ra-2J. C. KreibigH. CohnA. Meinongvon Ehrenfels    
 
CHRISTIAN von EHRENFELS
Werttheorie und Ethik
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"Auch die Philosophie folgte ursprünglich jenem Drang der Objektivierung, welche den Inhalt der inneren Erfahrung oder die Beziehungen der äußeren Dinge zu ihr als absolute Bestimmungen in die Dinge selbst hinaus verlegt und suchte das ansich Wertvolle zu erforschen - mit demselben Recht etwa, mit dem man darüber streiten könnte, ob die Richtung nach dem Nordpol oder die nach dem Südpol ansich nach aufwärts weist oder ob die Erde ansich ein großer oder kleiner Körper sei."


Erster Artikel

Die Erkenntnis vom Wesen und Wandel menschlicher Wertungen, das heißt jener Schätzungsakte, welche für die Richtung und Stärke des menschlichen Strebens und Handelns bestimmend sind, ist in letzter Zeit bedeutend gefördert worden. Einerseits war es eine Gruppe von Nationalökonomen, welche die wirtschaftlichen Wertphänomene einer eingehenden Bearbeitung unterzog und namentlich das Verhältnis zwischen Wert und Nutzen - wohl endgültig - feststellte; andererseits hat die moderne Entwicklungstheorie das Bewußtsein von der Veränderlichkeit, wie alles organisch Gewordenen, so auch der menschlichen Wertungen wachgerufen; - und wenn wir auch über die Gesetze jener Veränderungen noch tief im Dunkel sind, so ist doch die Überzeugung von ihrem Vorhandensein und die daraus folgende Belebung des Forschens als positiver Gewinn nicht leicht hoch genug zu veranschlagen. Daß an diesem Gewinn nicht nur die Wissenschaft von den wirtschaftlichen, sondern auch die von den moralischen Werten teilzunehmen berufen sei, braucht wohl nicht besonders nachgewiesen zu werden - wenn auch zugestanden werden muß, daß die Ethik in ihrem Entwicklungsgang mit der Nationalökonomie bisher keineswegs Schritt gehalten hat und sich nur langsam aus den Fesseln der normativen Betrachtungsweise losringt, um zu einer objektiven Anerkennung der Tatbestände überzugehen.

In einem solchen Sinn und mit solchen Zielen die Ergebnisse der neueren Werttheorie zusammenzufassen, weiter zu bilden und auf speziell ethischem Gebiet fruchtbar zu machen, ist der Zweck der folgenden Untersuchungen, welche zunächst den  Wertbegriff  zu bearbeiten und die  Wertbewegung  in ihren Grundzügen darzustellen haben werden, um dann die gewonnenen allgemeinen Einsichten auf die besonderen Fälle  ethischer Bewertung  zur Anwendung zu bringen.



I.
Analyse der Wertbegriffe,
als Ausführung der Lehre vom "Grenznutzen"

Es charakteristisch für den unsystematischen Entwicklungsgang, welchen die menschliche Erforschung schwieriger Probleme meist zu wandeln pflegt, daß das Wertphänomen seine ausgiebigste Klärung in neuerer Zeit nicht durch eine logisch und sachlich untadelige  Begriffsdefinition sondern durch eine  Maßbestimmung  erfahren hat, welche den Begriff des Wertes und den mit ihm verwandten des Nutzens zunächst als gegebene Größen voraussetzen kann. Jedenfalls hoffe ich im Folgenden zu zeigen, daß die MENGER- und WIESERsche  Werttheorie (1), welche ich hier im Auge habe, keineswegs in einwandfreien allgemeinen Begriffsbestimmungen, sondern in der Aufdeckung einer realen Beziehung, des Größenverhältnisses zwischen Wert und Nutzen, oder - wie wir mit dem eigens hierfür gebildeten technischen Terminus kur sagen können - in der Lehre vom  Grenznutzen  ihren wesentlichen Beitrag zur Förderung des Wertproblems geliefert hat. Dementsprechend will ich zunächst versuchen, jene Lehre (in spezieller Anlehnung an die Ausführungen von WIESERs (2), welcher auch den Terminus "Grenznutzen" einführte) kurz und faßlich darzustellen, ohne mich vorher in irgendwelche Begriffsbestimmungen von Wert und Nutzen einzulassen, einzig und allein dem gesunden Sprachgefühl vertrauend und seiner sehr bestimmten Reaktion, von der wir ja bei allen wissenschaftlichen Vertiefungen der Probleme auszugehen haben.

