003 "Die formale Logik, welche zugleich reine und allgemeine Logik ist, hat die Gesetzlichkeit des Gedachten als solchen zu ihrem Gegenstand. Ihre Aufgabe ist die Form der Begriffe und die Verhältnisse zu bestimmen, welche allen Begriffen gemeinsam sind und von ihrem Inhalt nicht berührt werden. Von jeder weiteren, als der rein gedanklichen Bedeutung dieser Formen und Verhältnisse sieht sie dabei ab. Sie zeigt, wie das ideell richtige, in sich übereinstimmende Denken beschaffen sein muß, entscheidet aber nichts über seine reelle Bedeutung oder Anwendbarkeit." - Alois Riehl, Der philosophische Kritizismus, Bd. 1, zweite Auflage, Leipzig 1908, Seite 485
005 "Die Fundamentaltatsache, die aller logischen Begründung zugrunde
liegt, besteht darin, daß wir zwischen unseren Vorstellungen
den Wertunterschied
des Wahren und des Falschen machen." - Vgl. Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 392
006 Wenn die Chinesen
kein besonderes Wort für unser Hilfszeitwort 'sein'
haben, dann können sie auch nicht unsere Logik haben, in der ist eine so
entscheidende Rolle spielt.
007 "Ich wollte, ich könnte all denen, die an ihre einzigartigen Köpfe und die harte Währung ihrer Gedanken glauben, zurufen: Seid guten Glaubens! Aber sie sind außer Kurs gesetzt, diese Münzen, mit denen ihr klimpert, ihr wißt es nur noch nicht." - Ingeborg Bachmann, Das dreißigste Jahr, München 1979, Seite 22
010 "Denn es gibt keine Beobachtung,
ohne daß wir eine bestimmte Frage an die Natur
stellen: und keine solche Frage kann gestellt werden, ohne daß wir in ihr
einen möglichen Zusammenhang von Einzeldaten gedanklich antizipieren. Die
'Idee' ist somit nicht etwas, das nachträglich
zur Tatsache hinzutritt, sondern sie ist bereits in der bloßen Setzung und
Bestimmung des Faktums unverkürzt und in ihrer gesamten Funktion enthalten." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 306
012 Reine Logik und menschliches Vertrauen
vertragen sich nicht.
013 "Roscelinus ist der erste radikale Geist, der in der Logik nur
eine Formalwissenschaft erblickt, den abstrakten
Begriffen der Logik ein ontologisches Dasein abspricht und so als entschiedener
Nominalist nebenbei
auch den ontologischen Beweis aus Begriffen widerlegt." - Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, Bd. 1, Ffm 1989, Seite 242
014 Aus der logischen Maschine bekommt man schwerlich mehr heraus,
als man hineingesteckt hat.
015 "Der Glaube, daß wir das erlebte Geschehen auch so zu 'denken' vermöchten, wie es 'erlebt'
werde, ist logisch unrichtig." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 96
016 In der gesamten griechischen Philosophie galt offen bis latent
das Axiom: Die Sprachespiegelt
die Welt, die selber logosartig ist. Der sprachliche
Logos ruft den Logos der Welt auf. Diesem semantischen Realismus wird dadurch
der Boden entzogen, daß Signifikate auf Signifikantes verweisen.
017 "Die 'Form'
ist logisches Urphänomen sowie Geltungsphänomen überhaupt. Alles Übrige
entsteht erst durch Komplikation." - Vgl. Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 163
018 Wo die Logik ihren praktischen Wert
besitzt, soll man sie gebrauchen, darüberhinaus müssen wir ihr Einhalt
gebieten.
019 "Die Logik ist geknüpft an die Bedingung: Gesetzt, es gibt identische
Fälle." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 3, Karl Schlechta (Hg), Aus dem Nachlaß der achtziger Jahre, München 1954, Seite 576
020 "Der Gebrauch der Logik im Denken ist
ebenso notwendig und berechtigt, wie der Gebrauch der Perspektive in der
Malerei - jedoch nur als Ausdrucksmittel und nicht als Kriterium der Wirklichkeit." - Anagarika Govinda, Grundlagen Tibetischer Mystik, Bern/München/Wien 1975, Seite 156
021 Für den rein logischen Verstand hat
der Wert keine Bedeutung.
022 Die Frage nach dem Verhältnis von Einzelnem
und Begriff ist eine Frage nach dem Sinn der
Logik.
023 Logik ist immer eine Frage des Systems,
nicht des Problems.
026 Die Vergleichung von Ähnlichkeiten
gibt keinen logischen Schluß.
027 Die Logik ist eine unfruchtbare Disziplin, weil sie eine Gleichheit
voraussetzt, die es nicht gibt. Die Begriffe unserer Sprache
beruhen auf Klassifikation, die Klassifikation aber beruht auf Ähnlichkeit,
nicht auf Gleichheit.
