Sozial/ismus
Gertrud Bäumer - Die soziale Idee
p-2siehe auch Ideologie, Kapitalismus, Gerechtigkeit, Egoismus, System, Freiheit, Gleichheit

001 Pierre Leroux als Erfinder des Sozialismus, den er dem Individualismus gegenüberstellte

002 "Die Bezeichnung Sozialismus taucht zum erstenmal 1827 auf, wo sie auf die Anhänger Owens angewandt wird." - vgl. Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 789

003 "Der Ausdruck Sozialismus geht auf den Schriftsteller Reybaud zurück." - Dictionnaire d'economie politique, Paris 1864, Bd. 2, Seite 629

004  "Sozial  heißt nichts anderes als  gesellschaftlich,  die Gesellschaft betreffend." - Helmut Ridder, Zur verfassungsrechtlichen Stellung der Gewerkschaften im Sozialstaat, in Ernst-Wolfgang Böckenförde (Hg), Staat und Gesellschaft, Darmstadt 1979, Seite 224

005 "Wenn die Menschen gelernt haben, daß es unmöglich ist, ohne Gesellschaft zu bestehen, und daß es ebenso unmöglich ist, die Gesellschaft zu erhalten, solange sie ihren Begehrungen freien Lauf lassen, so zügelt ein so wichtigers Interesse sehr schnell ihre Handlungen und zwingt sie, jene Regeln zu befolgen, die wir Rechtsnormen nennen." - David Hume, Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Stuttgart 1984, Seite 21

006 "Wenn jeder einzelne Mensch allein und nur für sich arbeitet, so reicht seine Kraft nicht aus, um irgend ein bedeutsamens Werk auszuführen; seine Arbeit wird aufgebraucht durch die Beschaffung der mancherlei Dinge, welche die Not des Lebens erfordert; er bringt es in keiner Kunst zur Vollkommenheit." - David Hume, Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Stuttgart 1984, Seite 19

007 "Alles Wohlwollen ist bloße Heuchelei, Freundschaft ist Betrug, Gemeinsinn eine Posse, Treue eine Falle, um Glauben und Vertrauen zu gewinnen; und während wir alle im Grunde nur unsere persönlichen Interessen verfolgen, tragen wir diese Masken, um die anderen in Sicherheit zu wiegen und sie dann um so eher unseren Tücken und Machenschaften auszusetzen." - David Hume, Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Stuttgart 1984, Seite 227

008 "Cohen übernimmt die Fundamentalthese des Sozialismus und lehrt, unter der Bedingung kapitalistischer Wirtschaftsordnung mit ihrem Privateigentum an den Produktionsmitteln werde die Herrschaft über die Sache, die der formelle Inhalt des Eigentumsbegriffs ist, faktisch zur Herrschaft über jene Personen, welche als Lohnarbeiter in den Dienst des Kapitals treten müssen. Herrschaft sei der wahre Inhalt und Sinn des Arbeitsvertrages, wie er noch immer auf seiten der Eigentümer aufgefaßt werde. Was bloße Ökonomie zu sein schien, ist also in Wirklichkeit Politik, eben ökonomisch fixierte, rechtlich neuerdings verschleierte Herrschaft. Vom Stand des Sklaven ab durch alle Stufen und Formen und Formen der Leibeigenschaft hindurch ist das Unrecht dieser ökonomisch erzwungenen, politisch-rechtlich am Eigentumsbegriff hängenden Herrschaft zu verfolgen; gegenwärtig manifestiere es sich in der Gestalt des modernen absoluten Arbeiters. Und da nicht das Institut des Privateigentums ewiges Recht ist, sondern die Unverletzlichkeit der Person, fordert Cohen die Beschränkung des Eigentums - nicht seine Aufhebung - als Bedingung der im Staat zu verwirklichenden Gerechtigkeit. Cohen fordert eine Form des Eigentums, die sicherzustellen vermag, daß der Arbeiter niemals bloß als Ware verrechnet werde, auch nicht für die sogenannten höheren Zwecke des angeblichen Nationalreichtums." - Hermann Lübbe, Neukantianischer Sozialismus in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 244

009 "Sozialismus ist eher eine Tendenz, als ein genau definiertes Lehrgebäude." - Bertrand Russell, Wege zur Freiheit, Ffm 1977, Seite 21

