002 "Die Bezeichnung Sozialismus taucht zum erstenmal 1827 auf, wo sie auf die Anhänger Owens angewandt wird." - vgl. Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 789
003 "Der Ausdruck Sozialismus geht auf den Schriftsteller Reybaud zurück." - Dictionnaire d'economie politique, Paris 1864, Bd. 2, Seite 629
004 "Sozial heißt nichts anderes als gesellschaftlich, die Gesellschaft betreffend." - Helmut Ridder, Zur verfassungsrechtlichen Stellung der Gewerkschaften im Sozialstaat, in Ernst-Wolfgang Böckenförde (Hg), Staat und Gesellschaft, Darmstadt 1979, Seite 224
007 "Alles Wohlwollen ist bloße Heuchelei, Freundschaft ist Betrug, Gemeinsinn eine Posse, Treue eine Falle, um Glauben und Vertrauen zu gewinnen; und während wir alle im Grunde nur unsere persönlichen Interessen verfolgen, tragen wir diese Masken, um die anderen in Sicherheit zu wiegen und sie dann um so eher unseren Tücken und Machenschaften auszusetzen." - David Hume, Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Stuttgart 1984, Seite 227
008 "Cohen übernimmt die Fundamentalthese des Sozialismus und lehrt, unter der Bedingung kapitalistischer Wirtschaftsordnung mit ihrem Privateigentum an den Produktionsmitteln werde die Herrschaft über die Sache, die der formelle Inhalt des Eigentumsbegriffs ist, faktisch zur Herrschaft über jene Personen, welche als Lohnarbeiter in den Dienst des Kapitals treten müssen. Herrschaft sei der wahre Inhalt und Sinn des Arbeitsvertrages, wie er noch immer auf seiten der Eigentümer aufgefaßt werde. Was bloße Ökonomie zu sein schien, ist also in Wirklichkeit Politik, eben ökonomisch fixierte, rechtlich neuerdings verschleierte Herrschaft. Vom Stand des Sklaven ab durch alle Stufen und Formen und Formen der Leibeigenschaft hindurch ist das Unrecht dieser ökonomisch erzwungenen, politisch-rechtlich am Eigentumsbegriff hängenden Herrschaft zu verfolgen; gegenwärtig manifestiere es sich in der Gestalt des modernen absoluten Arbeiters. Und da nicht das Institut des Privateigentums ewiges Recht ist, sondern die Unverletzlichkeit der Person, fordert Cohen die Beschränkung des Eigentums - nicht seine Aufhebung - als Bedingung der im Staat zu verwirklichenden Gerechtigkeit. Cohen fordert eine Form des Eigentums, die sicherzustellen vermag, daß der Arbeiter niemals bloß als Ware verrechnet werde, auch nicht für die sogenannten höheren Zwecke des angeblichen Nationalreichtums." - Hermann Lübbe, Neukantianischer Sozialismus in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 244
009 "Sozialismus ist eher eine Tendenz, als ein genau definiertes Lehrgebäude." - Bertrand Russell, Wege zur Freiheit, Ffm 1977, Seite 21
011 "Die Sozialstaatsklausel besagt, daß der Staat die Pflicht hat, für einen Ausgleich der sozialen Gegensätze und damit für eine gerechte Staatsordnung zu sorgen." - vgl. Strasser/Traube, Die Zukunft des Fortschritts, Berlin/Bonn 1984, Seite 209
015Macht ist ein soziales Verhältnis, das sich auf die Relation zwischen Mensch bezieht.
016 "Sozialismus ist weder die Organisation der Arbeit durch den Staat, noch die Abschaffung des Wettbewerbs, noch eine gleichmäßige Verteilung der vorhandenen Güter, noch die Behauptung, einer sei so gut wie der andere beziehungsweise viel besser, noch die bessere Unterkunft der Armen, noch eine gestaffelte Einkommenssteuer, noch ein Barrikadenkampf auf den Straßen - wie anscheinend viele vermuten. Diese Dinge mögen Stufen zum Sozialismus sein, oder unvermeidliche Folgen, oder Unglücksfälle, oder bloß historische Assoziationen bei dem Gedanken an eine Veränderung des Systems; aber das wesentliche Prinzip des Sozialismus ist, daß alle Menschen ehrlicharbeiten sollen für diejenigen, die für sie arbeiten, daß jeder ersetzt, was er verbraucht, keiner auf Kosten seiner Mitmenschen profitiert, und daß jeder den gleichen Gewinn erhält." - George Bernard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 10
021 "... ein solcher Wille einer Gesamtheit existiert nur in den Hirnen von Theoretikern, die nicht von der liebgewordenen Gewohnheit lassen können, sozialen Gebilden eine quasi-personenhafte Existenz zuzuschreiben." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 121