037 "Der schlüssige Schluß beruth auf der Gewißheit
der Prämissen, auf der Subordination eines Satzes unter einen anderen.
Innerhalb eines geschlossenen Systems feststehender
Sätze ist er zwingend, als Auszug aus diesen Sätzen. Die Analogie
weist dagegen über Feststehendes und allgemein
Geltendes hinaus und teilt Neues mit. Sie sprengt das Geltende." - Johann Georg Hamann, Schriften zur Sprache, Ffm 1967, Seite 28
038 "Das Existieren läßt sich aus dem Urteilen
nicht ableiten. Das Sein ist schon eine Logisierung und Objektivierung,
primär hingegen ist das Existieren." - Nikolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 74
039Rationalität ist logisch begrenzt.
Wenigstens im Hinblick auf seine Normen muß der
Mensch ein irrationales, auf Glauben
gegründetes Engagement eingehen.
040 "Wenn die Philosophie als Ausarbeitung und Extrapolation des legein, [unterscheiden / auswählen / aufstellen / zusammenstellen / zählen / sagen] seiner Normen und Postulate, dieses legein und ihr Verhältnis zu ihm schließlich verdunkelt, verdeckt und verhüllt, so ist das nur scheinbar eine paradoxe Verkehrung. Da sie über den Kern des legein - jenes Schema, auf dem alles andere beruht: die Bezeichnungsrelation - keine Auskunft gibt und prinzipiell auch nicht geben kann, da sie für dieses Schema keine Gründe anzugeben weiß (logon didonai [Sprache ohne Rede - wp]), muß sie gewöhnlich so tun, als wäre ihr das, wovon sie spricht, unmittelbar zugänglich - handle es sich um Dinge, Ideen oder das Subjekt." - Cornelius Castoriadis, Die Gesellschaft als imaginäre Institution, Ffm 1990, Seite 342
041 Die Voraussetzung allen Schließens ist die gleichbleibende
Bedeutung der Wörter.
053 "Nicht Tatsachen gründen sich auf
Gesetze, sondern die Bequemlichkeit
unseres Denkens gründet Gesetze auf Tatsachen,
wie sie Begriffe auf Wahrnehmung
gründet." - Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, Bd. 3, Ffm/Berlin/Wien 1982, Seite 566
067 In der Logik wird immer nur Altes
erschlossen. Logik ist für Neues wertlos.
068 "Da Sprache und Denken
eins sind, so muß die Grammatik in ihrem Sturz auch die Logik mitreissen." - Fritz Mauthner in Raymund Schmidt, Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Leipzig 1922, Seite 136
079 "Setzt man den Namen mit der Sache
gleich, wäre das das Gleiche,
als würde man die Speisekarte anstelle der Mahlzeit essen." - Fritz Mauthner ohne weitere Quelle
087 Die Logik sagt nur wie wir denken
sollen, nicht aber was wir denken sollen.
088 "Jede logische und rationale Abfolge
ist an Prämissen, an erste Sätze gebunden, und
in ihnen ist bereits alles, was wir enthüllen können wie im Saatkorn die
künftige Pflanze, eingeschlossen." - Blaise Pascal, Über die Religion und über einige andere Gegenstände, Heidelberg 1978, Seite 484
089 Wir stellen uns die Natur als Mechanismus
vor, der aus einzelnen Teilen zusammengesetzt und logischen Gesetzen gehorcht.
090 Wir stülpen die logischen Muster der
unübersichtlichen physikalischen Welt über.
091 Unsere Logik funktioniert nach dem Prinzip des Gegensatzes.
092 Der Argwohn gegen Sprache, Logik und
Rationalität ist nur zu begründet. Sind es doch
die geschliffenen Reden der Politiker, die uns
eine Welt vorspiegeln, die nicht existiert. "Wer ehrlich
und 'echt' ist, 'muß' stammeln, 'muß' verwirrt sein - wie es die Welt ist." - Klaus Mehnert, Jugend im Zeitbruch Reinbek 1978, Seite 219
116 "Logik kann nur dann zu Übereinkünften
führen, wenn es wie in der Mathematik
oder in den Naturwissenschaften von vornherein
unumstößliche Vereinbarungen darüber gibt, wofür
die Wörter stehen. Aber unter unseren Freunden, Geschäftspartnern und
Zufallsbekanntschaften - von denen einige katholisch und andere protestantisch,
einige exakte Naturwissenschaftler und einige Mystiker, einige Sportfanatiker
sind und einige sich nur für Geld interessieren
- bestehen nur höchst unbestimmte sprachliche Gemeinsamkeiten." - Samuel I. Hayakawa, Sprache im Denken und Handeln, Darmstadt 1984, Seite 317
119 Der Gegenstand der reinen Logik sind raum-zeitlose
Gebilde.
120 "Es gibt keine allgemeinen und abstrakten
Gegenstände, auch nicht in der Vorstellung; jede Idee
ist ein konkreter und individueller Tatbestand.
