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FRITZ MAUTHNER
Goethe
I -09

"Umsonst hab' ich so viel gesprochen; die Luft hab' ich erschüttert, weiter nichts gewonnen."

Für die Lehre, daß die Sprache ein untaugliches Werkzeug der Erkenntnis sei, jedoch ein gutes, ja das allerbeste Werkzeug der Kunst, trotzdem oder weil nicht einmal die Worte der Poesie sichere Anschauung zu geben vermöchten, - für diese Lehre liefern die unvergleichlichen Dichtungen GOETHEs die besten Belege. Aber das Sprachgenie GOETHEs sah, über seine poetische Lebensarbeit hinaus, mit erstaunlicher Schärfe auch die theoretischen Mängel der Sprache, und so darf ich ihn an dieser Stelle als Zeugen für meine Sprachkritik aufrufen. Alles Wertvolle findet sich schon bei ihm, wenn ihn auch seine glückliche Natur daran hinderte, das Unsagbare sagen zu wollen.

GOETHE wußte es gar nicht, wie sehr er das Wort verachtete und wie sehr seine Wortverachtung, die Genialität einer intuitiven Sprachkritik, sein Leben und sein Denken beeinflußte. Die Stellen, in denen er das Wort verspottete, sind sehr zahlreich; manche sind sprichwörtlich geworden, wie die Verse über die Theologie in der Schülerszene:
"Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte läßt sich trefflich glauben,
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben."
Der Autoritätswert gerade dieser berühmten Worte ist für mich freilich gering, weil es sich nur um die Theologie handelt, und weil GOETHE da auf die Bemerkung des Schülers: "Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein" eben nur das Wort verhöhnt, den Begriff aber unangetastet läßt. Es stehen also diese Verse dem Standpunkte der Sprachkritik noch ganz fern.

Wie ein leiser Nachklang der nominalistischen Anschauung, daß Begriffe oder Worte nur  flatus vocis  seien, klingt es dagegen, wenn Egmont seine große Unterredung mit Alba durch den Satz abschließt: "Umsonst hab' ich so viel gesprochen; die Luft hab' ich erschüttert, weiter nichts gewonnen." Und wieder wie ein Nachhall dieser Sätze ist es, wenn Egmonts Klärchen schon in der nächsten Szene ihre eigene Agitationsrede also unterbricht: "Und so wechseln wir Worte, sind müßig, verraten ihn! " Beidemal steht da im Geiste GOETHEs dem Worte die Tat gegenüber, und wir werden daran erinnert, wie Faust den ersten Satz des Johannes-Evangeliums zu übersetzen versucht, zuerst ganz mechanisch "Im Anfang war das  Wort"  niederschreibt und nach verschiedenen Versuchen, die wahre Bedeutung des griechischen  logos  zu treffen, endlich die kühne Übersetzung wählt: "Im Anfang war die  Tat".  Auffallenderweise sind  Wort  und  Tat  in der Dichtung selbst gesperrt gedruckt.

Wie tief diese Anerkennung der Tat und Verachtung des Worts im Wesen GOETHEs begründet war, das gäbe den Stoff zu einer besonderen Schrift über GOETHE. Ich möchte hier nur auf zwei Punkte hinweisen und müßte ich dabei, weil sie noch nicht genug bemerkt worden sind, etwas GOETHEs-Philologie treiben.

