cr-4ra-2C. StumpfR. HönigswaldA. StadlerE. BarthelsB. ErdmannW. Wundt    
 
FRIEDRICH HEINRICH JACOBI
Über gelehrte Gesellschaften
[ihren Geist und Zweck]
[2/2]

"Verstand kann im höchsten Grad vorhanden sein, auch wo die verruchtesten Zwecke zum Vorschein kommen. Er führt die besten wie die schlimmsten mit demselben Eifer aus. Von sich selbst weiß er nicht, was gut oder böse, sondern nur, was ein Mehr oder Weniger ist. Er kann nur messen nach einem ihm gegebenen Maß, nur über - nicht unterlegen, nur zählen, rechnen und berechnen. Einen ersten Grund, oder einen letzten Zweck auszumachen, liegt ganz außerhalb seiner Sphäre."

"Da die Sätze, so wie die Sachen selbst unendlich viele Seiten haben, aus denen sie betrachtet werden können, so erweist ein geübter Dialektiker gar leicht, daß das nämliche wahr, daß es falsch, und daß es keines von beiden ist. Wenn man ihnen glaubt, so weiß man nicht, ist Gott oder ist er nicht, ist Christus ein Mensch oder kein Mensch, ist er etwas oder nicht etwas, Nichts oder Nichts."

"Nie sind vielleicht Gelehrte mehr geachtet worden, als in den Zeiten, da die Dämmerung der Wissenschaften anbrach; man sah den unentbehrlichen Wert eines Gutes, das man so lange verachtet hatte, und indem eine Partei das Licht scheute, nahm die andere an der aufgehenden Morgenröte umso mehr Anteil. Universitäten waren Festungen und Bollwerke der Wissenschaft gegen die streitende Barbarei des Kirchendespotismus; einen halbunerkannten Schatz bewahrten sie zumindest für bessere Zeiten. Auch in diesen Anstalten ist Deutschland gleichsam der Mittelpunkt Europas geworden; in ihm gewannen die Rüstkammern und Vorratshäuser der Wissenschaften nicht nur die festeste Gestalt, sondern auch den größten inneren Reichtum."

Doch nicht diese und jene Lehre allein; die Wissenschaft überhaupt, als entspringend aus einer freien Kraft, und auch sie selbst, in einzelnen Menschen, eine Tugend und wahrhafte Größe der Seele, war und ist notwendig allen verhaßt, die nach grenzenloser Herrschaft und dahin streben, daß nur für gut geachtet wird, was sie lohnen, samt solchem Lohn; für böse allein, was sie strafen, samt solcher Strafe.

Wohl uns, daß kein NERO, kein DOMITIAN das ausrotten kann, was so tief gewurzelt, als das Wesen der Menschheit, so unvervänglich ist, wie diese selbst. Vergebens schmeichelte sich der erste mit der Hinrichtung des THRASEA und SORANUS der Tugend ihre letzten Freunde zu rauben und ihr selbst ein Ende zu machen. Umsonst jagte der zweite alle Lehre des Guten und Wahren ins Elend, und bedrängte ihre Schüler und Freunde; sein Drohen und Wüten reichte nicht aus, eine Menge edler Jünglinge zu verhindern, daß sie nach Bithynien wanderten, EPIKTETs Beispiel zu schauen und Weisheit zu hören; Verbannung und Schwert hatten noch viele übrig gelassen, aus deren Mitte, nach dem Fall des Tyrannen, ein NERVA und TRAJAN traten hervor und die Wunden der Menschheit heilten wieder.

Es ist merkwürdig, daß gerade auf DOMITIAN fünf treffliche Regenten in ununterbrochener Reihe folgten. Der letzte davon, MARC AUREL, erhielt nach seinem Tod den Beinamen des Philosophen (Antoninus philosophus), nicht durch einen Beschluß des Senats, sondern durch die allgemeine Stimme, welche damit ausdrücken wollte, wie ihm Menschenwohl am Herzen gelegen, und mit welcher Weisheit und Standhaftigkeit er es überall befördert hat. Selbst in JUSTINIANs Gesetzbuch wird er nie anders genannt. Während seiner Regierung hat er diesen Namen nicht geführt; er findet sich auf keiner Inschrift und keiner Münze dieser Zeit; seine Bescheidenheit hätte so etwas nicht zugelassen. Oft aber wiederholte er jenen bekannten Spruch des PLATON, dessen Wahrheit er durch sein ganzes Leben zu beweisen trachtete: Daß der Staat, wie der einzelne Mensch, sich nur in dem Maße wohl befindet und immer vollkommener wird, wie philosophischer Geist darin die Herrschermacht verwaltet.

MARC AUREL ist unübertroffen geblieben. Einzig von ALEXANDER SEVERUS dürfte gesagt werden, daß er ihm nachgeeifert hat, und vielleicht sein großes Muster erreicht hätte, wäre er nicht in seinem sechsundzwanzigsten Jahr schon ermordert worden. Die Ungeheuer vor ihm, die in die Fußstaphen des TIBER und NERO getreten waren, ihnen geflissentlich nachgeahmt, und sie an Mannigfaltigkeit der Laster und Ausschweifungen übertroffen hatten: ein COMMODUS, CARACALLA, MACRIN und HELIOGABAL, hatten sich den Namen ANTONIN, wegen der Ehrfurcht, die ihn begleitete, beilegen lassen. SEVERUS schlug ihn aus: ich würde erliegen, sagte er, unter dem Gewicht eines Namesn, welchen PIUS und MARKUS getragen haben. Von der dreizehnjährigen Regierung dieses Jünglings ist mit Recht gesagt worden, daß sie Greisen zum Muster dienen kann. (11)

Mit diesem großen und guten Fürsten war den Wissenschaften und Tugenden, war aller guten Ordnung die Sonne zum letztenmal wieder aufgegangen. Er starb, und es wurde über Rom nicht wieder Tag. Mit der Philosophie ging - was nicht ausbleiben konnte - auch ihre Tochter, die Rechtsgelehrsamkeit unter; die Vernunft selbst schien ausgelöscht zu sein. Alles wurde Finsternis und Chaos; die Barbarei, in doppelter Gestalt, triumphierte, und brachte - dadurch, daß  Rohheit  sich mit  Versunkenheit  mischte - einen von Menschen noch nicht erfahrenen Zustand der Dinge hervor.

Selbst das Christentum, das sich jetzt ausbreitete, und bald herrschende Volks- und Staatsreligion wurde, besserte nicht, sondern wurde mit verdorben. Keine Geschichte ist Greuelvoller, als die Geschichte des nach Byzanz verlegten, von nun an ganz christlichen Roms. So wahr ist es, daß selbst Religion und Kirche nur dann ihr hohes Mittleramt zwischen Erde und Himmel treu erfüllen können, wenn sie immer anhand der freien Untersuchung einhergehen, eingedenk der allgemeinen Vorschrift, alles zu prüfen, und nachzujagen jeder Tugen, jedem Lob, also auch dem des heiteren vielseitigen Wissens, des unbefangenen Forschens nach allen Seiten.

Was aber nur zerstörend wirkt, hat eine Grenze, wo es zu wirken aufhören und einem ihm entgegengesetzten neuen Beginnen - welches schafft, bildet und bessert - weichen muß.

Das Zerstörende ist nicht von Anfang an, sondern das Schaffende. Dieses allein ist ewig, seine Kräfte veralten nicht.

Und so brach dann auch diesmal, nach einer langen Nacht, wieder eine Morgenröte an. Der sie heraufführte, war derselbe große Mann, mit dem das deutsche Kaisertum beginnt.

Auf seinem glücklichen Zug gegen die Langobarden in Italien, lernte KARL aus Trümmern den großen Geist des Altertums kennen, und sein Herz entbrannte für die Wiederbelebung der Wissenschaften und Künste im ganzen Umfang seines Reiches. Er zog ALCUIN und noch andere gelehrte Männer und Liebhaber der Wissenschaften an seinen Hof. Diese errichteten dort eine besondere Gesellschaft, von der KARL selbst Mitglied wurde, und gaben ihr den Namen  Akademie.  So entstand die erste europäische gelehrte Gesellschaft. Ihr Vorsteher scheint eine Zeitlang ALCUIN gewesen zu sein. Zu ihren Mitgliedern gehörten, außer dem Kaiser selbst und seinem berühmten Kanzler EGINHARD, der Erzbischof von Mainz, RICULF, ferner THEODULF, ANGILBERT und andere. Die zahlreichen abkömmlinge dieses Instituts leuchten über das ganze neunte Jahrhundert (12).

Daß KARL nicht bloß darum gelehrte Männer um sich versammelte, weil er bei seiner feurigen Begierde nach Unterricht, ihren Umgang lieben mußte; sondern daß ihm die Bildung seines gesamten Volkes, die Veredlung des Nationalcharakters am Herzen lag; das beweisen die von ihm gemachten umfassenden Anstalten für den öffentlichen Unterricht, dessen eigentlicher  Stifter  er geworden ist. "Durch ihn", sagt HEGEWISCH vortrefflich, "geschah der erste Übergang der Deutschen, von "bloß sinnlicher Tätigkeit, zur Tätigkeit des Geistes." (13)

Es mußte, wenn sein Vorhaben gelingen sollte, bei denen angefangen werden, welche den Thron zunächst umgaben. Deswegen stiftete KARL die Akademie an seinem Hof, und setzte, durch die mächtige Einwirkung seines Beispiels, alle nur mit einiger Anlage geborenen Geister in Bewegung. Die Großen durften nicht mehr jede wissenschaftliche Beschäftigung, bis auf das Lesen und Schreiben herab, mit Verachtung ansehen, wollten sie nicht diejenigen, die sie des Mangels einer hohen Geburt wegen geringschätzten, über sich erhoben, und allein begünstigt sehen. Dergestalt verschaffte sich KARL in wenigen Jahren tüchtige Gehilfen, eifrige Teilnehmer an seinen erhabenen Zwecken.

Nun schritt er weiter, und verordnete bei jedem Kloster und bei jeder Stiftskirche Schulen zu errichten, daß sie nicht bloß zur Bildung derer, die sich dem geistlichen Stand widmeten, sondern auch der Laien, zumal aus den höheren Ständen, tauglich werden (14). Zum Besten des gemeinen Volkes und des nicht genug unterrichteten Landpriesters verfügte er, daß Stellen aus den Kirchenvätern gesammelt, ins Deutsche übersetzt, und an Sonn- und Festtagen von den Geistlichen dem Volk vorgetragen werden mußten.

Aus keiner von den Verordnungen dieses wahrhaft großen Mannes, der nicht bloß  beherrschen,  sondern  regieren  wollte, leuchtet wohl sein gerader und tiefer Sinn, sein durchdringender Verstand mehr hervor, als aus den eben aufgeführten. Er sah, welchen Weg die Aufklärung nehmen muß, um wahre, durchaus heilsame Aufklärung zu werden. (15)

Leider war dieser große Reformator zugleich Eroberer, und glaubte widerspenstige Heiden auch mit dem Schwert bekehren zu müssen. So geschah es, daß er sich selbst entgegen arbeitete, und was er pflanzte, nicht genug zu Kräften kommen konnte. Zwar dauerten die von ihm gestifteten Schulen fort, ja ihre Anzahl vermehrte sich mit der Ausbreitung des Christentums und dem daraus entspringenden Bedürnis einer zahlreicheren Geistlichkeit. Über diesem Bedürfnis aber wurde nun auch alles andere vergessen; man erzog bloß Kirchendiener, und brachte ihnen notdürftig bei, was zum Kirchendienst unentbehrlich war. Die tiefste und verderblichste Unwissenheit wurde herrschend, Hierarchie und Feudalanarchie erreichten den Gipfel ihrer Macht; Staat und Kirche verwilderten: es entstand die Epoche, welche den Namen des  eigentlichen  Mittelalters führt.