Da dürfen wir es denn - in Übereinstimmung mit unserem Autor - als eine dem gesunden Menschenverstand feststehende Tatsache betrachten, daß der Wert der Güter - zunächst der wirtschaftlichen - von ihrem  Nutzen  stammt. Ein untaugliches Ding, das "zu nichts nutze ist", kann auch niemals einen Wert erlangen; und wenn wir ein Ding bewerten, so spricht sich darin die stillschweigende Voraussetzung aus, daß es uns in irgendeiner Weise "zunutze" sei oder werden könne. Dies scheint eine so selbstverständliche Wahrheit zu sein, daß man zunächst kaum begreift, wie der menschliche Geist jemals an ihr irre werden konnte. Und doch wird das wieder erklärlich, sobald man bei näherem Zusehen das auffällige Mißverhältnis zwischen der  Größe  von Wert und Nutzen verschiedener Güter erkennt, ja auf die befremdliche Tatsache verwiesen wird, daß viele Dinge, welche uns den höchstdenkbaren Nutzen bringen, dennoch als vollkommen wertlos gelten. Um wieviel nützlicher das billige Eisen ist als das teure Gold, wissen wir alle; ebenso, daß die atmosphärische Luft etwa oder das Trinkwasser, Dinge, von denen unsere gesamte Existenz abhängt, denen also wohl der höchste Grad von Nutzen zukommt, erstere niemals, letzteres nur in Ausnahmefällen überhaupt bewertet, als Wertträger behandelt und geachtet werden. Ja man kann fast allgemein sagen, daß die nützlichsten Güter, diejenigen, denen wir die Befriedigung unserer wichtigsten, elementarsten Bedürfnisse verdanken, den Luxusgegenständen, welche uns bloß entbehrliche Annehmlichkeiten verschaffen, an Wert hinten anstehen. Und so dürfen wir uns auch nicht länger mehr darüber verwundern, daß man am realen Zusammenhang von Nutzen und Wert zu zweifeln begann, ja ihn vollkommen hinwegleugnete, um das Phänomen der Bewertung auf andere Grundlagen zurückzuführen. (3)

Man kann nun die  Lehre vom Grenznutzen  als die wissenschaftliche Rehabilitierung jener dem Unbefangenen stets natürlich sich darbietenden Überzeugung von der Zusammengehörigkeit von Wert und Nutzen betrachten.

Die Erwägungen, welche sich hierbei aufdrängen, sind kurz folgende: - Es ist allerdings richtig, daß oftmals Dinge von höchstem Nutzen dennoch als wertlos erachtet werden. Das geschieht aber nur dann, wenn sie in solchen Quantitäten vorhanden sind, daß die Befriedigung sämtlicher auf sie gerichteter Bedürfnisse außer Frage steht. Daß in einer Gegend zu wenig Luft zum Atmen vorhanden wäre, kommt nicht vor, darum besitzt sie keinen Wert; ebenso im Allgemeinen das Trinkwasser. Sobald jedoch der Vorrat dieses letzteren den Bedarf nicht vollkommen deckt, sobald es fraglich wird, ob ein jeder sein Bedürfnis nach gutem Trinwasser vollkommen decken kann, sehen wir dieses in die Reihe der wirtschaftlichen Wertobjekte einrücken. Ja selbst atmosphärische Luft von besonderer Qualität, dergleichen nicht überall im Wind zuweht, wird mittelbar zum Gegenstand wirtschaftlicher Wertung, nicht ansich zwar, wohl aber in den Wohnräumen, welche sie erfüllt und die ihren Genuß ermöglichen. Das zeigen die Mietpreise in klimatischen Kurorten. Und wäre der Ertrinkende etwa noch in der geistigen Verfassung, die Wertung eines für sein Atmungsbedürfnis genügenden Quantums atmosphärischer Luft zu vollziehen, sie würde gewiß nicht gering ausfallen.

Es ist weiter richtig, daß das nahrhafte Brot meistens niedriger bewertet wird, als etwa der bloß gaumenreizende Pfeffer. Aber das geschieht doch nur von Menschen, die eine Aussicht haben, sich mindestens annähernd satt zu essen, das heißt also, welche Brot oder äquivalnte Nahrungsmittel in weit größerer Quantität sich zu beschaffen in der Lage sind, als sie deren zum dringendsten Lebensunterhalt oder zur Stillung des eigentlichen Heißhungers bedürfen. Wer tatsächlich mit dem Hunger zu kämpfen hat, der wird ein tüchtiges Stück Brot immer der größten Menge des besten Pfeffers vorziehen. - Oder doch nicht immer? - Wird der Vater einer hungernden Familie nicht ein Fass Pfeffer mit größerer Freude zum Geschenk nehmen, als eine gleiche Menge Brot? - Gewiß, wenn Aussicht hat, das Faß Pfeffer zu verkaufen und für den Erlös sich und den Seinen eine noch viel größere Menge kräftiger Nahrungsmittel zu verschaffen. Fällt aber diese Aussicht weg, wie bei einer Hungersnot, so wird er zweifelsohne selbst die geringe Menge Brot vorziehen, das heißt: es wird sich das gegenseitige Verhältnis der Werte von Brot und Pfeffer an dasjenige ihrer Nützlichkeit akkomodieren [anpassen - wp].

