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MAX FRISCHEISEN-KÖHLER
Die Lehre von der Subjektivität
der Sinnesqualitäten und ihre Gegner

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"Vor allem  Aristoteles ist der klassische Repräsentant des naiven Realismus. Die Objektivität des im Geiste Erfaßten ist die theoretische Grundlage seines Systems, und mit derselben Konsequenz, mit welcher er die begriffliche Erkenntnis als eine Abbildung der Formen der Wirklichkeit dargestellt hat, hat er auch das Prinzip der Korrespondenz auf den Gebiet der sinnlichen Wahrnehmung durchgeführt."

"In jedem streng materialistischen System ist, da nun einmal die Qualitäten aus Bewegungen qualitätsloser Teilchen nicht hervorgezaubert werden können - die Notwendigkeit enthalten, die Qualitäten als letzte Tatsachen neben den Korpuskeln und ihren Schwingungen hinzunehmen."

"Die Aufgabe der Wissenschaft ist, die ihr gegebene Mannigfaltigkeit in einer solchen Weise darzustellen und abzubilden, daß nur die tatsächlich in den darzustellenden Erscheinungen angetroffenen und nachgewiesenen Elemente in die Darstellung aufgenommen werden. Dieser Standpunkt bedient sich hierbei desjenigen allgemeinsten Prinzipes der Naturforschung, das ohne etwas über den  qualitativen Inhalt der einzelnen Erscheinung auszusagen oder vorauszusetzen, lediglich die Änderung oder Verbindung dieser sinnlichen Erscheinung nach ihren festen quantitativen Verhältnissen bestimmt."

II.

Gegenüber all diesen Ausführungen möchte nun dem wissenschaftlich orientierten Denken jeder Versuch, gleichwohl die sinnlichen Qualitäten nicht ausschließlich als subjektiv zu bezeichnen, von vornherein als ein offenbarer Rückschritt in längst vergessene und überwundene scholastische Anschauungen, oder geradezu als ein Rückfall in die primitivste aller Denkweisen, den naiven Realismus, erscheinen, den doch die Analyse des Wahrnehmungsvorgangs nach ihrer physikalischen und physiologischen Seite so gründlich zerstört hat. Aber die Gründe, auf welche ein Antrag auf Revision der Lehre von den Sinnesqualitäten gestützt werden kann, sind doch so stark und schwerwiegend, daß ihre sachliche Prüfung zumindest nicht kurzerhand des bloßes Verdachtes halber abgelehnt werden kann, daß nunmehr die gemeine Vorstellung wieder in ihre Rechte eingesetzt und die Arbeit der physikalischen Optik und Akustik als vergeblich aufgehoben werden soll.

Denn zunächst schließt eine andersartige Wertung unserer Empfindungsinhalt nicht notwendig eine positive Anschauung von Wirklichkeit ein, die mit irgendeinem Recht als naiver Realismus bezeichnet und als verwerflich und unwissenschaftlich charakterisiert werden könnte. Was überhaupt unter dem Standpunkt des sogenannten naiven Realismus, diesem Schulexempel philosophischer Unkultur, zu verstehen sein soll, ist ziemlich dunkel.

Begreift man unter diesem Wort die Vorstellungsweise des gemeinen Bewußtseins, wie es vor dem Beginn der wissenschaftlichen Orientierung in der Welt sich ein Bild derselben formt, dann fällt jedenfalls der Inbegriff von Überzeugungen, den der moderne Erkenntnistheoretiker meint, wenn er den naiven Realismus bekämpft, nicht darunter. Denn jene primitiven Annahmen über den Zusammenhang und die Beschaffenheit der Naturdinge bilden ein Stadium in der Entwicklung des menschlichen Geistes, das von der Zeit des mythischen Vorstellens bis zur Entstehung der Wissenschaften reicht, und das in der ganzen Fülle seiner mannigfachen Erscheinungsformen historisch studiert und erforscht werden kann. Und zwar beweisen die geschichtlichen Zeugnisse und die Erfahrungen der Ethnologen gleichmäßig, daß diese primitive Vorstellungsweise ein außerordentlich kompliziertes Phänomen ist, das, so wenig wie sonst irgendeine große über lange Zeiträume sich erstreckende Entwicklung, auf eine allgemeine Formel gebracht werden kann. Hinsichtlich des erkenntnistheoretischen Gehalts ihrer Würdigung und Auffassung etwa der sinnlichen Wahrnehmungen ist überhaupt ein gemeinsames Merkmal nicht leicht anzugeben; nicht etwa aus dem Grund, weil diesem Denken eine Reflexion über die Sinnestäuschungen, die Halluzinationen, die Phänomene des Traumes, der Ekstase noch nicht geläufig ist, sondern weil sich die Interpretation dieser Tatsachen in den mannigfachsten Deutungen ergeht, sei es im Sinne der Annahme, daß in diesen Zuständen Erfahrungen und Realitäten verschiedener Arten gegeben sind, sei es im Sinne einer berichtigenden Kontrolle der abweichenden individuellen Erfahrungen durch die Erfahrungen mehrerer Personen. Denn das Entscheidende ist, daß diese primitive Vorstellungsweise von der Zeit der Entstehung wissenschaftlicher Überzeugungen überhaupt nicht scharf getrennt und jedenfalls gegenüber späteren methodischen Reflexionen nicht als ein Erkenntniszustand bezeichnet werden darf, in welchem der schlichte und reine, durch keine theoretische Umdeutung veränderte Wirklichkeitsgehalt erfaßt wird.

Aber wenn diese Vorstellungsweise doch immerhin ein geschichtliches, wenn auch für die Zwecke erkenntnistheoretischer Erörterungen äußerst schwer zu verwertendes Faktum ist, so ist nun, was in der philosophischen Literatur als der Standpunkt der "gemeinen Weltansicht", um mit HERBART zu sprechen auftritt, überhaupt in keiner Erfahrung gegeben. Gewiß ist es möglich, aus dem Durchschnittswissen eines gebildeten Menschen der Gegenwart eine Ansicht von der Natur des Wirklichen abzuziehen und etwa mit EDUARD von HARTMANN propädeutisch als Ausgangspunknt tieferer Entwicklungen zu benutzen. Aber als ein naiver Realismus, als der Ausdruck der natürlichen vorwissenschaftlichen Stellung der Intelligenz zur Wirklichkeit kann eine solche vage Konstruktion nicht angesehen werden. Denn soll das Wort  naiv  nicht nur das Unkritische und Gedankenlose in den Annahmen dieser Weltansicht bezeichnen, soll in ihm zugleich eine Ursprünglichkeit der Auffassung angedeutet sein, die nicht das Ergebnis einer Reflexion, sondern ein unmittelbares Produkt schlichter Beobachtung und Wahrnehmung ist, dann ist dieser sogenannte naive Realismus so weit von Naivität entfernt, daß er vielmehr als eine sehr späte und sehr abstrakte, mit theoretischen Erwägungen aller Art durchsetzte geschichtliche Erscheinung angesprochen werden muß (22). So wenig die geozentrische Weltauffassung ein theoriefreier Ausdruck der sinnlichen Anschauung von den sichtbaren Veränderungen am Himmel ist, so wenig ist die Lehre von den wirklich wahrnehmbaren Dingen, die mit Eigenschaften bestimmter Natur behaftet sind und dieselben behalten, auch wenn sie nicht wahrgenommen werden, die in Wechselwirkung miteinander stehen und als das gemeinsame Wahrnehmungsobjekt das Hilfsmittel der Verständigung für eine Mehrzahl von Bewußtseinssubjekten bilden (23), Ausdruck eines vom philosophierenden Menschen beim Beginn der Reflexion vorgefundenen Bewußtseinsinhaltes. Welch eine Fülle rein begrifflicher Vorstellungen, wie Ding, Eigenschaft, Ursache, sind in diesem angeblich naiven Sätzen zu einem komplizierten Zusammenhang vereinigt! Vom Standpunkt eines ausgebildeten Bewußtseins aus kann das naive immer nur hypothetisch konstruiert und bestimmt werden. Daher erblickt auch dasjenige System, das unter allen Lehrmeinungen der Gegenwart am entschiedensten die Wissenschaft auf reine durch keine unerfahrbaren Zusätze gefälschte Erfahrung gründen will, der Empiriokritizismus, im natürlichen Weltbegriff ein Ideal, das nur allmählich und schrittweise seiner Vollendung entgegengeführt werden kann: denn die reine Erfahrung selbst ist in keiner Erfahrung gegeben.

Der naive Realismus in der umgehenden Darstellung ist mithin ein bloßes Schreckgespenst, das zu töten nicht schwierig ist, weil es niemals gelebt hat. Die ihm als eine wesentliche Bestimmung zugeschriebene Behauptung, daß den Dingen die sinnlichen Qualitäten objektiv inhärieren, bildet nur  einen  Bestandteil neben anderen, die in ihm zu einem ungesichteten Komplex unklarer Meinungen zusammengefaßt sind; sie bleibt auch solange gänzlich unbestimmt, solange nicht die allgemeinen Voraussetzungen über das Dasein, die Eigenart der Dinge und der wahrnehmenden Menschen ihrer geflissentlichen Unbestimmtheit enthoben werden. Will man daher mit der Annahme einer objektiven Existenz der Farben, der Töne usw. ernsthaft rechten, dann darf man sich nicht auf die Fälle eins zu diesem Zweck fingierten Realismus beschränken, sondern muß auf die in der Geschichte hervorgetretenen Versuche zurückgehen, die in einer wissenschaftlichen Form sie durchzuführen unternommen haben.

In diesem Sinne ist vor allem ARISTOTELES der klassische Repräsentant des naiven Realismus. Die Objektivität des im Geiste Erfaßten ist die theoretische Grundlage seines Systems, und mit derselben Konsequenz, mit welcher er die begriffliche Erkenntnis als eine Abbildung der Formen der Wirklichkeit dargestellt hat, hat er auch das Prinzip der Korrespondenz auf den Gebiet der sinnlichen Wahrnehmung durchgeführt. Die Farben, die Töne, die Wärme und alles, was in der Wahrnehmung auftritt, das ganze bunte Bild der Erscheinungen ist diesem Geist eine selbständige und volle Realität.

Und dieser Glaube entsprang doch nicht nur einem unbefangenen unkritischen Zutrauen zur sinnlichen Beobachtung (24), vielmehr wurde er begründet und entwickelt unter beständiger Auseinandersetzung mit den Bedenken, welche die Sophisten gegen die objektive Gültigkeit der Empfindung vorgebracht, mit den Theorien welche DEMOKRIT, PLATO und die Cyrenaiker unter der Voraussetzung ihrer Triftigkeit aufgestellt hatten.