Gegen die Hälfte desselben, zu Anfang des 13. Jahrhunderts, bildeten sich jene viergliedrige Lehr- und Lernkörper, deren Abkömmlinge noch bis auf diesen Tag den barbarischen Namen von Universitäten tragen. Mit ihnen, mit der unumschränkten Herrschaft der Scholastik, welche damals kulminierte, mit den Dominikanern und Franziskanern, wurde die Verfinsterung der Vernunft zentral (16). Sprachkenntnisse und alte Literatur sanken in gänzliche Verachtung, man spottete derer die sich nur einigermaßern damit beschäftigten als träge Köpfe. - Gleichwohl dauerte daneben - wie das ganze Mittelalter hindurch - der Unterricht in den sogenannten sieben freien Künsten, als Vorbereitung, fort; und dieser Anordnung,  den Vorbereitungsschulen,  hat man es in erster Linie zu verdanken, daß nicht damals die alte Literatur ganz in Vergessenheit geriet und daß wenigstens eine Möglichkeit der Rückkehr zu einem mit der Vorwelt verschwundenen Schönen, Großen und Wahren erhalten wurde. (17)

Es ist höchst merkwürdig, daß, obgleich während des Mittealters in mehreren Teilen der Wissenschaften nicht unbedeutende Fortschritte geschahen - wie, mit GERBERT, in der Geometrie und Arithmetik; mit ALBERT dem Großen und ROGER BACON in der Naturlehre - andere Zweige menschlicher Erkenntnis sich sogar als neue Triebe entwickelten, und gelehrte Beschäftigung auch unter die Laien brachten, wie Rechtsgelehsamkeit und Heilkunde, die zu gleicher Zeit, am Ende des 11. Jahrhunderts, empor kamen, jene zu Bologna, diese zu Salerno: daß ungeachtet dieser Fortschritte, und der  mächtigen  Anregung des Denkvermögens durch das scholastische Studium (18); eine eigentliche  Vernunftkultur  doch nicht aufkam und sichtbar wurde. Diese entstand erst mit dem Wiederaufleben der alten Literatur, und gewann mächtigen Fortgang da, fast zu gleicher Zeit, in  Italien  durch COSMUS von MEDICIs jene, nicht bloß in der Gelehrten - sondern auch in der Weltgeschichte berühmte  platonische  Akademie; und sich in  Deutschland,  unter dem Schutz JOHANN von DALBURGs und anderer Edlen, eine ähnliche gelehrte Gesellschaft bildete, welche sich die  Rheinische (societas litteria Rhenana) nannte, und noch folgenreicher wurde, als die Florentinische.
    "In einem Zeitalter", bemerkt  Heeren über das florentinische Institut, "wo die Anstalten zur Beförderung der Wissenschaften noch alle unter dem Zwang des Klosters oder der  Zunftrechte standen, zeige COSMUS in seiner platonischen Akademie das erste Muster einer  freien  Verbindung zur wissenschaftlichen Kultur, von der die vielen späteren Institute dieser Art, die meist ihren Namen (Akademien) trugen, ohne ihren Geist geerbt zu haben, Nachahmungen waren." (19)
Vom  Rheinischen Institut  sagt HEGEWISCH, nachdem er die Bemerkung gemacht hat - daß dergleichen vorher noch nicht in Deutschland,  außer  einmal am Hof Karls des Großen, gewesen  war: -
    "So viel uns von dieser Gesellschaft bekannt ist, war sie auf den Fuß eingerichtet, der für literarische Gesellschaften der schicklichste zu sein scheint.  Conrad Celtes  scheint, wo nicht ihr erster, doch ihr vornehmster und tätigster Urheber gewesen zu sein. Das einzige Band, das die Mitglieder vereinigte, war gegenseitige Freundschaft, aus einem gemeinschaftlichen Verlangen nützlich zu sein entsprungen, und auf gegenseitige Achtung gegründet. Mitglieder dieser Gesellschaft waren der Freiherr  von Dalburg, nachmaliger Bischof von Worms, der Freund von  Conrad Celtes, Rudolf Agrikola, Johann Reuchlin und jedes Mannes, der durch vorzügliche Talente einen Platz neben ihnen verdiente;  Bilibald Birkhaimer, der als Staatsmann, als Soldat und eleganter Schriftsteller eine außerordentliche Erscheinung im damaligen Deutschland war; nebst vielen anderen zum Teil durch ihren Stand und Rang, zum Teil durch ihre Gelehrsamkeit und Talente ausgezeichneten Männern." (20)
Das zufällig gleichzeitige Ereignis der Auswanderung einer Menge griechischer Gelehrter am Ende des 14. und im Laufe des 15. Jahrhunderts, mit den von ihnen geretteten Schätzen des klassischen Altertums, nach dem westlichen Europa, konnte eine so auffallende und schnelle Veränderung wie die, welche wir gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts sich ereignen sehen, nicht bewirken, wenn nicht diese Veränderung schon lange vorbereitet, die Macht der Barbarei damals schon wirklich gebrochen, selbständiges Denken unter den Völkern schon erweckt war.

Es war Tag geworden - nicht in den Köpfen und Schulen der damals Alleingelehrten, sondern gegen den Willen dieser, in den Köpfen der Laien und in der Schule der Welt. Jene Verbreitung des Unterrichts, der Kenntnisse, einer mehr oder weniger gelehrten Bildung durch alle Klassen und Stände, welche ehemals KARL der Große zu veranstalten gesucht hatte, damit ihm ein Volk edler Zwecke fähig würde, war allmählich, durch den steten und tiefen Gang der Zeiten, unter äußerlich heftigen Stürmen, und auf einem ganz anderen Weg als dem Weg der Schulen, nämlich durch einen zwischen Sklaverei und Tyrannei in die Mitte getretenen  dritten  Stand, durch dessen Fortbildung und Erstarkung, überall herbeigeführt worden.

Jeder mit der Weltgeschichte nur einigermaßen bekannte weiß, daß aus den Städten, aus dem freien Bürgerstand alle gute Ordnung und alle gute Sitte: redlicher Fleiß, gerechte Verfassungen, weise, zur Menschlichkeit bildende Anstalten, Künste und Wissenschaften, alle friedlichen Tugenden mit Tapferkeit verbunden, hervorgegangen sind. Mit dem freien Bürgerstand wurde all das, und es ist nirgendwo vereinigt auf dieser Erde angetroffen worden, wo nicht ein solches  Rechtliches Gemeinwesen,  dem Wesentlichen nach,  zuvor  entstanden war. Mit Bürgersinn und Bürgergeist kommt und entwickelt sich alles Gute; was jenen verdirbt und unterdrückt, verdirbt und unterdrückt auch dieses. (21)

In Italien siegte zuerst das Rechtliche über das  Vorrechtliche; dann auch in Deutschland. Es entstanden Gewalten, die nicht, gleich den blinden Naturkräften, bloß nach dem Gesetz des Stärkeren wirkten, sondern diesem entgegen, um es unter sich zu bringen. Niemand sollte weiterhin mehr  Gewalt  besitzen, als er  Recht  hätte; aber so groß eines jeden  Recht  wäre, sollte auch seine  Gewalt  sein: was allerdings so viel hieß wie die Natur umkehren wollen, nämlich die  tierische.  Weil dies unmöglich ist, indem der Vernunft zwar das höchste Ansehen, den Begierden und Leidenschaften aber die  Stärke  beiwohnt, so sind künstliche Verfassungen notwendig, und Mauern, und Waffengebrauch.

Schon lange vor diesem Zeitpunkt waren in den verschiedenen Teilen des westlichen Europa Städte in großer Anzahl entstanden. Ihre Bewohner erhielten  Freiheiten  von den Herren der Städte, aber keineswegs die Freiheit (22); sie blieben dem Frohn und Drangsalen allerlei Art unterworfene Knechte. Aus dieser Zeit sind die Zünfte (23). Unterdessen vervollkommneten sich Handwerke und Künste; es wurden mancherley Einsichten gewonnen; gute Gewohnheiten entstanden und setzten sich fest. Diese mechanische Kultur veredelte sich aber zu einer geistigen und wahrhaft sittlichen erst mit der Entstehung unabhängiger Verfassungen.
    "Es ist kaum glaubliche", sagt der aufrichtige  Ignaz Schmidt  von der damaligen Epoche, "welche Gärung fast zu gleicher Zeit unter das Menschengeschlecht gekommen war, gleichsam als wollte es auf einmal einholen, was es mehrere Jahrhunderte hindurch versäumt hatte." (24)
Was die vorhergegangenen Jahrhunderte so dunkel und immer dunkler hatte werden lassen, ist, nachdem so viele treffliche Männer diesen Gegenstand erörtert haben, allgemein bekannt. Unwissenheit und Roheit stiegen, so wie  Hierarchie  und  Feudalismus  einander gegenüber ihre Gipfel machten, beide Gewalten, unverabredet, zusammenwirkten, um alle wahre Staatsgewalt zu vernichten. Da dem geistlichen Stand allein noch einiger Unterricht zuteil wurde, so konnte es nicht fehlen, daß er sich den weltlichen allmählich unterwarf; denn das wird nie geschehen, daß der Ungebildete den Gebildeten auf die Dauer beherrscht. Die ersten Schulen waren zum Dienst der Kirche errichtet worden, und so wurden es nachher auch alle größeren und umfassenderen Lehranstalten. Jene standen unter der Vormundschaft der Bischöfe: diese, die späteren Universitäten, (das studium generale) unter der Vormundschaft des Papstes. Von Rom aus wurde durch ganz Europa bestimmt, welche Wissenschaften auf jeder neuen Universität zu lehren gestattet sein sollte, und welche nicht. Die  Prager  wurde nur überhaupt auf  erlaubte  Wissenschaften eingeschränkt; als wenn es auch unerlaubte  Wissenschaften,  ketzerische  Wahrheiten  geben könnte. Da nun die Lehrer, wie der niederen so der höheren Schulen, auch in nicht theologischen Wissenschaften, fast alle  Mönche  waren, weil sich nur in diesem Stand Gelehrte bildeten, und es außer ihm an Hilfsmitteln und Bequemlichkeit, Fortschritte in den Wissenschaften zu machen, gebrach; so geschah es, daß alle Gelehrsamkeit der Hierarchie und der päpstlichen Herrschaft dienstbar, alle Studien  auf die Zwecke der Geistlichkeit  eingeschränkt und  berechnet  wurden. (25) Philosophie war nicht, und damit keine jemals entsteht, wurde das, was ihren Namen trug, die Scholastik eingeführt. Ihr Amt war, das dogmatische Religionssystem der Kirche zu verteidigen und zu befestigen gegen jeden Angriff. Der  Vernunft  die höchste Autorität einzuräumen, wäre offenbar ketzerisch gewesen. Die  orthodoxe  Lehre war und  blieb:  es sei dem Menschen die Vernunft bloß dazu gegeben, daß er den  Priester  finden kann, von dem er das  Unfehlbare  zu vernehmen hätte, darum nannte sich auch jene Philosophie mit Recht, die bloße  Magd der Theologie.  Regte sich irgendwo ein freierer Geist, wie schon, da die Scholastik begann, in diesem merkwürdigen SCOTUS ERIGENA, oder später in ABÄLARD, so war Unterdrückung, Verfolgung, der Bann, auch wohl der Scheiterhaufen ihr Los.