010 Die soziale Frage beschränkt sich nicht bloß auf die ökonomische Frage.

011 "Die Sozialstaatsklausel besagt, daß der Staat die Pflicht hat, für einen Ausgleich der sozialen Gegensätze und damit für eine gerechte Staatsordnung zu sorgen." - vgl. Strasser/Traube, Die Zukunft des Fortschritts, Berlin/Bonn 1984, Seite 209

012 Staat bedeutet soziale Organisation schlechthin.

013 Der Sozialismus ist die Verheißung einer humaneren Ordnung.

014 Sozialismus als Gesellschaftsordnung, in der das Wohl der Gemeinschaft bestimmend ist, nicht die privilegierten Interessen Einzelner.

015 Macht ist ein soziales Verhältnis, das sich auf die Relation zwischen Mensch bezieht.

016 "Sozialismus ist weder die Organisation der Arbeit durch den Staat, noch die Abschaffung des Wettbewerbs, noch eine gleichmäßige Verteilung der vorhandenen Güter, noch die Behauptung, einer sei so gut wie der andere beziehungsweise viel besser, noch die bessere Unterkunft der Armen, noch eine gestaffelte Einkommenssteuer, noch ein Barrikadenkampf auf den Straßen - wie anscheinend viele vermuten. Diese Dinge mögen Stufen zum Sozialismus sein, oder unvermeidliche Folgen, oder Unglücksfälle, oder bloß historische Assoziationen bei dem Gedanken an eine Veränderung des Systems; aber das wesentliche Prinzip des Sozialismus ist, daß alle Menschen ehrlich arbeiten sollen für diejenigen, die für sie arbeiten, daß jeder ersetzt, was er verbraucht, keiner auf Kosten seiner Mitmenschen profitiert, und daß jeder den gleichen Gewinn erhält." - George Bernard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 10

017 Die Idee der sozialen Gerechtigkeit ist die Grundlage allen Sozialdenkens.

018 Unsere sozialen Gefühle sind nicht so ausdauernd und stark, wie unsere egoistischen Gefühle.

019 Der Mensch hat sich als Gemeinschaftswesen entwickelt und es kann ihm ohne Kontakt mit anderen Menschen weder physisch noch psychisch wohlergehen.

020 Zusammenleben bedeutet konkret immer Beschränkung von Freiheit.

021 "... ein solcher Wille einer Gesamtheit existiert nur in den Hirnen von Theoretikern, die nicht von der liebgewordenen Gewohnheit lassen können, sozialen Gebilden eine quasi-personenhafte Existenz zuzuschreiben." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 121

022 Nicht Sozialismus für das Volk, sondern durch das Volk.

023 Macht in der Gesellschaft heißt vorwiegend Macht, über die Sozialisationsprozesse zu verfügen und damit die Macht Wirklichkeit zu setzen.

024 Sprache ist das wichtigste Instrument der Sozialisation.

025 "Keines Menschen Glaube ist in irgendeinem Fall seine private Angelegenheit, die ihn allein angeht. Unser Dasein wird durch jene allgemeine Auffassung vom Lauf der Dinge geleitet, den die Gesellschaft nach und nach für soziale Zwecke gebildet hat. Unsere Worte, unsere Aussprüche, die Formen und Arten, in denen wir unsere Gedanken fassen, sind Gemeingut, das von einem Zeitalter zum andern umgestaltet und vervollkommnet wird, eine Erbschaft, die jeder folgenden Generation als wertvolles Pfand und heilige Vollmacht anvertraut wird, um sie der nächsten zu hinterlassen, nicht unverändert, sondern vergrößert und gereinigt, mit den sichtbaren Zeichen ihrer eigenen Arbeit. In dies hinein, im Guten wie im Bösen, ist jeder Glaube eines jeden Menschen, der auf seine Zeitgenossen einwirkt, verwoben. Welch furchtbares Vorrecht und welch furchtbare Verantwortung, daß wir helfen müssen, die Welt zu schaffen, in welcher unsere Nachkommen leben werden!" - William Kingdon Clifford, Wahrhaftigkeit, Frankfurt/Main 1905, Seite 14

026 Im Sozialismus sind Löhne keine Kosten.

027 Der wahre Name der sozialen Krankheit heißt Gewalt.

028 Die Grundlage jeder bestehenden Ordnung ist sozialistisch, weil es ohne gegenseitige Hilfe und soziale Kooperation überhaupt keine gesellschaftliche Ordnung geben könnte.

