DifferenzMax Schießl - Das Problem des menschlichen Denkens
p-2siehe auch Identität, Widerspruch, Gleichheit, Konflikt, Gegensatz, Allgemeinheit, Methode, Denken

001 "Das Denken kann schlechthin nichts denken, ohne es zumindest von sich selbst, dem Denken zu unterscheiden. All unser Denken, Wahrnehmen, Anschauen, Vorstellen, Begreifen, Erkennen, Wissen, ja selbst unser Empfinden und Fühlen beruth auf der unterscheidenden Tätigkeit des Geistes; sie ist die Grundtätigkeit in theoretischer wie praktischer Beziehung, weil in ihr allein die Möglichkeit des Bewußtseins beruth, ohne welches das Denken nicht Denken, der Geist nicht Geist ist: Bewußtsein ist selbst nichts anderes als die unterscheidende Tätigkeit des Denkens oder, wenn man so will, zunächst des Empfindens, Fühlens, Wahrnehmens etc. durch welche es den Gedanken, die Empfindung (das Gedachte, Empfundene) in sich selbst von sich selbst unterscheidet." - Hermann Ulrici, Das Wesen der logischen Kategorien, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. 19, Halle/Saale 1848, Seite 120

002 "Ein Verständliches muß dem Verstande gegeben sein und er versteht es nur durch Unterscheidung." - Johann Gottfried Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 203

003 Voraussetzung des Bewußtseins ist die Abgehobenheit eines Subjektes von einem Objekt, eines Ich von einem Nicht-Ich.

004 "Die Fundamentaltatsache, die aller logischen Begründung zugrunde liegt, besteht darin, daß wir zwischen unseren Vorstellungen den Wertunterschied des Wahren und des Falschen machen." - vgl. Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 392

005 Es gibt kein Prinzip der Einheit, wo kein Prinzip der Differenzierung existiert.

006 "Wenn es das Ziel der Analyse ist zu trennen, dann muß sie vor den letzten strukturellen Einheiten Halt machen. Denn wenn die Teile so einfach werden, daß sie ununterscheidbar sind, werden sie wegen Ununterscheidbarkeit in unserem Beobachtungswissen verwechselt, was die Trennung, die die Analyse bewirkt hat, gewissermaßen rückgängig macht." - Arthur Eddington, Philosophie der Naturwissenschaft, Bern 1949, Seite 164

007 Durch den Gleichklang des Namens werden grundlegende Unterschiede verwischt.

008 "Wenn es zuweilen den Anschein hat, als seien die von uns formulierten Gesetze unmittelbar auf die Wirklichkeit anwendbar, so beruth das ausschließlich auf der Grobheit unserer Sinne und auf der Unvollkommenheit unserer Untersuchungsmittel, die uns nicht erlauben, all die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen Erscheinungen wahrzunehmen." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 20

009 Der fundamentale erkenntnistheoretische Unterschied ist der zwischen Realem und Idealem.

010 Die geistigen Unterschiede zwischen den Menschen sind viel größer, als die vitalen.

011 Jede Sinneswahrnehmung ist oft bis zur Ununterscheidbarkeit verschmolzen mit einer intellektuellen Erkenntnis.

012 Aus Unterscheidungen entstehen Regeln.

013 Der Seelenbegriff ist ein Unterscheidungsbegriff: Er zieht eine Grenze zum Körper hin.

014 Der Unterschied liegt nicht in der Natur der Sache, sondern in den Worten. Unterschiede sind nicht den Dingen eigen, sondern Abstraktionen, die der Verstand den Dingen andichtet.

015 "Eine Welt des Sinnes ist nicht ohne Diskontinuitäten, ohne Schwellen verständlich. Wenn die Sinnesorgane nur Nachrichten von Unterschieden empfangen können, und wenn Neuronen entweder erregt werden oder nicht, dann wird die Schwelle notwendigerweise zu einem Merkmal dessen, wie die lebendige und geistige Welt aufgebaut ist." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 251

016 Es ist der Unterschied, der wahrgenommen wird, der Zuwachs.

017 Die Mystik ist das Aufhören allen Unterschieds.

018 Gänzlicher Indifferenzismus ist die Mutter des Chaos und der Nacht.

019 Wir stehen immer vor der Schwierigkeit, zwischen einer langsamen Veränderung und einem Zustand zu unterscheiden.

020 Das Denken ist der Kunstgriff, vorläufig und einstweilen eine ganze Reihe von Merkmalen zu vernachlässigen und nur die wichtigsten Eigenschaften herauszugreifen.