Was aus diesen Einzelbetrachtungen an Leitgedanken hervorgeht, ist folgendes: Die Akte der Wertschätzung von Gegenständen werden immer in Bezug auf irgendwelche jene Gegenstände und ihr Verhältnis zu uns betreffenden Handlungen (etwa Erwerb oder Entäußerung) vollzogen. Hierbei ist allerdings der Nutzen des Gegenstandes maßgebend für seine Wertschätzung,  aber nicht der volle Nutzen, den jener Gegenstand uns tatsächlich gewährt, sondern nur jener Teil seines Nutzens, welcher bei der betreffenden Handlung in Frage kommt.  So wird der nahezu Gesättigte beim Ankauf eines Brotes nicht überlegen, inwieweit sein ganzer Lebensunterhalt von der Existenz des Brotes abhängig sein mag, sondern lediglich sein Nahrungsbedürfnis und die Stillung desselben durch das Brot für den einen bestimmten Fall in Erwägung ziehen. Aber selbst der Heißhungrige wird unter normalen Verhältnissen das Brot nicht übermäßig teuer bezahlen; denn ob er es gleich zur Stillung eines dringenden Bedürfnisses zu verwenden gedenkt, hängt doch die Befriedigung des Bedürfnisses nicht vom Besitz des einen Stückes ab; er kann für sein Geld etwa im nächsten Bäckerladen ein ebenso gutes Stück bekommen. Es kommt höchstens die Zeit in Frage, welche er bis zur Beschaffung jenes anderen Stücks noch zuwarten muß. Nur wenn so viel Heißhungrige und zugleich auch Kaufkräftige nach Brot begehren, daß die Befriedigung aller aus den vorhandenen Vorräten zweifelhaft erscheint, wird die Erwerbung eines Brotes - entsprechend dem Nutzen, welcher hierbei in Frage kommt - höher bewertet werden. Die Verschiedenheit des bei Erwerb oder Entäußerung bestimmter Stückgüter einer gewissen Kategorie in Frage kommenden Nutzens ist eine Folgeerscheinung des Verhältnisses zwischen dem  Vorrat,  in welchem jene Gegenstände vorhanden sind und dem  Bedarf  aller derjenigen, welche mit Erfolg nach dem Besitz der Gegenstände trachten. Je weiter der Vorrat hinter dem Bedarf zurückbleibt, desto dringendere Bedürfnisbefriedigungen werden im Allgemeinen durch Besitz oder Nichtbesitz des Gegenstandes in Frage gestellt - desto höher steigt sein Wert.

Der Nutzen, welcher vom Erwerb oder von der Entäußerung eines einzelnen, in mehreren Exemplaren vorrätigen Gegenstandes als abhängig erachtet wird - ist es nun, welchen man mit dem Namen  Grenznutzen  bezeichnet.  Der Wert der Güter ist ihrem Grenznutzen proportional.  Mit diesem Satz hat die neuere Werttheorie den früh geahnten, anscheinend widerlegten Zusammenhang von Wert und Nutzen nachgewiesen.

Bei den zum vollkommenen Verständnis dieses Satzes konkurrierenden Überlegungen kommen hauptsächlich folgende Gesichtspunkte in Betracht:
    1. Die menschlichen Bedürfnisse nach Gegenstände irgendwelcher Art sind stets endlich begrenzt. Ebenso der verfügbare Vorrat an Gegenständen. (Das heißt: Bedarf und Vorrat sind stets endliche Größen, welche zueinander in einem bestimmten Verhältnis stehen.)

    2. Werden Bedürfnisse irgendeiner Kategorie durch aufeinanderfolgende Akte des Verbrauches gleicher Gegenstände befriedigt, so befriedigen im Allgemeinen die ersten Verbrauchsakte größere Bedürfnisse als die nächstfolgenden. (Der Hungrige z. B., welcher sich durch das Verzehren mehrerer gleicher Brotstücke sättigt, befriedigt mit den ersten Bissen größere Bedürfnisse als mit den nächstfolgenden).

    3. Oft können gleiche Gegenstände zur Befriedigung der verschiedenartigsten Bedürfnisse gebraucht werden, welche sich auch in ihrer Größe weit voneinander unterscheidne. (Man kann mit dem gleichen Stück Brot etwa den eigenen Hunger stillen oder die Spatzen vor dem Fenster füttern).

    4. Daher bringen meist von einem Vorrat gleicher Gegenstände, welche alle ausgenutzt werden, die einzelnen Stücke dennoch sehr verschiedenen Nutzen mit sich. (Hier ist natürlich nicht der Grenznutzen, sondern der Nutzen schlechthin gemeint, welcher sehr verschieden ist etwa bei einem Stück Brot, welches man im Zustand des Hungers und dem, welches man im Zustand fast vollzogener Sättigung verzehrt oder zum Füttern der Spatzen verwendet.)