Die Grundlage seiner kritischen Begründung bildete die Anerkennung des Dualismus zweier Realitäten, der sensiblen Phänomene und der wahren Träger des Weltverlaufs, die den beiden Formen des Erkennens, der sinnlichen Wahrnehmung und den rationalen Verstandeseinsichten entsprechen (25). Diesen Dualismus vermochte das voraristotelische Denken nicht zu überwinden, ohne wie die Eleaten die eine Ordnung der Wirklichkeit, die Sinnenwelt, oder wie die Cyrenaiker die andere Ordnung, das wahrhaft Seiende aufzuheben oder als unerkennbar zu behaupten. Der Schwerpunkt seiner ganzen Argumentation liegt daher in dem Nachweis, daß das subjektiv Empfundene nicht ansich überhaupt nichts ist, sondern daß in der Sinneswahrnehmung ein positiver Gehalt, eine Realität gegeben ist, die nicht geleugnet werden kann. So gibt ARISTOTELES zunächst alle Einwürfe zu, die sich gegen die Bedingungslosigkeit der sinnlichen Wahrnehmung richten; auch ihm ist die Sinneswahrnehmung, wie sie als eine Wirkung des Bewegenden im Organ aufgefaßt werden muß, abhängig von den Zuständen desselben, und daher ist es nicht verwunderlich, daß den Kranken die Gegenstände der Sinneswahrnehmung nicht ebenso erscheinen wie zur Zeit der Gesundheit (26). Aber diese Tatsache involviert doch keinen Widerspruch derart, daß nun die Sinnesaffektion selbst in Zweifel gezogen werden darf; denn über diese ist selbst in verschiedenen Zeiten niemals jemand im Zweifel gewesen, sondern der Irrtum erstreckt sich immer nur auf die Zuordnung der empfundenen Qualität zum Gegenstand der Wahrnehmung. (27) Denn wahr und falsch ist nur im Urteil in der Bejahung oder Verneinung. (28) Aber die Affektion ist kein Urteil, sondern eine Veränderung eines Organes (29) So kann z. B. derselbe Wein, wenn er selbst oder der Körper des Kostenden sich verändert hat, einmal süß und das andere Mal nicht süß erscheinen. Aber das Süße selbst, so wie es ist, sofern es ist, hat sich nie verändert, sondern die Sinneswahrnehmung hat immer darüber recht. (30) Alles Sinnestäuschungen sind im letzten Grund Urteilstäuschungen; die Sinne als solche täuschen nicht, denn keiner von den Sinnen erklärt zu gleicher Zeit über dasselbe, daß es sich so verhält und auch nicht so verhält; und es erscheint doch nicht demselben Sinn, in derselben Beziehung, derselben Weise und derselben Zeit etwas als verschieden (31). Somit bedeutet die Relativität der Sinneseindrücke durchaus nicht ihre Irrealität; deren Existenz im empfindenden Organ ist vielmehr, wie sie keinen inneren Widerspruch einschließt, gesichert: Das sehende Auge ist selbst gefärbt (32).

Für ARISTOTELES geht nun das Problem der Realität der Sinnesempfindungen über in die Frage nach dem Recht, dieselben auf die Gegenstände der Wahrnehmungen zu beziehen, das heißt in diesen korrespondierende Qualitäten zu supponieren [unterstellen - wp]. Aber die Bestimmung des Erkenntniswertes der Empfindungen ist schon auf dem Boden des griechischen Denkens nicht mehr in dem gleichen Maß folgerichtig. Allerdings die Voraussetzung, von der er hierbei ausgeht, daß nämlich die Sinneswahrnehmung überhaupt auf Gegenstände zu beziehen ist, die das Substrat der Erscheinungen bilden, teilt das ganze Altertum mit ihm. An der Existenz eines im Raum vorhandenen Seins hat die antike Skepsis nicht zu zweifeln gewagt, weder vor noch nach ARISTOTELES. Und alle Wendungen, in denen dieser eine Demonstration der Realität der Außenwelt unternimmt, sind nur Explikationen des objektiven Standpunktes, auf welchem ein schlüssiger Beweis für deren Existenz nicht möglich aber auch nicht notwendig ist, weil ihre Annahme seine Grundlage ist. Aber indem er nun aus der Kenntnis der als individuelle Erscheinungen gegebenen Affektionen eine Erkenntnis des Unterliegenden erschließen will, muß er ein weiteres Prinzip ermitteln, das eine Auswahl der einander widerstreitenden Aussagen verschiedener Personen zu gleichen Zeiten und gleicher Person zu verschiedenen Zeiten über denselben Gegenstand, die nicht alle zusammen wahr sein können, begründet. Die Bedingungenm die er so ür die objektive Gültigkeit der Sinneswahrnehmungen aufstellt, liegen vor allem in der normalen Beschaffenheit der Organe. Irrtumsfrei ist daher nur jeder Sinn in dem ihm eigenen Gebiet (33) und auch hier nur unter der Voraussetzung seiner gesunden und funktionstüchtigen Beschaffenheit (34). In diesen Grenzen muß die in der Sinneswahrnehmung auftretende Qualität als Abbild der im Gegenstand enthaltenen Qualität aufgefaßt werden. Aber dieses Prinzip der Normalität, das dann später von der Stoa systematisch als die Bedingung der Zustimmung zu den Sinnesvorstellungen entwickelt wurde, setzt voraus, daß zwischen den verschiedenen spezifischen Sinnesqualitäten und den im Objekt enthaltenen Eigenschaften eine eindeutige Beziehung besteht. Und hier hat schon die pyrrhonische Skepsis die Möglichkeit klar erkannt und hervorgehoben, daß die Art der Sinneseindrücke vielleicht wesentlicher und unmittelbarer durch den Bau der Organe bedingt ist, so daß, wie der Druck derselben Hand auf die Leier bald einen hohen, bald einen tiefen Ton bewirkt, so der gleiche Reiz in den verschiedenen Sinnen verschiedene Effekte zur Folge hat. Demgemäß können die gegebenen Sinneseindrücke, die das Material der Phänomene bilden, nicht als Zeichen für die objektive Grundlage dieser Phänomene benutzt werden. Weder ist sicher, überhaupt etwas in dem den Erscheinungen unterliegenden de in den Erscheinungen Gegebenen entspricht, noch kann, wenn im Prinzip der Schluß von den Phänomenen auf ihre Grundlage zugegeben wird, über eine Vollständigkeit der erschlossenen Eigenschaftsklassen der Objekte irgendetwas ausgemacht werden. Dieser Einwand, der auch ohne Berücksichtigung der erst im 17. Jahrhundert genauer untersuchten Tatsachen der inadäquaten Reizung unwiderleglich war, richtet sich jedoch nur gegen eine Bestimmung der Außendinge durch die Sinneseindrücke; gegen die Realität der Sinnesinhalte als solcher besagt er gleichwohl nichts.

Diese Auffassung vom Wert der Sinneswahrnehmung erhielt nun andererseits eine wertvolle Unterstützung durch die Auseinandersetzung insbesondere mit den von DEMOKRIT entwickelten Theorien. Indem ARISTOTELES die Konstruktionsmittel der atomistischen Physik, das körperliche Atom und das Leere, verwarf, hob er zugleich die Voraussetzung auf, welche für die Wahrnehmungslehre des DEMOKRIT die wissenschaftliche Grundlage bildete. Seine Polemik ist hierbei vom Bewußtsein des empirischen Forscher getragen, der bei aller Anerkennung der Überlegenheit der Atomistik über andere Hypothesen doch den Reichtum und die Fülle und Besonderheit dessen, was die Erfahrung und die Beobachtung zeigt, in ihrer Tatsächlichkeit vor der Vergewaltigung durch eine einseitige Theorie schützen will. So liegt der springende Punkt seiner Argumentation, mit der er die Übertragung der Vorstellungen, die aus dem Anblick der bewegten Körper abgezogen sind, auf die übrige Natur abwehrt, im Nachweis, daß deren spezifische Eigentümlichkeiten in ihnen nicht erfaßt und kongruent dargestellt werden können. Und hinzu kommt, daß die atomistische Hypothese - ganz abgesehen von ihrer Brauchbarkeit - in sich selbst undenkbar und widerspruchsvoll ist. Die in den Begriffen der unteilbaren Größen und des leeren Raumes enthaltenen Schwierigkeiten sind unlösbar und können nur mit einer Aufhebung dieser Begriffe selbst beseitigt werden. Hiermit ist aber zugleich und stillschweigend auch die Spaltung des Seienden in zwei Realitätsarten von verschiedener Ordnung, wie sie als das Korrelat der einseitig mechanischen Weltauffassung auftritt, widerlegt. Hat also DEMOKRIT in der Tat, wie NATORP nachzuweisen unternommen hat, den Realitätsunterschied der Beschaffenheiten der Dinge rational d. h. von dem Standpunkt aus begründet, daß nur  dem  objektive Gültigkeit zukommen darf, was die Vernunft setzen muß, um Sein und Veränderung der Dinge einstimmig mit den Erscheinungen zu erklären, so ist diese Beweisführung jetzt in allen ihren Gliedern erschüttert. Der Obersatz derselben liegt in der Auffassung des Sensiblen als bloß subjektiver Zustände der Wahrnehmung; aber für ARISTOTELES reicht doch das Argument von der Relativität der sinnlichen Eindrücke, dessen DEMOKRIT sich hierbei vornehmlich bedient, nicht aus, um ihre Irrealität zu begründen. Und nun löst er auch das atomistische Wissenschaftsideal, das hier als Untersatz in das Schlußverfahren eintritt, auf: wenn es nicht angängig ist, das Wirkliche seiner Natur nach als ein bloß körperliches zu denken und ihm nur die Prädikate der Größe und Gestalt, der Schwere und Härte und ihre Gegenteile, welche die Begriffe des Körpers konstituieren, zuzusprechen, dann kann unter den Sensiblen kein Unterschied hinsichtlich ihres Erkenntniswertes gemacht werden, und der Schluß auf die alleinige Objektivität der als Konstruktionselemente ausgezeichneten Beschaffenheiten der Dinge fällt in sich selbst zusammen.

Diese von ARISTOTELES entwickelten Gesichtspunkte haben sich nun später in der Behandlung des Wahrnehmungsproblems durchweg als siegreich erwiesen. So oft im Verlauf der Schulkämpfe die aristotelische Schule in eine Auseinandersetzung mit gegnerischen Theorien trat, griff sie auf sein Argument mit durchschlagendem Erfolg zurück. Vor allem wurde so die umfangreiche und höchst scharfsinnige kritische Analyse, in welcher THEOPHRAST die Wahrnehmungstheorie des DEMOKRIT darstellt und widerlegt, von der größten geschichtlichen Bedeutsamkeit. Ja, der Nachweis, dem diese Kritik zustrebt, daß die Scheidung rein subjektiver Momente des Wahrnehmungsinhaltes von objektiven Beständen desselben zu einem inneren Zwiespalt führt, insofern der ausgeschiedene subjektive Effekt doch nicht nur von der Beschaffenheit des Subjekts, sondern auch von der Beschaffenheit des Objekts abhängig gedacht werden muß (35), verdient eine über das historische Interesse hinausgehende Beachtung.

Jedenfalls blieb diese kritische Analyse der demokritischen Wahrnehmungstheorie für das Altertum entscheidend. Selbst innerhalb der atomistischen Schule erwies sie sich in ihrer Berechtigung und es unterliegt kaum einem Zweifel (36), daß EPIKUR wesentlich unter ihrem Eindruck zu einer ganz andersartigen Wertung der Realität der Sinneseindrücke fortgegangen ist. Ja es könnte wohl die Frage aufgeworfen werden, ob in der nacharistotelischen Zeit überhaupt noch irgendwie die Lehre von der reinen Subjektivität der sinnlichen Qualitäten ernsthaft verfochten worden ist. In der Anerkennung der Relativität der Sinneseindrücke sind diese Schulen alle einig und dies mochte hinreichen, ihren Wahrheitswert im einzelnen und damit die Konstruktion eines realistischen Weltbildes in Zweifel zu ziehen; aber ARISTOTELES hatte doch gezeigt, daß die Relativität der Sinnesinhalte nicht ihre Irrealität einschließt oder fordert.

So eroberte sich der Wirklichkeitsglauben wieder die Welt. Und als mit dem Eintritt des Christentums in die abendländische Menschheit eine ganz neue Realität dem Geist in seinem Inneren sichtbar wurde, gestatteten doch die Formeln des ARISTOTELES, ihr gegenüber das Recht der Sinnesempfindung und damit die Objektivität der Welt zu behaupten, in welcher  Christus  gewandelt und die Fülle der Wunder geschehen war.

Die Geschichte hat dieses System gerichtet. So mannigfach auch Annäherngen an den objektivistischen Standpunkt in einigen neueren metaphysischen Schulen hervorgetreten sind, so erscheint doch eine Restitution des aristotelischen Weltbildes vermöge der gänzlich veränderten Bedingungen des wissenschaftlichen Denkens für immer ausgeschlossen. Aber begreiflich ist es, daß die Opposition "gegen die Irrlehren des Subjektivismus" von seiten der Vertreter der peripatetischen Philosophie seit den Streitschriften des GRASSI und des GUERINOIS gegen GALILEI und DESCARTES nicht verstummt ist. Die starke thomistische Bewegung unserer Tage hat eine ganze Literatur hervorgebracht, welche mit einem großen Aufwand an Scharfsinn und in lebhafter Argumentation die aristotelische Anschauung von der Objektivität der Sinnesqualitäten gegenüber den Ergebnissen der modernen Sinnesphysiologie verteidigt (37).