Zunächst das berühmte kleine Gedicht aus den venetianischen Epigrammen:
"Vieles hab' ich versucht gezeichnet, in Kupfer gestochen,
Öl gemalt, in Ton hab' ich auch manches gedruckt,
Unbeständig jedoch, und nichts gelernt noch geleistet;
Nur ein einzig' Talent bracht' ich der Meisterschaft nah:
Deutsch zu schreiben. Und so verderb' ich unglücklicher Dichter
In dem schlechtesten Stoff leider nun Leben und Kunst."
Das Epigramm hat den Auslegern viel, Kopfschmerzen gemacht. Durften unsere Germanisten den großen GOETHE sagen lassen, daß er die deutsche Sprache für den schlechtesten Stoff halte? Wenn man nun behauptete, der schlechteste Stoff sei nicht die deutsche Sprache, sondern der frivole Gegenstand der meisten dieser Epigramme, das Spiel der Liebe, so hatte man die Schwierigkeit umgangen, hatte GOETHE sich selbst ein bißchen demoralisieren lassen. Und doch klagt GOETHE nachher im 77. Epigramme ausdrücklich:
"Einen Dichter zu bilden, die Absicht wär' ihm (meinem Schicksale) gelungen, Hätte die Sprache sich nicht unüberwindlich gezeigt."
Nein, GOETHE meinte schon die Sprache und hatte, er, der Meister aller Meister, insbesondere auch etwas gegen die Bildsamkeit der deutschen Sprache einzuwenden. Schrieb er doch diese Epigramme nicht gar zu viele Jahre später, als LESSING verzweifelt daran dachte, seinen Laokoon französisch zu schreiben.

Als harte Kritik der deutschen Sprache wurden die Worte auch von den Zeitgenossen aufgefaßt. KLOPSTOCK läßt in einem geharnischten Epigramme die deutsche Sprache sagen:
"GOETHE du dauerst dich, daß du mich schreibest. Wenn du mich kenntest, wäre dies dir nicht Gram: GOETHE, du dauerst mich auch."
Einige andere Verse KLOPSTOCKs würden uns aber einen Fingerzeig geben, wenn es noch nötig wäre. In seiner Ode "Die Sprache" äußert sich die ganze konventionelle Überschätzung der Sprache. "Des Gedankens Zwilling, das Wort, scheint Hall nur, der in der Luft hinfließt." Doch der Hall sei lebendig. Begeistert apostrophiert KLOPSTOCK die Sprache:
"Es erreicht die Farbe - dich nicht, des Marmors Feilbare Last, Göttin Sprache, dich nicht! Nur Weniges bilden sie uns: Und es zeigt sich uns auf einmal. Dem Erfinder, welcher durch dich des Hörers Seele bewegt, tat die Schöpfung sich auf?"
Diesem Überschwang gegenüber fühlte GOETHE die Grenzen der Sprache; und weil er sie nur fühlte, weil ihn die Zeitströmung und eigener Dilettantismus Malerei und Bildhauerei allzu hoch stellen ließ als Schöpferinnen von Kunstwerken, welche wirklich sind, darum wohl sah er in der Sprache überhaupt, nicht in der deutschen Sprache, den schlechtesten Stoff, einen schlechteren Stoff als Farbe und Ton und Marmor.

Wenn aber dieses 29. venetianische Epigramm am Ende doch nur einer zufälligen Stimmung Ausdruck gab, so weist Fausts Übersetzung "Im Anfang war die Tat" auf eine Weltanschauung hin, die vielleicht GOETHEs ursprünglichen Plan tiefer erfüllte, als das nach so langen Zwischenräumen vielfach umgearbeitete Werk erkennen läßt. Ich möchte es als eine These aufstellen, daß mit dem ganzen Prolog im Himmel auch die Wette zwischen dem Herrn und dem Teufel spätere Zutat ist (das wird übrigens niemand leugnen, wenn auch auf den schreienden Widerspruch zwischen der Wette und dem Pakt noch nicht ganz genügend hingewiesen worden ist), daß sich in der jugendlichen Konzeption des Faust anstatt des Herrgotts und des obersten Satans nur der Erdgeist und ein kleiner Teufel namens Mephistopheles im Streite um Faust gegenüber standen. Wer ist nun dieser Erdgeist, den GOETHE dem Wortschatze der alten Alchimisten entlehnt hatte, wo er etwa so viel war wie die Lebenskraft, die in allen irdischen Dingen waltet, also auch die Kraft der unorganisierten Natur? (Goethe-Jahrbuch, 17 S. 124). In unseren Faustaufführungen wird der Erdgeist als eine unförmliche Masse dargestellt.