029 "Die primäre Sozialisation endet damit, daß sich die Vorstellung des generalisierten Anderen im Bewußtsein der Person angesiedelt hat." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 148

030 Die soziale Frage ist das Verhältnis des Menschen zum Menschen.

031 Der Sozialismus ist das, was man unter dem Namen Moral solange gesucht hat.

032 Der Sozialismus ist kein rein ökonomisches Konzept.

033 Die Sprache ist eine soziale Macht zwischen den Menschen und übt deshalb auch eine Macht über unsere Gedanken aus.

034 Sozialismus ist jede Gesinnung, jede Tendenz und jeder Plan, der auf die Ordnung des Zusammenarbeitens und Zusammenlebens aller geht unter dem Maßstab der Gerechtigkeit und unter Ablehnung von Privilegien.

035 Die Sprache ist das Soziale schlechthin.

036 Der Sozialismus ist die Verdrängung des Staatsprinzip durch die Gesellschaft.

037 Die Realität des anderen respektieren heißt soziabel sein.

038 Gerechtigkeit ist das Fundament des Gesetzes und der organisierten Gesellschaft. Wo es keine Gerechtigkeit gibt, gibt es kein Gemeinwesen.

039 Der Sozialismus ist eine Aufgabe, eine moralische Forderung.

040 Ohne moralische Disziplin kann ein soziales System nicht funktionieren.

041 Die soziale Frage ist keine einfache Wirtschaftsfrage, sondern ein Problem, das alle Bereiche des kulturellen Lebens umfasst.

042 Soziale Fragen lassen sich nicht objektiv nach einem Maßstab der Rationalität entscheiden.

043 Der Sozialismus ist das höchst moralische Ideal, das die Menschheit jemals erfasst hat.

044 Das erste soziale Gesetz ist es, allen Mitgliedern der Gesellschaft die Existenz zu gewährleisten; alle anderen Gesetze sind diesem untergeordnet.

045 Sozialisten lehnen alle Marktinstitutionen als notwendigerweise menschenunwürdig ab.

046 "Freiheit ohne Sozialismus ist Privilegium und Ungerechtigkeit - und Sozialismus ohne Freiheit ist Sklaverei und Brutalität." - Michail Bakunin

047 Sozialismus als niedrigste, Kommunismus als höchste Entwicklungsstufe: "Jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung", heißt es im Sozialismus. "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen", im Kommunismus.

048 Soziale System entstehen immer, wenn Menschen zueinander in Beziehung treten.

049 Die Assoziation der Menschen fand zuerst statt zum Zweck der gegenseitigen Unterstützung.

050 Soziale Gleichheit ist die einzige, die neben der psychischen und der biologischen herstellbar ist.

051 Der Sozialismus steht gegen den Individualismus und setzt Gemeinschaft gegen Vereinzelung.

052 Der Sozialismus ist die Religion der Armut.

053 Soziale Verträglichkeit ist sittliche Tugend und Erziehungsziel.

054 Sozialismus: Leistungsprinzip - Kommunismus : Bedürfnisprinzip

055 Allein der Sozialismus kann dem Föderalismus einen revolutionären Inhalt verleihen. Es gibt keinen wirklichen Föderalismus ohne Sozialismus.

056 Die erste Tat der sozialen Revolution muß darin bestehen, eine materielle Sicherung für die Existenzbedingungen aller Mitglieder der menschlichen Gesellschaft zu gewährleisten.

057 Es gibt keine objektiv feststellbaren Sozialsituationen, auf die soziales Verhalten zurückgeführt werden kann, sondern nur subjektiv-individuelle Regungen.

058 "Das Eigentum ist nicht mehr ein  jus utendi et abutendi  [Recht zu gebrauchen und zu zerstören], sondern eine  soziale Funktion,  eingeschränkt durch die Pflicht, die Sache, die man besitzt, in produktiver Weise zu benutzen; so kann man das Eigentum, das kein Subjekt mehr hat, das sein Eigentum wäre, zugunsten sozialer Zwecke geltend machen." - Georges Gurvitch, Grundzüge der Soziologie des Rechts, Darmstadt und Neuwied 1974, Seite 101

059 Es viele Arten sozialer Gemeinschaft und man soll nicht versuchen, diese im Sinne von politischer Gerechtigkeit bewerten.