Diese Verfassung konnte sich selbst nicht bessern (wie dies in Wahrheit auch keine noch getan hat: das Übel wird in und durch sich selbst nur immer ärger); - sie mußte untergehen, und über ihr eine andere emporkommen. Dieses ereignete sich, nachdem eine Reihe von Begebenheiten - Kreuzzüge und erweiterte Schiffahrt, mit allem was sie nach sich zogen - den Gesichtskreis der Völker erweitert, und ihnen Mut und Vermögen gegeben hatten, das allen Menschen zukommende Gefühl der  Selbstangehörigkeit,  gegen geistliche und leibliche Tyrannei geltend zu machen. Es entstand eine zahlreiche Klassen von Männern, welche durch die Beschaffenheit ihrer Erziehung, Lebensart, Nachforschungen und Erfahrungen, eine ganz andere Ansicht von Welt und Menschen, und ganz andere Kriterien des Wissenswürdigen und Wahren erlangt hatten, als diejenigen, welche die damaligen Schulen und Hörsäle geben konnten. (26) Diese Klasse, oder vielmehr der, aus der Einsicht des  wahrhaft  Nützlichen und der Menschheit allgemein Aufhelfenden, hervorgegangene Geschmack am Guten und Schönen, gewann die Oberhand. Die einheimischen Unterdrücker und Verwüster Ausoniens [griech. Name für Italien - wp] verschwanden und an ihrer Stelle wurden  Bürger  Fürsten. Es entstand das Zeitalter der  Medici  und zu Florenz jene schon erwähnte Akademie, die unter ihre tätigsten Mitglieder und Beförderer, einen Herzog, FRIEDRICH von URBINO, und einen König, den berühmten MATHIAS CORVINUS von Ungarn, zählte. Die Begeisterung Italiens ging nach Deutschland über, doch mit dem Unterschied, daß, wie dort aus gelehrten Bürgern  Fürsten  geworden waren, hier aus Fürsten und Fürstengenossen  Gelehrte,  zumindest Freunde, Liebhaber und Beförderer der Wissenschaften wurden. Wem sind in dieser Hinsicht die Namen FRIEDRICHs des Weisen von Sachsen, des pfälzischen PHILIPPs, der Herzoge EBERHART und ULRICH von Wirtemberg, des JOHANNES von DALBURG, des Grafen MORITZ von SPIEGELBERG, des RUDOLF von LANGE, und ihrer Zöglinge, HERMANNs von NUENAR und HERMANs von dem BUSCHE; zumal ULRICHs von HUTTEN unbekannt geblieben?

Zeitgenossen dieser treffllichen Männer waren die drei Patriarchen der Humanisten Deutschlands, RUDOLPH AGRICOLA, JOHANN REUCHLIN und CONRAD CELTES. Die Reihe trefflicher Schriftsteller, die im 16. Jahrhundert in unserem Vaterland auftraten, sind als Abkömmlinge von ihnen zu betrachten. Gleichwohl waren sie keine Schulmänner, sondern lehrten nur vorübergehend, länger oder kürzer, auf Universitäten, und gehörten mehr (zumal die beiden ersten) den Geschäften und der großen Welt an. Ihnen hauptsächlich ist es beizumessen, daß die klassische Literatur, mit ihr Philosophie und Geschichtskunde, sich auch unter den höheren Ständen verbreitete, und an den Höfen Eingang fand. Dagegen gewannen sie an ihrer Seite eine Geistesbildung, die nur im Verkehr mit der wirklichen Welt, durch eine Teilnahme an ihren Geschäften, und den vertraulichen Umgang mit ihren Hauptgeschäftsführern, durch gegenseitigen Einfluß, Wirkung und Gegenwirkung gewonnen wird. Ohne eine dieser ähnlichen Wechselwirkung gedeihen weder Wissenschaft noch Regiment. Denn wie wollte die Unwissenheit mit Weisheit regieren, oder ihre unweisen Zwecke auch nur mit Glück ausführen? Wie wollte sie bei  Ansehen  bleiben, ohne welches keine wahrhafte Herrschergewalt ist und dauert? - Aber dagegen, wie wollten auch Wissenschaft und Weisheit ihre  Würde  und ihr  Ansehen  unmittelbar gewaltig und zu  dem  machen, was sich  allgemein  als das  Stärkere  erweist? - Weder jenes, noch dieses verträgt die menschliche Natur. Darum schmiege sich die Stärke der Weisheit an; die Weisheit der Stärke.


Daß die mit wenigen Zügen hier entworfene große Veränderung, welche sich im 15. und 16. Jahrhundert mit den Völkern von Europa zutrug, eine die gesamte Menschheit dieser Weltgegend veredelnde, ihren Zustand wahrhaft und allgemein verbessernde Veränderung gewesen sei, wird von niemand in Zweifel gezogen. Es läßt sich aber fragen mit Hinblick auf die weiteren Fortschritte, welche auf demselben Weg - wenigstens scheinbar auf demselben - nun schon mehr als drei Jahrhunderte hindurch gemacht worden sind: Ob diese ebenso unwidersprechliche Fortschritte zu einem immer Besseren gewesen sind, folglich die jetzt lebende Menschheit sich rühmen und erfreuen darf, dem großen Ziel der Gattung: dem inneren und äußeren Frieden, durch allgemeines gewisses Wissen des Wissenswürdigsten, und allgemeinen festen Besitz des Besitzenswertesten, um vieles näher gekommen zu sein, als es unsere Väter noch vor drei Jahrhunderten waren?

Diese Frage, wenn sie genugtuend beantwortet werden sollte, müßte höher, auf eine die menschliche Natur überhaupt in Anspruch nehmende Weise gestellt werden. Die Aufgabe würde dann also lauten: Hat die Menschengattung ein hier auf Erden erreichbares Ziel? Und, wenn sie ein solches hat: kommt das ganze Geschlecht demselben auf verschiedenen, wenn auch scheinbar entgegengesetzten Wegen, doch allmählich immer näher; oder können zumindest einzelne Völkerschaften sich ihm fortdauernd nähern, daß es zuletzt irgendwo erreicht wird?

Alle Tiergeschlechter haben ein für sie erreichbares Ziel; dem Trieb eines jeden wird Erfüllung, vollkommene Genüge, es vollendet seinen Weg, lebt sein Leben aus. Nicht so der Mensch. Er ist ein  jenseitiges  Wesen. Sinne und Verstand hat er mit den Tieren gemein. Die  Vernunft  gehört im besonders. Durch sie wird er  Gottes  und der  Tugend,  des  Schönen,  des  Guten,  des  Erhabenen  fähig: sein Instinkt ist  Religion

Die Fähigkeiten, die der Mensch mit den Tieren gemein hat, kann er auf eine unendlich mannigfaltigere Weise, als sie, anwenden, ausarbeiten, gebrauchen, und mit seinem klügeren Verstand, den der doch, als bloßen Verstand, nur einer reicheren und künstlicheren Organisation zu verdanken hat, es dahin bringen, daß er, verglichen mit seinen sprachlosen Brüdern, auch schon auf dieser Stufe, ein von ihnen wesentlich verschiedenes Lebendiges, ein freies, mit einem  schöpferischen  Geist begabtes, selbständiges Wesen zu sein scheinen mag.

Man unterlasse aber nicht darauf zu achten, daß die Fortschritte, welche der Mensch bloß mit dem auf die Sinnlichkeit notwendig allein sich beziehenden  Verstand  macht, in Absicht der  Vernunft,  d. h. der Ausbildung der eigentlichen  Humanität,  dessen, was ausschließlich und allein den Menschen zum Menschen macht - und das Geringste zu sagen -  gleichgültig  sind. Das heißt: jene Fortschritte können so beschaffen sein, und sie sind es  zu Beginn  allemal, daß sie die Einwirkung der wahren Humanität vorbereiten, sie begleiten und Fördern. Sie können aber auch eine solche Beschaffenheit annehmen, und haben sie bisher noch immer auf die mannigfaltigste Weise angenommen, daß sie auffallend das Gegenteil verursachen, die Humanität zerstören, die Vernunft unterdrücken, alles Göttliche aus des Menschen Brust verdrängen.

Es ist eine nur zu offenbare Tatsache, daß ein Volk bewundernswürdig kunstreich, vielseitig gebildet, auch äußerlich auf das Feinste gesittet; und doch innerlich zugleich im höchsten Grad verderbt, tief unsittlich, Gottesvergessen, im Ganzen aller wahren Tugend beraubt sein kann.

Ergriffen von dieser durch Vergangenheit und Gegenwart allgemein bestätigten Wahrheit; von der Wahrheit:  daß eine auf das sinnliche Leben allein sich beziehende Kultur,  weit entfernt durch ihre Fortschritte der Menschheit aufzuhelfen, sie in ihrem Innern unterdrückt und verdirbt, und uns, trotz aller Verfeinerung und Bereicherung daneben, in Wahrheit doch nur zu schlimmeren und unglücklicheren  Tieren  macht; tief ergriffen von dieser Wahrheit wollte ROUSSEAU, daß wir, um nur den, durchaus zu unserem Schaden, Wissenschaften, Künste und Gesetze erfindenden Verstand loszuwerden, mit ihm auch die  Vernunft (im Eifer gedachte er ihrer nicht!) fahren lassen, in die Wälder zurückkehren, und wieder vierfüßig und unschuldig werden sollten - wenn es nur jetzt noch auszuführen wäre!

Dieser feurige Redner, und fast alle die nach ihm denselben Stoff behandelt haben, sahen selbst nur im Licht des  Verstandes,  und so mußte ihnen die Lösung des Knotens unmöglich bleiben. Wenn nicht - meinten sie - die Vernunft zuwege bringen kann, daß  ein Himmel auf Erden  wird, so sei sie keiner sonderlichen Achtung wert, verdiene zumindest das bisher von ihr gemachte so große Aufheben nicht. Andere, welche das, was sie Vernunft nannten, bei Ansehen zu erhalten wünschten, die philosophische Partei, beteuerte: der Himmel auf Erden wird kommen; und das - - so bald nur von einem andern nicht mehr die Rede sein wird. So hatten die Nichtphilosophen ihren Spott und machten, ohne von der Vernunft etwas für die Zukunft zu erwarten, sich ihren Himmel auf Erden, so gut es gehen mochte, auf der Stelle. Dasselbe taten jene Philosophen in der Stille auch.

Das wahre Wort des Rätsels, oder seine Lösung, ist: ein  Ja  und  Nein  zugleich; beide von gleicher Stärke und von gleichem Recht; dergestalt, daß die Verneinung nicht die Bejahung, die Bejahung nicht die Verneinung aufhebt, sondern beide einander gegenüber bestehen, und sich die Waage halten.

Wenn das Begehrungsvermögen  Zwecke  gegeben hat, so hilft der Verstand, daß die  Mittel  zur Erreichung dieser Zwecke gefunden werden. Er unterscheidet, verbindet, ordnet, wägt und erwägt; er stillt das Gemüt, auf daß es klug werde. Aber aus sich selbst Zwecke hervorzubringen,  ursprüngliche  Zwecke, vermag er nicht. Diese entspringen ingesamt aus sinnlichen oder übersinnlichen, körperlichen oder geistigen Bedürfnissen. In und mit  jenen  waltet der Verstand; in und mit  diesen  die Vernunft.

Es ist eine Wahrheit, so alt wie das Menschengeschlecht, daß Sinnlichkeit und Vernunft in einem beständigen Kampf miteinander liegen, und bald die eine, bald die andere die Oberhand gewinnt. Dadurch wird die Entzweiung des Menschen in ihm selbst, durch zwei voneinander in ihren Forderungen wesentlich verschiedene, oft einander geradezu entgegen wirkenden Triebe offenbar. Der eine dieser Triebe erzeugt den  praktischen Verstand;  der andere die  praktische Vernunft

Welchen von diesen beiden Trieben der Vorrang, die Oberherrschaft durchaus und schlechthin zukommt; auch darüber gibt es keinen Streit. Niemand leugnet, es gebühre der Vernunft das höchste Ansehen und ihren Vorschriften unbedingter Gehorsam.