    5. Wenn ein Vorrat gleicher Nutzgegenstände nicht vollkommen ausreicht, um alle Bedürfnisse zu befriedigen, bei denen das der Art der Gegenstände nach möglich wäre, so pflegt man in der Regel aus dem Vorrat den  größtmöglichen Nutzen  zu ziehen, das heißt: nur die schwächsten Bedürfnisse unbefriedigt zu lassen. Das ergibt sich, wenn die Verschiedenheit der Nutzgrößen nach 2. erfolgt, von selbst (man kann nicht seinen "Appetit" zuerst befriedigen und seinen  Heißhunger"  unbefriedigt lassen) - wenn nach 3., so ist es ein Erfordernis der Wirtschaftlichkeit (Vernunft im Güterverbrauch), dem die meisten Menschen in den meisten Fällen nachkommen (man wird sein Brot nicht den Spatzen streuen, wenn man selbst Hunger leidet).

    6. Wer somit aus einem Vorrat von gleichen Nutzgegenständen  einen  hergibt, der verliert dadurch nur den  geringsten  Nutzen -  Grenznutzen  - welchen er bei  größtmöglicher Ausnützung  des ganzen Vorrates aus einem einzelnen Gegenstand gezogen hätte. Analog: Wer zu einem Vorrat von gleichen Nutzgegenständen noch  einen  hinzuerwirbt, der gewinnt dadurch nur den  geringsten  Nutzen -  Grenznutzen  - welchen er bei  größtmöglicher Ausnützung  des so vermehrten Vorrates aus einem einzelnen Gegenstand gezogen hätte.

    7. Daher bildet sich die Gewohnheit, bei allen denjenigen Handlungen, welche die Bewegung der Güter im Einzelnen bewirken (Produktion, Kauf, Verkauf, Konsumtion), die Güter nur  in Gemäßheit ihres Grenznutzens  zu schätzen. Die in solcher Weise sich vollziehende Schätzung ist nun die  Wertung  der Güter.
Aus diesen Gesichtspunkten folgt von selbst die beobachtete häufige Divergenz zwischen Nutzen schlechthin und Wert, welche anfänglich so beirrend wirkte: die Wertlosigkeit allernützlichster Gegenstände, welche im Überfluß vorhanden sind, sowie die durch das wechselnde Verhältnis von Vorrat und Bedarf bedingten Wertschwankungen von stets gleich nützlichen Güterarten. (4)

Soviel über die Lehre vom Grenznutzen, die - wie sich zeigte - mit den im Sprachgebrauch fixierten Vorstellungen von Nutzen und Wert wohl verstanden werden kann.

Im folgenden wollen wir nun versuchen, anknüpfend an jenes erkannte Größenverhältnis, zu einer tieferen Analyse und Bearbeitung der Begriffe von Nutzen und Wert vorzudringen.

Hierbei können wir die von den Begründern unserer Theorie aufgestellte Definition zum Ausgangspunkt nehmen, wonach der  Nutzen  eines Gegenstandes dessen Tauglichkeit oder Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung bedeutet. Alles was - sei es für sich, sei es in Vereinigung mit anderem - die Befriedigung irgendwelcher zur Bedürfnisbefriedigung, auch wenn sie nicht in Aktion tritt, zu verstehen. - Diese Definition ist unanfechtbar und entspricht ebensowohl dem wissenschaftlichen als auch dem populären Begriff des Nutzens; zur vollkommenen Bestimmtheit jedoch bedarf sie einer weiteren Klärung des Begriffes, der Bedürfnisbefriedigung. Hier liegen zwei Interpretationen gleich nahe. Dem Sprachgebrauch bedeutet einerseits Bedürfnis nach einem Gegenstand soviel wie Verlangen nach dem Gegenstand oder - psychologisch präzise ausgedrückt - ein auf den Gegenstand als Objekt gerichtetes Begehren. Doch auch eine zweite Bedeutung ist sprachüblich. Danach verstehen wir unter Bedürfnis nach einem Gegenstand ein Gefühl des Unbehagens oder - psychologisch gesprochen - der Unlust, welches durch den betreffenden Gegenstand behoben werden könnte. Begehren oder Gefühl also - diese Alternative steht uns bei der Bestimmung des Begriffs der Bedürfnisbefriedigung offen. - Eine diesbezügliche Frage wurde von den Begründern der Lehre vom Grenznutzen nicht aufgeworfen - wie überhaupt die vorwiegend nationalökonomischen Tendenzen jener Autoren sie, vielleicht zum großen Vorteil der Sache, zunächst weit mehr auf eine praktische Verwendbarkeit als auf psychologische Präzisierung ihrer Theorie bedacht sein liessen. Dennoch sind bestimmte Anzeichen dafür vorhanden, daß die Förderer der wirtschaftlichen Werttheorie die an zweiter Stelle angeführte Bedeutung vornehmlich im Sinne hatten. Sie gehen nämlich von der mehr oder minder deutlich ausgesprochenen Voraussetzung aus, daß alles menschliche Begehren seinem Wesen nach überhaupt auf keine anderen letzten Zwecke als auf Bedürfnisbefriedigung gerichtet sein kann. Verstände man nun unter Bedürfnis selbst wieder Begehren, so hieße das nichts anderes, als daß alles Begehren als letzten Zweck nur auf Erfüllung des Begehrens (entweder seiner selbst oder eines zweiten Begehrens) gerichtet sein könne. Der regressus in infinitum [Teufeskreis - wp] - also der Widersinn - liegt hier klar zutage.