Was in diesen Auseinandersetzungen angestrebt wird, kann jedoch ganz unabhängig vom peripatetischen Gedankenkreis entwickelt werden und ist auch, zumal in jüngster Zeit unter anderen tieferen Gesichtspunkten mannigfach durchgeführt worden. Der geschichtliche Ursprung der Theorie von der Irrealität der sinnlichen Erscheinungen liegt in der Ausbildung der Vorstellungen von einer mechanischen Struktur der Wirklichkeit. Demgemäß kann die Frage nach dem Realitätswert der Empfindungen nur innerhalb der Voraussetzungen erörtert werden, welche die Prinzipien der mathematischen Naturbetrachtung erfordern. Hier sind nun verschiedene Versuche geschichtlich hervorgetreten, welche bei einer restlosen Anerkennung dieser Prinzipien auch in einem dogmatischen Sinn des 17. Jahrhunderts die Annahme der Objektivität der Sinneseindrücke festgehalten haben.

Die mechanische Naturerklärung schließt ansich einen objektiven Bestand von Qualitäten so wenig aus, daß sie vielmehr, wenn sie als einziges Prinzip der Erklärung der Welt zugrunde gelegt wird, geradezu denselben erfordert. In jedem streng materialistischen System ist, da nun einmal die Qualitäten aus Bewegungen qualitätsloser Teilchen nicht hervorgezaubert werden können - die Notwendigkeit enthalten, die Qualitäten als letzte Tatsachen neben den Korpuskeln und ihren Schwingungen hinzunehmen. So ist schon im Altertum EPIKUR und seine Schule, wie angedeutet, in der Umbildung der demokriteischen Atomistik, welche unter allen metaphysischen Systemen der modernen Naturbetrachtung am nächsten steht, folgerichtig dazu fortgegangen, die Qualitäten als ein in der körperlichen Bildwelt Gegebenes zu setzen, nur daß er sie - nach dem Bericht des SEXTUS - nicht den Uratomen, sondern ihren nach  taxis  und  thesis  bestimmten Zusammenordnungen attribuierte (38).

Am interessantesten, weil so ganz gegen die Intentionen des Autors tritt diese immanente Notwendigkeit des Materialismus, die Qualitäten als objektive Tatbestände anzuerkennen, im System des HOBBES hervor. HOBBES ging vom Kampf gegen die aristotelische Naturlehre zugunsten der Physik des GALILEI und des DESCARTES aus. Schon in den ältesten uns erhaltenen philosophischen Aufzeichnungen, die noch wesentlich unter dem Einfluß baconischer Anschauungen stehen, wird der Satz abgeleitet, daß Licht, Farbe und Hitze und die übrigen sinnlichen Qualitäten nichts weiter als verschiedene Aktionen, d. h. Bewegungen der äußeren Gegenstände auf den animalen Spiritus sind (39). Aber wie er nun dazu fortging, die inneren Zustände des empfindenden Körpers, der das wahre Subjekt aller Sensationen ist, durch den Begriff des "Conatus" [Anstrengung, Bemühung - wp] dem Zusammenhang der räumlichen Bewegungen einzuordnen, wurde er folgerichtig genötigt, auch überall dort in der Natur, wo ein  Conatus,  d. h. ein intensiver Bewegungseffekt im System der Ortsverschiebungen auftritt, eine Empfindung oder einen Empfindungsinhalt (denn beides ist bei ihm gleichbedeutend) (40) zu statuieren. Demgemäß gibt er auch in seinem Hauptwerk ausdrücklich zu, daß eine Allbeseelung aus seinen Prämissen gefolgert werden kann. (41) Nur durch die Unterscheidung einer doppelten Art von Empfindung, einer einfachen und der Empfindung im engeren Sinne, die aus einem über die Phantasmen vermittelten Urteil über die Gegenstände besteht, vermag er den höheren Lebewesen eine besondere Empfindungsfähigkeit zuzuschreiben. Aber jene in einem objektiven Bewegungszusammenhang auftretenden intensiven Effekte, die das wissenschaftliche Denken als  Conatus,  d. h. als unendlich kleine Bewegung auffassen muß, machen die Substanz aller möglichen Empfindungsinhalte aus. Dieses Zwischenreich intensiver Zuständlichkeiten, die, an kein Subjekt gebunden, gesetzlich dem universalen Kausalnexus der Bewegungen eingeordnet sind, ist begrifflich betrachtet, ein System physischer Vorgänge; wie dieselben aber doch von einer anderen Ordnung als die endlichen Bewegungen sind, so repräsentieren sie zugleich die Materie dessen, was der Mensch, sofern er ihrer in einem Komplex mehrerer inne wird und durch Vergleich und Erinnerung heraushebt, als Phantasma bezeichnet. Hiermit ist die Anerkennung der objektiven Existenz intensiver Realitäten, welche der naturwissenschaftliche Geist aufzuheben sich angeschickt hatte, wieder hergestellt.

Wenn aber dieser Tatbestand in der mechanischen Formelsprache, auf welche HOBBES alles naturwissenschaftliche Denken reduzierte, einigermaßen verdeckt wird, so tritt derselbe ganz deutlich in Konsequenzen hervor,, bis zu welchen CZOLBE in der Durchbildung des Materialismus seiner Zeit gegangen ist. Schon im System des Sensualismus (42) hebt er den wesentlichen Unterschied zwischen Empfindung und Bewegung hervor, die auseinander nicht abzuleiten sind, und setzt die Empfindungen als gebunden in der Materie, die aus diesem Zustand der Latenz durch das Hinzutreten anderer mit unterschiedenen Qualitäten behafteten Materie ausgelöst werden können. Und wenn er dann in den Untersuchungen über "Die Grenzen und den Ursprung der menschlichen Erkenntnis" (43) diesen Standpunkt durch die Einfügung der Hypothese von der einer jedem Menschen zukommenden Weltseele erweitert, so liegt in dieser seltsamen Annahme, die bestimmten physiologischen psychologischen Schwierigkeiten ihre Entstehung verdankt, doch keine prinzipielle Korrektur der früheren Auffassung; denn das Entscheidende ist, daß diese Weltseee unendlich und zwar im Raum ausgedehnt ist und denselben somit mit ihrem Inhalt, über den eigenen Körper hinausgreifend, erfüllt. So sind die Empfindungen und ihre Komplexe allenthalben in der Dingwelt vorhanden, nur daß sie zunächst vermöge eines inneren Gleichgewichts latent sind, bis irgendwo an einer Stelle, etwa im menschlichen Gehirn, dieses Gleichgewicht der Weltseele durch gewisse mechanische Vorgänge gestört wird. Dann treten die Empfindungen und zwar durch die Fortpflanzung der Störung auch die von den gereizten Stellen entfernten Empfindungen als einzelne hervor: sie werden bewußt.

Nun ist es gewiß, daß die Notwendigkeit zu derartigen Konsequenzen und solchen phantastischen Spekulationen wie die CZOLBEs (44) nur auf dem Boden einer naturalistischen oder materialistischen Metaphysik vorhanden ist. Aber das eine möchten diese Systeme doch beweisen, daß die mechanische Naturerklärung selbst in ihrer dogmatischen Interpretaton mit einer Auffassung nicht notwendig im Widerspruch steht, welche mit den Dingen oder den Schwingungen der Korpuskeln ein Auftreten von Qualitäten verbindet. Die Anzahl von Hypothesen, welche auf der Grundlage dieser Annahme die scheinbaren Widersprüche zwischen verschiedenen Wahrnehmungen desselben Objektes aufzulösen streben, ist unbegrenzt. Für eine Betrachtung, welche sich nicht auf den Wegen eines rohen und in Wahrheit überhaupt nicht lebensfähigen Materialismus bewegt, aber doch die Existenz einer realen Außenwet anerkennt, liegt nun der Schwerpunkt in der Frage nach dem zureichenden Grund, der zur Setzung von Qualitäten neben oder in einem System von Quantitäten führen könnte.

Und zwar zeigt es sich, daß diese Frage mittels eines zweifachen Verfahrens aufgelöst werden kann. Das eine geht von der zugestandenen Annahme aus, daß die sinnlichen Eigenschaften der Dinge, welche den Inhalt unserer Empfindungen ausmachen, zunächst als ein subjektiv Erweisbares gegeben sind; aber es versucht zu zeigen, daß dieselben nicht als rein innere Erscheinungen aufzufassen sind. So liegt die Aufgabe in dem Nachweis, daß die Art von Wirklichkeit, die diesen in der Seele auftretenden Tatsachen in der Außenwelt entspricht, nicht nur aus räumlich-zeitlichen Bestimmungen zu konstruieren ist, sondern auch Eigenschaften enthält, welche in irgendeinem Grad dem subjektiv Empfundenen ähnlich sind.

Einer solchen Schlußweise bedient sich etwa FECHNER , wenn er es unternimmt, die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht der mechanischen Naturbetrachtung zu rechtfertigen (45). Er geht von der Einsicht aus, daß die Empfindungen, die in der Einheit unseres Bewußtseins verknüpft sind, durch ein Verhältnis der Bedingtheit mit den Bestimmungen der äußeren Erscheinlichkeit unseres Körpers zusammenhängen. Dieses Faktum der Bedingtheit, das zunächst die reine Subjektivität aller gegebenen Sinneseindrücke zu fordern scheint, gibt doch zugleich einen direkten Anknüpfungspunkt in der Erfahrung für die Annahme bestimmter Qualitäten zu den quantitativen Bestimmtheiten der Natur über uns hinaus. Denn die in unseren Körpern verlaufenden Bewegungen, an welche die Empfindungen gesetzlich gebunden sind, sind mit denen in der übrigen materiellen Welt nicht unvergleichlich; und warum soll nun die Vergleichbarkeit nach der Seite der qualitativen Bestimmtheit aufhören, wenn sie nach der Seite der quantitativen fortbesteht? Das Hervorbrechen einer Empfindungsqualität in einem Zusammenhang von Bewegungen bleibt allerdings immer ein Sprung; aber dieser Sprung ist unvermeidlich und wird, wenn man die Entstehung der Empfindungsqualitäten lediglich in beseelten Körpern annimmt, nur an eine andere Stelle verlegt.

Viel bedeutsamer aber, weil viel tiefer gehend als Behauptungen dieser Art, welche zumindest in der Darstellung FECHNERs doch einen eigentlichen Beweis für die objektive Existenz qualitativer Eigenschaften der Dinge nicht enthalten, übrigens auch nicht beanspruchen, ist eine andere, die zweite Methode der Argumentation. Es handelt sich für diese nicht um eine Überwindung der Subjektivität der Sinneseindrücke durch den Nachweis, daß ihnen eine gleichartige Wirklichkeit korrespondiert; vielmehr richtet sie sich gegen die grundlegende Voraussetzung, daß die Sinneseindrücke zunächst als subjektiv gegeben sind. Wie es sich auch mit der endgültigen Entscheidung über den Realitätswert der Sinnesdata verhalten mag: die Entscheidung im Sinne einer Lehre von der Subjektivität der Empfindungen ist jedenfalls kein ursprüngliches Besitztum der Seele, ist keine durch sich selbst einleuchtende Annahme. Jede Orientierung in der Welt beginnt damit, allem, was das unbewaffnete Auge der Erkenntnis erblickt, eine objektive Wirklichkeit zuzuschreiben, und erst der allmählichen Arbeit ist es im Fortgang der Wissenschaften und der Selbstbesinnung gelungen, dieses natürliche Vorurteil zu erschüttern. Die Qualitäten sind nicht in mir, als Zustände oder Affektion meiner Sinnlichkeit, oder auch nur als mögliche Prädikate der empfindenden Subjekte gegeben; sie werden daher auch nicht "objektiviert"; vielmehr konstituieren sie zunächst den Begriff einer Außenwirklichkeit und erst die erstarkende Reflexion führt zu ihrer Subjektivierung. Allerdings reicht die bloße Besinnung auf diese den Wahrnehmungsinhalten eigene nicht aufzuhebende Evidenz nicht zur Begründung ihrer wirklichen Objektivität aus und der Rückgang auf die Intuition, wie er bisweilen z. B. von einigen Vertretern der schottischen Schule versucht wird (46), kann in der Tat keinen Anspruch auf Beweiskräftigkeit erheben; aber bevor wir fragen dürfen, welche Art von Realität den Sinneseindrücken entspricht, müssen wir doch wissen, daß wir in ihnen keine Realität erfassen. Daher kann ein strenger Beweis für die Objektivität der Qualitäten auch in der Form einer Widerlegung der Gründe geführt werden, auf welche sich die von der physikalischen und physiologischen Forschung oder der philosophischen Selbstbesinnung geforderte Änderung der natürlichen Weltauffassung stützt.