022 Nicht Sozialismus für das Volk, sondern durch das Volk.
025 "Keines Menschen Glaube ist in irgendeinem Fall seine private Angelegenheit, die ihn allein angeht. Unser Dasein wird durch jene allgemeine Auffassung vom Lauf der Dinge geleitet, den die Gesellschaft nach und nach für soziale Zwecke gebildet hat. Unsere Worte, unsere Aussprüche, die Formen und Arten, in denen wir unsere Gedanken fassen, sind Gemeingut, das von einem Zeitalter zum andern umgestaltet und vervollkommnet wird, eine Erbschaft, die jeder folgenden Generation als wertvolles Pfand und heilige Vollmacht anvertraut wird, um sie der nächsten zu hinterlassen, nicht unverändert, sondern vergrößert und gereinigt, mit den sichtbaren Zeichen ihrer eigenen Arbeit. In dies hinein, im Guten wie im Bösen, ist jeder Glaube eines jeden Menschen, der auf seine Zeitgenossen einwirkt, verwoben. Welch furchtbares Vorrecht und welch furchtbare Verantwortung, daß wir helfen müssen, die Welt zu schaffen, in welcher unsere Nachkommen leben werden!" - William Kingdon Clifford, Wahrhaftigkeit, Frankfurt/Main 1905, Seite 14
029 "Die primäre Sozialisation endet damit, daß sich die Vorstellung des generalisierten Anderen im Bewußtsein der Person angesiedelt hat." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 148
058 "Das Eigentum ist nicht mehr ein jus utendi et abutendi [Recht zu gebrauchen und zu zerstören], sondern eine soziale Funktion, eingeschränkt durch die Pflicht, die Sache, die man besitzt, in produktiver Weise zu benutzen; so kann man das Eigentum, das kein Subjekt mehr hat, das sein Eigentum wäre, zugunsten sozialer Zwecke geltend machen." - Georges Gurvitch, Grundzüge der Soziologie des Rechts, Darmstadt und Neuwied 1974, Seite 101
095Tausch und Gemeinsamkeit sind zwei Formen derselben Sache.
096 "Der Menschkranktgeistig an nichts anderem als der Dulosigkeit des Ichs." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 47
097 Ohne Disziplin ist keine Gemeinsamkeit möglich.
125 "Karl Kautsky hatte gezeigt, daß Alles nach einer Lösung des Widerspruchs drängt, der in der kapitalistischen Produktionsweise verkörpert ist, des Widerspruchs zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit und der überkommenen (privaten) Aneignungsform der Produktionsmittel und Produkte. Er verwies auf die Leiden der mannigfaltigsten Art, die als Triebkraft jenes Drängens den geschilderten Grundwiderspruch schließlich würden unerträglich erscheinen lassen, so daß die Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft und zwar in vollendeter, rückhaltloser Durchführung, das zwangsläufige, revolutionäre Ende der kapitalistischen Epoche sein würde. Für die Neukantianer war der ökonomische Materialismus der sozialdemokratischen Marx-Orthodoxie deswegen nicht akzeptabel, weil er jenen Zwangsläufigkeiten gegenüber Ethik und Recht, die Wirklichkeit des Normativen, in der die Freiheit der sittlichen Entscheidung definiert ist, zur relativen Bedeutungslosigkeit eines bloßen Epiphänomens herabsinken läßt, dem eine erhebliche produktive Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben nicht zukommt. Dem hielten die Neukantianer ihre Unterscheidung von Sein und Sollen entgegen. Sie akzeptierten den ökonomischen Materialismus als Theorie kausaler Erklärung historischer Fakten. Sie beharrten zugleich auf der ethischen (und politischen) Notwendigkeit, daß der Sozialismus im Verhältnis zu jenen Fakten sich nicht als reine Konsequenz der Einsicht in ihre vermeintlich unaufhaltsame Entwicklung verstehen dürfe; daß er vielmehr praktischer Wille zur politischen Verwirklichung desjenigen Ideals sein müsse, das den Menschen als Bild eines besseren Zustands universeller Anerkenntnis ihres Daseins als Selbstzweck unter der Bedingung des leidvoll erfahrenen gegenwärtigen schlechteren aufgeht. Daß die Verwirklichung des ethisch begründeten sozialistischen Ideals an Voraussetzungen konkreter politischer und ökonomischer Natur gebunden ist, wird nicht bestritten. Bestritten wird lediglich, noch einmal, die später vulgär-marxistisch genannte These, der Sozialismus ergäbe sich als künftiger Gesellschaftsstatus mit einer der naturgesetzlichen Notwendigkeit analogen Zwangsläufigkeit innerhalb eines krisenhaften Prozesses revolutionärer Erschütterungen. Diese These gilt den Neukantianern als dogmatischer Sozialismus. Inhalt des kritischen Sozialismus der neukantianischen Ethik ist demgegenüber die Begründung der Idee des Sozialismus als Postulat der praktischen Vernunft für das politische Miteinanderleben der Menschen in der modernen industriellen Arbeitswelt." - Hermann Lübbe, Neukantianischer Sozialismus in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 251f