Wir werden somit der Meinung unserer Autoren besser durch die zweite, auf das Gefühl rekurrierende Definition des Bedürfnisses entgegenkommen. Diese ist jedoch in der dargelegten, durch den Sprachgebrauch bedingten Fassung noch zu eng für die Identifizierung von Nutzen mit der Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung. Denn offenbar sprechen wir nicht nur jenen Dingen Nutzen zu, welche die Fähigkeit besitzen, Unlust zu beheben, sondern auch denjenigen, welche Lust hervorrufen. Nun gibt es zwar psychologische Theorien, welche behaupten, daß alle Lust nur beim Weichen einer Unlust entsteht; die psychologische Erfahrung bestätigt aber dieses Gesetz nicht, sie zeigt uns häufig genug ein Gefühl der Lust, welches spontan entsteht, ohne daß ihm ein irgendwie schmerzlicher oder unbehaglicher Zustand vorausgegangen wäre. Wie oft werden wir durch das unerwartete Eintreten eines lustvollen Ereignisses - etwa den Anblick eines leuchtenden Sonnenunterganges am Abend oder den Hauch eines duftgeschwängerten Windes - überrascht, ohne daß wir uns des hiermit verbundenen Entschwindens irgendeines unter einem Indifferenzpunkt gelegenen Gefühls bewußt zu werden vermöchten! - Es entspräche der üblichen Wortbedeutung nicht, in solchen Fällen dem leuchtenden Anblick, dem duftigen Windhauch die Befriedigung eines Bedürfnisses zuzuschreiben. Bedürfnis nach jenen Gegenständen war nicht vorhanden, da die Unlust fehlte. Dennoch müssen wir - im Sinne der Theorie noch mehr als in dem des Sprachgebrauchs - jenen Gegenständen entschieden Nutzen für uns zuschreiben; und deswegen verlangt die Identifizierung der Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung mit Nutzen eine Erweiterung des üblichen Begriffes, derart, daß auch das Auftreten einer Lust ohne damit verbundenes Entschwinden einer Unlust als Bedürfnisbefriedigung betrachtet werden kann. Wir verstehen somit  theoretisch  unter Bedürfnis nach einem Gegenstand jede derartige Beschaffenheit eines Individuums, daß jener Gegenstand ihm Unlust zu vertreiben oder Lust zu bereiten - allgemein  seinen Glückszustand zu heben oder zu fördern vermöchte.  Der Gegenstand braucht hierbei vom Individuum keineswegs gedacht oder vorgestellt zu werden; worauf es ankommt, ist nur die Gefühlsbeschaffenheit.

Nach dem so modifizierten Begriff des Bedürfnisses bewahrheitet sich nun die von unseren Autoren gegebene Indentifizierung von Nützlichkeit mit der Fähigkeit zur Bedürfnisbefriedigung. Einfacher jedoch und dem Mißverständnis weniger ausgesetzt ist  die Definition der Nützlichkeit eines Gegenstandes in seiner Fähigkeit, Glücksförderung zu bewirken  (unter Glücksförderung wird in gleicher Weise die Erzeugung oder Vermehrung von Lust, wie die Verringerung oder Aufhebung von Unlust verstanden).

Nicht so direkt wie beim Begriff des Nutzens können wir uns bei der Definition des  Wertbegriffs  an unsere Autoren anschließen. Mit feinem Takt vermeidet von WIESER überhaupt jede bestimmte Definition des Wertes; und die Definition MENGERs - Wert ist "die Bedeutung, welche konkrete Güter oder Güterquantitäten für uns dadurch erlangen, daß wir in der Befriedigung unserer Bedürfnisse von der Verfügung über dieselben abhängig zu sein uns bewußt sein." (5) - enthält außer der hier schon implizit aufgestellten Maßrelation zwischen Wert und Grenznutzen keinerlei Klärung des Begriffes, da seine Subsumtion unter den vagen, unbestimmten Begriff der "Bedeutung" wohl nur als sprachliche Verhüllung eines idem per idem [dasselbe durch dasselbe - wp] gelten kann.

Darum wollen wir nun, gestützt auf die trefflichen Vorarbeiten unserer Autoren, den Wertbegriff, wie er ihnen bei der Ausbildung der Lehre vom Grenznutzen vorgeschwebt haben mochte, auf eigenem Weg psychologisch präzise zu definieren versuchen.

