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ARTHUR SCHOPENHAUER
(1788-1860)
Einige Betrachtungen über den Gegensatz
des Dinges an sich und der Erscheinung


"Da läßt sich z. B. das Dasein eines gegebenen Tieres erklären, - aus seiner Zeugung. Diese nämlich ist im Grunde nicht geheimnisvoller, als der Erfolg jeder andern, sogar der einfachsten Wirkung aus ihrer Ursache; indem auch bei einem solchen die Erklärung zuletzt auf das Unbegreifliche stößt. Daß, bei der Zeugung, ein paar Mittelglieder des Zusammenhangs mehr uns fehlen, ändert nichts Wesentliches: denn, auch wenn wir sie hätten, ständen wir doch am Unbegreiflichen. Alles, weil die Erscheinung Erscheinung bleibt und nicht zum Ding an sich wird."

"Wir klagen über die Dunkelheit, in der wir dahinleben, ohne den Zusammenhang des Daseins im Ganzen, zumal aber den unseres eigenen Selbst mit dem Ganzen zu verstehn; so daß nicht nur unser Leben kurz, sondern auch unsere Erkenntnis ganz auf dasselbe beschränkt ist; da wir weder über die Geburt zurück, noch über den Tod hinaus sehn können, mithin unser Bewußtsein gleichsam nur ein Blitz ist, der augenblicklich die Nacht erhellt; demnach es wahrlich aussieht, als ob ein Dämon heimtückisch alles weitere Wissen uns verbaut hätte, um sich an unserer Verlegenheit zu weiden."


Ding an sich  bedeutet das unabhängig von unserer Wahrnehmung Vorhandene, also das eigentlich Seiende. Dies war dem DEMOKRITOS die geformte Materie: das Selbe war es im Grunde noch dem LOCKE. KANTen war es  = x;  mir Wille.

Wie gänzlich DEMOKRITOS die Sache schon in diesem Sinne nahm und daher an die Spitze dieser Zusammenstellung gehört, belegt folgende Stelle aus dem SEXTUS EMPIRICUS, welcher dessen Werke selbst vor sich hatte und meistens wörtlich aus ihnen zitiert: "Wir erkennen nicht die Dinge nach dem, was sie an sich sein mögen, sondern bloß wie sie erscheinen" und eröffnet jene, vom entschiedensten Materialismus ausgehende, aber zum Idealismus führende, mit mir sich abschließende Reihe.

Wie wir von der Erdkugel bloß die Oberfläche, nicht aber die große, solide Masse des Innern kennen; so erkennen wir empirisch von den Dingen und der Welt überhaupt nichts, als nur ihre Erscheinung, d. h. die Oberfläche. Die genaue Kenntnis dieser ist die Physik, im weitesten Sinne genommen. Daß aber diese Oberfläche ein Inneres, welches nicht bloß Fläche sei, sondern kubischen Gehalt habe, voraussetzt, ist, nebst Schlüssen auf die Beschaffenheit desselben, das Thema der  Metaphysik.  Nach den Gesetzen der bloßen Erscheinung das Wesen an sich selbst der Dinge konstruieren zu wollen, ist ein Unternehmen, dem zu vergleichen, daß einer aus bloßen Flächen und deren Gesetzen den stereometrischen Körper konstruieren wollte. Jede  transzendente dogmatische  Philosophie ist ein Versuch, das  Ding an sich  nach den Gesetzen der  Erscheinung  zu konstruieren; welcher ausfällt, wie der, zwei absolut unähnliche Figuren durcheinander zu decken, welches stets mißlingt, indem, wie man sie auch wenden mag, bald diese, bald jene Ecke hervorragt.