Unter diesem Gesichtspunkt hat auch schon FECHNER seine Daregungen durch eine Erörterung der Bedeutung ergänzt, welche die mechanische Naturbetrachtung für die Wirklichkeitserkenntnis allein beanspruchen darf. So hebt er besonders hervor, daß dieselbe eine bloße Abstraktion aus einer ursprünglich reichhaltigen Erfahrung ist, die bestimmten Zwecken wissenschaftlicher Darstellung ihr Dasein verdankt; fallen diese Zwecke weg, wie in der Naturbeschreibung, so werden in der Tat die qualitativen Seiten der Naturbeschreibung mit den quantitativen gleich berücksichtigt und im Einklang mit der natürlichen Weltansicht als objektiv anerkannt. Dem entspricht, daß die Naturwissenschaft andererseits das Abstraktionsverfahren noch viel weiter treibenkann; bei einer wirklichen Vornahme von Rechnungen operiert sie bloß noch mit Zahlen und bei allgemeinsten Rechnungen sogar bloß noch mit Buchstaben als Vertreter ganz abstrakter Quantitäten, ohne damit zu behaupten, daß mit einer solchen Abstraktion die Wirklichkeit gedeckt ist. Demgemäß hat die mechanische Naturansicht auch in dem Stadium, wo die Reduktion der unmittelbaren Erfahrung sich nur auf ein anschauliches Bild von Bewegungen kleinster Teilchen im Raum beschränkt, keinen höheren Anspruch auf eine höhere Geltung als die unmittelbare Erfahrung selbst.

Dieses Bedenken FECHNERs kann in eine noch wirksamere Form gebracht werden. FECHNER versteht unter der Naturansicht der mechanischen Naturerklärung, diesem Reich der "blinden und stummen Wellenzüge", jene Atomistik, welche er selbst einst gegen den Geist der Zeit nach ihrer physikalischen und philosophischen Seite hin verteidigt hatte. Aber die Umbildung, welcher die Vorstellungen der theoretischen Naturwissenschaft durch die Einführung des Begriffs der Energie seit den letzten Jahrzehnten entgegengehen, führt letztlich zu einer Theorie der Materie, für welche der Begriff von qualitätslosen Substanzen, von Atomen und Massenteilchen seine grundlegende Bedeutung verliert.

Dieser Standpunkt, wie er als die Grundlage eines hypothesenfreien Weltverständnisses vorzüglich in den Arbeiten von HELMHOLTZ und von OSTWALD entwickelt worden ist, will nicht erklären, sondern das Wirkliche auf die vollständigste und einfachste Weise beschreiben. Die Aufgabe der Wissenschaft ist demnach, die ihr gegebene Mannigfaltigkeit in einer solchen Weise darzustellen und abzubilden, daß nur die tatsächlich in den darzustellenden Erscheinungen angetroffenen und nachgewiesenen Elemente in die Darstellung aufgenommen werden. Er bedient sich hierbei desjenigen allgemeinsten Prinzipes der Naturforschung, das ohne etwas über den qualitativen Inhalt der einzelnen Erscheinung auszusagen oder vorauszusetzen, lediglich die Änderung oder Verbindung dieser sinnlichen Erscheinung nach ihren festen quantitativen Verhältnissen bestimmt. Wie es nun nach dem Satz von der Umwandlung der verschiedenen Energieformen ineinander und der Erhaltung der gesamten Arbeitsmenge möglich scheint, alle Aussagen von der Außenwelt in der Gestalt von Aussagen über vorhandene Energien darzustellen, diese aber nur meßbare und aufweisbare Größen enthalten, wird so die energetische Betrachtungsweise zu einer voraussetzungslosen Methode, die nichts sucht als begrifflich oder womöglich mathematisch darstellbare Zusammenhänge von Quantitäten. Damit sind alle sogenannten anschaulichen Hypothesen oder physikalischen Bilder ausgeschlossen und als Mittel der Darstellung verbleiben allein die allgemeinen Hilfsmittel für die Darstellung der Mannigfaltigkeiten, die Zahlen und die für diese stehenden allgemeinen Zahlenzeichen oder algebraische Ausdrücke (47). Indem die qualitative Energetik den Bestand des Gegebenen in allen seinen Besonderheiten und die spezifischen Eigenarten der verschiedenen Energien ungeklärt und ungeändert läßt und jede Interpretation etwa der Volumenenergie oder der Wärme oder der strahlenden Energie als eine Art unsichtbarer kinetischer Energie ablehnt, gibt sie ein System formeller Beziehungen, das alle geltenden Naturgesetze umfaßt, aber einen vorstellbaren Inhalt nicht besitzt. Denn die Energie, unter welchen Begriff alle Naturvorgänge eingeordnet werden sollen, ist in ihrer Zusammensetzung aus einem Intensitäts- und einem Kapazitätsfaktor ein Unvorstellbares, das nur formelhaft fixisert werden kann. Die Energetik ist die zur höchsten Abstraktion gesteigerte Methode, ohne Rücksicht auf den spezifischen Inhalt lediglich die quantitativen Verhältnisse von den Erscheinungen abzuheben. Indem sie als Erbin oder Nachfolgerin der mechanischen Naturerklärung das Ideal einer mathematischen Naturerkenntnis von allen Resten einer metaphysischen Vorstellungsweise, die dem demokritischen Gedankenkreis entstammen, befreit, und auch ihre Benutzung als bloßer Fiktionen ablehnt, bedient sie sich des großen Hilfsmittels der mathematischen Analyse der Erscheinungen, ohnederen Inhaltlichkeit durch mechanishe Deutungen zu trüben oder zu zerstören.

Auf diesem Standpunkt  können  nicht nur, sondern  müssen  sogar die Wirklichkeitselemente als ein qualitativ Charakterisierbares gedacht werden. Denn zugleich schwindet nunmehr das wesentlichste Motiv, mit der Wissenschaft verschiedene Bestandteile des Erfahrungsinhaltes nach ihrer verschiedenen Wertigkeit zu unterscheiden. "Indem die Qualität", so bemerkt LASSWITZ, der diesen Schritt von der Atomistik zur Energetik mit dem vollen Bewußtsein seiner philosophischen Konsequenzen tut (48),
    "als die durch objektive Intensitätsdifferenzen im Gefüge bedingte Form des Energieaustausches definiert ist, fällt die Nötigung fort, von subjektiven Sinnesqualitäten zu sprechen, in welche die objektiven Energieänderungen sich im Subjekt umzuwandeln häätten. Alles, was sich als Qualität bestimmen läßt, ist eine Eigenschaft, welche den Objekten selbst zukommt, denn es ist die gesetzliche Bestimmtheit des Energieaustausches. Temperatur, Helligkeit, Ton sind ganz ebenso wie Volumen, Masse, Geschwindigkeit, objektive Energiefaktoren oder Komplexe von solchen und als solche im Gegenstand anzutreffen. Will man den Gegenstand demgemäß als warm, farbig, tönend bezeichnen, so ist dagegen nichts einzuwenden. Die Qualitäten sind nicht weniger objektiv als die Quantitäten und ihre Relationen die sinnliche Körperwelt bilden."
Das methodische Prinzip, von welchem dieser Standpunkt beherrscht wird, kann nun aber auch ganz und gar unabhängig von einer bestimmten Naturanschauung entwickelt werden. In dem von AVENARIUS begründeten System des Empiriokritizismus ist dieser Versuch - man kann ihn geradezu als Gegenstück zu der von NATORP gegebenen methodischen Behandlung des Problems bezeichnen - unternommen worden.

AVENARIUS geht hierbei auf die ursprünglichste Erfahrung zurück, nach welcher jedes menschliche Individuum sich gegenüber einer Umgebung mit mannigfaltigen Bestandteilen befindet, unter denen es andere menschliche Individuen mit mannigfachen Aussagen gewahrt, die ihrerseits in irgendeiner Abhängigkeit von der Umgebung sind. Nehme ich nun an, daß diese Aussagen auf einen Inhalt hinweisen, der dem von mir auf solche Aussagen bezogenen Inhalt analog ist, dann vermag ich ein und denselben Bestandteil meiner Umgebung auch als Bestandteil der Umgebung anderer Menschen zu beschreiben, ohne daß hiermit eine die Erfahrung überschreitende Entscheidung über seinen Realitätswert gegeben wird. Die Ausdrücke  real, ideal  sind vielmehr Bezeichnungen von Beziehungen. Alles, was als Bestandteil meiner Umgebung von mir ausgesagt wird, ist von  meinem  Standpunkt aus  für mich  eine Realität in Bezug auf meine Person; für mich dagegen eine Idealität in Bezug auf einen Mitmenschen (49). Nur in der Verknüpfung dieser Relationen besteht ein Urteil über den Wirklichkeitsgehalt von Erfahrungen, was ein Umgebungsbestandteil ansich ist, kann gar nicht gefragt werden; denn jede auf ihn sich beziehenden Aussage setzt eine Relation auf das erfahrende Individuum und sofern dasselbe selbst als Bestandteil meiner Erfahrung gegeben ist, auch auf mich voraus. Die Psychologie schränkt sich auf die Konstatierung der Abhängigkeitsverhältnisse ein, in welcher die Aussagen über Erlebnisse von den erlebenden Individuen stehen. Es gehört zu den wesentlichsten Aufgaben des Empiriokritizismus, vonn den ursprünglichen Grundvoraussetzungen aus einen Standpunkt zu gewinnen, welcher die Abhängigkeit meiner Aussage und der Aussagen meiner Mitmenschen über die gemeinsamen Umgebungsbestandteile von dem im Einzelindividuum gesetzten Bedingungen allemein auszudrücken gestattet, ohne eine Hypothese über den Ort und den Gehalt der Erfahrungen oder der aus ihnen entstandenen Erkenntnisinhalte aufzunehmen. Ist die Aufgabe gelöst, dann besteht keine Nötigung zu irgendeiner Variation des ursprünglichen, naiven Wahrnehmungsgehaltes. Vielmehr bleibt das Gegebene in seiner Tatsächlichkeit, wie es als Erfahrungsinhalt auftritt, ganz und gar unberührt.