Was hierbei zunächst auffallen dürfte, ist die Voraussicht, daß die Definition eine wesentlich psychologische werden müsse und die darin eingeschlossene Annahme der  Relativität  des Wertbegriffes. Diese Annahme, welche MENGER ausdrücklich betont und von WIESER stillschweigend voraussetzt, kann gegenwärtig wohl unter den Nationalökonomen als anerkannt gelten, widerspricht aber dem im Sprachgebrauch sich kundgebenden populären Bewußtsein, welches den Wert als etwas Selbständiges, den Dingen ansich Anhaftendes betrachtet. Auch die Philosophie folgte ursprünglich jenem Drang der Objektivierung, welche den Inhalt der inneren Erfahrung oder die Beziehungen der äußeren Dinge zu ihr als absolute Bestimmungen in die Dinge selbst hinaus verlegt und suchte das  ansich  Wertvolle zu erforschen - mit demselben Recht etwa, mit dem man darüber streiten könnte, ob die Richtung nach dem Nordpol oder die nach dem Südpol ansich nach aufwärts weist oder ob die Erde ansich ein großer oder kleiner Körper sei. Doch bekundet sich in jenen Bestrebungen, welche vornehmlich in der nacharistotelischen Zeit auftreten, mehr als die bloße Konsequenz eines Denkfehlers. Die krampfhafte Anspannung des Intellekts auf der Suche nach Werten ist nämlich ein Symptom der Entartung jenes psychischen Vermögens, das allein Werte schafft - der emotionalen, begehrenden Fähigkeit im Menschen, welche überall dort an Kraft und Beständigkeit einbüßt, wo die Überkultur mit ihren erschlaffenden Wirkungen sich geltend macht. Der Mensch, welcher an den Gütern des Lebens keine Lust und Freude mehr zu finden vermag, kann auch nichts Positives, Konkretes mehr wünschen und begehren und wird nur von dem einen herrschenden Verlangen nach Befreiung aus jenem qualvollen Zustand der Schwäche erfüllt. Da nimmt er dann seine Zuflucht zur Philosophie und hofft durch die Vernunft zu erkennen, was allein durch das Gefühl erzeugt werden kann. Aber die Hoffnung ist trügerisch; die Erkenntnis für sich vermag einem kranken Gemüt keine neuen Lebensimpulse einzuflössen; sie gibt uns wohl Mittel, aber keine Zwecke; und so sehen wir diejenigen, welche mit von vornherein unerfüllbaren Forderungen an die Philosophie herantraten, alsbald an ihren eigenen Fähigkeiten irre werden und an der Erkenntnis überhaupt verzweifeln. Die allgemeine Skepsis war das nächste Symptom jener Überkultur, bei dem es indessen nicht sein Bewenden hatte. Schließlich verlangte der menschliche Geist doch nach einem bestimmten Inhalt und da der Mangel an Werten das große Zeitproblem war, so wurde aus der Not eine Tugend gemacht und der Zustand der eigenen Apathie allen Lebenserscheinungen gegenüber schuf sich selbst den Glorienschein einer eingebildeten absoluten Berechtigung und Würde. Die Stoa glaubte im völligen Absterben allen Begehrens das ansich einzig Wertvolle erkannt zu haben. Aber auch hiermit fand der Entwicklungsgang noch nicht seinen Abschluß. Die Philosophie der Apathie führte zur Philosophie der Weltflucht und Askese und diese zum Mystizismus, in welchem wir jene versinkende Welt zur Annahme der neuen Werte bereit finden, die ihr nicht durch die Erkenntnis, sondern durch das einströmende, lebenswarme germanische Blut zugeführt wurden.

Die Betrachtung jenes Prozesses ist heute nicht überflüssig. Denn wenn wir uns auch der naiven Objektivierung der Werte nicht mehr schuldig machen, so wird doch die leidenschaftliche Überschätzung und dann wieder Verurteilung der Philosophie, welche die Geschichte der letzten Dezennien uns zeigt, mindestens zum Teil auf dieses dunkle, oft selbst unerkannte Verlangen zurückzuführen sein, es solle die Erkenntnis uns Werte geben, einen neuen Lebensinhalt schaffen. Dem gegenüber muß als erster Satz festgehalten werden, daß aller Wertbegriff relativ ist und nichts anderes als die Beziehung eines Dings zu den emotionalen Funktionen der menschlichen Psyche ausdrückt.

So stehen wir hier wieder vor einer ähnlichen Alternative, wie bei der Definition des Bedürfnisse, respektive des Nutzens. - Die emotionalen Funktionen der menschlichen Psyche sind  Fühlen  und  Begehren.  Welche von beiden ist es nun, die dem Wertbegriff seinen Inhalt gibt?