060 Der Sozialismus ist eine Volksbewegung und keine Kirchengemeinde.

061 Der Sozialismus war 1847 eine Bewegung des Mittelstandes, Kommunismus eine Bewegung der Arbeiter.

062 Die individuellen, subjektiven materiellen Interessen trennen den Menschen vom sozialen Gebilde.

063 Sozialismus ist die Aneignung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft.

064 Produktion ist immer gesellschaftlich.

065 Die sozialistische Ordnung wird als Gebot der Gerechtigkeit gefordert.

066 Die Ethik ist in der Hauptsache sozialer Natur.

067 Die Technostruktur ist Beherrscher der Wirtschaft. Das gilt für Sozialismus, wie für Kapitalismus.

068 Der Gemeingeist muß den Vorrang vor aller privaten Besitzbindung haben.

069 Die Familie ist Keimzelle der sozialen Ordnung.

070 Das Wissen von Recht und Unrecht ist das soziale Bewußtsein im Menschen.

071 Die Unterwerfung unter den Gemeinwillen ist das Band aller Gesellschaften.

072 Es gibt zwei Grundtriebe: den nach Selbsterhaltung und den nach Gesellschaft.

073 Der Anarchismus ist eine soziale und keine politische Bewegung.

074 Es gibt keine andere Methode, die soziale Wirklichkeit zu studieren, als vom Standpunkt menschlicher Ideale.

075 Schuld ist primär ein soziales Phänomen und erst in zweiter Linie eines der Innerlichkeit.

076 Die soziale Einheit liegt in Ehe und Familie.

077 Der Sozialismus will der Wirtschaft mit der gerechten Verteilung eine ethische Grundlage geben.

078 Verbrechen als sozialschädliches Verhalten.

079 Die Teilnahme am Gemeinschaftsleben ist ein fundamentales menschliches Bedürfnis.

080 Die Sprache ist eine soziale Einrichtung.

081 Nach der von Max Weber vertretenen Theorie von der Bürokratie sind Sozialismus und Kapitalismus keine widersprüchlichen und feindlichen Systeme, sondern zwei Varianten ein und desselben sozialen Typus.

082 Sozialismus ist die Lehre der politischen und sozialen Gleichheit der Menschen.

083 Im Denken werden abstrakte Einheiten miteinander verbunden.

084 Die Sinnhaftigkeit des geheimen Wissens kann sich immer nur dem einzelnen Menschen offenbaren, ist aber nur scheinbar und vordergründig unsozial.

085 Der Individualismus empfindet jede Solidarität, aber auch die geringste Rücksichtnahme auf allgemeine Interessen als Autorität.

086 Das Wesen der sozialen Macht ist die Kollektivkraft.

087 Der Kampf aller gegen alle ist die permanente Zerstörung der Gemeinsamkeit.

088 Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit sind die Grundwerte sozialistischen Wollens.

089 Die menschliche Neigung zur Ungerechtigkeit ist keine dauerhafte Eigenschaft des Gemeinschaftslebens.

090 Der soziale Wert eines Menschen besteht in dem, was er produziert, minus dem, was er konsumiert.

091 "Der große politische Aberglaube der Vergangenheit war das göttliche Recht der Könige - der von heute ist das göttliche Recht der Parlamente." - Herbert Spencer

092 Der wahre Sozialismus heißt Föderalismus.

093 Nicht im Staat, sondern außerhalb des Staats muß der Sozialismus Wirklichkeit werden.

094 Der Wilde wird durch eine Initiation der Gesellschaft als neues Mitglied wiedergegeben.

095 Tausch und Gemeinsamkeit sind zwei Formen derselben Sache.

096 "Der Mensch krankt geistig an nichts anderem als der Dulosigkeit des Ichs." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 47

097 Ohne Disziplin ist keine Gemeinsamkeit möglich.

098 Die Sozialisten erstreben einen Ausgleich der Klassengegensätze, die Kommunisten die Aufhebung der Klassen.

099 Überfluß ist kein Ersatz für Verteilungsgerechtigkeit. Wachsender Reichtum beseitigt keineswegs die Ungerechtigkeiten.

