktischen Leben hat immer das Leben gegenüber der Theorie das Recht auf seiner Seite.

151 Jede Theorie ist eine denkökonomische Leistung.

152 Organisation ist die Verbindung von Theorie und Praxis.

153 Ein Experiment ohne Theorie ist ganz unverständlich.

154 Es gibt keine Theorie, die sich nicht in Form von Aussagen erklärt.

155 Philosophie ist primär Theorie der Erkenntnis.

156 Gesicherte Theorie versus unverifizierter Glaube

157 Jede Theorie ist nur eine Analogie zur Wirklichkeit.

158 Die großen physikalischen Theorien beschreiben eine Welt, in der die Zeit und das Werden keine Rolle spielen.

159 Die drei wesentlichen Denkdisziplinen sind Logik (allgemeine Regeln), Psychologie (Denkformen) und Erkenntnistheorie.

160 Erkenntnistheorie ist Methodenlehre.

161 Der Kreislauf der Idee - im Geiste verharrend.

162 Was die Menschheit dringend nötig hat, ist eine Theorie des Wandels.

163 Das Höchste, was der Mensch erreichen kann ist die Objektivierung seiner Gedankenwelt.

164 Theoretisch denken heißt gefühlfrei denken.

165 Die Logik ist die Theorie des Denkens.

166 "Auf diese Weise gehen Geist und Nachdenken nutzlos unter in gegenstandsloser Geistesgymnastik." - Robert von Mohl, Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, Bd. I, Erlangen 1855, Seite 84

167 Praxis und Theorie sind nur relative Begriffe, die ineinander überfließen und keinen wirklichen Gegensatz darstellen.

168 Um ein Prinzip zum Triumph zu führen, muß ein Prinzip vernichtet werden.

169 Die Idee blamiert sich immer, wenn sie vom Interesse verschieden ist.

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.