Diese realistische Voraussetzung tritt im System des Empiriokritizismus allenthalben deutlich hervor. Sie ist mit größter Klarheit, ja in seltsamer, bis zu wirklich metaphysischer Spekulation fortgehender Kühnheit in der die eigentlichen Grundlagen gebenden Schrift von AVENARIUS, den Prolegomenen ausgesprochen (50). Besonders sichtbar tritt sie dann aber auch in der reifen Form dieser Philosophie in der Argumentation hervor, mit welcher AVENARIUS jede Interpretation ablehnt, welche die sogenannten psychischen Tatsachen als innere Vorgänge im Bewußtsein, in der Seele auffaßt. Zu einer Verdoppelung der Umgebungsbestandteile im Sinne ihrer zweifachen Existsenz als für sich und als "Vorstellung" im "Subjekt" seiend, gelange ich erst dadurch, daß ich in die Mitmenschen eine "Wahrnehmung" der vorgefundenen Sachen hineinverlege und sodann, was so von den Menschen behauptet wird, auch als  für mich  geltend erachte. So wird aus dem "Vor mir" ein "In mir", aus dem "Vorgefundenen" ein "Vorgestelltes". Diese Annahme aber, die AVENARIUS als Introjektioin bezeichnet, ist logisch nicht berechtigt. Gewiß darf
    "der empirische Psychologe von seinem örtlichen Standpunkt aus auf die mehr-als-mechanische Bedeutung der vorgefundenen mitmenschlichen Bewegungen schließen - er darf als solcher aber keinesfalls in Bezug auf diese nichtvorgefundene wiederum mehr-als-mechanische Bedeutung der mitmenschlichen Bewegungen etwas prinzipiell anderes annehmen, als ihm in Bezug auf die mehr-als-mechanische Bedeutung seiner eigenen Bewegungen ein Vorgefundenes ist." (51)
In meiner eigenen Erfahrung finde ich aber nichts von dieser Hineinverlegung, die Umgebungsbestandteile sind mir immer in räumlicher Beziehung zu meinem eigenen Körper gegeben und so ist es eine Überschreitung der Erfahrung, anzunehmen, daß etwa ein Baum, den ich ansehe, ein "Gesehenes" in einem anderen Sinn, als Vorstellungsbild für meinen Mitmenschen, und nicht in Bezug  auf mich  ist. Für diese Betrachtungsweise bilden daher die sinnlichen Qualitäten deskriptive Merkmale der Umgebungsbestandteile. Differieren die Aussagen mehrerer Personen, etwa Farbentüchtiger und Farbenblinder über dasselbe Sehding, so ergibt sich daraus nur die Einschränkung, daß die sinnlichen Qualitäten, wie sie innerhalb der eigenen Erfahrung vorgefunden werden, allgemein gültig nicht ohne Relation zu gewissen individuellen Beschaffenheiten der erfahrenden Personen ausgesagt werden können; aber wie sie in meiner Erfahrung auftreten, bilden sie doch einen Bestandteil der Umgebungswelt, der auch mit dieser Einschränkung als ein solcher der Umgebungswelt meiner Mitmenschen beschrieben werden kann. Demnach deckt sich diese Weltbetrachtung mit der Gemeinvorstellung des gewöhnlichen Bewußtseins; nur daß dieses eine Anzahl von Hypothesen und Annahmen aufnimmt, die unnötig sind, weil sie über die reine Erfahrung hinausgehen (52). In diesem Sinn ist der Empiriokritizismus als eine wissenschaftliche Bestätigung des naiven Realismus angesprochen worden. (53)

Mit diesen allgemeinen, auf die Methode der Naturwissenschaft und ihrer Tragweite gerichteten Überlegungen stehen die Ergebnisse der Sinnesphysiologie keineswegs in einem so unversöhnlichen Gegensatz, wie die traditionelle Auffassung anzunehmen geneigt ist. Daß die Qualitäten, obschon sie zunächst nicht im allgemeinen dem eigenen Körper zugeordnet werden, dennoch in ihrem Auftreten und ihren Bestimmtheiten auf engste mit gewissen Abläufen in demselben verknüpft sind, ist eine Einsicht, welche die Erfahrung lehrt und die im Theorem von der Relativität der sinnlichen Eindrücke ihren umfassendsten Ausdruck gefunden hat; denn die Qualitäten sind uns nur als Sinnesempfindungen gegeben. Läßt sich nun aber der Nachweis erbringen, daß die Art der Verknüpfung zwischen Empfindungen und ihren körperlichen Begleitvorgängen eine derartige ist, wie sie das naturwissenschaftliche Denken zu einer begründeten Verallgemeinerung voraussetzen muß, läßt es sich wahrscheinlich machen, daß die Form des Geschehens, das die notwendige und hinreichende Bedingung ihres Auftretens bildet, materiellen Vorgängen analog ist, die wir in der anorganischen Natur verwirklicht sehen, dann kann offenbar auch die Physiologie nicht mehr als eine Instanz gegen eine realistische Naturbetrachtung ins Feld geführt werden.

Nun ist es freilich unbestreitbar, daß beim Stand unseres gegenwärtigen Wissens eine einigermaßen gesicherte Kenntnis der materiellen Substrate unserer Empfindungen, man kann sagen, an keinem Punkt erreicht ist. Die großen Fortschritte, welche die Analyse durch das Zusammenarbeiten der Anatomen, der Physiologen und Psychologen während der letzten Jahrzehnte gemacht hat, haben zunächst einen solchen Reichtum und eine solche Mannigfaltigkeit der zu erklärenden Tatsachen aufgedeckt, daß zurzeit zumindest befriedigende Theorien auch innerhalb der engsten Gebiete der Sinnesphysiologie mit irgendeinem Grad höherer Wahrscheinlichkeit nicht möglich erscheinen kann. Unter diesen Umständen ist natürlich eine Verwertung der Ergebnisse der Sinnesphysiologie zur Beantwortung des Wahrnehmungsproblems vorläufig aussichtslos. Aber wenn noch immer auf die Lehre von den spezifischen Sinnesenergien als auf das andere Hauptstück eines vollgültigen Beweises für die reine Subjektivität der empfundenen Qualitäten zurückgegriffen wird, so muß doch betont werden, daß diese Theorie in der Physiologie der Gegenwart keine unbestrittene Geltung mehr beanspruchen darf.

In der Fassung, in der einst JOHANNES MÜLLER dieses Prinzip ausgesprochen hatte, kann es seit der Durchführung des Entwicklungsgedankens in der Physiologie und der Ausbildung der neueren Einsichten über Struktur und Funktion der Sinneswerkzeuge, der Nervenfasern und der zentralen Sinnesflächen kaum mehr aufrecht erhalten werden. Ja, die Einwürfe, die gegen dieses angebliche Gesetz von E. H. WEBER und LOTZE ab bis zu RIEHL und WUNDT aufgeworfen worden sind, lassen es zumindest als fraglich erscheinen, ob nicht jede Weiterbildung der MÜLLER'schen Theorie, etwa im Sinne von HELMHOLTZ, eine tatsächliche Preisgabe der ursprünglich in ihr zum Ausdruck gebrachten Anschauung bedeutet.

Nach MÜLLER ist
    "die Sinnesempfindung nicht die Leitung einer Qualität oder eines Zustandes der äußeren Körper zum Bewußtsein, sondern die Leitung einer Qualität, eines Zustandes eines Sinnesnerven zum Bewußtsein, veranlaßt durch eine äußere Ursache, und diese Qualitäten sind in den verschiedenen Sinnesnerven verschieden, die Sinnesenergien." (54)
In den Empfindungen sind uns so "nicht die Wahrheiten der äußeren Dinge, sondern die realen Qualitäten unserer Sinne" gegeben, daher kann man auch geradezu sagen, daß "das Nervenmark hier sich selbst leuchtet, dort sich selbst tönt, hier sich selbst fühlt, dort sich selbst riecht und schmeckt." Demgemäß postuliert er geradezu, daß jedem Sinnesnerven "gewisse unräumliche Kräfte oder Qualitäten" innewohnen, "welche durch die Empfindungsursachen nur angeregt und zur Erscheinung gebracht werden" (55), und er rückt damit sowohl die "Energien des Lichts, des Dunklen und des Farbigen", die Nerven, als deren Erzeugnisse oder immanente Eigenschaften diese Kräfte anzusehen sind, aus dem Zusammenhang des mechanischen Systems heraus, als den sich die übrige, anorganische Natur der wissenschaftlichen Denkweise darstellt. Vom Verhälntnis der Empfindungen zu materiellen, eindeutig bestimmten Prozessen als ihrem mechanischen Korrelat, ist auf diesem Standpunkt nicht mehr zu reden möglich. Bezeichnet doch MÜLLER geradezu die von ihm eingeführten spezifischen Sinnesenergien als "Energien im Sinn des  Aristoteles" (56).

Nur dürfte es zunächst keinem Zweifel unterliegen, daß diese Nervenenergien für die mechanische Naturerklärung ein Mysterium sind. Werden den Sinnesnerven spezifische Kräfte beigelegt, die, da sie sich in der Erzeugung der spezifischen Empfindung erschöpfen, physiologisch oder allgemein mechanisch nicht zu beschreiben sind, dann können diese Nlegt, die, da sie sich in der Erzeugung der spezifischen Empfindung erschöpfen, physiologisch oder allgemein mechanisch nicht zu beschreiben sind, dann können diese Nerven und ihre Funktionen niemals mit den Mitteln der mechanischen Naturforschung dargestellt und erklärt werden. Das Wort  Energie  ist ein Name für einen uns vollkommen undurchsichtigen und unbegreiflichen Effekt. Es ist ersichtlich, daß mit dieser Voraussetzung eine bedenkliche Einschränkung der mechanischen Naturbetrachtung gefordert wird, und wer sie befürwortet, kann streng genommen überhaupt nicht mehr das mechanische Weltbild in dem Sinne gelten lassen, wie es in den Theorien der Physik und Chemie zum Ausdruck gebracht ist. Vielmehr liegt, wenn die bei MÜLLER nicht zur Klarheit gekommene Bedeutung dessen, was in seiner Lehre von den spezifischen Sinnesenergien an prinzipiellen Grundgedanken enthalten ist, allgemein entwickelt wird, die Möglichkeit einer Aussöhnung mit dem exakten Denken nur auf dem Weg jener qualitativen Energetik, wie sie vor allem von OSTWALD ausgebildet ist. Bedient man sich aber dieses Ausweges, um den Begriff einer Sinnesenergie im Verstand MÜLLERs zu retten, so fällt, wie ausgeführt, die Nötigung fort, in Bezug auf die übrige Natur an der Forderung einer qualitätslosen Beschaffenheit festzuhalten (57). Gibt man jedoch andererseits die Berechtigung der mechanischen Naturerklärung zu, dann ist die Annahme spezifischer, mechanisch nicht zu definierender Kräfte, dieses Residuum einer gleichsam hylozoistischen Auffassungsweise, unhaltbar. Daher war es durchaus folgerichtig, wenn LOTZE gegenüber MÜLLERs dunklem Begriff von Energie darauf bestand, daß das Problem derselben lediglich eine rein physiologische Bedeutung hat.
    "Empfindungen sind nie Leistungen eines Nerven oder eines Zentralorgans, sondern der Seele; niemals darf sich daher mit dem Namen der spezifischen Energien der Nebengedanke verbinden, als läge es in der Natur der Nerven und seinem Eigensinn, daß er beständig Licht und Schall empfindet. Einer weiteren Kritik kann nur ein bestimmter ausgedrückter Satz unterzogen werden, daß jeder Nerv, welches auch immer die Reize gewesen sein mögen, die auf ihn einwirkten, stets nur in eine ihm ausschließlich eigene Klasse physischer Zustände versetzt werden, und demgemäß auch der Seele stets nur Impulse zur Erzeugung einer einzigen Klasse der Empfindungen mitteilen kann." (58)
Sieht man von der in diesen Worten angedeuteten Stellung und Tätigkeit der Seele ab, so kann füglich nicht bestritten werden, daß hier genau der Punkt angegeben ist, wo die vom Geist der mechanischen Denkweise geleitete Physiologie, welche keine Einführung geheimnisvoller Kraftprinzipien gestattet, sich von einer mehr mystischen Naturbetrachtung trennt. In der Tat muß, wenn überhaupt den Nerven eine spezifische Leistung zugeschrieben werden soll, dieselbe schon in rein physiologischer Hinsicht spezifisch sein, die Tatsache, daß die materiellen Vorgänge in unseren nervösen Organen unter gewissen Bedingungen von Empfindungen begleitet sind, ist für die physiologische Forschung irrelevant; die Empfindungen fungieren für sie nur als Zeichen für das Eintreten bestimmter, anderweitig d. h. mit unseren Mitteln direkt nicht beobachtbarer Effekte, für die aber der Umstand, daß auch ein anderes mechanisch oder chemisch nicht Definierbares sie begleitet, kein Merkmal, am wenigsten das unterscheidende Merkmal abgibt. Vielmehr muß die Spezifikation der Leistung schon auf dem rein materiellen Gebiet erkennbar sein. In diesem Sinn ist dann auch die physiologische Forschung über JOHANNES MÜLLER hinweggeschritten.