Weil jegliches Wesen in der Natur zugleich  Erscheinung  und  Ding an sich  oder auch  natura naturata  [bereits geschaffene Natur - wp] und  natura naturans  [die naturende Natur - wp] ist, so ist es demgemäß einer zwiefachen Erklärung fähig, einer  physischen  und einer  metaphysischen.  Die physische ist allemal aus der  Ursache,  die metaphysische allemal aus dem  Willen denn dieser ist es, der sich in der erkenntnislosen Natur als  Naturkraft  darstellt, in Tier und Mensch aber den Namen  Willen  erhält. Streng genommen, wäre demnach, an einem gegebenen Menschen, der Grad und die Richtung seiner Intelligenz und die moralische Beschaffenheit seines Charakters möglicherweise auch rein  physisch  abzuleiten, nämlich erstere aus der Beschaffenheit seines Gehirns und Nervensystems, nebst darauf einwirkenden Blutkreislauf; letztere aus der Beschaffenheit und Zusammenwirkung des Herzens, Gefäßsystems, Blutes, Lungen, Leber, Milz, Nieren usw. Sodann ließe beides sich noch auf die entferntere physische Ursache, nämlich die Beschaffenheit seiner Eltern, zurückführen; indem diese nur zu einem ihnen gleichen Wesen, nicht aber zu einem höheren und besseren, den Keim liefern konnten.  Metaphysisch  hingegen müßte derselbe Mensch als die Erscheinung seines eigenen, völlig freien und ursprünglichen Willens erklärt werden, der sich den im angemessenen Intellekt schuf; daher denn alles seine Taten, so notwendig sie auch aus seinem Charakter, im Konflikt mit den gegebenen Motiven, hervorgehen und dieser wieder als das Resultat seiner Korporisation [Verkörperung - wp] auftritt, ihm dennoch gänzlich beizumessen sind. Metaphysisch ist nun aber auch der Unterschied zwischen ihm und seinen Eltern kein absoluter.

Alles  Verstehen  ist ein Akt des  Vorstellens,  bleibt daher wesentlich auf dem Gebiet der  Vorstellung:  da nun diese nur  Erscheinungen  liefert, ist es auf die Erscheinung beschränkt. Wo das  Ding an sich  anfängt, hört die  Erscheinung  auf und folglich auch die Vorstellung und mit dieser das Verstehn. An dessen Stelle tritt aber hier das  Seiende  selbst, welche sich seiner als  Wille  bewußt wird. Wäre dieses Sichbewußtwerden ein unmittelbares; so hätten wir eine völlig adäquate Erkenntnis des Dinges an sich. Weil es aber dadurch vermittelt ist, daß der Wille den organischen Leib und, mittels eines Teils desselben, sich einen Intellekt schafft, dann aber erst durch diesen sich im Selbstbewußtsein als Wille findet und erkennt; so ist diese Erkenntnis des Dings an sich erstens durch das darin schon enthaltene Auseinandertreten eines Erkennenden und eines Erkannten und sodann durch die vom zerebralen Selbstbewußtsein unzertrennliche Form der  Zeit  bedingt, daher also nicht völlig erschöpfend und adäquat. (1)

Hieran schließt sich die, in meiner Schrift "Über den Willen in der Natur" dargelegte Wahrheit, daß, je deutlicher die Verständlichkeit eines Vorgangs oder Verhältnisses ist, dieses desto mehr in der bloßen Erscheinung liegt und nicht das Wesen an sich betrifft.