GOETHE, der an die dumme Bühne nicht dachte, stellte sich gewiß ursprünglich das Wimmeln des Lebens, das ewige Ineinander und Nacheinander von Geburt und Tod, das ewige Werden und Vergehen unter dem Erdgeiste vor: "in Lebensfluten, in Tatensturm wall' ich auf und ab". Im Sinne dieses Erdgeistes, des geschäftigen Geistes, dem er sich nahe fühlt und den er doch nicht begreifen kann, weil die menschliche Sprache nur dem  Sein  gewachsen ist, aber nicht dem  Geschehen,  versteht Faust die Anfangsworte des Johannes-Evangeliums so, wie er sie zuletzt übersetzt: "Im Anfang war die Tat". Und unmittelbar darauf antwortet Mephistopheles, der selbst am Geschehen nicht teilnimmt, auf die Frage: "Wie nennst du dich? " höhnisch:
"Die Frage scheint mir klein
Für einen, der das Wort so sehr verachtet,
Der, weit entfernt von allem Schein,
Nur, in der Wesen Tiefe trachtet."
Es liegt mir natürlich so fern als möglich, mit dieser Deutung sagen zu wollen, der Erdgeist "bedeute" die intuitive Wirklichkeitserkenntnis oder sonst etwas dergleichen. Nur das will ich ja behaupten, daß im Kopfe des ersten unter allen Schöpfern an der Wortkunst nicht nur gelegentlich, sondern auch bei der Konzeption seines Hauptwerkes der Gedanke von der Wertlosigkeit der menschlichen Sprache und der menschlichen Erkenntnis aufblitzte, sogar schon von der Wertlosigkeit der Sprache für die Erkenntnis.

Das Verhältnis von Haß und Liebe gegen die Sprache geht charakteristisch durch GOETHEs ganze lange Lebensarbeit. In der geilen Vollkraft seiner dichterischen Jugend denkt er über den Wert der Sprache anders als in der Zeit seines unfehlbaren Alters; aber der Zweifel blitzt immer auf.