Es gibt nur Namen allgemeiner Bedeutung, d.h. wir können Gegenstände
mit Bezug auf ihre Ähnlichkeit
oder mit Rücksicht auf ein Gleiches an ihnen sich
findendes Merkmal betrachten und daraufhin mit dem gleichen Namen benennen,
aber wir müssen uns vor dem Irrtum hüten aus diesen Namen auf einen bestimmten
Gegenstand schließen, den er bezeichnet - es gibt nicht 'das'
Rot, sondern nur einzelne Gegenstände, die hinsichtlich ihrer Farbe
einander gleich sind und die wir alle als "rote Gegenstände bezeichnen." - George Berkeley in Max Dessoir, Die Geschichte der Philosophie, Wiesbaden 1925, Seite 453
127 "Wenn uns ständig bewußt wäre, daß nichts
bleibt, wie es ist, würden wir uns kaum die Mühe machen, die Dinge zu
benennen, legen wir ihnen eine Identität bei.
Dadurch lenken wir die Aufmerksamkeit auf Ähnlichkeiten
und vernachlässigen die Unterschiede." - Anatol Rapoport, Bedeutungslehre, Darmstadt 1972, Seite 136
130 "Wir versuchen der Natur mittels verbaler
Etiketten Einheitlichkeit anzudichten." - A. B. Johnson in Anatol Rapoport, Bedeutungslehre, Darmstadt 1972, Seite 136
139 Es ist eine alltägliche Schwäche des
menschlichen Verstandes, daß er widerstrebende
Grundsätze unter einen Hut bringen will und damit den Frieden
auf Kosten von Vielfalt und Pluralität erkauft.
140 Die Unableitbarkeit des Werts aus der
Wirklichkeit resultiert aus der Tatsache, daß Sollenssätze
nur aus Sollenssätzen abgeleitet und nicht auf Seinstatsachen
gegründet werden können.
157 "Unter der Herrschaft der formalen Logik ist der Begriff des
Konflikts von Wesen und Erscheinung
entbehrlich, wo nicht sinnlos." - Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 43
158 Die Wahrheit befasst sich nicht mit
Folgerungen.
161 Das Unbekannte und das Absolute können logisch
nicht mehr erschlossen werden.
162 Der Fehler des Generalisierens
besteht in der Annahme daß, wenn zwei Dinge in vielen
oder einigen bekannten
Eigenschaften übereinstimmen, sie wohl auch noch in den unbekannten Eigenschaften
übereinstimmen werden.
163 Logische Widerspruchslosiqkeit eines
Satzes ist kein Beweis für empirische Realität.
164 "Die Logik des täglichen Lebens ist
deshalb so erfolgreich, weil sie Kamele verschluckt und durchaus keine Mücken..." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 492
165 "Der Kausalitätsbeqriff stammt nicht
aus der Erfahrung" (alt) - "Der Kausalitätsbegriff
läßt sich nicht aus der reinen Vernunft ableiten." - David Hume ohne weitere Quelle
166 "Das logische Gesetz des Nichtwiderspruchs,
welches Kant
unter dem Namen Allgemeinheit und Notwendigkeit
zum Kriterium der praktischen Vernunft
macht, eint Rechtsphilosophie und Ethik
um den Preis, daß beide geichgültig gegen jeden Inhalt sind, also - was
dasselbe ist - jeden Inhalt vertragen." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 85
167Der Beweis muß für das Minimum geführt
werden und nicht, wie das Vorurteil annimmt, für das Maximun.
168 "Wir sind nicht imstande, die Atome
zu begreifen. und vermögen nicht aus den Atomen und ihrer Bewegung auch
nur die geringste Erscheinung des Bewußtseins
zu erklären. Man mag den Begriff der Materie
drehen und wenden, wie man will, immer stößt man auf ein letztes Unbegreifliches,
wo nicht gar auf etwas schlechthin Widersinniges, wie bei der Annahme von
Kräften, die durch den leeren Raum in die Ferne
wirken. Es bleibt keine Hoffnung, dies Problem
je aufzulösen. Das Hindernis ist ein 'transzendentes'.
Es beruth darauf, daß wir uns schließlich nichts ohne alle Sinnesqualitäten
vorstellen können. während doch unser ganzes Erkennen
darauf gerichtet ist, die Qualitäten in mathematische
Verhältnisse aufzulösen." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 596
169Urteil und Schlußfolgerung führen uns
zuletzt ins Unendliche, währen wir ein Bedürfnis
des Abschlusses empfinden.
173 Es gilt "das psychologische Wesen der
Sprache in ein helles Licht zu stellen und der
beständigen Verwechslung des logischen Denkens
mit der anhand der Sprache vor sich gehenden Vorstellungsbildung
einen Riegel vorzuschieben." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 832
177 Logisch gesehen ist der Begriff eine freie
Schöpfung des menschlichen Bewußtseins.