Verstand  kann im höchsten Grad vorhanden sein, auch wo die verruchtesten Zwecke zum Vorschein kommen. Er führt die besten wie die schlimmsten mit demselben Eifer aus. Von sich selbst weiß er nicht, was gut oder böse, sondern nur, was ein  Mehr  oder  Weniger  ist. Er kann nur  messen  nach einem ihm gegebenen Maß, nur  über - nicht  unter legen, nur zählen, rechnen und berechnen. Einen  ersten  Grund, oder einen  letzten  Zweck auszumachen, liegt ganz außerhalb seiner Sphäre.

"Was gut ist", sagt der Weise von Stagira [Aristoteles - wp], "ist es durch des Dinges eigene Kraft; und das Leben selbst ist nur darum ein Gut, weil wir durch dasselbe, was gut, erfahren". - Das  ansich Gute  offenbart allein die Vernunft; sie ist ein Vermögen, sich das  Höchste  vorzusetzen. Als solches stand sie bei den Alten, unter dem Namen  Weisheit,  an der Spitze der Tugenden, ordnete sie an, hatte sie erfunden.  Klugheit  ist die Tugend des Verstandes; er entdeckt und offenbart, was  nützlich  ist, unbekümmert um den Wert des Zwecks, ob er gut ist oder böse.

Hätte die Vernunft  Gewalt , sagt ein tiefsinniger Brite (27), wie sie  Ansehen  hat, so würden überall Gerechtigkeit und Friede, das Gute und das Schöne übermächtig herrschen. Nun aber wohnt bei ihr nur das  Recht;  anderswo, beim Sinnenreiz, den Begierden und Leidenschaften, die  Stärke.  Dieses Unverhältnis läßt sich im Allgemeinen nicht aufheben; aber es kann das Edlere wie das Unedlere mehr oder weniger die Oberhand gewinnen; so entstehen bessere oder schlimmere Zeiten.

Ein besseres Zeitalter verdient, nach der Bestimmung eines unserer scharfsinnigsten und edelsten Denker, nur dasjenige genannt zu werden, wo die menschliche Natur im Zustand der  kräftigsten Selbstentwicklung,  wenn gleich von einigen Seiten mangelhaft, doch im Ganzen harmonisch, durch den  Adel der Gesinnung  und durch die  Energie des Geistes,  sich in ganzen Völkerschaften auffallend hervortat; wo ein edles, schwer zu erreichendes Ziel klar vor Augen stand, und mit Mut und Beharrlichkeit verfolgt wurde. Der Wert eines Zeitalters ist also nicht zu beurteilen, weder nach der Blüte der Künste, oder der Menge der gelehrten Kenntnisse, durch die sich einige Klassen kultivierter Individuen auszeichnen, nicht nach den Kräften und Taten einzelner berühmter Männer; noch ist er zu schätzen nach der Herrschaft einer sogenannten Aufklärung, das Wort im besten Sinn genommen, da das Vermögen der moralischen Selbstbestimmung, durch Unterricht weniger, als durch das lebendige Beispiel gebildet wird, und in einem erschlafften Jahrhundert alle moralischen Lehren, auch wenn sie im Verstand Wurzel fassen, nur krüppelhaft auf den Charakter wirken; am wenigsten aber nach dem gewöhnlich für den weniger trüglich gehaltenen Maßstab öffentlicher Selbstzufriedenheit, weil der Mensch leicht so tief sinken kann, daß ihn die Art seines Wohlseins wenig kümmert, wenn ihm im Ganzen nur leidlich zu Mute ist. Man prüfe zuerst, was für eine  Art  von Wohlsein das Volk genießt. Der Genuß ist nur als Folge der Wahren Selbstentwicklung reizend und ehrenvoll, und das wahre  Menschenglück,  nach dem uns alle im Grund verlangt, ist ein edles Glück. (28)

Nach diesen Grundsätzen geprüft, wird das Zeitalter, in dem wir leben, das Zeugnis nicht erhalten können, daß es zu den besseren gehört.

Bemittelt  sind wir, wie es kein Geschlecht vor uns gewesen ist; aber mit diesem Reichtum an  Mitteln,  welche  Zwecke  erreichen wir, welche setzen wir uns vor? Wir sind voll Wissenschaft und erfinden täglich neue Künste - aber Männer, wie die alte und auch die mittlere Zeit, wie das 15. und 16. Jahrhundert sie hervorbrachte, entstehen verhältnismäßig nicht bei uns. Unser Stolz ist, solcher Tugenden und Kräfte entrate zu können. So pries ehemals PERIKLES seine Athener glücklich, daß sie nicht nötig hätten an Tugenden Spartaner zu sein (29). Wie man sich in den frühesten Zeiten bemüht hat, Tiere zu bändigen; den gebändigten ihrem Instinkt widersprechende Fertigkeiten anzugewöhnen; so strebt später eine ganz entartete Menschheit,  wahre  Menschheit, wo sie sich noch regt, unter die Gewalt einer kultivierten Tierheit, die sich  mehr  dünkt, zu bändigen; den höheren Instinkt allgemein zu unterdrücken, oder zu verkehren, damit von Allem, was je Tugend geheißen hat, nichts übrig bleibt, als ein solches  Nützliches,  was sich auch zu lasterhaften Zwecken gebrauchen läßt. Von dieser Art sind Tapferkeit, Arbeitsamkeit, Enthaltsamkeit, Gesetzesbefolgung, wozu man wirklich Menschen, bis auf einen gewissen Grad, bloß  abrichten  kann, wie man  Tiere  abrichtet. Diese Pädagogik ist die wahre, allein geschätzte unserer Zeit. Sie beweist sich unerschöpflich in neuen Methoden zuz dem eben angeführten Zweck, das bloß Nützliche an der Tugend von ihr selbst abzusondern, und die Meinung allgemein zu machen, daß jene  Nackende,  die geschätzt sein will, nicht nach dem, was sie  einbringt,  sondern nach dem, was sie  kostet,  in das Irrenhaus gehört. -  Also  werden wir mit jedem Tag  verständiger,  sinnreicher - und, in demselben Maß, unvernünftiger. Wir sind einzeln und in Masse; wir sind nationenweis vernunftloser geworden.

"Egoismus  und  Genußwut  nach  Grundsätzen" - sagt derselbe vorhin schon angeführte Schriftsteller, "zerrüttet unter dem Titel der gesunden Philosophie die schönsten Verhältnisse des Lebens. Die schmeichelnde  Glückseligkeitslehre,  durch die man zuerst den Strom der Leidenschaften dämmen wollte, ist längst ein schwankender Kahn geworden, der dem Strom folgt. Die ernstere und  höhere Sittenlehre,  die den Menschen zum Bewußtsein seiner Würde begeistert, ist dem Volk zu wunderlich und zu hoch. Es kann sie nicht begreifen. Der Mensch, im  Ganzen,  hat nur dann ein  Gewissen im strengsten Sinne des Wortes, wenn er sich auch im Verborgenen noch vor einem anderen Wesen, als vor sich selbst, schämen zu müssen glaubt. Der Glaube an ein solches Wesen war durch Unterricht und Tradition seit Jahrhunderten mit der Anhänglichkeit an eine  Kirche  identifiziert. Unüberlegtes Aufklärungsgeschrei riß das Volk von der Kirche los, und das Gewissen war ohne Dach und Fach. Nun lechzt die eine Partei nach süßer Lust, um den Lebensbecher rein auszuschlürfen, und die andere Partei kriecht wieder zu Kreuze, im buchstäblichen Sinn dieser Wörter. Zwischen dieser, man darf wohl sagen ekelhaften Opposition eines wiedererstehenden Pfaffentums, und einer Genußlehre, die von Gott nichts weiß, wächst eine Generation heran, deren Schicksal keine Philosophie in ihrer Gewalt hat. Diese Generation einem neuen MOHAMMED Preis zu geben, bedarf es gar keiner besonderen Ereignisse. Denn um den Menschen die Grundsätze ihres jetzt sogenannten Menschenverstandes zu entwinden, bedarf es nur weniger Syllogismen. Unsere Volksaufklärung ist unnatürlich gefördert. Ihr unnatürlicher Anfang und Fortgang bedeutet ihr natürliches Ende. Die Nachwelt wird sich nicht wundern, wenn man in der Wüste des Unglaubens wieder Schlangen erhöht und zu goldenen Kälbern betet, und wenn bei diesem Schlangen- und Kälberdienst  Philosophen  die Altäre pflegen." (30)

Merkwürdige Zeichen tun sich hervor. Noch vor zwei Jahrzehnten waren mit VOLTAIRE, HELVETIUS, DIDEROT und ihren Schülern, alle seichten Köpfe darüber einig, daß Philosophie und jede Art, sie zu bearbeiten und gemein zu machen, gut ist und heilbringend. Jetzt sind alle seichten Köpfe ebenso einverstanden über das Gegenteil; alles Philosophieren soll unnütz sein, ja verderblich. Sie wurden durch ein auffallendes Ereignis überzeugt, daß sich der Egoismus nicht auf diese Weise gerecht machen läßt,  zumindest nicht im Großen,  wie ihre Lehrer es behauptet hatten; überzeugt, daß eine reine Demokratie von lauter Begierden und Leidenschaften, wie man sie auch verfassen mag, nie ein Reich der Glückseligkeit und des Friedens werden kann. Hieraus schlossen sie (denn das Prinzip des Egoismus, als das allein wahre, konnten sie nicht fahren lassen), man müsse überall auf Gerechtigkeit Verzicht tun, die Menschheit aufgeben, alles dem Ungefähr überlassen.

Es liegt mir fern, mit all jenen übereinzustimmen. Gegen sie den Genius der Menschheit laut anzurufen, ist die Pflicht jedes Edelgesinnten. Wir brauchen Heroen der Humanität, und sie werden erscheinen, wie noch jedesmal, wenn es die höchste Not forderte, erschienen sind. Nach dem Wie oder Wann unterlasse man zu forschen. Jeder tue nur an seinem Ort, was ihm der bessere Geist in seinem Innern, der  zuverlässige,  gebietet.

Dieser, wie er sich selbst höchster Zweck ist, ist sich auch allein Mittel, und gegen seine Kraft mag keine andere bestehen. Er wird durchdringen und obsiegen.

Unmöglich kann ein reiner und heller Verstand unverträglich sein mit erhabener Vernunft. Recht gebraucht müssen sie vielmehr einander gegenseitig fördern. Ein übler Gebrauch der  Vernunft  kann nicht sein; und selbst ein übler Gebrauch des Verstandes nur dann, wenn dieser von der Sinnlichkeit, die er zu regieren bestimmt ist, schon zum Teil unterdrückt und in demselben Maß verfinstert wurde; nur dann wird er sich feindselig gegen die Vernunft beweisen, als ein dunkler Körper vor die Sonne des Geistes treten und ihre Strahlen unterbrechen. Seine  Selbstverfinsterungen  dürfte man mit den Verfinsterungen des Mondes vergleichen - dergestalt, wie THUKYDIDES von den Griechen seiner Zeit berichtet, daß ihnen eine  Sonnenfinsternis  schon lange keinen Schrecken mehr verursacht,  Mondverfinsterungen  hingegen sie noch immer in Bestürzung gesetzt haben. Sie begriffen nicht, wie man sich selbst im Licht sein kann.