Nun liegt allerdings der Schwerpunkt des sogenannten Gesetzes von den spezifischen Sinnesenergien in physiologischer Hinsicht vor allem in dem Nachweis, daß .- was auch immer am Ende die Energie sein mag - dieselbe doch eine spezfische Leistung, das heißt eine, im nervösen System oder genauer der Faser oder dem Rindenganglion allein verwirklichte Form des Naturwirkens ist.

Auch wenn angenommen wird, daß den Empfindungen ein eindeutiger mechanischer oder chemischer Vorgang, ein Molekularprozeß zuzuordnen ist, so besagt das Gesetz, daß das Nervenelement, welches als der Sitz der Energie anzusehen ist, nur einer einsinnigen, lediglich intensiv abstufbaren Funktion fähig ist, gleichgültig, auf welche Weise es auch erregt ist. Aber auch in diesem Sinne kann das Gesetz nicht richtig sein. Wäre in der Tat der objektive, oder adäquate Reiz völlig geichgültig für den in einem Nerven gewirkten Effekt, würde kein Verhältnis von funktioneller Abhängigkeit der Empfindungen von den im normalen Verlauf sie auslösenden Reiz bestehen, dann müßten wir beim beständigen Auftreffen von Reizen aller Art auf die Endausbreitungen unserer Nerven in einem beständigen Tumult von Empfindungen, in einem Chaos von Eindrücken leben, das an keinem Punkt Ordnung, Zusammenhang und Gesetzmäßigkeit erkennen ließe. (59) Eine Orientierung in der Welt, wie sie erfahrungsgemäß stattfindet, wäre dann unmöglich. Um diesen unhaltbaren, aber aus der Annahme der eindeutigen Beantwortung beliebiger Reize durch den Nerven konsequent fließenden Folgerungen zu entgehen, mußte schon MÜLLER im Widerspruch zu seinen eigenen Ausführungen eine engere gesetzmäßige Beziehung zwischen dem physikalischen Reiz und der Empfindung zugeben. Die Verschiedenheit der Qualitäten ein und desselben Sinnes hängt ihm zufolge doch von der Verschiedenheit der Reize ab (60). Und in der Tat hat die fortschreitende Forschung die Behauptung MÜLLERs, daß die Natur des Reizes ganz und gar indifferent gegen die im Nerven erwirkte Empfindung ist, einigermaßen eingeschränkt und erschüttert. Vor allem ist die Bedeutung der spezifischen Disposition (nach dem von NAGEL eingeführten Ausdruck) der Sinnesorgane, nach der sie für gewisse Reizarten besonders empfänglich sind, immer mehr gewürdigt und klar gestet worden. Schon der äußere Apparat des Sinnesorgans ist, wo ein solcher überhaupt ausgebildet ist, in hohem Maße den adäquaten Reizen angepaßt, sei es, daß er durch seinen Bau den Zutritt inadäquater Reize sehr erschwert und daher beim Auftreffen zusammengesetzter Reize auslesend fungiert, sei es, daß er geradezu eine Umwandlung der inadäquaten Reize in adäquate herbeizuführen vermag. Durch diese Einsicht werden schon eine große Reihe von Tatsachen, die MÜLLER noch für die Ausnahme einer unmittelbaren Empfindungsauslösung durch inadäquate Reize geltend machte, zwanglos erklärt. Und weiter spricht die Entwicklungsgeschichte der Sinneswerkzeuge in der Tierreihe entschieden dafür, daß die spezifischen Reaktionsformen nicht als starre und unabänderliche Funktionen anzusehen sind, und es möchte sich vielleicht unter diesem Gesichtspunkt doch empfehlen, mit WUNDT das sogenannte Gesetz der spezifischen Sinnesenergien allgemeiner als das Prinzip der Anpassung der Sinneselemente an die Reize zu formulieren.

Und schließlich ist der Tatsachenbeweis, auf den sich die Lehre MÜLLERs stützte, doch sehr lückenhaft. NAGEL kommt nach einer sorgsamen Erwägung der mannigfachen hier in Betracht zu ziehenden, von MÜLLER nicht allseitig berücksichtigten Gesichtspunkte zu dem Ergebnis, daß das bisher bekannte Material eigentlich nur einen einzigen Fall einer wirklichen klaren Bestätigung der inadäquaten Reizung enthält; das ist die Erzeugung von Geschmacksempfindungen durch mechanische, chemische und elektrische Reizung des zentralen Stumpfes des Geschmacksnerven (61). Man wird hinzufügen dürfen, daß auch in diesem Fall die Möglichkeit nicht prinzipiell ausgeschlossen ist, daß es sich hier um eine wie auch immer näher zu bestimmende vermittelte Reizung etwa durch eine Entstehung von chemischen Zersetzungsprodukten handeln kann.

In Anbetracht dieser Sachlage möchte doch die Bezugnahme auf das Gesetz von den spezifischen Sinnesenergien als einer wesentlichen Bestätigung der Lehre von der Subjektivität der sinnlichen Empfindungen starken Bedenken unterliegen. Aber man gibt einmal alle Einwürfe preis, stellt man sich ganz auf den Boden vom MÜLLERs Anschauung, läßt man die Deutung der Erscheinungen, welche ihre experimentelle Grundlage bilden, so zwingend gelten, wie sie bestritten wird, so wird man doch die Physiologie allein niemals als zuständig für die Auflösung der Frage (wie sie HELMHOLTZ formuliert (62) ansehen dürfen, "welcher Art die Übereinstimmung zwischen der Vorstellung und ihrem Objekt ist." Wenigstens hat schon LOTZE (63) mit Entschiedenheit betont, daß eine Entscheidung hierüber mit dem Mitteln der Physiologie als solcher prinzipiell nicht herbeigeführt werden kann. Vermag die Naturforschung auch zwingend darzulegen, daß die Reize, die in unserem Körper die qualitativen Empfindungen auslösen, nichts als Schwingungen eines Mittels sind und als solche keinerlei Ähnlichkeit mit ihren Ergebnissen aufweisen; was hindert uns anzunehmen,
    "daß die von den Dingen ausgehenden Bewegungen durch unsere Nerven hindurch wirkend zuletzt in unserer Seele dieselbe Röte und Süßlichkeit als unsere Empfindung wieder entstehen lassen, die als Eigenschaften auch an den Dingen selbst haften? Es würde sich nicht wunderbarer so verhalten als mit den Leistungen des Telefons, das Schallwellen empfängt, sie in ganz anderer Form der Bewegung fortleitet und sie zuletzt in Schallwellen zurückverwandelt dem Ohr zuführt."
Wer es durchsetzen möchte, daß die Dinge selbst  rot  oder  süß  bleiben, wird in seinem Glauben an die Objektivität der sinnfälligen Welt durch keine Kenntnis der Nervenfunktionen und der materiellen Bedingungen des Wahrnehmungsvorgangs erschüttert werden können.

Solange daher die Lehre ihrer ausschließlichen Subjektivität auf die Tatsachen der Sinnesphysiologie, wie auch immer sie nun gedeutet werden mag - sich stützt, kann sie nicht aufrecht erhalten werden.

Dementsprechend ist dann auch RIEHL in seinem philosophischen Kritizismus dazu fortgegangen, oder vielmehr er hat damit begonnen, die sinnlichen Empfindungen nach ihrem objektiven Erkenntnis- und Realitätswert zu bestimmen. Auch er erblickt im Mechanismus der Massenteile nicht vollständige Bild der Welt, vielmehr sieht er in ihm nur das Bild der Umrisse der Welt.
    "Außer quantitativen oder meßbaren Wirkungen müssen die Dinge noch qualitative Wirkungen austauschen, so gewiß es spezifische Empfindungen gibt." (64)
Denn nicht nur die Qualität der Empfindungen (in der HELMHOLTZschen Terminologie) sondern auch ihre Modalität muß offenbar in gesetzlicher Weise von der Bestimmtheit der Reizgattung abhängig gedacht werden. Die dagegen sprechenden Erscheinungen erklären sich dadurch, daß unsere Sinne von der stets zusammengesetzten äußeren Ursache nur den ihnen adäquaten Teil auffassen, an welchen sie adaptiert sind. Zudem ist der Sinnesapparat selbst ein
    "Teil der objektiven Welt und wenn diese wirklich nur aus Masse und Bewegung bestehen soll, so kann auch das Sinnesorgan nur der Träger und Vermittler von Bewegungen sein; es kann nicht außerdem noch spezifische Wirkungen hervorbringen, wenn es sie nicht aus Nichts erzeugen will."
So bleibt also, wenn jede Begründung von der ausschließlichen Subjektivität der empfundenen Qualitäten aus der naturwissenschaftlichen Forschung, sei es der physikalischen, sei es der physiologischen als untriftig abgelehnt wird, nur noch der Rückgang auf die Tatsache der Relation jeder empfundenen Qualität zu einem empfindenden Bewußtsein, die als eine Irrealität ins Feld geführt werden kann.

Aber auch hier sind Einschränkungen sehr verschiedener Art möglich, welche die Verwertbarkeit dieser Tatsache für die fragliche Beweisführung begrenzen. Zunächst ist die Einsicht, welche sie enthält, der Satz des Bewußtseins, ein erst spätes Ergebnis der Selbstbesinnung, kein ursprünglicher Inhalt der naiven Erfahrung. Und gerade weil sie nur und ausschließlich auf dem Standpunkt der Reflexion gewonnen und ausgesprochen werden kann, so hat, argumentiert man, sie nur für die Reflexion, nicht für die tatsächliche Erfahrung Geltung.
    "Daß das abstrakte Ichbewußtsein die Grundlage ist, auf welcher alle objektive Erfahrung ruht, und daß darum keine Erfahrung anders, denn als eine im Bewußtsein gegebene aufgefaßt werden kann, das ist", so führt  Wundt aus (65), "das  proton pseudos der verschiedenen Gestaltungen des Subjektivismus, mögen sie nun subjektiver Idealismus, Solipsismus oder immanente Philosophie genannt werden. Die primitive Erfahrung ist aber nicht das  im, sondern das  außerhalb des Bewußtseins gelegene Objekt. Daß dieses äußere Objekt überhaupt im Bewußtsein vorgestellt wird, ist eine erst aufgrund hinzutretender Reflexion entstandene Erkenntnis."
Demgemäß ist die Maxime dieses Standpunkts das Prinzip, jeden Inhalt der naiven Erfahrung solange als objektiv gegeben anzunehmen, als er nicht durch nachweisbare Widersprüche, zu denen dies führt, als ein bloßer Schein nachgewiesen ist. Und wenn nach WUNDT auf diesem Weg nun doch die Qualitäten dem Subjekt zugeschrieben werden, wenn für die theoretische Darstellung am Ende sich die Anschauung zwingend durchsetzt, daß der Gegenstand selbst und seine Wahrnehmung oder Vorstellung  toto genere [völlig - wp] voneinander verschieden sind, indem die Wahrnehmung in der unmittelbar im Bewußtsein anschaulich gegebenen Vorstellung, der Gegenstand aber im begrifflichen Endresultat der an diesem Wahrnehmungssubstrat vorgenommenen wissenschaftlichen Bearbeitung besteht, so ist das nur der Ausdruck der in den positiven Wissenschaften vollzogenen Reform der natürlichen Weltansicht, aber mit jenem erkenntnistheoretischen Prinzip des Bewußtseins hat dies nichts zu tun. Denn
    "die Gründe zu einer Verneinung der objektiven Realität von Erfahrungsdaten sind stets nur aus der Forderung eines widerspruchslosen Zusammenhangs abzuleiten."
Ist diese Argumentation richtig, dann fällt auch das letzte Beweisstück für die Lehre von der Subjektivität der sinnlichen Qualitäten; denn daß die Hypothese ihrer objektiven Existenz unter Berücksichtigung der Relativität nicht der Forderung eines widerspruchslosen Zusammenhangs widerstreitet, ergibt sich, sobald man die vorgehenden Ausführungen zugrunde legt.