178 "Der Satz A = A ist zwar die Grundlage
allen Erkennens, aber selbst keine Erkenntnis.
sondern eine Tat des Geistes, ein Akt ursprünglicher Synthesis, durch welchen
als notwendiger Anfang allen Denkens eine Gleichheit
oder ein Beharren gesetzt werden, die sich in der Natur nur vergleichsweise
und annähernd,
niemals aber absolut und vollkommen vorfinden. Der Satz A = A zeigt also
gleich auf der Schwelle der Logik die Relativität
und Idealität alles unseres Erkennens an." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 1010
179Theorien können inkommensurabel
werden, wenn es keine logische Beziehung zwischen ihren Sätzen gibt.
187 Das übliche Durcheinander von Logik und Wahrnehmung.
188 "Schließen aber ist Rechnen,
und alles Rechnen läßt sich zurückführen auf Addition und Substraktion." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 251
193 Logische Beziehungen gibt es nur zwischen
Aussagen. nicht zwischen Fakten.
194 "Rien ne ressemble plus a la premeditation, que la logique des
faits." (Nichts ist der Vorsätzlichkeit so ähnlich, wie die Logik der Tatsachen.) - Pierre Joseph Proudhon ohne weitere Quelle
195Paradoxa deuten lediglich daraufhin,
daß die Grenze eines bestimmten Logiksystems
erreicht ist.
205Werturteile können nicht aus Erkenntnissen
von Tatbeständen abgeleitet werden. Der Schluß
allein von dem was 'ist' oder was sein wird. unmittelbar auf das, was sein
'soll' - d.h. was durch seinen Wert ausgezeichnet ist - ist
unmöglich.
206 Der dialektische Prozess ist kein logischer Begriff, denn es
gibt keine Antithese, die sich ihm entgegenstellen
ließe.
213 Die Dialektik überschreitet die klassische
Logik.
214 Die Kategorien, welche die Formen
darstellen, die das Rohmaterial der Empfindung
zum Gegenstand erheben. sind das logische Urphänomen.
215 Die Logik ist die Fähigkeit richtig zu denken.
216 Logik vom griech. logos, ursprünglich Wort,
Sprache.
217 "Die psychischen Phänomene müssen als
die primären Objekte der logischen Forschung angesehen werden." - Vgl. Edmund Husserl, Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis in Reiner Wiehl (Hg), Geschichte der Philosophie Bd. 8, Stuttgart 1981, Seite 176
218 "Da es dem Logiker nicht auf das Konkrete
und seine Einzeldinge ankommt, sondern auf die
betreffende Idee, auf das in der Abstraktion
erfasste Allgemeine, so hat er unmittelbar keinen
Anlass, den Boden der Abstraktion zu verlassen und statt der Idee vielmehr
das Einzelne, dieses sein konkretes Erlebnis, zum Zielpunkt seines forschenden
Interesses zu machen." - Edmund Husserl, Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis in Reiner Wiehl (Hg), Geschichte der Philosophie, Bd. 8, Stuttgart 1981, Seite 177
219 "Wir können nichts unlogisches denken,
weil wir sonst unlogisch denken müßten." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Satz 3.03
222 "Etwas 'der Logik Widersprechendes'
in der Sprache darstellen, kann man ebensowenig,
wie in der Geometrie eine den Gesetzen des Raumes widersprechende Figur
durch ihre Koordinaten darstellen: oder die Koordinaten eines Punktes angeben,
welcher nicht existiert." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Satz 3.032
223 Die Aussage über ein Individuum und
eine Aussage über eine Klasse von Dingen gehören
zwei verschiedene logische Typen an.
231 "Seit Hegel und andere uns das Denken in allgemeinen
Begriffen beigebracht haben, ist diese Art des Denkens
Mode geworden. Man hat sich daran gewöhnt, mit psychologischen
Qualitäten zu operieren, und gelangt dabei zu den verwegendsten Verallgemeinerungen,
ohne daß die meisten auch nur ahnen, daß sie die Opfer willkürlicher
Voraussetzungen geworden sind, die zu den abwegigsten Folgerungen führen
müssen." - Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur, Bd. 2, Bremen o.J., Seite 594
234 "Das Urteil sagt die Gültigkeit eines
Denkinhalts unabhängig vom Wechsel seines Auftretens,
der Verschiedenheit von Zeiten oder Personen
aus. Eben hierin liegt auch der Sinn des Satzes der Identität." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 252
237 "So ist in allem Verstehen ein Irrationales,
wie das Leben ein solches ist: es kann durch keine
Formeln logischer Leistung repräsentiert werden." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 269
238 "Der Grundsatz: Bei den Handlungen die Konsequenzen
verachten, und der andere: die Handlungen aus den Folgen beurteilen
und sie zum Maßstabe dessen, was recht und gut
sei, zu machen - ist beides gleich abstrakter Verstand." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 218
240 "Alles was Füße hat, kann gehen" - "Der Sessel hat Füße" - "Also kann der Sessel gehen."