Wenn wir irgendein Naturwesen, z. B. ein Tier, in seinem Dasein, Leben und Wirken anschauen und betrachten; so steht es, trotz allem was Zoologie und Zootomie darüber lehren, als ein unergründliches Geheimnis vor uns. Aber sollte denn die Natur, aus bloßer Verstocktheit, ewig vor unserer Frage verstummen? Ist sie nicht, wie alles Große, offen, mitteilend und sogar naiv? Kann daher ihre Antwort je aus einem anderen Grund fehlen, als weil die Frage verfehlt war, schief war, von falschen Voraussetzungen ausging oder gar einen Widerspruch beherbergte? Denn, läßt es sich wohl denken, daß es einen Zusammenhang von Gründen und Folgen da geben könne, wo er ewig und wesentlich unentdeckt bleiben muß? - Gewiß, das alles nicht. Sondern das Unergründliche ist es darum, weil wir nach Gründen und Folgen forschen auf einem Gebiet, dem diese Form fremd ist und wir also der Kette der Gründe und Folgen auf einer ganz falschen Fährte nachgehn. Wir suchen nämlich das innere Wesen der Natur, welches uns aus jeder Erscheinung entgegentritt, am Leitfaden des Satzes vom Grunde zu erreichen; - während doch dieser die bloße Form ist, mit der unser Intellekt die Erscheinung, d. h. die Oberfläche der Dinge auffaßt: wir aber wollen damit über die Erscheinung hinaus. Denn innerhalb dieser ist er brauchbar und ausreichend. Da läßt sich z. B. das Dasein eines gegebenen Tieres erklären, - aus seiner Zeugung. Diese nämlich ist im Grunde nicht geheimnisvoller, als der Erfolg jeder andern, sogar der einfachsten Wirkung aus ihrer Ursache; indem auch bei einem solchen die Erklärung zuletzt auf das Unbegreifliche stößt. Daß, bei der Zeugung, ein paar Mittelglieder des Zusammenhangs mehr uns fehlen, ändert nichts Wesentliches: denn, auch wenn wir sie hätten, ständen wir doch am Unbegreiflichen. Alles, weil die Erscheinung Erscheinung bleibt und nicht zum Ding an sich wird.

Das innere Wesen der Dinge ist dem Satz vom Grunde fremd. Es ist das Ding an sich und das ist lauterer  Wille.  Der ist, weil er will und will, weil er ist. Er ist in jedem Wesen das schlechthin Reale.

Der Grundcharakter aller Dinge ist Vergänglichkeit: wir sehn in der Natur alles, vom Weltall bis zum Organismus, teils durch sein Dasein selbst, teils durch den Konflikt mit anderem, sich aufreiben und verzehren. Wie könnte dabei die Natur das Erhalten der Formen und Erneuern der Individuen die zahllose Wiederholung des Lebensprozesses, eine unendliche Zeit hindurch aushalten, ohne zu ermüden; wenn nicht ihr eigener Kern ein Zeitloses und dadurch völlig Unverwüstliches wäre, ein Ding an sich, ganz anderer Art, als seine Erscheinungen, ein allem Physischem heterogenes Metaphysisches? - Dieses ist der  Wille  in uns und in allem.

Wir klagen über die Dunkelheit, in der wir dahinleben, ohne den Zusammenhang des Daseins im Ganzen, zumal aber den unseres eigenen Selbst mit dem Ganzen zu verstehn; so daß nicht nur unser Leben kurz, sondern auch unsere Erkenntnis ganz auf dasselbe beschränkt ist; da wir weder über die Geburt zurück, noch über den Tod hinaus sehn können, mithin unser Bewußtsein gleichsam nur ein Blitz ist, der augenblicklich die Nacht erhellt; demnach es wahrlich aussieht, als ob ein Dämon heimtückisch alles weitere Wissen uns verbaut hätte, um sich an unserer Verlegenheit zu weiden.