In dem kleinen Gedichte "Die Sprache" erklärt er es für gleichgültig, ob eine Sprache arm oder reich sei. Einer vergrabenen Urne Bauch sei nicht reich, ein Schwert im Arsenal nicht stark. Ergreifen müsse man Gold oder Schwert und über Nachbarn Ruhm erwerben. Das klingt anders, als was er zwanzig Jahre später vom schlechtesten Stoffe schrieb. Doch zu Anfang der siebziger Jahre, in welche dieses Gedicht fällt, ist auch der Urfaust entstanden, wo der Hohn auf die Sprache als Erkenntniswerkzeug am stärksten klingt. Da steht schon das GOETHEsche Bekenntnis: "Gefühl ist alles. Name ist Schall und Rauch, umnebelnd Himmelsglut". Da steht in der ersten kräftigen Fassung:
"Wer will was Lebigs erkennen und beschreiben,
Muß erst den Geist herauser treiben,
Dann hat er die Teil in seiner Hand.
Fehlt leider nur das geistlich Band.
Encheiresin naturae nennt's die Chimie!
Bohrts ich selbst einen Esel und weiß nicht wie."
Hier hören wir überall den Himmelsstürmer GOETHE, der eigentlich zwischen Poesie und Wissenschaft gar nicht unterscheidet und der nun in der Verzweiflung an der Sprache seinen Schmerz darüber hinausschreit, daß wir so gar nichts wissen können. Zwischendurch fühlt er sich wieder ganz und nur als Poet, sieht sich hoch über den Armen, die in ihrer Qual verstummen müssen, während ihm ein Gott gab zu sagen, was er leidet. Die Verse aber über den schlechtesten Stoff gehören schon den Jahren an, wo GOETHE angefangen hatte, der beschauliche Geist zu werden, als welchen wir den Greis bewundern. 1790 schloß er mit der Ausgabe seiner gesammelten Schriften seine rein dichterische Jugend; 1790 begann er sein erkenntnis-theoretisches Lebenswerk, die Farbenlehre, und schrieb er sein wissenschaftliches Geniebuch, die Metamorphose der Pflanzen. In dem gleichen Jahre sind die venetianischen Epigramme entstanden, und der erste Teil des Faust wird veröffentlicht.
Wieder zwanzig Jahre später gibt GOETHE seine Farbenlehre heraus und kann da in ihren tiefgründigen Teilen nicht umhin, an das ewige Problem der Sprache heranzutreten. Er wäre nicht GOETHE gewesen, der freieste Geist, wenn er sich nicht einmal ungefähr die Frage gestellt hätte: Was ist mein Handwerkszeug wohl wert? Ist die Wahrheit mitteilbar, sagbar, denkbar? So deutlich wird dem Spinozisten das Problem wohl nicht, aber er kommt der Frage erstaunlich nahe; und sehr merkwürdig ist die Veranlassung.
GOETHE will den Begriff der Polarisation vom Licht auf die Farbe übertragen, er will also das tun, worin aller Fortschritt in der sogenannten Erkenntnis erfolgt, er will ein Wort durch metaphorische Anwendung wachsen lassen. Vor ihm haben es alle Forscher getan, er selbst hat es unbefangen geübt, als er das Bild von der Metamorphose der Pflanzen schuf: da, inmitten der Farbenlehre kommt ihm zuerst ein Bedenken, er erschrickt instinktiv über das Unvermögen der Sprache und schreibt darüber (Farbenlehre, didaktischer Teil, §§ 751-757):
"Man bedenkt niemals genug, daß eine Sprache eigentlich nur symbolisch, nur bildlich sei und die Gegenstände niemals unmittelbar, sondern nur im Wiederscheine ausdrücke. Dieses ist besonders der Fall, wenn von Wesen die Rede ist, welche an die Erfahrung nur herantreten und die man mehr Tätigkeiten als Gegenstände nennen kann, dergleichen im Reiche der Naturlehre immerfort in Bewegung sind. Sie lassen sich nicht festhalten, und doch soll man von ihnen reden; man sucht alle Arten von Formeln auf, um ihnen wenigstens gleichnisweise beizukommen." Etwas oberflächlich geht er über die ihm eigentlich widerwärtigen metaphysischen, mathematischen und mechanischen Formeln hinweg. "Dagegen erscheinen die moralischen Formeln, welche freilich zartere Verhältnisse ausdrücken, als bloße Gleichnisse und verlieren sich dann auch wohl zuletzt im Spiele des Witzes." Und dennoch: "hielte man sich von Einseitigkeit frei und faßte einen lebendigen Sinn in einen lebendigen Ausdruck, so ließe sich manches Erfreuliche mitteilen. Jedoch, wie schwer ist es, das Zeichen nicht an die Stelle der Sache zu setzen, das Wesen immer lebendig vor sich zu haben und es nicht durch das Wort zu töten!"
GOETHE denkt an die Farben, welche schon seit LOCKE oder vielmehr seit DESCARTES als etwas Unwirkliches, als etwas an den Gegenständen, also als etwas Bewegtes erkannt worden waren. Hätte GOETHE Abstraktionen nicht so sehr gescheut, er hätte in dieser Gedankenfolge bestimmter erkennen müssen, daß sein Satz von der ganzen Wirklichkeitswelt gelte, daß alles nur Tätigkeit oder Bewegung sei, daß "alles fließe", daß sein Apercu [geistreiche Bemerkung - wp] also den Kern der Sache treffe.