100 Institutionen sind soziale Verfahrensweisen.

101 Wer Gerechtigkeit übt hebt den Gegensatz von eigenem und allgemeinem Nutzen, bzw. Interesse auf.

102 Im Sozialismus wird für den Konsum produziert. Arbeitgeber sind die Konsumenten und Arbeitnehmer die Produzenten.

103 Im sozialen Sinn kann es keine absolute Freiheit geben.

104 In jedem Menschen befinden sich zwei Wesen, ein individuelles und ein soziales.

105 Erziehung im Sozialismus ist Erziehung zur Solidarität. Ohne Solidarität keine Befreiung.

106 Die Beziehung ist der Kern der sozialen Erscheinung.

107 Worte und Begriffe haben erst dann einen Wert, wenn sie den Menschen binden.

108 Warencharakter der menschlichen Beziehungen.

109 Der Kampf des Sozialismus ist ein Kampf um den Boden.

110 Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.

111 Letzter Grund des menschlichen Zusammenlebens ist die Liebe und nicht die Moral.

112 Politische Gleichheit - soziale Ungleichheit.

113 Soziales Leben ist Austausch von Zeichen und Sprache im weitesten Sinn.

114 Sozialismus ist die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Arbeit und Verbrauch.

115 Den höchsten Grad der Beziehungslosigkeit stellt die Geisteskrankheit dar.

116 Wirtschaftliche Gleichheit ist noch keine soziale Befreiung.

117 Das Motiv der menschlichen Gesellschaft ist letztlich ein ökonomisches.

118 Nicht das Individuum, sondern die Gruppe ist das wahre moralische Subjekt.

119 Die Idee des friedlichen Zusammenlebens im Gegensatz zu selbstsüchtigen Interessen.

120 Das soziale ist aus individuellen Elementen gemacht und das Individuelle ist von sozialen Elementen erfüllt.

121 Sozialismus sollte auf demokratische Weise erreicht werden.

122 Sozialismus handelt nicht in erster Linie von Eigentum oder vom Staat. Sozialismus handelt von Gleichheit.

123 Die Gemeinschaft des Menschen mit dem Menschen ist das erste Prinzip und Kriterium der Wahrheit und Allgemeinheit.

124 Ein menschliches Zusammenleben ohne Rechtsform ist überhaupt nicht denkbar.

125 "Karl Kautsky hatte gezeigt, daß Alles nach einer Lösung des Widerspruchs drängt, der in der kapitalistischen Produktionsweise verkörpert ist, des Widerspruchs zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit und der überkommenen (privaten) Aneignungsform der Produktionsmittel und Produkte. Er verwies auf die Leiden der mannigfaltigsten Art, die als Triebkraft jenes Drängens den geschilderten Grundwiderspruch schließlich würden unerträglich erscheinen lassen, so daß die Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft und zwar in vollendeter, rückhaltloser Durchführung, das zwangsläufige, revolutionäre Ende der kapitalistischen Epoche sein würde. Für die Neukantianer war der ökonomische Materialismus der sozialdemokratischen Marx-Orthodoxie deswegen nicht akzeptabel, weil er jenen Zwangsläufigkeiten gegenüber Ethik und Recht, die Wirklichkeit des Normativen, in der die Freiheit der sittlichen Entscheidung definiert ist, zur relativen Bedeutungslosigkeit eines bloßen  Epiphänomens  herabsinken läßt, dem eine erhebliche produktive Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben nicht zukommt. Dem hielten die Neukantianer ihre Unterscheidung von Sein und Sollen entgegen. Sie akzeptierten den ökonomischen Materialismus als Theorie kausaler Erklärung historischer Fakten. Sie beharrten zugleich auf der ethischen (und politischen) Notwendigkeit, daß der Sozialismus im Verhältnis zu jenen Fakten sich nicht als reine Konsequenz der Einsicht in ihre vermeintlich unaufhaltsame Entwicklung verstehen dürfe; daß er vielmehr praktischer Wille zur politischen Verwirklichung desjenigen Ideals sein müsse, das den Menschen als Bild eines besseren Zustands universeller Anerkenntnis ihres Daseins als Selbstzweck unter der Bedingung des leidvoll erfahrenen gegenwärtigen schlechteren aufgeht. Daß die Verwirklichung des ethisch begründeten sozialistischen Ideals an Voraussetzungen konkreter politischer und ökonomischer Natur gebunden ist, wird nicht bestritten. Bestritten wird lediglich, noch einmal, die später vulgär-marxistisch genannte These, der Sozialismus ergäbe sich als künftiger Gesellschaftsstatus mit einer der naturgesetzlichen Notwendigkeit analogen Zwangsläufigkeit innerhalb eines krisenhaften Prozesses revolutionärer Erschütterungen. Diese These gilt den Neukantianern als dogmatischer Sozialismus. Inhalt des kritischen Sozialismus der neukantianischen Ethik ist demgegenüber die Begründung der Idee des Sozialismus als Postulat der praktischen Vernunft für das politische Miteinanderleben der Menschen in der modernen industriellen Arbeitswelt." - Hermann Lübbe, Neukantianischer Sozialismus in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 251f