Diese Klage ist aber eigentlich nicht berechtigt: denn sie entsteht aus einer Jllusion, welche herbeigeführt wird durch die falsche Grundansicht, daß das Ganze der Dinge von einem  Intellekt  ausgegangen, folglich als bloße  Vorstellung  dagewesen sei, ehe es wirklich geworden ist; wonach es, als aus der Erkenntnis entsprungen, auch der Erkenntnis ganz zugänglich, ergründlich und durch sie erschöpfbar sein müßte. - Aber, der Wahrheit nach, möchte es vielmehr sich so verhalten, daß alles das, was wir nicht zu wissen uns beklagen, von Niemandem gewußt werde, ja, wohl gar an sich selbst gar nicht wißbar, d. h. nicht vorstellbar, sei. Denn die  Vorstellung,  in deren Gebiet alles Erkennen liegt und auf die daher alles Wissen sich bezieht, ist nur die äußere Seite des Daseins, ein Sekundäres, Hinzugekommenes, nämlich etwas, das nicht zur Erhaltung der Dinge überhaupt, also des Weltganzen, nötig war, sondern bloß zur Erhaltung der einzelnen tierischen Wesen. Daher tritt das Dasein der Dinge überhaupt und im Ganzen nur  per accidens  [durch Zufall - wp], mithin sehr beschränkter Weise, in die Erkennntnis: es bildet nur den Hintergrund des Gemäldes im animalischen Bewußtsein, als wo die Objekte des Willens das Wesentliche sind und den ersten Rang einnehmen. Nun entsteht zwar mittels dieser Akzidenz, die ganze Welt in Raum und Zeit, d. h. die Welt als Vorstellung, als welche außerhalb der Erkenntnis ein derartiges Dasein gar nicht hat; deren inneres Wesen hingegen, das an sich Existierende, von einem solchen Dasein aber auch ganz unabhängig ist. Da nun also, wie gesagt, die Erkenntnis nur zum Behuf der Erhaltung jedes tierischen Individui da ist; so ist auch ihre ganze Beschaffenheit, alle ihre Formen, wie Zeit, Raum usw. bloß auf die Zwecke eines solchen eingerichtet: diese nun erfordern bloßt die Erkenntnis von Verhältnissen zwischen einzelnen Erscheinungen, keineswegs aber die vom Wesen der Dinge und dem Weltganzen.

KANT hat nachgewiesen, daß die Probleme der Metaphysik, welche jeden mehr oder weniger beunruhigen, keiner direkten, überhaupt keiner genügenden Lösung fähig seien. Dies nun aber beruth, im letzten Grund darauf, daß sie ihren Ursprung in den Formen unseres Intellekts, Zeit und Raum und Kausalität, haben, während dieser Intellekt bloß die Bestimmung hat, dem individuellen Willen seine Motive vorzuschieben, d. h. die Gegenstände seines Wollens, nebst Mitteln und Wegen, sich ihrer zu bemächtigen, ihm zu zeigen. Wird jedoch dieser Intellekt jedoch  abusive  [mißbräuchlich - wp] auf das Wesen an sich der Dinge, auf das Ganze und den Zusammenhang der Welt gerichtet; so gebären die besagten, ihm anhängenden Formen des Neben-, Nach- und Durcheinander aller irgend möglichen Dinge ihm die metaphysischen Probleme, wie etwa vom Ursprung und Zweck, Anfang und Ende der Welt und des eigenen Selbst, von der Vernichtung dieses durch den Tod oder dessen Fortdauer trotz demselben, von der Freiheit des Willens und dgl. mehr. - Denken wir uns nun aber jene Formen einmal aufgehoben und dennoch ein Bewußtsein von den Dingen vorhanden; so würden diese Probleme nicht etwa gelöst, sondern ganz verschwunden sein und ihr Ausdruck keinen Sinn mehr haben. Denn sie entspringen ganz und gar aus jenen Formen, mit denen es gar nicht auf ein Verstehn unserer persönlichen Zwecke abgesehen ist.