Hatten wir den Nutzen auf den Gefühlszustand, Lust und Unlust zurückgeführt, so werden wir beim Wert dagegen zunächst entschieden auf das Begehren verwiesen. Es mag allerdings, bei dem engen Konnex [Verbindung - wp] zwischen Begehren und Fühlen, auch zwischen Wert und Gefühl eine bestimmte Relation bestehen und sie aufzudecken ist ein Hauptzweck unserer Untersuchung; was uns jedoch zunächst bestimmt, die Dinge als wertvoll zu bezeichnen, ist nicht ihre Beziehung zu den passiven Zuständen der Lust oder Unlust, sondern zu unserem aktiven Wünschen, Streben und Wollen - kurz zu unserem Begehren. Dieses Ding ist mir wertvoll heißt soviel wie: dieses Ding ist Objekt meines Begehrens.  Wert ist die von der Sprache irrtümlich objektivierte Beziehung eines Dings zu einem auf dasselbe gerichteten menschlichen Begehren.  Diese Definition gibt psychologisch präzise den Inhalt des Wertbegriffs, ohne jedoch das Maß der Wertschätzung zu limitieren. Vielmehr taucht als Kernproblem unserer Untersuchung nun die Frage auf, wie sich jener Wertbegriff in die Lehre vom Grenznutzen einfügt und wie es zu erklären sei, daß wir die Dinge gerade nach Maßgabe des Grenznutzens begehren, den wir von ihnen erwarten zu können vermeinen.

Die Antwort scheint - im Sinne unserer Autoren - sich einfach genug zu ergeben. Nach ihrer Annahme begehren wir als letzen Zweck überhaupt nichts anderes als "Bedürfnisbefriedigung" oder - in unserer Ausdrucksweise - "Glücksförderung". Alle äußeren Dinge begehren wir nur als Mittel für diesen letzten Zweck und zwar - sehr begreiflich - mit größerer oder geringerer Intensität allein nach dem Gesichtspunkt, ein wie großes Maß an Glücksförderung wir von ihrem Besitz abhängig glauben. Die Intensität, mit der wir nach den Dingen begehren, ist aber gleichbedeutend mit der Größe des Wertes, welchen wir ihnen beimessen.

In dieser so plausiblen Überlegung verbergen sich mehrere Voraussetzungen schwerwiegender Art: eine doppelte Einschränkung des Wertbegriffs und eine psychologische Theorie über das menschliche Begehren im Allgemeinen.

Die Einschränkung zunächst, welche der Wertbegriff hier erfahren hat, wird einleuchten, wenn man bedenkt, daß wir doch nicht nur den Dingen, welche wir um eines anderen willen, sondern vor allem denjenigen, die wir um ihrer selbst willen begehren, Wert zuschreiben. Ist es nun richtig, daß wir allein Glücksförderung als letzten Zweck, das heißt um ihrer selbst willen begehren, Wert zuschreiben. Ist es nun richtig, daß wir allein Glücksförderung als letzten Zweck, das heißt um ihrer selbst willen begehren, so besitzt sie vor allem anderen für uns Wert und das Gesetz vom Grenznutzen erleidet insofern eine Ausnahme, als hier nicht eine vom gewerteten Ding als abhängig erachtete, sondern die mit ihm identische Glücksförderung maßgebend wird. Wollte man diesen Fall ausschließen, so müßte man den Wertbegriff auf diejenigen Objekte einschränken, welche wir als Mittel zum Zweck begehren. Dies widerspräche jedoch dem Sprachgefühl und würde sich auch sonst nicht empfehlen. Vielmehr wird uns durch diese Überlegung eine Spaltung des Wertbegriffes nahegelegt.  Eigenwerte  wollen wir von nun an diejenigen Dinge nennen, welche um ihrer selbst,  Wirkungswerte  diejenigen, welche um anderer willen, um der Wirkung willen begehrt werden, die wir von ihnen erwarten. (6) Die Lehre vom Grenznutzen zieht durchwegs nur Wirkungswerte in Betracht und statuiert auch noch eine zweite Einschränkung des Wertbegriffs. Dem nationalökonomischen Sprachgebrauch bedeutet nämlich Begehren nach einem Ding soviel wie Begehren nach dem Besitz des Dinges; darum kennt er auch keine anderen Werte, als Besitz oder Verfügungsgewalt über äußere Dinge (bzw. menschliche Beziehungen). Dies ist jedenfalls eine nationalökonomisch unschädliche terminologische Ungenauigkeit, welche wir jedoch dort, wo es sich um allgemeinere Wertbetrachtungen handelt, nicht annehmen können; denn offenbar ist uns auch häufig die bloße Existenz äußerer Objekte von Wert, ohne daß wir hierbei an ein Besitzverhältnis oder an eine diesem analoge Verfügungsmacht dächten oder denken könnten. (So hat etwa für die meisten Angehörigen eines Staates die Existenz ethisch hoch veranlagter Mitbürger einen kaum zu überschätzenden Wirkungswert.) Wir wollen darum im Folgenden unter Begehren nach einem Ding oder Wert eines Dinges nur das Begehren nach seiner - oder den Wert seiner  Existenz  verstehen, und, so oft wir den Wert des  Besitzes  eines Dings im Auge haben, dies in der Benennung deutlich zum Ausdruck bringen.