126 Die Tatsachen des sozialen Lebens sind Willensinhalte.

127 "Der Sozialismus ist aus einem Ruf nach Freiheit geboren und die Ausübung von Macht wird ihn töten." - Pierre-Joseph Proudhon

128 Gott, als das einzig echte Du des Menschen.

129 "Ich will den Vertrag und nicht Gesetze; damit ich frei bin, muß das ganze soziale Gebäude auf Grundlage des gegenseitigen Vertrages umgebaut werden." - Pierre-Joseph Proudhon, Idee generale de la revolution, Seite 138

130 Erziehung als ein Prozess der Sozialisierung.

131 "Es kann nichts Lebendiges und Menschliches gedeihen außerhalb der Freiheit, und ein Sozialismus, der sie aus seiner Mitte verstieße oder sie nicht als einziges schöpferisches Prinzip und als Basis annähme, würde uns geradewegs in die Sklaverei und Bestialität führen." - Michail Bakunin, Brief an Chassin, 1868

132 Die Freiheit ist keine individuelle, sondern eine soziale Angelegenheit.

133 Sozialismus ist Anarchie und Föderation.

134 Sozialisiert wird durch einen Prozess der Verinnerlichung von Verhaltensmustern.

135 ethische oder ökonomische Begründung des Sozialismus.

136 Die Alltagswelt als oberste Wirklichkeit.

137 drei Welten: Industrieländer, Entwicklungsländer, sozialistische Länder.

138 Wirtschaftliche, erzieherische, geistige und organisatorische Tätigkeit

139 Industrie, Tausch, Unterricht, das Rechtswesen, Verwaltung - alles was unser Miteinanderleben ausmacht.

140 Der Ökonom sieht die menschlichen Bedürfnisse als materielle Bereicherung, der Psychologe die nichtmateriellen.

141 Die Welt des Organismus ist eine natürliche Welt, sie handelt blind. Die Welt einer Theorie ist eine soziale Welt.

142 Der Besitz wird die Gesellschaft zerstören, wenn die Gesellschaft nicht den Besitz zerstört.

143 Der Sozialismus kann und soll keine einheitliche Form haben.

144 Jede Gesellschaft muß mit der Gefahr individueller Abweichung rechnen.

145 Die Konkurrenz ist der Instinkt der Selbstsucht, solange dieser zersetzende Einfluß nicht unterdrückt ist, gibt es kein wahres Zusammenwirken.

146 Ökologisches Gleichgewicht setzt soziale Gerechtigkeit voraus.

147 Die soziale Frage würde niemals existieren, wenn die egoistischen Interessen der alleinige Hebel menschlicher Handlungen wären.

148 Der Technofaschismus ist eine Eigenschaft des Sozialismus wie des Kapitalismus.

149 Das Leben in der Familie ist die Schule für das soziale Leben.

150 Die individualistische Anschauung beruth auf Selbstbehauptung.

151 "Unter den vielen Wirklichkeiten gibt es eine, die sich als Wirklichkeit par excellence darstellt. Das ist die Wirklichkeit der Alltagswelt." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 24

152 Der Egoismus ist weitaus mächtiger, als der Gemeinsinn.

153 Sozialismus auf ökonomischer, politischer, aber auch psychologischer Ebene.

154 Nicht nur die eigenen Lasten, sondern auch die der Gesellschaft empfinden und sich mit ihnen identifizieren.

155 Ohne das Bestehen von Regeln gibt es weder Abweichungen noch andere beobachtbare Regelmäßigkeiten.

156 Gewalt, Rücksichtslosigkeit, Verbrechen, etc. als soziale Krankheiten.

157 Revisionismus: durch Demokratie zum Sozialismus.

158 Die sozialen Gegensätzlichkeiten entstehen aus der Ökonomie.

159 "Alles Eigentumsrecht sobald einer von seiner Arbeit nicht leben kann." - Johann Gottlieb Fichte in Georg Lukàcs, Der junge Hegel, Bd. 1, Ffm 1973, Seite 88

160 Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität als Grundwerte des sozialistischen Wollens.