241 "Im Lebendigen ist das Einzelne
unmittelbar nicht als Teil, als Organ, in welchem das Allgemeine
als solches gegenwärtig existiert, so daß beim Morde nicht ein Stück Fleisch,
als etwas Einzelnes, sondern darin selbst das Leben verletzt ist." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 224
242 Im Schlußsatz kann keine Wahrheit
aufscheinen, die nicht schon in den Prämissen vorhanden ist. Es handelt
sich beim Schließen bloß um eine Veränderung der Form unseres Wissens.
Der Erkenntniswert eines Schlusses richtet sich
immer nach der schwächeren Prämisse.
255 "Man macht einen Unterschied zwischen
dem, was unmittelbar erkannt, und dem, was nur
geschlossen wird. Weil wir des Schließens beständig bedürfen und es endlich
ganz gewohnt werden, so bemerken wir zuletzt diesen Unterschied nicht mehr,
und halten oft, wie bei dem sogenannten Betruge der Sinne,
etwas für unmittelbar wahrgenommen, was wir
doch nur geschlossen haben." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 384
257 "Die Chinesen
hassen die Redensart 'logische Notwendigkeit',
denn etwas derartiges gibt es nicht in den menschlichen Verhältnissen." - Lin Yutang, Weisheit des lächelnden Lebens, Stuttgart 1973, Seite 460
263 "Das Wirken des Staates sollte, wie
die Funktionsweise einer Rechenmaschine,
auf einem rationalen System von Regeln beruhen,
das man ableitete, indem man mit Logik und deduktiv-syllostischem Denken
an eine Reihe erfahrungsbedingter Definitionen.
Namen und Bedeutungen heranging." - Carolyn Merchant, Der Tod der Natur, München 1987, Seite 218
265 "Der reine Geist ist eine reine Dummheit:
rechnen wir das Nervensystem und die Sinne ab,
die 'sterbliche Hülle', so verrechnen wir uns
- weiter nichts!" - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 6, München 1988, Seite 181
266 "Der reine Geist ist die reine Lüge..." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 6, München 1988, Seite 175
274 Der Induktionsschluß wird vom Besonderen
auf ein allgemeines Gesetz geschlossen. Die Frage,
ob und wann induktive Schlüsse berechtigt sind, wird als Induktionsproblem
bezeichnet.
275 Das Induktionsprinzip "entscheidet über die Wahrheit wissenschaftlicher
Theorien. Es aus der Wissenschaft streichen zu
wollen, hieße nichts anderes, als die Entscheidung über Wahrheit
und Falschheit der Theorien aus der Wissenschaft
herausnehmen. Aber es ist klar, daß dann die Wissenschaft nicht mehr das
Recht hätte, ihre Theorien von den willkürlichen Gedankenschöpfungen der
Dichter zu unterscheiden." - Hans Reichenbach, Erkenntnis I, 1930, Seite 186
276 Das Induktionsproblem besteht in der Frage nach der logischen
Rechtfertigung allgemeiner Sätze über die Wirklichkeit.
278 "Der Nachdruck der Kausalität liegt
in der Möglichkeit, die Vorgänge, welche zeitlich
getrennt sind, durch einen Schluß zu verbinden." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten, Leipzig 1925, Seite 208
280 Der Begriff des Seins ist ein bloßes
Bindeglied von Wahrnehmungen und Gedanken,
in welcher Bedeutung er die 'logische' Kopula darstellt.
281 Im Anfang waren Gefühlskomplexe -
nicht der Logos; das Angemutetsein, nicht das Denken:
das Diffuse - nicht das Gestalthafte: das zuständliche,
nicht das gegenständliche
Erleben: das Erleben, nicht das Ich- und Gegenstandsbewußtsein.
282 Die Lehre von den unbewußten Schlüssen besagt, daß unser Wahrnehmen
aus dem sinnlich Perzipierten allein nicht zu
verstehen ist. Wahrnehmung ist mehr als die Summe der Sinnesempfindungen.
Sie erfordert eine Aktivität des Wahrnehmenden. Entfernungen zum Beispiel
sehen wir nicht, sondern wir denken, erschließen
sie. Der Theorie von unbewußten Schlüssen liegt die Tatsache zugrunde, daß
unser wirkliches Wahrnehmen aus dem Bestand der Sinnesempfindungen nicht
zu erklären ist. Die Lage der Dinge im Raum,
die Dingkonstanz,
die Farbkonstanz, der Farbkontrast sind Beispiele für Wahrnehmungen, die
in den zugehörigen Empfindungen nur unzureichend repräsentiert sind: von
diesen Sinnesdaten aus schließen wir dann unvermerkt und mit großer Geschwindigkeit
auf die volle Wahrnehmungsgegebenheit. Diese syllogistische Erklärungsweise
beruth jedoch auf der Annahme der kartesianischen Subjekt-Objekt-Schranke.