021 Unterschiede verschärfen sich zu Gegensätzen.

022 Dissonanz ist die unvermeidliche Konsequenz jeder Entscheidung.

023 Nicht darauf kommt es an, Divergenzen zu glätten und zu harmonisieren, sondern die Spannungen fruchtbar auszutragen.

024 Die größte Verschiedenheit ist der Gegensatz.

025 Toleranz bedeutet nicht Indifferenz.

026 Die Bewegung der Dialektik verläuft von der Einheit über die Differenz zur Einheit zurück.

027 Schon ein bloßer Unterschied ist ein Widerspruch.

028 Im Zerfallen konstituiert sich die innere Differenz der Realität.

029 Die Identität des Ununterscheidbaren.

030 Anpassung als "Prinzip der abnehmenden Veränderlichkeit." - Gustav Fechner in Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 699

031 "Alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen." - Karl Marx in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 71

032 die Erfahrung des Einförmigen, des Undifferenzierten, des Gleichgültigen, des Unterschiedslosen.

033 Gleichheit oder Verschiedenheit sind keine Eigenschaften der Dinge.

034 Im Absoluten ist alles gleich.

035 Entgegengesetztes ist das Unähnlichste.

036 Manche achten besser auf Unterschiede, andere auf Ähnlichkeiten.

037 Wer quantifiziert, muß immer erst von den qualitativen Differenzen der Elemente absehen.

038 Der Unterschied ist das Gesetz der Kraft.

039 Mengenunterschiede lassen sich leichter fassen und leichter definieren als Qualitätsunterschiede.

040 Nur Unterscheidung und Kampf ermöglichen eine Entwicklung.

041 Unterschiede des Inhalts versus Unterschiede der Form.

042 Identität gibt es nur, wo von den konkreten Unterschieden in der Zeit abgesehen wird.

043 "Eine der hervorstechendsten Eigenschaften der pharmazeutischen Industrie ist das übermäßige Streben nach Differenzierung von im Grunde ähnlichen Produkten." - Fritjof Capra, Wendezeit, München 1988, Seite 273

044 Unterschiede nicht in der Sache, sondern in der Terminologie.

045 Wir nennen die alltägliche Indifferenz des Daseins Durchschnittlichkeit.

046 Die Tätigkeit des Scheidens ist Arbeit und Kraft des Verstandes.

047 Schon im Gebrauch tut sich der Unterschied hervor.

048 Das Absolute ist die Indifferenz an sich.

049 "Es gibt nichts derartiges wie den zehntausendsten Teil eines Zolles." - George Berkeley, Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis, Hamburg 1979, Seite 99

050 "Nirwana folgt der Erkenntnis, daß alle Dinge gleich sind." - Buddha in Richard M. Bucke, Kosmisches Bewußtsein, Celle 1925, Seite 44

051 die unterscheidungs- und bestimmungslose AllgemeinheitDie sich vergrößernde Differenz zwischen Möglichem

052 "Es liegt vor allem daran, daß wir entschlossen sind, einen individualisierenden Unterricht zu halten, einen, der Unterschiede auch da aushält, wo sie unbequem sind." - Hartmut von Hentig, Die Menschen stärken, die Sachen klären, Stuttgart 1985, Seite 117

053 Der engstirnige, quantitative Empirismus, der sämtliche inkommensurable Größen und qualitativen Unterschiede außer acht läßt und sie auf einen einzigen Koeffizienten reduziert: den des Geldes.