Es ist dem Überlegenden klar, wie diese allgemeinen Betrachtungen sich natürlich an das, was zuvor über gelehrte Vereine alter und neuer Zeit gesagt wurde, und an die Rücksicht auf die neue Einweihung der "Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften" anreihten; sie kamen ungesucht. Der Stumpfsinn, die Beschränktheit kann den Zweck einer solchen geistigen Verbindung nicht erfassen; er spricht in seinen kecken Anmaßungen darüber oder fragt nach unmittelbar nützlichen Folgen derselben, die zwar unsere Akademie, als die Pflegerin der wissenschaftlichen, so glänzenden Schätze und Sammlungen unseres erlauchten Monarchen und dieses Reichs - ein schöner Zusatz zu ihrer Bestimmung, den bis jetzt noch keine andere Akademie der Welt in dieser Ausdehnung hatte - auch mit heiterer Stirn nachweisen kann; die aber doch nicht das einzige sind, was den Wert dieses schönen Kreises von Priestern der Humanität ausmacht. Die hohen Vorfahren unseres MAXIMILIAN JOSEPH gründeten dieses Institut und ließen sich seine Emporbringung angelegen sein. Der Genius dieses Reiches würde getrauert haben, hätte unsere Zeit es verfallen lassen. Dies war nicht zu fürchten! - Der erhabene Fürst, den wir mit Entzücken und Triumph den  unseren,  mit vollem Herzen den  König  nennen;  Er,  der auf alle Weise sein Volk beglückt, will auch den  Ruhm  desselben dadurch vermehren, daß  Er  so ein heiliges Erbe ihm erhalten hilft, es neu ausstattet, seine Kräfte vergrößert, seinen Glanz erhöht.

Die eben heute den verjüngten Bund der Wahrheit und Weisheit schließen, beseelt mit Grund die Hoffnung des Besseren und der Mut, es zu befördern.  "Eine Anstalt des Friedens und der Vermittlung des Widerstrebenden in der Zeit durch die Wissenschaft" (31) - ist gegründet.

Uns ist vergönnt, frei zu reden von den Vorzügen, aber auch von den Gebrechen der Zeit. Was diese in Rücksicht auf Wissenschaft und Künste Köstliches und Treffliches hat, bietet uns im reichen Maß eine Königliche Freigiebigkeit dar. Dazu beizutragen, daß das Höchste und was der Zeit mangelt, herbeigeführt wird, soll das unverrückbare Ziel unserer eifrigsten Bestrebungen sein.

Heil dem besten König, der diesen Bund ins Dasein rief,
ihn fördern und erhalten wird!



Beilage C. (11)

Alexander Severus. - Mit Recht erteilt man dem wohlgesinnten Jüngling ALEXANDER SEVERUS (reg. von 222-235) eine Stelle unter den besseren Regenten Roms zu. Zwar behauptete seine Mutter MAMMAEA, von welcher er mit vieler Weisheit zum Regenten gebildet wurde, stets ein großes Ansehen über ihn; aber wenn man auch den Einfluß der Mutter und die Flecken ihres Charakters mit der Strenge eines Herodians tadelt, so bleibt doch der Mutter, wie dem Sohn, besonders aber dem letzteren, immer noch großes Lob.

Es war ein edler Ton in der Seele dieses Jünglings vorherrschend. Gerechtigkeit, Wohlwollen und Milde verbreiteten sich über seine ganze Regierung; und je leichter ihn die Verdorbenheit des Zeitalter von seinem Ziel ablenken konnte, umso fester und enger schloß er sich an die guten und weisen Männer seiner Zeit, so wie der Vorzeit an.

Ein beständiger Staatsrat von sechzehn der weisesten und tugendhaftesten Senatoren umgab ihn, und mußte alle öffentlichen Geschäfte von Wichtigkeit untersuchen und entscheiden. Der berühmte ULPIAN stand an der Spitze desselben. Durch diese Anstalt wurde die Willkür, wozu die dem Menschen eingeborene Lust zur Macht auch den Weisen und Gerechten so leißt hinreißt, abgewendet oder doch erschwert, und viele wohltätige Vorkehrungen waren die Früchte dieses vereinten Bemühens. Volk und Heer gewannen Zutrauen zu einem Fürsten, welcher auf diese Weise aus freien Stücken seiner eigenen Herrschlust einen Damm entgegensetzte. Man sah mit Freude an der Stelle einer schmählichen Tyrannei eine weise Aristokratie. Sollte ein Gesetz gegeben werden, so wurden noch überdies viele Rechtsgelehrte und erfahrene Senatorn in den Staatsrat berufen, deren jeder seine Meinung besonders geben mußte. Betraf die Beratschlagung Kriegsangelegenheiten, so versammelte der Kaiser alte, erfahrene, verdiente Krieger, vorzüglich aber solche, die der Geschichte kundig waren, und hörte ihren Rat. - Sein Staatsrat leuchtete als Muster den übrigen Staatsbeamten vor. Geistesbildung und Liebe zur Gerechtigkeit waren die besten Empfehlungen zu bürgerlichen Ämtern, so wie Tapferkeit und Liebe zur Kriegszucht die einzigen Beförderungsmittel im Kriegsdient.

Überhaupt das ganze Leben dieses Kaisers stand im geraden Widerspruch mit dem schädlichen Leben seines Vorgänges; es geschah auch bei ihm, was wir im Leben und in der Geschichte so oft mit Freude bemerken, daß der Mensch edlerer Art, welcher das Laster in seiner Häßlichkeit erblickt hat, nur umso stärker von der Schönheit der Tugend gefesselt wird.

Die ersten Augenblicke des Tages weihte ALEXANDER SEVERUS den Göttern und dem Andenken an die Edlen der Vorwelt, für die er zwei Kapellen in seinem Palast, die eine für die großen und guten Fürsten, die andere für die Helden in der Kriegskunst und Wissenschaft errichtet hatte. In den Morgenstunden arbeitete er im Kreis seines Staatsrats. Einen Teil der folgenden Zeit widmete er den Vergnügungen des Geistes und zweckmäßigen Leibesübungen. - Poesie, Geschichte und Philosophie waren ihm vorzüglich teuer. VIRGILs und des HORAZ Werke erheiterten seinen Geist, und die Schriften CICEROs und PLATONs von der Republik [platon] nährten und stärkten seinen königlichen Sinn und erhielten seine Achtung für das Recht und für die wahre Freiheit. Nach einem einfachen Mittagsmahl ging er wieder an die öffentlichen Geschäfte und verweilte bei ihnen meistens bis an den Abend. Den Abend selbst widmete er den Freuden einer einfachen Tafel, wobei die Gesellschaft häufig aus geistreichen, gelehrten und edlen Männern bestand, unter denen ULPIAN nie fehlen durfte. Die gelehrten und trauten Unterredungen mit diesen Männern wechselten häufig mit dem Vorlesen interessanter Aufsätze ab, welche ihn, wie er selbst sagte, zugleich nährten und erheiterten.

Die Wissenschaften überhaupt lagen ihm sehr am Herzen. Wie er selbst wohl unterrichtet war, die griechische und lateinische Sprache, Musik und Geometrie verstand, und mit Sinn die hohen Geisteswerke der Alten las, so tat er auch Vieles für die Beförderung der Wissenschaften in seinem Reich. Er selbst besuchte die Vorlesungen der Redner und Dichter, besonders wenn sie von guten Fürsten oder großen Männern der alten Zeit handelten. Er gab den Rednern, Grammatikern, Ärzten, Mechanikern, Architekten und anderen Besoldungen, welche oft so reichlich waren, daß die Lehrer armen, aber talentvollen Jünglingen unentgeltlich Unterricht erteilen konnten. Ja, seine Achtung für die Gelehrten ging so weit, daß er sie scheute, als die, welche mit Macht die öffentliche Meinung bestimmen und Lob oder Tadel bei der Nachwelt austeilen. Diese Scheu vor der öffentlichen Meinung ist stets ein Zeugnis inneren Adels, und bei ALEXANDER SEVERUS ist dieser von zu vielen Seiten bewährt, als daß man annehmen dürfte, bloße Eitelkeit sei die Quelle seiner Liebe zur Wissenschaft und ihren Kennern gewesen. Der den Helden der Wissenschaft Tempel weiht und sie mit Andacht verehrt, hat selbst die höhere Weihe empfangen. - Neue Blüten konnten zwar die Wissenschaften in einem strengeren Sinn, jetzt nicht mehr treiben; die Zeit dazu war vorüber. Aber das Vorhandene wurde doch erhalten und verbreitet, und, welches so wichtig war, wie die Erweiterung desselben, es gewann Einfluß auf das öffentliche Leben. Auch war es unter ALEXANDERs Regierung, wo die römische Gelehrsamkeit ihre letzten schönen Blüten entfaltete. Bald nach ihm erlosch auch ihr Ruhm, weil, wo die Macht alles tut, das Ansehen der Weisen aufhört.

Der Geist der Antonine schient unter diesem ALEXANDER SEVERUS im kaiserlichen Palast wieder einheimisch geworden zu sein; auch verkündete, wie bei den eleusinischen Geheimnissen, der Ausrufer denen, welche den Palast des Imperators betreten wollten: "Niemand soll in diese heiligen Mauern eingehen, der sich nicht eines reinen und unschuldigen Gewissens bewußt ist!" Mit großen Charakteren sah man den Grundsatz des Christentums: "Was du nicht willst, daß die Leute dir tun, das tue du ihnen auch nicht", am Palast und an anderen öffentlichen Gebäuden eingegraben. - ALEXANDER SEVERUS befleckte sich nie mit unschuldigem Blut, sagt HERODIAN, und erteilt ihm dadurch im Hinblick auf sein Zeitalter großes Lob. Gleich dem TITUS, sagt LAMPRID, nur länger regierend, als dieser, ließ er keinen Tag dahin gehen, wo er nicht irgendetwas Löbliches, den Göttern und Menschen Wohlgefälliges vollbracht hätte.

Nur den verderblichen, selbst den Antoninen unbezwinglicher Übermut der Soldaten, welcher immer mehr jeden Damm der Ordnung niederzureißen drohte, konnte auch ALEXANDER nicht besiegen; er unterlag in frühen Jahren als ein Opfer desselben.

(Ich verdanke diese Beilage der Freundschaft von Herrn Hofrat BREYER, der sie auf meine Bitte auszuarbeiten die Güte hatte.)


Beilage D. (15)

"Die natürliche Anlage zum  Großen  ersetzte bei KARL den Mangel an Erziehung. Er mußte sich selbst bilden, wie bei unseren Tagen PETER I., nur daß dieser, zumindest außerhalb seines Reiches, Leute fand, die ihm helfen konnten, seine Vorhaben auszuführen; KARL hingegen die seinigen erst gleichsam erschaffen mußte". (Schmidts Geschichte der Deutschen, Teil 1, Seite 430)

Auf eine ähnliche Weise, aber ausführlicher und bestimmter, geht HEGEWISCH bei diesem Vergleich zu Werk:

"Man hat KARL wegen seiner Bemühungen, die Kultur der Wissenschaften und Künste unter seinem Volk einzuführen, mit PETER dem I. verglichen. Beide, sagt man, fühlten oder bemerkten durch die eigene Stärke ihres Genies, wie sehr die ihrer Herrschaft unterworfenen Nationen von den Vorzügen aufgeklärter und gesitteter Völker entfernt waren. Beide machten, um ihnen diese Vorzüge zu verschaffen, die trefflichsten Anstalten. Durch jene erste Behauptung, nach welcher beide Monarchen die Vorzüge kultivierter Nationen durch ihr Genie eher erraten und vermutet, als erkannt haben sollen, will man gewiß nicht alle äußerliche Veranlassungen, z. B. dann bemerken, daß PETER der I. fast am ganzen übrigen Europa ein Muster vor Augen hatte, an dem er durch eine mit seinem Rußland angestellte Vergleichung sehen konnte, was diesem fehlte, und was jenes voraus hatte. Zu KARLs Zeiten war in Europa eine Nation so barbarisch wie die andere. Ideen von einer größeren Nationalvollkommenheit konnte KARL teils nur durch Lesen, teils nur durch Gespräche mit Männern, deren Begriffe sich durch Lesen erweitert hatten, teils durch den Anblick der römischen Denkmäler bekommen.