161 Solidarität als oberster Wert des Sozialismus.

162 Sozialismus ist undenkbar ohne Demokratie.

163 Anarchist wie Sozialist lehnen nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch jede andere Art der Unterdrückung ab.

164 Das sozialethische Postulat der Gegenseitigkeit.

165 Obligation oder Zwang ist Charakteristikum aller sozialen Tatsachen.

166 Das moralische ist als allgemeine Verbindlichkeit definiert.

167 Sozialstaatsverpflichtung der Verfassung

168 Der Sozialismus ist ein Lernprozess, der sich nicht nur im Bewußtsein abspielt, sondern hauptsächlich in der alltäglichen Praxis.

169 Soziale Beziehungen haben nur dann Bestand, wenn sie auf Freiwilligkeit beruhen und den eigenen Bedürfnissen der Menschen entspringen.

170 Das Wort, die allgemeine Bedeutung ist das wahre Kollektivum.

171 Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit ist kein subjektiver Eindruck, sondern eine Bedingung gesellschaftlichen Lebens.

172 "Die tatsächliche Gleichheit ist das letzte Ziel der sozialen Kunst." - Condorcet

173 Den Geist des Eigentums in den Geist der Gemeinschaft verwandeln.

174 Für den Stoiker gibt es zwei grundlegende soziale Forderungen: Gerechtigkeit und Menschenliebe.

175 Das Leben der Gesellschaft gliedert sich in Zweckzusammenhänge.

176 "Die Unruhe des Geistes wurzelt in der Einsamkeit des Ichs. Darin besteht die eigentliche Geistesbedürftigkeit des Menschen - die ihn zum Gottsucher und ihm nur in der religiösen Einstellung seines Lebens bewußt werden kann." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 76

177 Sozialreligionen nennt Alfred Weber den demokratischen Kapitalismus, den demokratischen Sozialismus und den sowjetischen Kommunismus.

178 Das vom Sozialismus erstrebte Ziel eines risikolosen Daseins.

179 Reichtum ist nicht das Produkt persönlicher Arbeit, sondern der Arbeit anderer.

180 Ein Staat, der auf das Sozialstaatsprinzip verpflichtet ist, darf keinen Bürger hungern lassen.

181 "Keine Demokratie ohne Sozialismus, kein Sozialismus ohne Demokratie." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 232

182 Das wesentliche Element der Persönlichkeit ist das, was in uns sozial ist.

183 Ist eine Sozialisierung ohne gleichzeitige Unterwerfung des Menschen möglich?

184 Jeder Sozialismus begünstigt die Befreiung der Frau.

185 "Der Wertbegriff ist das zentrale theoretische Instrument, das soziale Sollen festzustellen." - Gunnar Myrdal, Das politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung, Berlin 1932, Seite 89

186 Sozialismus heißt solidarisches Zusammenwirken, aber Solidarität kann nicht erzwungen werden.

187 "Lacan sieht eine Beziehung zwischen Formen der Neurose und Formen unterdrückter sozialer Konflikte." - vgl. Bernhard Taureck (Hg), Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 191

188 Es gibt keine Quantifizierung des Gemeinwohls in welcher Form auch immer.

189 Ohne das Befolgen von Regeln kann es kein soziales Leben geben, aber ohne Regelverstöße gibt es keine persönliche Identität.