054 Das geschäftige, zwanghaft unterscheidende westliche Denken.

055 Das Gemeinsame ist stärker, als das Besondere und Trennende.

056 Der Unterschied von zweien läßt sich immer nur durch ein Drittes erkennen.

057 Verworren, ohne irgendeine Unterscheidung.

058 Nicht nur ein Unterschied, sondern ein Gegensatz.

059 Gleichheit steht immer noch mit Unterschied.

060 Die Zahlen sind die einfachsten und allgemeinsten Begriffe, die wir haben, und der Unterschied der Zahlen, der zahlenmäßige Unterschied, ist der klarste und bestimmteste, den wir kennen.

061 Wo es keine Unterschiede gibt, fehlen auch Zeit und Raum.

062 Die Sprache schafft die Unterscheidungen und ist der Ursprungsort unserer Dualismen.

063 Ein Unterschied hat keine Ortsbestimmung.

064 Philosophische Grundlage der Säkularisierung der Natur war die kartesianische Spaltung von Geist und Materie.

065 und Wirklichem ist Quelle wachsender Unzufriedenheit.

066 Quantitative Unterschiede sind nur oberflächlich.

067 Gleichgültigkeit und Leidenschaftsferne.

068 "Wir ziehen (draw) Unterscheidungen; d. h. wir entnehmen sie. Die Unterscheidungen, die nicht gezogen werden, existieren nicht." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 120

069 Meinungsunterschiede als Konflikte.

070 Abstrakt kann ein Zentimeter bis ins Unendliche geteilt werden, aber nicht in Wirklichkeit.

071 Der Unterschied liegt nicht in der Sache, sondern in unserem Verhältnis zur Sache.

072 Unser Bewußtsein beruth auf Unterscheidungen.

073 Einkommensunterschiede können nicht aufgrund unterschiedlicher Produktivität gerechtfertigt werden, sie sind die Folge politischer Entscheidungen, nicht volkswirtschaftlicher Gesetze.

074 Differenzen sind nicht unbedingt Gegensätze.

075 "In jeder Wahrnehmung haben wir es nur mit Unterschieden zu tun. "Jede Informationsaufnahme ist notwendig die Aufnahme einer Nachricht von einem 'Unterschied', und alle Wahrnehmung von Unterschieden ist von Schwellen begrenzt. Unterschiede, die zu klein oder zu langsam dargestellt sind, können nicht wahrgenommen werden. Sie sind keine Nahrung für die Wahrnehmung."

076 Mich bestimmen heißt, einen Unterschied zu setzen.

077 Die Geistestätigkeit wird durch Unterschiede ausgelöst und "ein Unterschied ist ein nichtsubstantielles Phänomen, das nicht in Raum und Zeit lokalisiert ist." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 113

078 Die Wirklichkeit selbst ist ein differenzloser Strom.

079 Jede Information ist ein wahrnehmbarer Unterschied.

080 Unterschiede sind Beziehungen und daher nicht in Zeit und Raum lokalisiert.

081 Jeder Unterschied ist menschliche Setzung. Der Verstand setzt Gründe.

082 "Denn der Gesichtspunkt der Wirklichkeit als etwas von aller Erkenntnis Verschiedenem und ihr gegenüber Eigenem ist etwas, worüber auch der Positivismus nicht hinwegkommt. Die Realität läßt sich nicht durch Erkenntnis ersetzen, ganz in die Erkenntnis hineinnehmen und Erkenntnis läßt sich nicht restlos in Wirklichkeit auflösen. Erkenntnis und Realität sind immer zweierlei." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 160

083 Unterschiede werden oft nur dadurch aufgehoben, indem man neue Unterschiede macht.

084 "Das Moment des Unterscheidens ist im Geiste das, was 'Bewußtsein' heißt." - G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 200

085 Das Wesen des Denkens besteht in der Unterscheidung des Denkenden vom Gedachten.

086 Die qualitative Differenz der Individuen ist eine Grundtatsache alles organischen Lebens.

087 Ähnlichkeit und Unterschied sind auf Identität und Gegensatz zurückzuführen.

088 Ein Unterschied ist etwas abstraktes.

089 Im Zustand der Erleuchtung verschwinden alle Unterschiede.

090 Die Spannung zwischen Erscheinung und Wesen ist die von "ist" und "sollte sein".

zuschriften
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