Was die Anstalten betrifft, die beide Monarchen zur Verbreitung der Wissenschaften unter ihren Untertanen machten, so kann man sowohl denen PETERs des Ersten, als auch KARLs des Großen das Lob der Zweckmäßigkeit und der Gemeinnützigkeit nicht versagen. Auch ließ weder dieser noch jener sich vom Geist der Kargheit verleiten, diese Anstalten, durch die so große Zwecke erreicht werden sollten, nach kleinlichen Planen anzulegen, letztere sind immer ein Zweck der Eitelkeit, die gern scheinen möchte etwas getan zu haben, wenn der Geiz ihr immer aufpassend zur Seite steht, und sie nichts Bedeutendes tun läßt. - Ohne Zweifel haben sich die Mittel, zweckmäßige Institute an bequemen Orten anzulegen, seit KARL eben so vermehrt, wie die Mittel, stehende Armeen zu unterhalten. Aber möchte doch nur auch von jenen eben so Gebrauch gemacht werden, wie von diesen!" (Geschichte Karls des Großen, Kapitel III, Note 34 und 35)

Wenn man  Anregung,  Zweck und angewendete  Mittel,  wie man soll, in Betracht zieht, so steht in diesen drei Rücksichten der Russe tief unter dem Franken. Die Art des Zwecks offenbart sich durch die Art der Mittel. Ich will mich durch ein aus HEERENs "Geschichte des Studiums der klassischen Literatur" gezogenes Beispiel erklären:

"Unter den Ländern Europas - heißt es dort (Teil II, § 65) - in welchen die klassische Literatur sich einer günstigen Aufnahme im 15. Jahrhundert zu erfreuen hatte, steht nach Italien  Ungarn  fast oben an; es gibt aber auch einen auffallenden Beweis, daß durch noch so glänzende Anstalten, die eine  Regierung  machen läßt, sobald man dabei statt von unten (beim Anfang) anzufangen, und die niederen Schulen zu verbessern, das Werk von oben beginnt, eine  Nation  sich nicht umschaffen, durch Universitäten und Bibliotheken sich nicht aufklären läßt. Ungarn bekam in der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts (das 15.) an MATHIAS CORVINUS, dem Sohn von JOHANN HUNNIADES, einen König, der, in gleichem Grad Krieger und Gelehrter, auch auf beiderlei Art mit gleicher Kraft wirkte. Schon mit 14 Jahren aus der Gefangenschaft auf den Thron erhoben, konnte oder wollte er, während seiner langen Regierung, fast nie das Schwert aus der Hand legen, und fand dennoch Zeit genug, eine literarische Schöpfung um sich herum hervorzurufen, die aber freilich, weil sie ganz  sein  Werk war, auch mit ihm wieder zugrunde ging."


Beilage E. (16)

"Es ist bereits von einem der größten Schriftsteller (LEIBNIZ) bemerkt, daß in der ganzen Reihe der Jahrhunderte des Mittelalters in keinem einzigen die Nacht der Barbarei so tief und das Licht der Kultur so erstorben gewesen ist, wie im dreizehnten. Diese Bemerkung bestätigt sich immer mehr, je mehr man in die Geschichte dieses Zeitraums hinein geht, und besonders je mehr man den Faden der klassischen Literatur, durch denselben hindurch zu führen versucht. Er scheint hier gleichsam abzureißen, und sich gänzlich zu verlieren, wo immer man ihn auch aufsuchen mag. Die Chroniken der vorzüglichsten Klöster, die bisher die Asyle der römischen und zum Teil auch der griechischen Schriftsteller waren, schweigen jetzt fast so gut wie gänzlich von Männern, die sich mit diesen Gegenständen sich beschäftigt hatten; und auf den Schulen und Universitäten verdrängte die alles verschlingende Dialektik und die daraus entstehende Disputiersucht, diejenigen Studien, die man bisher als notwendige Vorübung zu den höheren Wissenschaften betrachtet hatte. Bei der jetzt entstandenen neuen Terminologie, und dem barbarischen Latein, das besonders durch die Bettelmönche eingeführt und verbreitet wurde, konnten auch in der Tat die Werke eines CICERO, QUINTILIAN und anderer Schriftsteller aus der goldenen Periode der römischen Literatur nicht mehr als die Schule betrachtet werden, in der man  die  Sprache erlernen konnte, die man für die damaligen gelehrten Bedürfnisse brauchte. (Heerens Geschichte der Werke der Klassiker im Mittelalter, § 144)


Beilage F. (17)

"Die Klosterschulen, welche KARL der Große veranstaltete, scheinen mir zur Entwicklung wirklicher Fähigkeiten weit besser eingerichtet gewesen zu sein, als die nachmaligen Universitäten. Es ist wahr, es wurde nur in sehr wenigen Wissenschaften Unterricht gegeben; keine Regel, keine Form, was, in welcher Ordnung, und wie alles vorgetragen werden sollte, war vorgeschrieben. Es gab keine Fakultäten noch Promotionen. Aber selbst dies war ohne Zweifel ein Vorzug. Die Lehrer hatten mehr Freiheit nach eigener Einsicht zu handeln, und sie schränkten sich nicht auf das bloße sogenannte Dozieren oder Hersagen dessen, was sie selbst von einem Gegenstand zu wissen, oder für den Zuhörer gewußt zu werden zuträglich hielten, ein; sie hielten ihre Zöglinge zu eigenen Übungen an. Der Begriff, den TANGMAR von der Methode gibt, die er in seiner Schule gebrauchte, junge Talente zu bilden, verrät einen so einsichtsvollen und zugleich so treuen, redlichen Erzieher, daß man ohne große Hochachtung an einen solchen Mann in so rohen Zeiten nicht denken kann. Auch ADAM von BREMEN war Schullehrer, und sein Werk enthält Beweise genug, daß auch er ein sehr tätiger, nach Kenntnissen begieriger und in den Alten belesener Mann war. Aus dem Erfolg ist zu schließen, daß in diesen Schulen zumindest sehr oft Lehrer waren, die ebensoviel Talent wie Eifer für ihr Amt besaßen, oder daß wenigstens die Einrichtung überhaupt zur Geistesentwicklung geschickt war. Denn aus diesen Klosterschulen gingen eben diese Männer, selbst TANGMAR und ADAM von BREMEN, aus ihnen gingen LAMBERT von ASCHAFFENBURG, ADELBOLD, BRUNO und andere hervor, die wir gewöhnlich unter die verächtliche Klasse der Chronikenschreiber setzen, die aber immer Geist genug verraten, um jetzt noch einem nicht verwöhnten Leser eine angenehme Unterhaltung verschaffen zu können. Wenigstens stechen die Schriften dieser Männer von denen, die die späteren Jahrhunderte der scholastischen Philosophie und des Universitätsunterrichts hervorbrachten, ungemein zu ihrem Vorteil ab. EGINHART, BRUNO, LAMBERT und andere aus jenen Zeiten vor der Einführung der scholastischen Philosophie und vor der Errichtung der Universitäten können zum Beweis dienen, wie groß und herrlich die Wirkungen sein müssen, wenn ein Geist von guten natürlichen, durch keine künstliche Erziehung verdorbenen Anlagen, durch die bloße Betrachtung großer ihm vorleuchtender Muster zur Nacheiferung gereizt wird. Seit jener Epoche hingegen, seit der scholastischen Philosophie, und seit der Stiftung der Universitäten, hat Deutschland keinen einzigen auch nur erträglichen Schriftsteller nennen können, bis zu MAXIMILIANs Zeiten einzelne Köpfe, abermals durch eigene Lektüre aus eigenem Nacheiferungstrieb, nach den Alten sich zu bilden suchten." (Übersicht der deutschen Kulturgeschichte, Seite 59-61)

SCHMIDT sagt im neunten Kapitel des vierten Buches seiner  Geschichte der Deutschen:  "Wie weit man es (im 11. Jahrhundert) in der  Geschichte  gebracht hat, kann uns das Werk eines LAMBERT von Aschaffenburg (Schaffnaburgensis) über die Geschichte seiner Zeit lehren, die auch unserem Zeitalter keine Unehre machen würde. Nur schade, daß man nicht in diesem Geist fortgearbeitet hat, woran hauptsächlich die Dialektik schuld war. Wir haben bereits gehört (im vierten Kapitel des 7. Buches, daß diese den ersten Platz unter den Wissenschaften bis daher behauptet. Ihre Hauptabsicht sollte sein, gegen die Ketzer fechten zu lehren. Da es aber vor der Zeit der Wiederherstellung der Wissenschaften durch KARL den Großen wenig oder gar keine Ketzer gegeben hat, so waren es lauter Luftstreiche die die Dialektiker führten. Aus Abgang [in Ermangelung - wp] eines wahren Gegenstandes dispierte man über die Kunst zu Disputierens selbst. Dies geschah jedoch mit solchem Ernst und mit solcher Feierlichkeit, daß, wenn zwei berühmte Dialektiker einander zum Kampf herausforderten, man ebenso begierig war, wer den Sieg davon tragen würde, als wenn zwei weltberühmte Ritter sich öffentlich schlugen. Um diese Zeit war ARISTOTELES bekannter als je zuvor, seine Metaphysik und sein Organon, obgleich man sie in Ermangelung der Sprachkenntnis nur halb und halb verstand, wurden mit größter Begierde gelesen. Die sich unter den Dialektikern hervortun wollten, machten Gebrauch davon bei der Auslegung der christlichen Religionswahrheiten. Wenn es auch keinem Menschen einfiel, sie in Zweifel zu ziehen, wurde jedoch darüber mit größter Heftigkeit disputiert und durch eine Menge der spitzfindigsten Nebenfragen die Sache so verworren gemacht, daß man wahrhaftig ein Dialektiker in hohem Grad sein mußte, um sich darin finden zu können. Den Geist dieser Dispute beschreibt ein damaliger Schriftsteller (Gualterus apud  Bulaeum  hist. univ. Teil I, Seite 402) mit wenigen Worten ungemein gut. "Da die Sätze, so wie die Sachen selbst unendlich viele Seiten haben, aus denen sie betrachtet werden können, so erweist ein geübter Dialektiker gar leicht, daß das nämliche wahr, daß es falsch, und daß es keines von beiden ist. Wenn man ihnen glaubt, so weiß man nicht, ist Gott oder ist er nicht; ist  Christus  ein Mensch oder kein Mensch; ist er etwas oder nicht etwas; Nichts oder Nichts; ist er  Christus  oder nicht  Christus,  und so auch von den übrigen Dingen." (32) Das Schlimmste dabei war, daß man alles übrige verachtete. Wer nicht Dialektiker war, für den war auch kein Platz in der gelehrten Republik. Selbst der Theologe und Jurist mußten Dialektiker sein. Sprachen und schöne Wissenschaften wurden für unnütze Dinge gehalten, und die Geschichtskunde für ein Werk langsamer Köpfe."

HEEREN sagt in seiner Geschichte der Werke der Klassiker § 123: "So wie das Studium der Dialaktik (schon im 12. Jahrhundert) sich hob, so zeugte sich auch jene Herabsetzung aller übrigen Wissenschaften, die den Sophisten von jeher eigen war. Die philosophischen Klopffechter jener Zeit sagten geradezu, was ihre Nachfolger in aufgeklärteren Zeiten nur anzudeuten wagten, daß grammatische und literarische Kenntnisse überflüssig sind, und daß das Lesen der Werke der Alten zu nichts führt".

Der Hauptsitz dieser Disputierkunst, dieser  Theologie,  welche sich  Philosophie  nannte, war bekanntlich in Frankreich. Die Italiener verschmähten das scholastische Studium; dagegen verschlang bei ihnen das Studium des römischen Rechts, unter dem Namen  Jurisprudenz,  alle andere gelehrte Tätigkeit, und wurde nicht viel weniger barbarisch als das scholastische getrieben, bis auf POLITIAN, und wenige andere, würdig neben ihm genannt zu werden, die zu den Quellen zurückkehrten, und dadurch Fortschritt verschafften. Aus der Gestalt, welche die Philosophie bei einem Volk oder in einem  Zeitalter  hat, kann man zuverlässig auf die Gestalt aller übrigen Wissenschaften, und die herrschende Denkungsart und Sitte überhaupt schließen: eine Wahrheit, welche sehr verdiente einmal in ihr volles Licht gestellt zu werden. - Die Scholastik griff in Deutschland umso langsamer um sich, als hier später Universitäten entstanden und sich vervielfältigten.