Unsere Gegenstandswahrnehmung
wird jedoch durch eine subjektive Aktivität mitkonstituiert; diese aber
kommt uns nicht zu Bewußtsein.
283 Die Bewußtseinseinheit ist keine erschlossene, sondern eine unmittelbar
erlebte.
284 Was erschlossen wird ist lediglich eine logische Größe.
285 Die falsche Spitzfindigkeit der Logik und aller ihrer Modi geht
wesentlich auf sprachliche Motive zurück.
286 "Der Zusammenhang des logisch Geltenden bildet den Rechtsgrund
dafür, daß wir im gemeinsamen Denken beweisend
und widerlegend einander zwingen können, um anerkannter
Behauptungen willen andere Behauptungen anzuerkennen." - Vgl. Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 406
288 "... denn den bloßen Begriff der 'Tatsache'
setzen, heißt bereits, das gesamte Gewebe und das vollständige System
der logischen Kategorien implizite anerkennen." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 306
289 Die Logik ist menschlich, die Lichtgeschwindigkeit
aber ist eine Eigenschaft des Universums.
291 "Die absolut denkfremde Materie ist
beseitigt, sobald einmal erkannt und anerkannt wird, daß die bloße Behauptung,
daß es eine solche Materie 'gibt', das Grundmoment
des logischen, das Grundmoment des Begriffs und Urteils in sich einschließt." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 289
293 "Alles Logische ist kategorial, alle
Probleme des Logischen sind auch Kategorienprobleme." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 406
294 "G e g e b e n e s gibt es nur im Sinne einer gestellten Aufgabe, nicht aber als ein Datum
der Erkenntnis. Das vermeintlich Erstgegebene ist eigentlich vielmehr
das Gesuchte." - Vgl. Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 50
295 "Die Gegenstandsform
ist das logische Prinzip überhaupt. Das Material
als solches ist das Alogische. Die Kategorie
ist deshalb das logische Urphänomen." - Vgl. Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 50
296 Der aller logischen Besinnung zugrunde liegende Wertunterschied
des Wahren und des Falschen äußert sich im Urteil als logisches Grundgebilde.
297 Die Fallkurve eines aus dem Fenster geworfenen Blattes ist
kaum im Voraus zu konstruieren.
298 Die Logik kann den Irrtum nicht erklären,
sondern nur etwas in Bezug auf einen Zweck, der
verfehlt wird aussagen.
303 Jede logische Ableitung ist nur eine kategorische
Umformung der logischen Prämissen.
304 "Alle Beziehungen des Logikkalküls
lassen sich ableiten aus, der Beziehung "und" und deren Negation. Die Verknüpfung
"und" kommt nur durch uns selbst zustande. Denn es liegt in unserer Wahl,
welche Elemente wir durch "und" verbinden wollen. Diese Beziehung liegt
also nicht in der Wirklichkeit. Daß die Negation
nicht in der Wirklichkeit liegt ist offenbar. Denn sie verneint ja gerade
die Wirklichkeit. Daraus folgt, daß keine der logischen Beziehungen der
Wirklichkeit angehört." - Hugo Dingler, Die Ergreifung des Wirklichen, München 1955, Seite 228
305 Für die Induktion gibt es keine logische
Rechtfertigung.
306 Die Regeln der Logik sind Umformungen von Formeln.
309 "Die Entscheidungen über Basissätze sind nicht durch Erlebnisse
'begründet', sondern logisch betrachtet willkürliche
Festsetzungen. Zwischen Begründung und Beschluß
besteht ein wesentlicher Unterschied." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 74
310 "Die logische Nichtfalsifizierbarkeit der Wahrscheinlichkeitsaussagen steht außer Zweifel." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 176
311 Die induktive (verallgemeinernde) Beweisführung
ist unzulässig.
313 "Insofern sich die Sätze der Mathematik
auf die Wirklichkeit berufen, sind sie nicht
sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen
sie sich nicht auf die Wirklichkeit." - Albert Einstein, Geometrie und Erfahrung, 1921, Seite 3f
319 "Das logische Ideal würde ein System
absolut allgemeingültiger 'Formeln' bilden." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 13
320 Die Logik ist ein Wert, wie etwa die
Ethik oder Ästhetik.
321 Das 'logische' Problem der Beziehung
zwischen Begriff und Begriffenem wird nicht in seiner methodischen
Tragweite erkannt.