129 "Ich will den Vertrag und nicht Gesetze; damit ich frei bin, muß das ganze soziale Gebäude auf Grundlage des gegenseitigen Vertrages umgebaut werden." - Pierre-Joseph Proudhon, Idee generale de la revolution, Seite 138
131 "Es kann nichts Lebendiges und Menschliches gedeihen außerhalb der Freiheit, und ein Sozialismus, der sie aus seiner Mitte verstieße oder sie nicht als einziges schöpferisches Prinzip und als Basis annähme, würde uns geradewegs in die Sklaverei und Bestialität führen." - Michail Bakunin, Brief an Chassin, 1868
151 "Unter den vielen Wirklichkeiten gibt es eine, die sich als Wirklichkeit par excellence darstellt. Das ist die Wirklichkeit der Alltagswelt." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 24
159 "Alles Eigentumsrecht sobald einer von seiner Arbeit nicht leben kann." - Johann Gottlieb Fichte in Georg Lukàcs, Der junge Hegel, Bd. 1, Ffm 1973, Seite 88
176 "Die Unruhe des Geistes wurzelt in der Einsamkeit des Ichs. Darin besteht die eigentliche Geistesbedürftigkeit des Menschen - die ihn zum Gottsucher und ihm nur in der religiösen Einstellung seines Lebens bewußt werden kann." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 76
180 Ein Staat, der auf das Sozialstaatsprinzip verpflichtet ist, darf keinen Bürger hungern lassen.
181 "Keine Demokratie ohne Sozialismus, kein Sozialismus ohne Demokratie." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 232
182 Das wesentliche Element der Persönlichkeit ist das, was in uns sozial ist.
183 Ist eine Sozialisierung ohne gleichzeitige Unterwerfung des Menschen möglich?
184 Jeder Sozialismus begünstigt die Befreiung der Frau.
185 "Der Wertbegriff ist das zentrale theoretische Instrument, das soziale Sollen festzustellen." - Gunnar Myrdal, Das politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung, Berlin 1932, Seite 89
187 "Lacan sieht eine Beziehung zwischen Formen der Neurose und Formen unterdrückter sozialer Konflikte." - vgl. Bernhard Taureck (Hg), Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 191
190 "Wenn man ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst hat, sind alle zwischenmenschlichen Verhältnisse ebenfalls gestört." - Perls/Hefferline/Goodmann, Gestalttherapie - Praxis, München 1991, Seite 177
192 "Schließlich liegt das Geheimnis des weltgeschichtlichen Erfolges jener tautologischen Formeln und Zirkelschlüsse gerade in ihrer Leerheit, denn diese erlaubte es, ihnen jeden beliebigen weltanschaulichen Inhalt mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu unterlegen. Durch mehr als zwei Jahrtausende haben derartige Denkformen den verschiedensten Werten und Idealen, Zielen und Interessen gedient. Der griechische Weise und der römische Jurist, der katholische Scholastiker und der aufgeklärte Literat, der liberale Freihändler und der sozialistische Revolutionär haben jene altehrwürdige Begriffswelt benützen können, um ihre Lehren als wahrhaft natürlich oder wahrhaftvernünftig hinzustellen und ihnen auf diese Weise den Anschein einer höheren Legitimation zu geben. Dazu kommt, daß sich solche Leerformeln für alle Arten institutioneller
Menschenführung besonders eignen. Sie erwecken - zumal bei den Geführten - den Eindruck unerschütterlicher Stetigkeit der obersten Grundsätze, während sie die lenkenden Autoritäten bei ihren konkreten
Entscheidungen in keiner Weise behindern." - Ernst Topitsch, Soziologie des Existenzialismus in Merkur, 7.Jahrgang 1953, Heft 6, Seite 504f
193 "Wir bauen zwischen unserer Umwelt und uns eine Mauer
aus Worten und Gedanken und erfahren die Welt nicht mehr wirklich, sondern
lassen sie nur soweit an uns heran, als nötig ist, um unser einmal erworbenes
Abstraktionssystem zu aktivieren. Intellekt ist an die Stelle des lebendigen
Anteilnehmens getreten." - vgl. Perls / Hefferline / Goodmann, Gestalttherapie - Praxis, München 1991, Seite 98
197 "Gewiß ist Sprachkritik untrennbar zu dem gehörig, was ich meinen Anarchismus und Sozialismus nenne, und ich wüßte auch gar nicht, wie es anders sein könnte." - Gustav Landauer in Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, Bd. 1, Ffm 1989, Seite XIII
198 Jeder Anarchist ist ein Sozialist, aber nicht jeder Sozialist ist notwendigerweise ein Anarchist.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.