190 "Wenn man ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst hat, sind alle zwischenmenschlichen Verhältnisse ebenfalls gestört." - Perls/Hefferline/Goodmann, Gestalttherapie - Praxis, München 1991, Seite 177

191 "Ein pathologisches Verhalten gibt es also nicht ansich, sondern ist immer definiert auf den spezifischen Zusammenhang einer Gesellschaft." - Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 237

192 "Schließlich liegt das Geheimnis des weltgeschichtlichen Erfolges jener tautologischen Formeln und Zirkelschlüsse gerade in ihrer Leerheit, denn diese erlaubte es, ihnen jeden beliebigen weltanschaulichen Inhalt mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu unterlegen. Durch mehr als zwei Jahrtausende haben derartige Denkformen den verschiedensten Werten und Idealen, Zielen und Interessen gedient. Der griechische Weise und der römische Jurist, der katholische Scholastiker und der aufgeklärte Literat, der liberale Freihändler und der sozialistische Revolutionär haben jene altehrwürdige Begriffswelt benützen können, um ihre Lehren als wahrhaft natürlich oder wahrhaft vernünftig hinzustellen und ihnen auf diese Weise den Anschein einer höheren Legitimation zu geben. Dazu kommt, daß sich solche Leerformeln für alle Arten institutioneller Menschenführung besonders eignen. Sie erwecken - zumal bei den Geführten - den Eindruck unerschütterlicher Stetigkeit der obersten Grundsätze, während sie die lenkenden Autoritäten bei ihren konkreten Entscheidungen in keiner Weise behindern." - Ernst Topitsch, Soziologie des Existenzialismus in Merkur, 7.Jahrgang 1953, Heft 6, Seite 504f

193 "Wir bauen zwischen unserer Umwelt und uns eine Mauer aus Worten und Gedanken und erfahren die Welt nicht mehr wirklich, sondern lassen sie nur soweit an uns heran, als nötig ist, um unser einmal erworbenes Abstraktionssystem zu aktivieren. Intellekt ist an die Stelle des lebendigen Anteilnehmens getreten." - vgl. Perls / Hefferline / Goodmann, Gestalttherapie - Praxis, München 1991, Seite 98

194 Handlungen, Erfahrungen und soziale Beziehungen lassen sich niemals vollständig rationalisieren, aber gerade in diesem irrationalen Bereich der menschlichen Individualität liegt die Bedeutung.

195 Allgemeine Interessen ergeben sich aus der Organisation des Zusammenlebens.

196 "Die Maximierung ist ein mathematisches Konzept, das nur auf Quantitäten streng gleicher und meßbarer Einheiten angewandt werden kann. Es für soziale Beziehungen oder moralische Werte zu benutzen, ist meist eine Irreführung." - Robinson/Eatwell, Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Ffm 1980, Seite 379

197 "Gewiß ist Sprachkritik untrennbar zu dem gehörig, was ich meinen Anarchismus und Sozialismus nenne, und ich wüßte auch gar nicht, wie es anders sein könnte." - Gustav Landauer in Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, Bd. 1, Ffm 1989, Seite XIII

198 Jeder Anarchist ist ein Sozialist, aber nicht jeder Sozialist ist notwendigerweise ein Anarchist.

199 Die Begründung als sachliche Geltung ist von der Verbindlichkeit als sozialer Geltung zu unterscheiden.

200 "Es gibt keinen Determinismus in menschlichen Angelegenheiten. Der Faktor des Menschlichen ist es, der die Berechnungen aller neuen Theorien und Systemfanatiker umwirft und den Urhebern der Gesetze, Institutionen und sozialen Allheilmittel ein Schnippchen schlägt." - Lin Yutang, Weisheit des lächelnden Lebens, Stuttgart 1973, Seite 104

201 Durch Bindungen suchen wir uns vor der Angst zu schützen.

202 Angst macht aller Gemeinschaft ein Ende.

203 Arbeit wird entweder durch Kooperation oder durch Konkurrenz bestimmt.

204 Freiheit ist nichts anderes, als volle Selbstverantwortung in der sozialen Gemeinschaft.

205 Aller Sozialismus ist werdender Sozialismus.

206 Allein die Verwirklichung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung ist imstande dem Militarismus ein Ende zu bereiten.

207 Kein sozialer Fortschritt ohne einen moralischen, d. h. die Reform des Bewußtseins sollte der Veränderung der materiellen Umstände vorangehen.

208 Der Anarchismus ist eine soziale und keine politische Bewegung.

209 Der Sozialismus wird frei sein, oder er wird nicht sein.

210 Für alle sozialen Probleme haben wir die Wahl zwischen einer libertären und einer autoritären Lösung.

211 Die Nationalökonomie ist als ein großangelegter Versuch zu betrachten, das soziale Sollen wissenschaftlich zu konstatieren.

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.