Diese gesamte Betrachtung nun liefert uns eine Erläuterung und  objektive  Begründung der Kantischen, von ihrem Urheber nur von der  subjektiven  Seite aus begründeten Lehre, daß die Formen des Verstandes bloß von immanentem, nicht von transzendentem Gebrauch seien. Man könnte nämlich statt dessen auch sagen: der Intellekt ist physisch, nicht metaphysisch, d. h. wie er aus dem Willen, als zu dessen Objektivation gehörig; entsprossen ist; so ist er auch nur zu dessen Dienst da: dieser aber betrifft bloß die Ding  in  der Natur, nicht aber irgendetwas über diese hinaus Liegendes. Jedes Tier hat (wie ich das im "Willen in der Natur" ausgeführt und belegt habe) seinen Intellekt offenbar nur zu dem Zweck, daß es sein Futter auffinden und erlangen könne; wonach dann auch das Maß desselben bestimmt ist. Nicht anders verhält es sich mit dem Menschen; nur daß die größere Schwierigkeit seiner Erhaltung und die unendliche Vermehrbarkeit seiner Bedürfnisse hier ein viel größeres Maß an Intellekt nötig gemacht hat. Bloß, wann dieses, durch eine Abnormität, noch exzediert [herausgeschnitten - wp] wird, stellt sich ein völlig  dienstfreier Überschuß  dar, welcher, wann beträchtlich,  Genie  genannt wird. Hierdurch wird nun ein solcher Intellekt zunächst nur recht  objektiv:  aber es kann dahin führen, daß er, in gewissem Grade, selbst metaphysisch werde, oder wenigstens strebe, es zu sein. Denn eben infolge seiner Objektivität wird jetzt die Natur selbst, das Ganze der Dinge, sein Gegenstand und sein Problem. In ihm nämlich fängt die Natur allererst an, sich selbst so recht wahrzunehmen als etwas, welches ist und doch auch  nicht  sein könnte oder wohl auch  anders  sein könnte; während im gewöhnlichen bloß normalen Intellekt die Natur sich nicht deutlich wahrnimmt; wie der Müller nicht seine Mühle hört oder der Parfümeur nicht seinen Laden riecht. Sie scheint sich ihm von selbst zu verstehen: er ist in ihr befangen. Bloß in gewissen helleren Augenblicken wird er sie gewahr und erschrickt beinahe darüber: aber es gibt sich bald. Was demnach solche Normalköpfe in der Philosophie leisten können, auch wenn sie haufenweise zusammenlaufen, ist bald abzusehen. Wäre hingegen der Intellekt, ursprünglich und seiner Bestimmung nach, metaphysisch; so könnten sie, besonders mit vereinten Kräften, die Philosophie, wie jede andere Wissenschaft, fördern.
LITERATUR - Arthur Schopenhauer, Einige Betrachtungen über den Gegensatz des Dinges an sich und der Erscheinung, Parerga und Paralipomena II, Sämtliche Werke, Bd. VI (Ausgabe Frauenstädt), Leipzig 1874
    Anmerkungen
    1) Der Unterschied zwischen Ding an sich und Erscheinung läßt sich auch ausdrücken als der zwischen dem  subjektiven  und  objektiven  Wesen eines Dings. Sein rein  subjektivisches  Wesen ist eben das Ding an sich: dasselbe ist aber kein Gegenstand der Erkenntnis. Denn einem solchen ist es wesentlich, immer in einem erkennenden Bewußtsein, als dessen Vorstellung, vorhanden zu sein: und was daselbst sich darstellt, ist eben das  objektive  Wesen des Dings. Dieses ist demnach Gegenstand der Erkenntnis: allein als solcher ist es bloße Vorstellung und da es dies nur mittels eines Vorstellungsapparates werden kann, der seine eigene Beschaffenheit und daraus entspringende Gesetze haben muß; so ist es eine bloße Erscheinung, die sich auf ein Ding an sich beziehen mag. Dies gilt auch noch da, wo ein Selbstbewußtsein, also ein sich selbsterkennendes Ich vorhanden ist. Denn auch dieses erkennt sich nur in seinem Intellekt, d. h. Vorstellungsapparat und zwar durch den äußeren Sinn als organische Gestalt, durch den inneren als Willen, dessen Akte es durch jene Gestalt so simultan wiederholt werden sieht, wie die dieser durch ihren Schatten, woraus es auf die Identität beider schließt und solche Ich nennt. Wegen dieser zwiefachen Erkenntnis aber, auch wegen der großen Nähe, in der hier der Intellekt seinem Ursprung oder Wurzel, dem Willen, bleibt, ist die Erkenntnis des objektiven Wesens, also der Erscheinung, hier viel weniger vom subjektiven, also dem Ding an sich, verschieden, als bei der Erkenntnis mittels des äußeren Sinnes oder dem Bewußtsein von anderen Dingen, im Gegensatz des Selbstbewußtseins. Diesem nämlich, sofern es durch den inneren Sinn allein erkennt, klebt nur noch die Form der Zeit, nicht mehr die des Raums an und ist, neben dem Zerfallen in Subjekt und Objekt das Einzige, was es vom Ding an sich trennt.