Galt es hier vornehmlich, formalen Bedenken Rechnung zu tragen, so stehen wir dagegen vor einem Satz von höchster realer Bedeutung, wo unsere Autoren von der Voraussetzung ausgehen, daß alles menschliche Begehren als letztes Ziel nur auf "Bedürfnisbefriedigung", also auf Vermehrung eigener Lust oder Verminderung eigenen Schmerzes gerichtet sei. Die Schätzung der Wirkungswerte nach dem Grenznutzen würde sich - wie erwähnt - als selbstverständliche Konsequenz eines solchen psychologischen Gesetzes ergeben, dessen Fassung sich theoretisch ebenso einfach als präzise darstellen läßt und überdies durch die Zustimmung vieler Praktiker auf dem Gebiet der Menschenkenntnis gestützt wird. So würde all dem für seine Anerkennung sprechen - mit Ausnahme freilich keiner geringeren Instanz als der psychologischen Empirie.

Die psychologische Theorie des absoluten Egoismus - denn mit keiner anderen haben wir es hier zu tun - wurde schon so vielfach und mit so treffenden Gründen widerlegt, daß, wenn sie auch bis heute noch immer Vertreter findet, das Problem doch sachlich abgeschlossen gelten kann. (7) (Mit Unrecht dagegen macht man jener Theorie zum Vorwurf, sie wolle die ethischen Unterschiede zwischen den Menschen wegleugnen. Wenn der mitleidige Wohltäter und der boshafte Schädiger des Mitmenschen auch beide nur nach "größtmöglicher eigener Lust" strebten und sich somit in Bezug auf das  Begehren  psychologisch nicht unterschieden, so wären sie doch noch immer verschieden in Bezug auf das  Gefühl,  indem nämlich der Erste durch den Gedanken an fremdes Leid schmerzlich, der Zweite freudig affiziert wird.)

Nichtsdestoweniger wird der Unbefangene in der durchgängigen Abhängigkeit allen Begehrens vom Fühlen eines der empirisch bestbegründeten psychologischen Gesetze anerkennen müssen.

Wie ist also jene Abhängigkeit zu erklären?
LITERATUR - Christian von Ehrenfels, Werttheorie und Ethik, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Leizpzig 1893, Bd. 17
    Anmerkungen
    1) FRIEDRICH von WIESER bezeichnet in seiner letzten Bearbeitung des Gegenstandes "Der natürliche Wert", Wien 1889, neben MENGER die Forscher GOSSEN, JEVONS und WALRAS als voneinander unabhängige Begründer der Theorie.
    2) Außer dem oben genannten Werk eine Publikation älteren Datums: FRIEDRICH von WIESER, Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes, Wien 1884
    3) Von größter Wichtigkeit für die Entwicklung der Nationalökonomie und speziell der Wertlehre wurde die durch ADAM SMITH eingeleitete Zurückführung des Wertes auf Arbeit.
    4) Desgleichen ergibt sich die Widerlegung der Ableitung des Wertes aus der Arbeit. Nicht deswegen ist ein Gut wertvoll, weil wir auf dessen Erzeugung Arbeit verwendet haben - sondern umgekehrt: nur deswegen verwenden wir Arbeit auf die Erzeugung eines Gegenstandes, weil wir von ihm "Grenznutzen" erwarten, d. h. weil wir ihm einen präsumtiven [mutmaßlichen - wp] Wert zusprechen.
    5) FRIEDRICH von WIESER, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Seite 78
    6) Diese Distinktion gemahnt an die bekannte zwischen primären und sekundären Gütern (Gütern erster und zweiter Ordnung) - ohne sich jedoch mit ihr zu decken. Die Nationalökonomen verstehen unter allen Gütern, auch unter den primären, bloß Dinge, die - wenn überhaupt - um eines anderen willen begehrt werden. Nur der unwesentliche, vielfach bloß durch willkürliche Bestimmungen zu fixierende Umstand, ob die Dinge "direkt" oder "indirekt" zur Bedürfnisbefriedigung verwendet werden, gab zu jener Distinktion Anlaß - weshalb für die Scheidung im Wertbegriff neue Namen gebildet werden mußten.
    7) Mit lebhafter Befriedigung glaube ich es hier erwähnen zu dürfen, daß Professor von WIESER, als ich ihm persönlich meine Bedenken gegen die Egoismustheorie zu erkennen gab, hierauf erwiderte, er sei sich vollkommen bewußt, zur Vereinfachung des Problems hier eine psychologische Fiktion vollzogen zu haben.