Aber selbst wenn man die Tragweite des Satzes vom Bewußtsein doch anders einschätzt, als es hier von WUNDT geschieht, so muß doch hervorgehoben werden, daß derselbe nicht eindeutig ist. Versteht man ihn in dem Sinne, den die Ausdrucksweise wohl auch zunächst nahelegt, so handelt es sich hier um eine psychologische Reflexion, die von der Auffassung der Empfindungen als subjektiver Zustände folgerichtig weiterschließt, daß das Auftreten dieser Zustände an die Existenz seelischer Träger gebunden ist. Aber gegen eine solche Anschauung von der Natur der Empfindungen lassen sich gewichtige Bedenken erheben. Dieselbe ist kein eindeutiger Befund der Selbstbeobachtung, sondern eine Theorie und die Untersuchungen anderer Psychologen sprechen gegen sie. "So gewiß es ist", so bemerkt BRENTANO (66), der selbst aus anderen Gründen und zwar wegen der angeblich in den sinnlichen Erscheinungen enthaltenen Widersprüchen an ihrer Irrealität festhält,
    "daß eine Farbe uns nur erscheint, wenn wir sie vorstellen, so ist doch hieraus nicht zu schließen, daß eine Farbe, ohne vorgestellt zu sein, nicht existieren kann. Nur wen das Vorgestelltsein als ein Moment in der Farbe enthalten wäre, so etwa wie eine gewisse Qualität oder Intensität in ihr enthalten ist, würde eine nicht vorgestellte Farbe einen Widerspruch besagen. Dies ist aber offenbar nicht der Fall."
Und ähnlich bezeichnet es etwa UPHUES (67) als ein gesichertes Wissen,
    "daß die sinnlichen Qualitäten ursprünglich und zuerst nicht als bewußt gegeben sind, sondern in einem Vorgang, den wir genau kennen, uns zu Bewußtsein kommen und erst in einem zweiten, späteren Vorgang als bewußt aufgefaßt werden."
Mit BERGMANN (68) kann man daher sagen, daß es kein analytisches Prädikat der Empfindung ist, Gegenstand des Bewußtseins zu sein. Die Argumentation aus dem Satz des Bewußtseins trifft somit derselbe Vorwurf einer falschen Schlußweise, der sich gegen BERKELEYs Beweisführung für einen Immaterialismus richten läßt. Gewiß sind die Sinnesdaten uns immer mittels eines Erkenntnisaktes, als Tatsache unseres Bewußtseins gegeben, aber diese Bedingung, an welche ihr Objektsein gebunden ist, entscheidet nicht, wie RIEHL einmal gegen alle idealistischen Theorien bemerkt (69), über ihr Sein schlechthin.

Aber selbst auf dem Boden eines strengen Idealismus, für den ein Sein, das nicht Bewußtseinsinhalt ist, zumindest immer problematisch bleibt, ist es möglich, dem Satz des Bewußtseins eine Interpretation zu geben, die der Lehre der Physiologen von der Subjektivität der empfundenen Qualitäten zuwiderläuft. Denn in diesem ist der Begriff des empfindenden Wesens, das als der nicht hinwegzudenkende Träger der Empfindungszustände hervorgehoben wird, offenbar noch einer näheren Bestimmung bedürftig und fähig. Im Sinne etwa von LOTZEs Auffassung deckt er sich mit dem Begriff des empirischen Subjekts, der Einzelpersonen, die als eine Mehrheit von Individuen der Welt der Dinge gegenüberstehen und durch die von diesen ausgehenden Reizen veranlaßt werden, in sich jene Empfindungsqualitäten zu erzeugen. Aber der Begriff des rein erkennenden Subjekts kann noch auf eine höhere Abstraktion gebracht werden, wonach in ihm nur gedacht wird, was stets erkennend niemals selbst Gegenstand der Erkenntnis ist. Dann fällt offenbar alles, was den Unterschied der Individuen ausmacht, unter den Inhalt des Bewußtseins; der gesamte Inbegriff des Gegebenen mit Einschluß all dessen, was die einzelnen empirischen Subjekt nach ihrer körperlichen wie geistigen Seite konstituiert, wird so zum Bewußtseinsinhalt; das erkennende Ich aber, das die unaufhebbare Bedingung allen Erkennens ist, ist überindividuell.

Dies ist der Standpunkt der immanenten Philosophie, den SCHUPPE zuerst in seinem rein erkenntnistheoretischen Charakter entwickelt hat. Nach ihm fällt nun jede Nötigung fort, aus der Tatsache, daß die Empfindungen immer nur in Bezug auf ein Ich gegeben sind, ihre Subjektivität im Sinn der Physiologen zu folgern. Denn wenn das Gegebene, d. h. die Komplexe von Empfindungen, auch als Bewußtseinsinhalt angesprochen werden muß, so darf es doch nicht zu einem Zustand des Ich gemacht werden.

Der Begriff des Zustandes setzt den des Dings voraus, das Ich ist aber kein Ding, keine metaphysische Entität, vielmehr existiert das Ich als Objekt erst oder hat seinen Begriff erst darin, daß es das Ich ist, als welches das Ich sich in seinen Zuständen oder in seinen Bewußtseinsinhalten findet oder wiedererkennt, ist also durch diesen Inhalt erst vermittelt, sonst gar nicht vorhanden (70). Das Bewußtsein erwacht nur am sinnlich Gegebenen und ist nur mit einem solchen als seinem Inhalt denkbar. Das subjektive Empfinden ist keine Tätigkeit eigener Art, sondern eben nur ein mit einem solchen Inhalt erfülltes Bewußtsein. Warum soll es daher nicht zulässig sein, das tatsächlich bewußt Empfundene in all seiner unmittelbaren und ursprünglichen Bestimmtheit ganz als das und ganz so, wie es sich ankündigt, gelten zu lassen? Mit welchem Recht wird dieser unmittelbare bewußte Empfindungsinhalt bloß deshalb, weil er naturgesetzlich an Vorgänge im Innern des Leibes geknüpft ist, als unwirklich, als luftiges Bild, Phantasma gedacht? Ist denn unser ganzer Leib mit allen seinen Organen nicht auch ein bloßer Empfindungsinhalt?

Ob der Bewußtseinsinhalt als solcher subjektiv oder objektiv ist, ist eine Frage, die gar keinen Sinn hat. Im Bewußtsein als sein Inhalt ist nun selbstverständlich die ganze Welt, wie sie leibhaftig im Raum und in der Zeit vor uns steht, und das Wo der einzelnen Empfindung (als Empfindungsinhalt) ist in Wirklichkeit ganz dort, wo es nach früherer Theorie nur zu sein scheint oder wohin es erst projiziert wird. (71)

Und diese Betrachtungsweise hat weit über die engeren Kreise der Vertreter der immanenten Philosophie hinaus, von denen sie lebhaft verteigt wird (72), Anerkennung gefunden. So vertritt etwa RICKERT in einer ähnlichen Begründung und gleicher Konsequenz die Annahme, daß die sinnlichen Qualitäten der körperlichen Welt unserer Erfahrung zugehören und in keinem Sinn für weniger real gehalten werden dürfen als die Quantitäten. Erfahrung ist allerdings immer nur in Bezug auf ein Bewußtsein möglich; aber dieses Bewußtseins ist nicht mit dem empirischen Subjekt identisch, das vielmehr selbst ein Phänomen für das erkenntnistheoretische Ich ist.

Denn der Begriff des Bewußtseins entsteht, wenn wir aus dem Ich, das wir zunächst als Subjekt in irgendeinem Sinn bezeichnen, fortschreitend alles ausscheiden, was als Inhalt oder Objekt angesehen werden kann. Das Ende der so aufstellbaren Reihe von Subjektbegriffen ist dann das Bewußtsein im Gegensatz zu allem Inhalt, und von ihm kann man nichts weiter sagen, als daß es sich seines Inhaltes bewußt ist. In diesem Begriff steckt dann nichts mehr, was Objekt werden kann und sein Begriff ist lediglich als ein Grenzbegriff zu verstehen. Und zwar muß offenbar auch alles, was das Bewußtsein zu  meinem  Bewußtsein macht, wenn es sich um den Begriff des Bewußtseins im Gegensatz zu seinem Inhalt handelt, als Bewußtseinsinhalt zum Objekt gerechnet werden. Dieses Bewußtsein oder erkenntnistheoretische Subjekt nimmt auch nicht die Wahrnehmungen wahr, fühlt nicht die Gefühle, will den Willen nicht; das Wahrnehmen ist ebenso wie das Wahrgenommene, das Fühlen ist ebenso wie das Gefühlte, das Wollen ist ebenso wie das Gewollte dem Objekt zuzuweisen oder ein Bewußtseinsinhalt. Es ist ein namenloses, allgemeines, unpersönliches Bewußtseins, das so als letztes Glied der Subjektreihe übrig bleibt. (73)

Diesem Bewußtsein ist nun die ganze Welt immanent; aber eben deshalb kann aus diesem Umstand keine Berechtigung für eine Scheidung der verschiedenen Bewußtseinsinhalte bezüglich ihrer Realität folgen. Die Außenwelt ist kein Phänomen für das einzelne psycho-physische Subjekt. Diesem ist sie vielmehr mit allen ihren Eigenschaften volle Wirklichkeit.
    "So geläufig auch die Ansicht noch sein mag, daß Licht erst durch ein Auge wirklich wird, so widersinnig ist sie unter erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten."
Die Spaltung der Welt in ein primäres quantitatives und ein sekundäres qualitatives Sein ist nur möglich, solange die physiologische Subjektivität nicht von der erkenntnistheoretischen sorgfältig geschieden ist. Ist das aber geschehen, dann kann man wohl behaupten, daß die Sinnesqualitäten in einem erkenntnistheoretischen Sinn subjektiv sind; aber das gilt von allen Gegenständen unserer Erfahrung mit Einschluß unserer Sinnesorgane und Gehirne; für die Erfahrungswissenschaften sind sie deshalb doch objektiv gegebene Wirklichkeit. Muß doch geradezu die Physiologie sowohl die Sinnesorgane als auch die in ihrer Umgebung befindlichen Körper schon als qualitativ bestimmte Dinge voraussetzen, und zwar so, wie sie der Erfahrung unmittelbar als Wirklichkeiten gegeben sind; denn als reine quantitative Atomkomplexe, ohne alle qualitative Differenzen, besäßen die Sinnesorgane gerade für den Physiologen keine der Eigenschaften, aus denen ihre Fähigkeit zur Übertragung der Reize nach dem Gehirn verständlich wäre. Die Sinnesorgane und das Gehirn würden vielmehr anderer Sinnesorgane und eines anderen Gehirns bedürfen, um zu den qualitativ bestimmten Dingen zu werden, als die wir sie kennen, und das gäbe einen sinnlosen  regressus in infinitum [Teufelskreis - wp] (74).