Wieder zwanzig Jahre später, da GOETHE an SULPIZ BOISSÉRE über seine Farbenlehre schreibt, kommt er (wenige Wochen vor seinem Tode) zu dem gewaltigen Satze:
"Das Einfache verbirgt sich im Mannigfaltigen, und da ist's, wo bei mir der Glaube eintritt,  der nicht der Anfang, sondern das Ende alles Wissens ist." 
Nach all dem darf ich wohl GOETHE als einen klassischen Zeugen für meine Sätze ansprechen und soll mich nicht wundern, wenn ich auch den Gipfel der Skepsis, daß es nämlich in der Geschichte des Menschengeistes immer nur sichere Beobachtungen, Apercus gebe, nicht aber Gesetze, Urteile, Sätze, wenn ich diese Lehre als Resignationsstimmung bei ihm mehrfach ausgesprochen finde.

In dem schönen 8. Abschnitt der Abhandlung über den Zwischenkieferknochen sagt er (und ich setze die ganze Stelle hierher):
"Ein ...  Apercu,  ein solches Gewahrwerden, Auffassen, Vorstellen, Begriff, Idee, wie man es nennen mag,  behält immerfort,  man gebärde sich wie man will,  eine esoterische Eigenschaft;  im ganzen läßt sich's aussprechen, aber nicht beweisen, im einzelnen läßt sich's wohl vorzeigen, doch bringt man es nicht rund und fertig. Auch würden zwei Personen, die sich von dem Gedanken durchdrungen hätten, doch über die Anwendung desselben im einzelnen sich schwerlich vereinigen; ja, um weiter zu gehen, dürfen wir behaupten, daß der einzelne, einsame, stille Beobachter und Naturfreund mit sich selbst nicht immer einig bleibt und einen Tag um den anderen klarer oder dunkler sich zu dem problematischen Gegenstande verhält, je nachdem sich die Geisteskraft reiner und vollkommener dabei hervortun kann."
In der "Geschichte der Farbenlehre" aber, wo er von GALILEI spricht, sagt er es unpersönlich und allgemein:
"Alles kommt in der Wissenschaft auf das an, was man ein Apercu nennt, auf ein Gewahrwerden dessen, was eigentlich den Erscheinungen zu Grunde liegt."
Es würde ein Buch geben, wollte ich GOETHE als Zeugen für die Sprachkritik alles wiederholen lassen, was er jemals darüber gesagt hat; zum Schlusse dieser Abschweifung will ich mich aber noch auf zwei Stellen berufen, die doch zu bedeutend sind, um übergangen werden zu können.

Er schreibt 1786 von Venedig (ursprünglich an Frau von STEIN):
"So ist denn auch, Gott sei Dank, Venedig mir kein bloßes Wort mehr, kein hohler Name, der mich so oft,  mich, den Todfeind von Wortschällen,  geängstigt hat."
In Dichtung und Wahrheit (12. Buch) nennt er als das Prinzip, auf welches die sämtlichen Äußerungen HAMANNs sich zurückführen lassen, dieses:
"Alles, was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch Tat oder Wort oder sonst hervorgebracht, muß aus sämtlichen vereinigten Kräften entspringen; alles Vereinzelte ist verwerflich."
Das sei eine herrliche Maxime, aber schwer zu befolgen. Denn, so fügt GOETHE hinzu: Von Leben und Kunst mag sie freilich gelten, bei jeder Überlieferung durchs Wort hingegen, die nicht gerade poetisch ist, findet sich eine große Schwierigkeit; denn das Wort muß sich ablösen, es muß sich vereinzeln, um etwas zu sagen, zu bedeuten. Der Mensch, indem er spricht, muß für den Augenblick einseitig werden; es gibt keine Mitteilung, keine Lehre ohne Sonderung. Da nun aber HAMANN ein für allemal dieser Trennung widerstrebte und, wie er in dieser Einheit empfand, imaginierte, dachte, so auch sprechen wollte und das Gleiche von anderen verlangte, so trat er mit seinem eigenen Stil und mit allem, was die anderen hervorbringen konnten, in Widerstreit." So viel von GOETHE, und doch zu wenig.
rückerLITERATUR - Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache I,
Zur Sprache und Psychologie, Stuttgart/Berlin 1906