Beilage G. 18)

Dieses Verdienst, das Denkvermögen kräftig angeregt zu haben, kann der Scholastik nicht abgestritten werden. Eine solche Anregung mußte eine allmähliche Befreiung der  Denkart  zur Folge haben, und das Studium um seine ursprüngliche Absicht, die  Einschränkung der Denkart  und eine ewige Verhaftung des Geistes in den Fesseln eines dogmatisch-theologischen Systems war, betrügen.

"Was einenteils - sagt HERDER (33) - der gesunde Menschenverstand tat, wurde auf der anderen Seite von der  spekulierenden Vernunft  zwar langsamer und feiner, aber doch nicht unwirksam befördert. In den Klosterschulen lernte man über die Dialektik von AUGUSTINUS und ARISTOTELES disputieren und gewöhnte sich, diese Kunst als ein gelehrtes Turnier - und Ritterspiel zu treiben. Unbillig ist der Tadel, den man auf diese Disputierfreiheit als auf eine gar unnütze Übung der mittleren Zeiten wirft; denn eben damals war diese Freiheit unschätzbar. Disputierend konnte manches in Zweifel gezogen, durch Gründe und Gegengründe gesichtet werden, zu dessen positiver oder praktischer Bezweiflung die Zeit noch lange nicht da war ... Als aus den Klosterschulen nun gar Universitäten, d. h. mit päpstlicher und kaiserlicher Freiheit begabte Kampf- und Ritterplätze wurden: da war ein weites Feld eröffnet, die Sprache, die Geistesgegenwart, den Witz und Scharfsinn gelehrter Streiter zu üben und zu schärfen. Da ist kein Artikel der Theologie, keine Materie der Metaphysik, die nicht die subtilsten Fragen, Zwiste und Unterscheidungen veranlaßt hätte, und mit der Zeit zum feinsten Gewebe ausgesponnen wäre. Dieses Spinnengewebe hatte seiner Natur nach weniger Bestand, als jener grobe Bau positiver Traditionen, an welche man blindlings glauben sollte; es konnte von der menschlichen Vernunft gewebt, als ihr eigenes Werk von ihr auch aufgelöst und zerstört werden. Dank also jedem feinen Disputiergeist der mittleren Zeiten, und jedem Regenten, der die gelehrten Schlösser dieser Gespinste schuf! Wenn mancher der Disputanten aus Neid oder seiner Unvorsichtigkeit wegen verfolgt, oder gar nach seinem Tod aus dem geweihten Boden ausgegraben wurde, so ging doch die Kunst im Ganzen fort, und hat die  Sprachvernunft  der Europäer sehr geschärft."

Auch HEEREN bezeugt, "daß das Studium der scholastischen Philosophie den menschlichen Geist zuerst aus dem tiefen Schlummer, in den er gefallen war, aufgeweckt, und, als Übung des Selbstdenkens, ihm das Gefühl seiner Kräfte wieder gegeben hat." (Geschichte der Werke der Klassiker im Mittelalter, § III, siehe auch § 123)

So sagt auch SCHMIDT (Geschichte der Deutschen, Bd. VII, C. I, 1272-1291): "Mitten in der gelehrten Barbarei, die an die Stelle der seichten Vielwisserei der vorigen Zeiten getreten war, sah man doch allemal weiter als zuvor. Der menschliche Verstand, durch das Neue und Kühne, das in der Scholastik lag, angelockt, und nebst diesem noch durch den lauten Beifall, den geübte Scholastiker sich erworben haben, ermuntert, lernte seine Kräfte anstrengen, und entdeckte nebenher manche nützliche Wahrheiten, oder machte sich doch zu jenem anhaltenden Bestreben geschickt, welches zu großen Entdeckungen erfordert wird."

Trefflich hat BREYER, was sich mit Grund zum Vorteil der Scholastik sagen läßt, in folgender Stelle zusammengefaßt: "Bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts war die Herrschaft der scholastischen Philosophie beinahe unumschränkt. Jetzt aber näherte sie sich ihrem Ende zu. Wie das Rittertum fand auch sie ihr Grab vornehmlich in der Exzentrizität oder vielmehr in der Albernheit, in welche sie allmählich ausgeartet war. Der polemische Charakter, den sie angenommen hatte, mußte diese Ausartung notwendig beschleunigen. Auch hatte sie geleistet, was sie leisten sollte. Sie hatte den Geist der Germanen zur höheren Ansicht der Dinge aufgeregt und belebt, sie hatte an Klarheit und Bestimmtheit der Begriffe gewöhnt, und zumindest im Grundriß alle Regionen der Wahrheit verzeichnet, welche der philosophische Geist in der Folgezeit zum Teil schon durchlaufen hat, zum Teil noch durchlaufen wird. Freilich, das Zeitalter der scholastischen Philosophie war keineswegs das Zeitalter der  Ideen;  aber dieser wundersame Hang zum Philosophieren war doch der erste bedeutende Versuch, jenes schöne Zeitalter herbeizuführen." (Grundriß der Universal-Geschichte von C. W. Fr. Breyer, Teil II, Seite 164 und 165)

Wie die gute Seite nicht am scholastischen Studium übersehen werden darf, so auch nicht an den im Laufe des 13. Jahrhunderts entstandenen  Universitäten.  "Die Universitäten", sagt HERDER - "waren gelehrte Städte und Zünfte; sie wurden mit allen Rechten derselben, als Gemeinwesen eingeführt, und teilten die Verdienste mit ihnen. Nicht als Schulen, sondern als politische Körper schwächten sie den rohen Stolz des Adels, unterstützten die Sache der Regenten gegen die Anmaßungen des Papstes, und öffneten statt des ausschließenden Klerus einen eigenen gelehrten Stand zu Staatsverdiensten und Ritterehren den Weg. Nie sind vielleicht Gelehrte mehr geachtet worden, als in den Zeiten, da die Dämmerung der Wissenschaften anbrach; man sah den unentbehrlichen Wert eines Gutes, das man so lange verachtet hatte, und indem  eine  Partei das Licht scheute, nahm die andere an der aufgehenden Morgenröte umso mehr Anteil. Universitäten waren Festungen und Bollwerke der Wissenschaft gegen die streitende Barbarei des Kirchendespotismus; einen halbunerkannten Schatz bewahrten sie zumindest für bessere Zeiten. ... Auch in diesen Anstalten ist Deutschland gleichsam der Mittelpunkt Europas geworden; in ihm gewannen die Rüstkammern und Vorratshäuser der Wissenschaften nicht nur die festeste Gestalt, sondern auch den größten inneren Reichtum." (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, Teil IV, Buch XX, Abschnitt 5)


Beilage H. (7)

"Die  Städte  sind in Europa gleichsam stehende Heerlager der Kultur, Werkstätte des Fleisses und der Anfang einer besseren Staatshaushaltung geworden, ohne welche dieses Land noch jetzt eine Wüste wäre. In allen Ländern des römischen Gebietes erhielt sich in und mit ihnen ein Teil der römischen Künste, hier mehr, dort weniger; in Gegenden, die Rom nicht besessen hatte, wurden sie Vormauern gegen den Andrang neuer Barbaren, Freistätten der Menschen, des Handels, der Künste und Gewerke. Ewiger Dank den Regenten, die sie errichteten, begabten und schirmten: denn mit ihnen gründeten sich Verfassungen, die dem ersten Hauch eines Gemeingeistes Raum gaben; es schufen sich aristokratisch-demokratische Körper, deren Glieder gegen und übereinander wachten, sich oft befeindeten und bekämpften, eben dadurch aber gemeinschaftliche Sicherheit, wetteifernden Fleiß und ein fortgehendes Streben nicht anders als befördern konnten. Innerhalb der Mauer einer Stadt war auf einen kleinen Raum alles zusammengedrängt, was nach damaliger Zeit Erfindung, Arbeitsamkeit, Bürgerfreiheit, Haushaltung, Polizei und Ordnung wecken und gestalten konnte: die Gesetze mancher Städte sind Muster bürgerlicher Weisheit. Edle wie auch Gemeine genossen durch sie  den ersten Namen gemeinschaftlicher Freiheit, des Bürgerrechtes.  In Italien entstanden Republiken, die durch ihren Handel weiter reichten, als Athen und Sparta je gelangten; diesseits der Alpen gingen nicht nur einzelne Städte durch Fleiß und Handel hervor, sondern es knüpften sich auch Bündnisse derselben, ja zuletzt ein Handelsstaat zusammen, der über das schwarze, mittel- und atlantische Meer, über die Nord- und Ostsee reichte. In Deutschland und den Niederlanden, in den nordischen Reichen, Polen, Preußen, Rußland und Lettland lagen diese Städte, deren Fürstin  Lübeck  war, und die größten Handelsörter, in England, Frankreich, Portugal, Spanien und Italien gesellten sich zu ihnen; vielleicht der wirksamste Bund, der je in der Welt gewesen war. Er hat Europa mehr zu einem Gemeinwesen gemacht, als alle Kreuzfahrten und römischen Gebräuche: denn über Religions- und Nationalunterschiede ging er hinaus, und gründete die Verbindung der Staaten auf gegenseitigen Nutzen, auf wetteifernden Fleiß, auf Redlichkeit und Ordnung. Städte haben vollführt, was Regenten, Priester und Edle nicht vollführen konnten und mochten: sie schufen  ein  gemeinschaftlich wirkendes Europa". (Herders Ideen zur Geschichte der Menschheit, Teil IV, Bd. XX, Abschnitt 5)


Beilage J. 25)

Wie man in unseren Tagen von den Wissenschaften fordert, daß sie ihre Nützlichkeit für das, was man den Staat und seine  Zwecke  nennt, beweisen; so forderte man im Mittelalter von ihnen den Beweis ihrer Nützlichkeit für das, was damals  Religion  genannt wurde. Ein merkwürdiges Denkmal hiervon besitzen wir im Studienplan des Abts zu Fuld, nachherigen Erzbischofs zu Mainz, RHABAN MAURUS, des größten Gelehrten des neunten Jahrhunderts. In demselben wird gezeigt, wozu jede der sieben freien Künste, worauf damals alle Wissenschaften zurückgeführt wurden, besonders nützlich ist.

Die  Grammatik,  sagt RHABAN, ist die Wissenschaft die alten Poeten und Geschichtsschreiber auszulegen, und zugleich ohne Fehler zu reden und zu schreiben. - Wenn man nicht leere Wortstreite liebt, sondern nur sich recht ausdrücken lernen will, so ist es nicht allein  nicht sträflich,  sondern auch löblich, sich auf diese Wissenschaft zu legen;  denn - weil auch die heiligen 
Schriftsteller manchmal der  Tropen [bildhafte Begriffe - wp] und uneigentlicher Redensarten sich bedienen, muß man wissen, was sie sind, damit man nicht das Uneigentliche für das Eigentliche nimmt.

Die  Tonmeßkunst (Metrik) zu erlernen, ist auch nicht unanständig -  weil  bei den Hebräern die Psalmen bald jambische, bald alkäische, bald sapphische Füße haben. Jedoch sei es ratsam, den heidnischen Poeten  erst die Haare  abzuschneiden, wie man es den fremden Weibern bei den Juden macht, d. h. dasjenige, was von der Liebe und den heidnischen Gottheiten bei ihnen vorkommt, auszumerzen.

Die  Rhetorik - ist zwar die Wissenschaft wohl zu reden in  Rechtssachen;  kann aber auch auf  geistliche  Dinge angewandt werden, und derjenige  sündigt nicht,  der sich darauf verlegt ... Gefahrlos kann sie aus den Schriften der heiligen Väter erlernt werden.