322 "Die 'Erfahrung', welche die objektivierende
Wissenschaft sei erst möglich nach Loslösung
der Wirklichkeit von der Aktualität
des wirklich Erlebten. Sie sei ein für bestimmte, ursprünglich praktische,
später logische Zwecke geschaffenes, unwirkliches
Abstraktionsprodukt." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 73
323 "Erst die generalisierende Bearbeitung
schafft jenes abstrakte System
von Gesetzen und von Objekten." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 96
326 "Logische Ordnung der Begriffe
einerseits und empirische Anordnung des Begriffenen in Raum,
Zeit und ursächlicher Verknüpfung andererseits
erscheinen dann so miteinander verkittet, daß die Versuchung, der
Wirklichkeit Gewalt anzutun, um die reale Geltung der Konstruktion in
der Wirklichkeit zu erklären, fast unwiderstehlich
wird." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 204
327 "Die Erkenntnis ist ein Bestimmungsproblem." - Werner Flach in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 155
328Erkenntnis ist kein Abbilden
der Wirklichkeit und keine Wiederholung 'gegebener'
Dinge und Sachverhalte, sondern im Gegenteil: in der methodisch bestimmten
Erkenntnis-Tätigkeit wird der 'Gegenstand'
erst vom Subjekt quasi 'erzeugt'.
335 Der Wert der Logik liegt im Bemühen um eine rationale
Begreifbarkeit der Welt.
336 "Da alles wissenschaftliche Forschen
und Beweisen in der Form des Begriffs vonstatten geht, so bleibt für
die Logik immer die Untersuchung über Wesen, Begründung und Anwendung des
Allgemeinen das nächste und bedeutendste Interesse." - Wilhelm Windelband in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 169
337 "Die Frage ist nicht von heute. Zu allen Zeiten schon war das
Einzigartige ein Prüfstein für die Kräfte der Logik." - Richard Hönigswald in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 363
339 "Aus der logischen Beurteilung nach Begriffen kann niemals eine
unmittelbare Folgerung auf das Gefühl der Lust
oder Unlust gezogen werden." - Vgl. Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 19
340 Der naturalistische Fehlschluß besteht
darin, daß aus Sachaussagen keine Werturteile
gefolgert werden können, so daß es nicht möglich ist, aus einer Erkenntnis
eine Bewertung oder Forderung abzuleiten.
345 "Die logische Definition,
in welcher wir dem Schwanken der Wortbedeutung
eine Grenze setzen, ist bloß ein praktisch-logischer
Kunstgriff." - Vgl. Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 301
347 "Die Psychologie betrachtet das Denken, wie es ist, die Logik, wie es sein soll."
348 Die rein logischen Sätze beziehen sich nur auf Ideales.
349 "Herbart bezeichnet die Logik als Moral
des Denkens." - Vgl. Edmund Husserl, Logische Untersuchungen, Bd. 1, Tübingen 1980, Seite 218
350 "Die Geometrie beschäftigt sich mit exakten Kreisen: kein sinnlich
wahrnehmbares Objekt ist jedoch vollkommen kreisförmig: auch wenn wir unseren
Zirkel noch so sorgfältig benutzen, es werden sich doch stets einige Unvollkommenheiten
und Unregelmäßigkeiten ergeben. Daraus darf man schließen, daß alles streng
logische Denken nur auf ideale Objekte um Gegensatz
zu sinnlich wahrnehmbaren Objekten anwendbar." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 58
351 "Logische Gegensätze sind zu unserer
Bequemlichkeit erfunden worden." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 179
353 "Die Logik sondert den Feingehalt an logischer Bedeutung
aus dem All der Inhaltlichkeit heraus, bestimmt die Abgrenzung
zwischen dem Logischen und dem Alogischem." - Vgl. Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 141
357 "Gesetze sind wenn-dann-Beziehungen und keine weil-Beziehungen." - Edgar Zilsel, Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Ffm 1976, Seite 11
358 "Alle reine Logik will Recht haben." - Vgl. Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Hg Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 365
359 "Eine Notwendigkeit ist niemals wahrnehmbar,
sie überschreitet das Gebiet des Experiments." - Edgar Zilsel, Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Ffm 1976, Seite 166
360 "Ich glaube z.B. nicht mehr. daß die Gesetze der Logik Gesetze
sind, die 'das Verhalten der Dinge
selber' bestimmen - ich halte sie inzwischen für Gesetze,
die ausschließlich unsere Sprache betreffen." - Bertrand Russell, Philosophie - Die Entwicklung meines Denkens, Ffm 1988, Seite 104
362Aus nichts wird nichts und ohne bestimmte
Voraussetzungen läßt sich überhaupt nichts folgern.
363 " Herkunft des Logischen: Woher ist die Logik im menschlichen
Kopfe entstanden? Gewiß aus der Unlogik, deren
Reich ursprünglich ungeheuer gewesen sein muß. Aber unzählig viele Wesen,
welche anders schlossen, als wir jetzt schließen, gingen zugrunde; es könnte
immer noch wahrer gewesen sein! Wer zum Beispiel das "Gleiche"
nicht en Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Ffm 1976, Seite 166
360 "Ich glaube z.B. nicht mehr. daß die Gesetze der Logik Gesetze
sind, die 'das Verhalten der Dinge
selber' bestimmen - ich halte sie inzwischen für Gesetze,
die ausschließlich unsere Sprache betreffen." - Bertrand Russell, Philosophie - Die Entwicklung meines Denkens, Ffm 1988, Seite 104
362Aus nichts wird nichts und ohne bestimmte
Voraussetzungen läßt sich überhaupt nichts folgern.