Dieser strenge Phänomenalismus, in welchem ein von einem Bewußtsein unabhängiges Sein keine Stelle findet, hält gleichwohl daran fest, daß die sinnlichen Qualitäten als ein von unseren Organen und den empfindenden Organismen prinzipiell Unabhängiges, im Raum Befindliches angesehen werden dürfen. Die Tatsache der Relation der Empfindungen zu einem Bewußtseins ist so wenig geeignet, ihre Irrealität zu beweisen, daß sie vielmehr geradezu die vollgültigste Garantie ihrer empirischen Wirklichkeit ist. So bestätigt auch diese erkenntnistheoretische Einsicht nur, was sich aus der Beobachtung der Erfahrungswissenschaften ergeben hatte: Weder die physikalische noch die physiologische Forschung, noch die philosophische Selbstbesinnung nötigt dazu, den Dingen, welche das Reicht unseres Weltbildes erfüllen, die qualitativen Eigenschaften abzusprechen.

Trenner Taufkirchen

Faßt man alle Gründe, die in der Richtung dieser Behauptung liegen, zusammen, so muß ein unbefangenes historisches Urteil doch wohl zugeben, daß in der Bewertung der Lehre von der Subjektivität der Empfindungen sich eine entschiedene Wendung angebahnt hat; die allgemeine Anerkennung, die sie lange Zeiten hindurch getragen hat, scheint erschüttert. Die Verschiebung in der Auffassung der mechanischen Naturerklärung, die sich namentlich im Herausarbeiten eines reinen energetischen Weltbildes, sowie des positivistischen Wissenschaftsideals im Sinne von AVENARIUS geltend macht, die aus den Kreisen der Physiologie selbst hervorgehende Opposition gegen das Gesetz von den spezifischen Sinnesenergien, die Ausbildung eines rein erkenntnistheoretischen Begriffes des Bewußtseins: all das bereitet eine Möglichkeit vor, den Sinnesqualitäten eine neue Stellung und Bedeutung im System der Erkenntnis zuzuweisen.

Unter dem Eindruck dieser Entwicklung erwächst dem systematischen Denken aufs Neue die Pflicht, in eine Erörterung der Gründe einzutreten, welche zu einer Erschütterung dieser fast zum Dogma gewordenen Lehre geführt haben. Ein Versuch, welcher die Auffassung der Sinnesqualitäten als bloß subjektiver Bewußtseins- oder Nervenreaktionen gegen auftreffende Reize in Zweifel zieht, ist nicht mehr dem Verdacht ausgesetzt, in einen naiven Realismus zurückzufallen. Es ist schon bemerkt, daß dieser sogenannte naive Realismus überhaupt keine klare Theorie, sondern ein willkürliches Gemenge von Anschauungen sehr verschiedener Durchbildung und Wertigkeit darstellt. So kann die Einsicht, daß die empfundenen Qualitäten durch die Tätigkeit und den Bau unserer Sinne bestimmt und daher in erster Linie von ihnen in Abhängigkeit gedacht werden müssen, niemals mehr aufgehoben werden und unter ihrer Voraussetzung rückt die sinnliche Wahrnehmung in eine ganz andere Beleuchtung, ergibt sich eine Reform des natürlichen Weltbildes, die sehr wohl mit der durch die kopernikanische Kosmologie eingeleiteten Revolution unserer astronomischen Vorstellung verglichen werden kann. Aber wie die neue Lehre von unserem Planetensystem letztlich nur die Erkenntnis der wahren Ordnung der Wirklichkeit ist, deren Elemente als solche unverändert in ihrem Bestand erhalten bleiben, so darf vielleicht auch die Kritik der sinnlichen Wahrnehmung nur den Wert der Auflösung eines perspektivischen Scheines beanspruchen. Daß sie, von den verschiedensten Gesichtspunkten aus gesehen, notwendig zu einer ausschließlichen Subjektivität der Qualitäten führt, kann jedenfalls jetzt nicht mehr ohne besondere Beweisführung behauptet werden; denn die Frage nach dem Realitätswert der sinnlichen Qualitäten ist aufs Neue der Diskussion ausgesetzt; sie ist wiederum zu einer wissenschaftlichen Streitfrage geworden.



LITERATUR - Max Frischeisen-Köhler, Die Lehre von der Subjektivität der Sinnesqualitäten und ihre Gegner, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 30, Leipzig 1906
    Anmerkungen
    22) Man vergleiche z. B. den methodischen Versuch von RUDOLF SEYDEL, vom Standpunkt eines ausgebildeten Bewußtseins aus das naive zu konstruieren und hypothetisch zu bestimmen, was von diesem als Realität anerkannt wird. (Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 15, Seite 1f.
    23) So von HARTMANN, Das Grundproblem der Erkenntnistheorie , Seite 14.
    24) Wie noch ZELLER, Philosophie der Griechen, Bd. II, Seite 201 meint.
    25) Vgl. WINDELBAND, Geschichte der Philosophie, 1900, Seite 84.
    26) ARISTOTELES, Metaphysik, XI 6, 1063a
    27) ARISTOTELES, Metaphysik, IV 6. 1010b
    28) ARISTOTELES, Metaphysik, IV 6. 1012b
    29) ARISTOTELES, de anima, II 5 Anfang
    30) ARISTOTELES, Metaphysik, IV 6, 1010b. Ich folge hier der Übersetzung von BONITZ.
    31) ARISTOTELES, Metaphysik, 1011 a b
    32) ARISTOTELES, de anima III 2. 425b
    33) ARISTOTELES, Metaphysik, IV 5. 1010b
    34) ARISTOTELES, Metaphysik, XI 6. 1063a
    35) Vgl. insbesondere "De sensibus", Seite 71
    36) Vgl. GOEDECKEMEYER, Epikurs Verhältnis zu Demokrit in der Naturphilosophie, 1897, Seite 71
    37) Aus der zahlreichen Literatur hebe ich hervor: ALBERT FARGES, "L'objectivité de la perception des senses externes contre les théories modernes", in den  Annales de philosophie chrétienne, Novelle série, t. 12 und 13. - TILMAN PESCH, Das Weltphänomen, 1881. - SCHNEID, Die Objektivität der äußeren Sinneswahrnehmung gegenüber der neueren Physiologie, im Jahresbericht der Sektion für Philosophie 1884, Vereinsschrift der Görresgesellschaft. Auch WILLMAN in den Partien des zweiten Bandes seiner "Geschichte des Idealismus" darf hier genannt werden. Am vorsichtigsten und wissenschaftlichsten E. L. FISCHER, Theorie der Gesichtswahrnehmung, 1891, wo Seite VIIIf auch die italienische Literatur über diese Frage namentlich angegeben wird.
    38) SEXTUS EMPIRICUS, Adv. log. 1, Seite 203f. Mit diesem Bericht sind, wie NATORP (Forschungen zur Geschichte des Erkenntnisproblems im Altertum, Seite 209f) gezeigt hat, die weiteren Quellen in Übereinstimmung.
    39) HOBBES, A short tract on first principles, Elements of law, hg. von FERDINAND TÖNNIES, Oxford 1888, App. 1, Seite 206
    40) HOBBES, Opera lat. od. Molesworth I, Seite 318.
    41) HOBBES, Opera, a. a. O., Seite 320
    42) HEINRICH CZOLBE, Neue Darstellung des Sensualismus, 1855.
    43) HEINRICH CZOLBE, Die Grenzen und der Ursprung der menschlichen Erkenntnis im Gegensatz zu Kant und Hegel, Jena und Leipzig 1865.
    44) Ihnen kann die Theorie der  geistigen Sphären würdig angereit werden, welche von KIRCHMANN in seinem Vortrag "Über die Gegenständlichkeit der in den Sinneswahrnehmungen enthaltenen Eigenschaften der Dinge", Verhandlungen der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin, Heft 16 und 17, 1880, entwickelt hat. Eine gewisse Beziehung zu den hier auftretenden Fragen enthält auch die von ÜBERWEG in HENLEs und PFEUFFERs Zeitschrift der rationellen Medizin, 1859, 3, Seite 268f, aufgestellte Theorie der Gesichtswahrnehmung.
    45) GUSTAV FECHNER, Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht, 1879, Kapitel 20.
    46) Man vgl. etwa JAMES McCOSH, Intuitions of the mind, London 1860, Seite 122f und 144.
    47) OSTWALD, Vorlesungen über Naturphilosophie, 1902, Seite 213.
    48) KURD LASSWITZ, Die moderne Energetik in ihrer Bedeutung für die Erkenntniskritik, Philosophische Monatshefte, Bd. 29, Seite 195
    49) RICHARD AVENARIUS, Der menschliche Weltbegriff, 1891, Seite 72.
    50) AVENARIUS, Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes, 1876?, Seiten 89, 93 und 121.
    51) AVENARIUS, Bemerkungen zum Begriff des Gegenstandes der Psychologie, Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 19, Seite 49.
    52) AVENARIUS, Der menschliche Weltbegriff, Anmerkung 58.
    53) Vgl. WILHELM SCHUPPE, Die Bestätigung des naiven Realismus. Offener Brief an Herrn Professor Dr. AVENARIUS, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 17, Seite 364f. In der Darstellung des empiriokritizistischen Systems von JOSEPH PETZOLDT, Einführung in die Philosophie der reinen Erfahrung, 1900 und 1904 tritt namentlich in Bd. II, Kapitel 3, diese Wiederherstellung der naiven Weltansicht sehr deutlich hervor.
    54) JOHANNES MÜLLER, Handbuch der Physiologie II, Seite 254
    55) JOHANNES MÜLLER, Handbuch der Physiologie I, Seite 180
    56) JOHANNES MÜLLER, Handbuch der Physiologie II, Seite 255
    57) Es ist z. B. bemerkenswert, daß ein so vorsichtiger Forscher wie STUMPF, der an der Lehre von den spezifischen Energien unbedingt festhalten zu müssen glaubt, gerade dadurch zu Erwägungen geführt wird, welche die Konstruktion der Außenwelt aus nur räumlichen Größen in Frage stellen. (Vgl. "Tonpsychologie", Bd. 2, Seite 213)
    58) LOTZE, Medizinische Psychologie, Seite 185
    59) Vgl. die vorzüglich orientierende Monographie von WEINMANN, Die Lehre von den spezifischen Sinnesenergien, 1895, Seite 81.
    60) JOHANNES MÜLLER, Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes, 1826, Seite 50.
    61) WILLIBALD NAGEL, Handbuch der Physiologie III, 1905, Seite 8
    62) HELMHOLTZ, Physiologische Optik, Seite 583.
    63) LOTZE, Metaphysik, 1884, Seite 506f.
    64) Ich zitiere aus dem zweiten Band von RIEHLs "Philosophischen Kritizismus" (erster Teil 1879) gegebenen Ausführung übereinstimmenden Zusammenfassung in der "Einführung in die Philosophie der Gegenwart, 1903, Seite 61.
    65) WUNDT, Über naiven und kritischen Realismus, Philosophische Studien, Bd. XII, Seite 397 (vgl. auch Seite 324f und "Logik", Bd. I, Seite 430f).
    66) BRENTANO, Psychologie a. a. O., Seite 121
    67) G. K. UPHUES, Wahrnehmung und Empfinden, 1888, Seite 56 (vgl. auch STUMPF, Über den psychoogischen Ursprung der Raumvorstellung, 1873, Seite 190).
    68) JULIUS BERGMANN, Grundlinien einer Theorie des Bewußtseins, 1870, Seite 38
    69) RIEHL, Philosophischer Kritizismus II, Seite 130.
    70) Vgl. hierzu WILHELM SCHUPPE, Erkenntnistheoretische Logik, 1878, Kapitel IV.
    71) SCHUPPE, Bestätigung, a. a. O., Seite 368
    72) Vgl. z. B. JOHANNES REHMKE, Die Welt als Wahrnehmung und Begriff, 1880. SCHUBERT-SOLDERN, Grundlagen der Erkenntnistheorie, 1884, sowie die Abhandlungen in den erschienenen Bänden der "Zeitschrift für immanente Philosophie".
    73) HEINRICH RICKERT, Gegenstand der Erkenntnis, 1904, Seite 24f.
    74) RICKERT, Gegenstand a. a. O., Seite 43