Die  Dialektik! - diese ist die Kunst aller Künste, die Wissenschaft aller Wissenschaften ... Die Geistlichen müssen diese edelste unter allen Künsten wissen und beständig  meditieren: Damit  sie die Kunstgriffe der Ketzer auf eine feine Art unterscheiden, und ihre Sätze mit  vergifteten  Vernunftschlüssen  (Pfeilen)  widerlegen lernen.

Die  Arithmetik  ist nicht zu verachten,  weil  in der Schrift steht, Gott habe alles in einem gewissen  Maß  und  Zahl  gemacht. Jede Zahl, versichert RHABAN, hat ihre Eigenschaft, und in den Zahlen, die in der Schrift vorkommen, sind oft Geheimnisse verborgen, die man ohne Arithmetik nicht erraten kann.

Die  Geometrie  ist nützlich,  weil  beim Bau der Arche und des Tempels allerhand Figuren, als Zirkel, halbe Zirkel, Viereck und dergleichen gebraucht werden. Die Kenntnis dieser Figuren dient einem Schriftausleger sehr, ihren geistlichen Stand einzusehen.

Die  Musik - ist eine so edle und nützliche Wissenschaft, daß man ohne sie nicht imstande ist, den Gottesdienst zu halten.

Die  Astronomie  ist unentbehrlich; denn ein Geistlicher muß den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne sehr genau kennen, damit er nicht allein die vergangene Zeit, sondern auch die zukünftige wohl bestimmen kann und für sich wohl weiß, wann die  Ostern,  oder andere  Festtage  in der Kirche zu halten sind, und es auch dem Volk verkünden kann.

So der berühmte RHABAN MAURUS. Die in unseren Tagen über seine pragmatische Studienordnung am lautesten lachen möchte, sollten es vielleicht am wenigsten tun - MUTATO NOMINE, FABULA DE TE NARRATUR! [Mit verändertem Namen erzählt die Fabel von dir! - wp]
LITERATUR: Friedrich Heinrich Jacobi, Über gelehrte Gesellschaften,München 1807
    Anmerkungen
    12) "Die Schriftsteller des neunten Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich: HINKMAR, RABANUS, AMALARIUS, PASCHASIUS, OTFRIED, NIEDHARD und die Übrigen, sind als Zöglinge der Akademie an KARLs Hof zu betrachten." (Siehe, HEGEWISCH, Geschichte der Regierung Karls des Großen, Seite 160, Übersicht der deutschen Kulturgeschichte, Seite 57 und 58.
    13) Übersicht der deutschen Kulturgeschichte, Seite 55
    14) Geschichte Karls des Großen, Seite 161. In einem Zirkularschreiben an die Bischöfe und Äbte vom Jahr 787 sagt KARL: "Er habe mit seinen Getreuen bedacht, daß die Bistümer und Klöster nicht bloß denen, die sich einem gottesdienstlichen Leben widmeten, sondern auch denen, die sich gern in den Wissenschaften üben wollten, schicklich zum Aufenthalt dienen könnten. Es sei sodann anständig, daß diejenigen, die Gott durch ihren Wandel zu gefallen suchten, Sorge tragen, ihm auch durch eine richtige Sprache zu gefallen. Gut handeln sei zwar besser, als wissen, aber je reicher jemand an Kenntnissen ist, umso fähiger ist er auch gut zu handeln." - Er sagt an einer anderen Stelle dieses Schreibens, "er habe oft Briefe aus den Klöstern bekommen, worin er zwar immer einen gutgemeinten Sinn, aber eine unpolierte Sprache gefunden habe. Es waren" fügt er hinzu "Gedanken frommer und getreuer Leute, die aber, weil sie nicht dazu angeleitet waren, die Sprache nicht in ihrer Gewalt hatten, um sich ohne Fehler auszudrücken. Dies veranlaßte bei uns die Besorgnis, daß Leute, die sich so wenig auf das Schreiben gelegt haben, wahrscheinlich auch zum Verstehen der heiligen Schrift nicht geschickt sind. Daher ermahnen wir euch, das Studium der Literatur nicht allein nicht nachlässig, sondern vielmehr mit Wetteifer zu treiben." Er schließt mit dem Wunsch, daß in jedem Bistum und bei jedem Kloster geschickte Männer zu Lehrern möchten angesetzt werden (constitutio des scholis ap. Baluz. T. I. Seite 202). Diesen Wunsch drückt er so angelegentlich aus, daß schwerlich ein Bischof oder Abt gewesen sein wird, der nicht geeilt hätte, den Wunsch des Monarchen zu erfüllen. (HEGEWISCH, Geschichte Karls des Großen, Seite 161 und 162).
    15) "Man mag von der damaligen Gelehrsamkeit urteilen, wie man wil, so merkte man doch bald den Einfluß derselben auf die Sitten des Hofes, der Geistlichen und Weltlichen; und manche Spuren des unter ihm wieder aufgelebten guten Geschmacks haben sich bis auf unsere Zeiten erhalten. Sogar die Buchstaben der von seiner Zeit zu uns gekommenen Handschriften, so wie auch das Gepräge der Münzen unterscheiden sich merklich von jenen der vorhergehenden Zeiten. - - - "Weil Karl - bei dem die natürliche Anlage zum Großen, und zur Selbstbildung, den Abgang der Erziehung ersetzen mußten - zuwenig von seinen Zeitgenossen lernen konnte, suchte er von den Toten teils durch das Lesen der Schriften der Alten, teils durch die Betrachtung ihrer noch vorhandenen Kunstwerke zu lernen. Wer unter seinen Zeitgenossen nur immer ein Mann von Talenten war, hatte Zutritt an seinem Hof und wurde, wie Alcuin (Peter von Pisa, Paul Diaconus und anderes, die auch hie und da seine Geduld und Nachsicht auf harte Proben stellten, ohne sie je ermüden zu können) des vertraulichsten Umganges gewürdigt. Gewiß war es nicht bloß Andachts- oder Staatsgeschäfte halber, daß KARL vier Reisen nach Rom unternahm. KARL sättigte daselbst zugleich seine wißbegierige Seele durch das Anschauen jener Denkmale, die noch immer, nach so vielen Jahrhunderten, die Bewunderung der Welt erregen." (Schmidts Geschichte der Deutschen, Teil 1, Buch 3, Kapitel 2) - - - Ein anderer Schriftsteller, dem niemand vorwerfen wird, daß er das, was durch KARL für die Geistesbildung bewirkt wurde und den Mann selbst zu hoch angeschlagen habe, EICHHORN, in seiner "Allgemeinen Geschichte der Kultur und Literatur des neueren Europa", schließt doch seinen Bericht von dieser Epoche mit folgenden Worten (Teil II, Seite 289): "Der Faden der Literatur, der unter Karl dem Großen war angesponnen worden, zog sich durch die folgenden Jahrhunderte, wie der Genius der Zeit es jedesmal mit sich brachte, stärker oder schwächer fort, ohne je wieder abzureißen. Weder politische Revolutionen noch Unruhen und Unordnungen in der Kirche, weder die Faulheit des größten Teils der Geistlichkeit noch der Aberglaube des Volkes, weder die Hindernisse, welche dem Studieren von außen in den Weg gelegt wurden, noch die Schwierigkeiten, mit welchen es durch die Fehler der Methode und die Seltenheit der Bücher zu ringen hatte, konnten die gelehrten Kenntnisse im Reich der Franken nach Karls des Großen Zeit aufs Neue ganz vernichten." KARL der Große ist mehrmals mit PETER dem Großen verglichen worden; wenn auch nicht immer treffend, doch zuweilen lehrreich (siehe Beilage D)
    16) LEIBNIZ' Ausspruch (Introductio in Script. Brunsuic. § 63), daß im Vergleich mit diesem Jahrhundert, das Xte ein goldenes genannt zu werden verdient, ist schon oft von bewährten Männern bestätigend wiederholt worden. (siehe Beilage E)
    17) Ein lesenswerter Vergleich zwischen den von KARL dem Großen gestifteten Klosterschulen, und den nachher entstandenen Universitäten, findet sich in der Übersicht der deutschen Kulturgeschichte von HEGEWISCH im 4. und 8. Kapitel (siehe Beilage F)
    siehe Beilage G.
    19) Geschichte des Studiums der klassischen Literatur, Bd. II, § 20.
    20) Allgemeine Übersicht der deutschen Kulturgeschichte, Seite 189, 191, 192.
    21) siehe Beilage A
    22) Die Freiheit, sagt ein altes deutsches Sprichwort, ist von Gott; die  Freiheiten  aber sind vom Bösen. Dasselbe läßt sich von der Gerechtigkeit und den Gerechtigkeiten sagen.
    23) Über das Aufkommen deutscher Städte, die anfängliche Knechtschaft ihrer Einwohner, die Schritte zu ihrer Freiheit, den Ursprung der Zünfte usw. siehe HEGEWISCH, "Übersicht der deutschen Kulturgeschichte", Kapitel V
    24) Geschichte der Deutschen, Teil IV, Seite 454
    26) siehe "Geschichte der Künste und Wissenschaften", Abteilung VI, Bd. 2, Abschnitt I (von BUHLE)
    27) JOSEPH BUTLER
    28) siehe "Die goldenen Jahrhunderte" von FRIEDRICH BOUTERWEK (Neues Museum der Philosophie und Literatur, Band I, Heft 2
    29) THUKYDIDES II, 34. § 3g
    30) "Deutsche Philosophie, wie sie sich jetzt zu bilden anfängt" - sagt in derselben Schrift derselbe Verfasser - "kann hier, wo von ganz Europa die Rede ist, nicht Betracht kommen. Diese deutsche Philosophie ist noch immer nur ein Samenkorn, das in dem Boden, der es dankbar aufnahm, in langsamem Keimen begriffen, außerhalb Deutschlands aber kaum mehr, als dem Namen nach, bekannt ist, und laut genug, ein erneuertes Schulgeschwätz gescholten wird ... Indessen stärkt und stählt, unter den wildesten Stürmen des Sektentumults, sich jetzt der deutsche Verstand. Oberflächliche Empirie heißt in Deutschland nicht mehr gesunde Philosophie. Eine Sittenlehre, die teils zum Stoizismus, teils zum Platonismus zurückführt, verbreitet sich wieder von Kathedern und Kanzeln herab sichtbar durch alle Stände in Deutschland. Wenn diese Philosophie hält, was sie verspricht, so ist den Deutschen ein Preis beschieden, um den die vereinigte Kraft der Aufklärungsliebhaber unter allen Nationen seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vergebens buhlte. Aber dieser kaum erwachte Geist der neueren Philosophie in Deutschland ist noch lange nicht in den Geist des Zeitalters  eingedrungen. Der krasse Materialismus und der raffinierte Epikuräismus, der unter den Lichtverbreitern in Frankreich gesunde theoretische und praktische Philosophie heißt, kann sich der Weltherrschaft rühmen." --- Möchten die hier angezogenen Stellen recht viele reizen, die ganze Abhandlung über die goldenen Jahrhunderte (aus der ich nur drei polemische Zeilen, welche bitter unrecht tun, vertilgen zu können wünschte) zu lesen und zu beherzigen. Ihr verdient an die Seite gesetzt zu werden, eine in französischer Sprache, aber durchaus mit deutschem Geist abgefaßte akademische Rede, von ANCILLON: Essai sur les grands caracteres. Soviel ich weiß, ist von ihr noch keine Übersetzung ins Deutsche vorhanden.
    31) Treffliche Worte SCHELLINGs.
    32) Man warf auch Fragen auf wie folgende: ob das Schwein, welches der Bauer zum Markt treibt, vom Strick oder vom Bauern gehalten wird.
    33) Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit, Teil 4, Buch XX, Abschnitt 4