363 " Herkunft des Logischen: Woher ist die Logik im menschlichen
Kopfe entstanden? Gewiß aus der Unlogik, deren
Reich ursprünglich ungeheuer gewesen sein muß. Aber unzählig viele Wesen,
welche anders schlossen, als wir jetzt schließen, gingen zugrunde; es könnte
immer noch wahrer gewesen sein! Wer zum Beispiel das "Gleiche"
nicht oft genug aufzufinden wußte, in Betreff der Nahrung oder in Betreff
der ihm feindlichen Tiere. wer also zu langsam subsumierte, zu vorsichtig
in der Subsumtion war, hatte nur geringere Wahrscheinlichkeit des Fortlebens
als der, welcher bei allem Ähnlichen
sofort auf Gleichheit riet. Der überwiegende Hang aber, das Ähnliche als
gleich zu behandeln, ein unlogischer Hang - denn
es gibt ansich nichts Gleiches -, hat erst alle Grundlage der Logik geschaffen.
Ebenso mußte, damit der Begriff der Substanz entstehe, der unentbehrlich
für die Logik ist, ob ihm gleich im strengsten Sinne nichts Wirkliches entspricht,
- lange Zeit das Wechselnde an den Dingen nicht gesehen, nicht empfunden
worden sein; die nicht genau sehenden Wesen hatten einen Vorsprung vor denen,
welche alles 'im Fluße' sahen. An und für sich ist schon jeder hohe Grad
von Vorsicht im Schließen, jeder skeptische Hang eine große Gefahr für das
Leben. Es würden keine lebenden Wesen erhalten sein, wenn nicht der entgegengesetzte
Hang, lieber zu bejahen als das Urteil auszusetzen, lieber zu irren und
zu dichten als abzuwarten, lieber zuzustimmen als zu verneinen, lieber zu
urteilen, als gerecht zu sein - außerordentlich stark angezüchtet worden
wäre. - Der Verlauf logischer Gedanken und Schlüsse in unserem jetzigen
Gehirn entspricht einem Prozesse und Kampfe von Trieben,
die an sich einzeln alle sehr unlogisch und ungerecht
sind; wir erfahren gewöhnlich nur das Resultat des Kampfes: so schnell und
so versteckt spielt sich jetzt dieser uralte Mechanismus in uns ab." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Hg Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 392
367 "Die Logik der Wissenschaft ist eine
'abstrakte' Logik, d.h. die immanente naturwüchsige Dynamik des Prozesses ist ebenfalls gleichgültig gegenüber den 'Lebensinteressen'
des Menschen." - Herbert Marcuse in Otto Ullrich Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 43
368 'Daß' ein Stein fällt ist alogisch:
'wie' ein Stein fällt ist logisch.
376 "Zeno bediente sich besonders der indirekten Beweismethode: er sagte zum Beispiel 'es kann keine Bewegung von einem Orte zum andern geben: denn wenn es eine solche gäbe, so wäre eine Unendlichkeit vollendet gegeben: dies ist aber eine Unmöglichkeit'. Achill kann die Schildkröte, die einen kleinen Vorsprung hat, im Wettlaufe nicht einholen: denn nur um den Punkt, von dem die Schildkröte aus läuft zu erreichen, müßte er bereits zahllose, unendlich viele Räume durchlaufen haben, nämlich zuerst die Hälfte jenes Raumes, dann das Viertel, dann das Achtel, dann das Sechszehntel und so weiter in infinitum. Wenn er thatsächlich die Schildkröte einholt, so ist dies ein unlogisches Phänomen, also jedenfalls keine Wahrheit, keine Realität, kein wahres Sein, sondern nur eine Täuschung. Denn nie ist es möglich das Unendliche zu beendigen." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 1, München 1988, Seite 848
377 "Was die Wissenschaften lehren, hat gegenüber den Meinungen und Überzeugungen der Individuen oder einzelner historischer Gruppen der Menschheit objektive Allgemeingültigkeit, und diese gegenständliche Geltung ist etwas, woran die logische Theorie nicht zu rütteln, was sie vielmehr unbedingt anzuerkennen hat. Die einzige Frage, welche ihr angesichts dieser Ergebnisse übrig bleibt, geht nach den Voraussetzungen des vorwissenschaftlichen Bewußtseins darauf, wie sich das allgemeingültige Wissen zu der Wirklichkeit verhält, auf die es sich als auf seinen Gegenstand beziehen soll. Es handelt sich also um eine Revision der naiven Gleichsetzung von Gegenstand und Wirklichkeit oder um die Beziehung des gegenständlichen Denkens zur Realität oder in letzter Instanz um das Verhältnis von Bewußtsein und Sein." - Wilhelm Windelband, Die Prinzipien der Logik in
Arnold Ruge (Hrsg.), Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften, Tübingen 1912, Seite 49
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.